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...Tony Wilkins: Wieso sind Sie mit dem Rad von Portsmouth zum Westfalenstadion gefahren, Herr Wilkins?

18.10.2018, 10:34 Uhr von:  dembo
...Tony Wilkins: Wieso sind Sie mit dem Rad von Portsmouth zum Westfalenstadion gefahren, Herr Wilkins?

Eine Radtour von Portsmouth zum Westfalenstadion. 800 Kilometer für den guten Zweck. Vier Engländer vom Sunday League Club AFC Prospect Rangers machten sich im August auf die weite Reise und erlebten ein unvergleichliches Abenteuer.

Die Lokalzeitung berichtet über die Vorbereitungen.

Dietfried Dembowski konnte nun exklusiv mit Tony Wilkins sprechen. Wieso sie nach Dortmund fuhren, wieso das Vereinswappen der Rangers dem der Dortmunder Borussia gleicht und welches Spiel sie gesehen haben, das verrät der 55-jährige Engländer im Exklusiv-Interview

Hallo, Herr Tony Wilkins. Haben Sie sich wieder erholt?

Hallo, Herr Dembowski! Alles gut. Es geht wieder. Was ein Abenteuer.

Sie und drei Mistreiter -- Jon Crowley, Ryan Tout und Tom Cross -- sind rund 800 Kilometer mit dem Fahrrad gefahren. Von Portsmouth zum Westfalenstadion. Wie kommt man auf so eine Idee?

Alle von uns sind beim Sunday League Club AFC Prospect Farm Rangers. Eines Abends saßen Jon und ich zusammen und überlegten, was wir für eine Charity-Aktion starten könnten. Wir warfen ein paar Ideen in den Raum. Irgendwann kamen wir auf eine Radtour. Vielleicht 50 Meilen oder so.

Von Portsmouth nach Dortmund sind es 500 Meilen, nicht 50 Meilen, Herr Wilkins!

Jon und ich hatten nicht einmal ein Rad. Ich war seit 25 Jahren nicht gefahren. Meine Frau Allison sah da kein Problem. „Kauf Dir halt eins“, hat sie mir gesagt. Also war es kein Problem mehr. Wir haben erst überlegt, ob wir nach Leeds fahren sollen. Das ist die Partnerstadt von Dortmund. Ich habe dann gesagt: Lass uns nach Dortmund fahren. Jon lachte hysterisch. 10 Minuten. Dann sagte er: „Wieso eigentlich nicht?“ Das war das.

Stop! Wir müssen ein paar Dinge klären. Too much information. Wieso Dortmund?

Wir haben unseren Verein AFC Prospect Farm Rangers 2016 gegründet. Ein Auffangbecken für Jungs, die von anderen Vereinen abgelehnt wurden. Wir wollten spielen. Wir sind jetzt in der dritten Saison, sind einmal aufgestiegen, der Kader hat sich nicht verändert und wir sind alles Freunde, eine Familie. Der Verein hat die Dortmunder Vereinsfarben, das Logo haben wir an das BVB-Logo angelehnt.

Aber wieso Dortmund?

Als Dortmund 1997 gegen das übermächtige Juventus im Finale der Champions League antrat, saß ich vorm Fernseher. Der BVB war Außenseiter. Mein Herz schlug an diesem Tag für den Außenseiter. Und hier bin ich 21 Jahre später. Immer noch Dortmund-Fan und gerade war ich im Westfalenstadion.

Verrückt. Auf Ihrer Tour nach Dortmund nahmen Sie 5.000 GBP für gute Zwecke ein. Wofür?

Das Geld geht an eine lokale Alzheimer-Gesellschaft, die wir als Verein unterstützen. Dann noch an den Grassroots Trust über den wir mit dem Klub drei siebenjährige Kinder in Mbeya, Tansania unterstützen.

Fantastisch.

Das ist unser Verein. Wir stehen alle dahinter. Wir haben so viel Unterstützung erfahren.

Wieviel Zeit hatten Sie für die Planung?

Fünf Wochen. Erst waren es nur Jon und ich, später stießen Ryan Tout und Tom Cross hinzu. Ich war ja länger kein Rad gefahren. Wir trainierten. Meist morgens um halb fünf, noch vor der Arbeit. Dreimal die Woche. Ein Fitnesscenter in Portsmouth ließ uns umsonst trainieren. Alles gut. Wir wollten 1.000 GBP erfahren. Das war unsere Marke. Das wollten wir erreichen. Wir kümmerten uns um Sponsoren. Wir hatten ja keine Ahnung.

