Die Vorstellung von Trainer Lucien Favre – Eine seltsame Veranstaltung
Nun ist es offiziell, seit gestern übernimmt Trainer Lucien Favre das Traineramt bei Borussia Dortmund. Doch die BVB-Pressekonferenz im Westfalenstadion lässt einen zwiespältigen Eindruck zurück. Hoffentlich kein schlechte Omen
Pünktlich um 13:30 Uhr betrat Geschäftsführer Aki Watzke, Trainer Lucien Favre und Sportmanager Michael Zorc das Podium im Westfalenstadion. Die zahlreichen Pressevertreter, wohl hauptsächlich Foto und Film, nutzen das für ein Blitzlichtgewitter, welches man eigentlich nur bei Popstars her kennt. Als sich das endlich beruhigt hatte (der größte Anteil an dieser PK), übernahm Geschäftsführer Aki Watzke das Wort.
Er meinte, dass dies ein guter Tag wäre (wohl nicht nur wegen des heißen Kaffees), denn endlich habe man Lucien Favre nach mehreren vergeblichen Anläufe nach Dortmund geholt. Der Schweizer war bereits in der letzten Saison der Wunschkandidat, allerdings konnte man sich mit seinem damaligen Verein nicht einigen. Trotzdem warnt Watzke davor, Lucien Favre nicht mit unrealistischen Erwartungen zu erdrückend. Zwar sei man weiterhin ambitioniert, trotzdem bleibt die Qualifikation zur Champions League erneut das Ziel. Weiterhin gab er zu bedenken, dass dieser Umbruch (oder auch Neustart) länger als eine Transferperiode dauern könnte.
Im Anschluss stellte Sportmanager Michael Zorc das neue Trainerteam neben Lucien Favre vor: Die Co-Trainer sind Edin Terzic und Manfred Stefes. Der Nachfolger von Teddy de Beer ist Matthias Kleinsteiber. Der 61jährige Lucien Favre stammt aus dem schweizerischen Saint-Barthélemy. Als Spieler war er bei FC Lausanne, Neuchâtel Xamax, Servette Genf und FC Toulouse. Außerdem war er 24facher Nationalspieler der Schweiz (1 Tor). Seit 1991 war er dann zunächst Trainer bei FC Echallens, Yverdon-Sport FC, Servette Genf und FC Zürich. 2007 kam er dann in die Bundesliga und war drei Jahre bei Hertha BSC Cheftrainer. Nach einer zweijährigen Pause übernahm er dann den Job in Mönchengladbach und führte in den vier Jahren den Verein in die Champions League. Nach einer Niederlagenserie trat er dann zurück und wechselte ein Jahr später zu OGC Nizza. Der 35jährige Edin Terzic war bis November 2017 Co-Trainer von Slaven Bilic bei West Ham United und hat eine BVB-Vergangenheit. Bis 2013 war er sowohl als Jugendtrainer als auch als Scout beim BVB, bevor er zwei Jahre lang Co-Trainer bei Besiktas Instanbul war und danach in den Premier League wechselte. Da er aus dem sauerländischen Menden (30 km von Dortmund entfernt) stammt, dürfte sein Herz wohl richtig gefärbt sein.
Zweiter Co-Trainer wird der 51jährige Manfred Stefes. Der Trainer aus Korschenbroich war Spieler bei Gladbach, Düsseldorf und Germania Teveren, bevor er Trainer wurde. Neben seiner fast zwanzigjährigen Co-Trainer-Tätigkeit bei Gladbach und Duisburg hat er auch als Trainer die zweiten Mannschaften dort betreut. Seit Januar 2017 hatte er in Gladbach das Nachwuchszentrum betreut und wechselte nun nach Dortmund. Der 40jährige Matthias Kleinsteiber kam aus der Jugend von Rot-Weiß Erfurt zum BVB und lief als Torwart die U17 und U19 durch, bevor er dann die Nummer 1 bei den BVB-Amateuren wurde. Nach dem er 2001 zu Rot-Weiß Oberhausen wechselte, endete der vertrag schon ein halbes Jahr später und er blieb 1 ½ Jahre Vereinslos, bevor er dann wieder nach BVB II zurückkam. Bereits 2005 musste er aus gesundheitlichen Gründen die Karriere an den Nagel hängen und wurde beim BVB zuerst Torwarttrainer (Im Jugend- und Amateurbereich) und übernahm später zusammen mit seiner Frau die Betreuung des BVB-Jugendhauses. Seit 2017 war er dann auch 2. Torwarttrainer der BVB-Profis. Die restlichen Betreuungsmitarbeiter wie Mannschaftsarzt, Athletikcoach und Physiotherapeuten bleiben unverändert. Zum neuen Trainer erklärte Zorc, dass man schon häufiger Kontakt zu ihm hatte. Favre arbeitet gerne mit jungen Spielern zusammen und hat in seinen Mannschaften immer eine klare Struktur gehabt. Er freue sich auf die Zusammenarbeit mit dem Schweizer.
Im Anschluss kam dann der neue Trainer zu Wort. Er freue sich auf diese Herausforderung und diese spannende Aufgabe. Er habe immer Kontakt zum BVB gehabt und wenn Borussia Dortmund anfragt, kann man natürlich nicht absagen. „Wir wollen intelligent spielen und beherrschen. Wir müssen intelligent die Lücke nach vorne finden und sehr, sehr hoch stehen. Und wir müssen auch kontern, das ist wichtig. Eine Mannschaft, die nicht kontern kann, ist keine große Mannschaft. Natürlich wird das seine Zeit brauchen - das kommt nicht in einer Woche oder einem Monat.“ Auf die Frage, ob er Kontakt zu Reus hatte, verneinte er dies. Zum Thema Kadergröße sagte man nichts, aber Zorc antwortete vielsagend: „Wir sind uns einig, dass ein kleinerer Kader wünschenswert wäre.“ Auch das Thema Stürmer blockte man ab. Lucien Favre dazu: „Wir diskutieren jeden Tag miteinander. Als Trainer muss man sich adaptieren, weil es manchmal nicht möglich ist. Das ist kein Problem.„ Auch in der „Elefantenrunde“ mit Watzke, Sammer, Kehl und Zorc war Favre schon mehrfach zu Gast und man berät das weitere Vorgehen. Dann war bereits nach 20 Minuten Schluss.
Auffällig bei dieser Pressekonferenz war weniger die ausweichenden und meist kurzen Antworten der BVB-Funktionären, sondern eher die Lustlosigkeit der versammelten Presse (Die Räumlichkeit war sehr gut gefüllt). Da kommt ein neuer Trainer zum zweitgrößten, deutschen Verein und die anwesenden Journalisten schaffen es fünf Fragen zu stellen. Da war selbst bei Pressekonferenzen in der Vergangenheit, wo gerade mal ein Sponsor vorgestellt wurde, mehr los. Waren die anwesenden Journalisten noch im Urlaubsmodus oder war in der Currywurst, die man dort angeboten hat, vielleicht Schlafpulver enthalten? Auf jeden Fall war diese Veranstaltung etwas seltsam. Bleibt zu hoffen, dass dies nicht ein schlechte Omen für die neue Saison ist.