Angekommen auf der Dortmunder Bank: Tom Cross, Ryan Tout, Tony Wilkins und Jon Crowley

Und am 22. August ging es dann los.

Genau. Fünf Länder, vier Tage, ein Begleitauto, null Probleme. Von Portsmouth zum Westfalenstadion. Wir waren pünktlich da.

Wie hat Ihnen das Leipzig-Spiel gefallen?

Das Leipzig-Spiel? Nein! Wir haben eine Stadiontour gemacht.

Eine Stadiontour? Sie fahren 800 Kilometer mit dem Rad und machen eine Stadiontour?

Das war unsere Belohnung. Wir wollten die Tour eigentlich sonntags machen. Aber da spielte der BVB im ersten Ligaspiel. Also haben wir unsere Tour verkürzt. Auf vier Tage. Erst nach Dover, mit der Fähre nach Dünkirchen, bis nach Gent. Dann nach Valkenswaard in den Niederlanden. Am nächsten Morgen sind wir um 4.30 Uhr los. Wir waren für die Stadiontour um 18 Uhr angemeldet. Um 17.30 Uhr sind wir angekommen. War knapp, hat geklappt. Super.

Aber wieso waren Sie nicht beim Spiel gegen Leipzig. Weniger Stress und ein volles Haus?

Wir haben dem Verein ein paar Mal geschrieben und gefragt, wie wir an Tickets kommen. Darauf haben wir leider keine Antwort erhalten. Kein Problem. Natürlich: Teil der Gelben Wand zu sein, das wäre ein perfekter Abschluss für unserer Abenteuer gewesen. Aber das Westfalenstadion war auch so unglaublich. Zwei Stunden, die ich nie vergessen werden. Wir haben alle unsere Vereinsfarben, also die Dortmunder Vereinsfarben getragen. Nur mit unserem Logo. Und ein paar Blicke abbekommen. Vielleicht weil die Leute neugierig waren oder weil wir ein wenig durchschwitzt waren nach 14 Stunden auf dem Rad. Waren aber alle nett. Später habe ich mich noch im Fanshop eingedeckt. Der Partykeller sieht jetzt noch besser aus.

Sind Sie auch mit dem Rad zurückgefahren?

Ach, hören Sie doch auf. War das kompliziert. Jon ist mit dem Begleitwagen zurück. Den hat sein Schwiegervater Ed Savoury gefahren. Wir wollten mit dem Zug zurück.

Mit dem Zug. Ich ahne, was jetzt kommt.

Wir hatten alles geplant. Die Tickets für die Räder haben wir nachgelöst. Hatte uns ja keiner erzählt, dass man in Europa eigene Tickets braucht.

Noch ahnen sie nichts von der beschwerlichen Rückreise.

Klingt unproblematisch.

Ja. Leider wussten wir nicht, dass in manchen Zügen überhaupt keine Räder transportiert werden. Wenn ich mich richtig erinnere, erzählten sie da was von einem Zug namens „ICE“ und dass es da nicht möglich sei. Die Fahrt nach Dünkirchen verlängerte sich. Wir würden unsere Fähre verpassen.

Sie sind dann aber nach Hause gekommen?

Meine Frau hat die Fähre umgebucht. Die lief dann in Dover aber nicht in den Hafen ein. Wir haben den letzten Zug nach Portsmouth um 2 Minuten verpasst. Jon war schon längst zuhause. Allison, meine Frau, hat uns gerettet. Sie hat uns in der Nähe des Bahnhofs ein Hotel gebucht. Am nächsten Morgen sind wird um 5:30 Uhr mit der Bahn los, waren um 9:45 Uhr in Portsmouth.

Und jetzt?

Jetzt haben wir bereits eine neue Idee im Köcher. Die Vereinsmitglieder halten uns schon für komplett verrückt. Hahahahaha. Vielleicht stimmt das auch.

Herr Wilkins. Vielen Dank für das Gespräch!

Überhaupt kein Problem! Eine Sache noch: Vielleicht findet sich in Dortmund ein Verein, der mal gegen uns spielen will? Der ähnlich groß ist wie wir, der sich mal mit uns austauschen will. Sie kennen da doch Leute.

Das wäre übertrieben.

Probieren Sie es!

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