Spielbericht Profis

​Pogo in Freiburg

26.02.2017, 16:09 Uhr von:  Redaktion

Runder Auftritt an der Dreisam

Es waren keine einfachen Wochen gewesen für die Borussia und ihre Fans. Gesperrte Süd, unglücklich (Lissabon) und unglaublich peinlich verdient (Darmstadt) verlorene Spiele, zahlreiche Verhaftungen und Stadionverbote nach den Vorfällen gegen RaBa und dem Hooligan-Bus voll Pyrotechnik. Gefühlt hat man sich in Dortmund daher etwas in eine Wagenburg zurückgezogen, in ein „wir gegen den Rest der Welt“, in der zumindest das Verhältnis zwischen Mannschaft, Verein und Fans wieder enger geworden ist.

Das Spiel in Freiburg kam da gerade recht. Schön weit weg, im friedlichen Breisgau, ohne Kommerzverein, ohne die Hooligans und daher auch irgendwie ohne Sorgen. Die Reise verlief jedenfalls bemerkenswert störungsfrei und so standen schon zwei Stunden vor Spielbeginn die meisten Borussen in der abgesperrten, aber sonnenbeschienenen Zone vor dem Stadion. Wie immer waren ein paar betrunken, ein paar fröhlich, ein paar etwas angeschlagen von der langen Fahrt, aber alle guter Dinge. Der Gästeblock in Freiburg war natürlich nicht besser geworden, dennoch war die Stimmung von Anfang an gut. Und auch die Mannschaft kam einmal zu einem Auswärtsspiel bei einem „Kleinen“ nicht mit der darmstädtischen „kein-Bock“-Attitüde auf den Platz. Ganz im Gegenteil.

RBL ist weiterhin Thema in den FankurvenEs war gerade erst angepfiffen, da hatte sich Reus schon erfolgreich in einen langen Ball vom Torhüter geworfen und es brauchte drei Verteidiger und ihre in den Weg geworfenen Körper, um zu verhindern, dass der Ball nicht bereits nach wenigen Sekunden im Tor der Freiburger lag. Und so ging es dann auch weiter. Während sich der Gästeblock, angetrieben vom schönen Wetter und der Energie des völlig hyperaktiven Vorsängers, in eine Art Rausch sang und schon während der ersten Halbzeit die Hälfte des Stehblocks nur noch in Ekstase am Rumhüpfen, Rumalbern und Fahnenschwenken war, feuerte die Mannschaft auf das Freiburger Tor als gäbe es kein Morgen.

Durm stand dabei ein ums andere Mal so frei auf der rechten Außenseite, dass die Mannschaftskollegen nach 20 Minuten nur noch blind den Ball ungefähr in seine Richtung spielten und daraus jedes Mal ein gefährlicher Angriff entstand. Entweder hatte Durm einen hogwartschen Tarnumhang an oder aber er hat seit zwei Wochen nicht geduscht. Anders ist schlicht nicht zu erklären, dass die Gegenspieler konsequent 20 Meter Mindestabstand einhielten. Das änderte sich erst, als Streich in der 24. (!) Minute zum ersten Mal auswechselte. Da hatte es allerdings bereits geklingelt.

Sokratis bejubelt den Führungstreffer

In der 13. Minute hatte Sokratis einen sehr gut getretenen Guerreiro-Freistoß aus dem Halbfeld humorlos (hahaha) eingenickt. Und im Gästeblock gings in einer unglaublichen Lautstärke weiter: „Forza BVB, schwarz und gelb allez“. Tatsächlich wurde die ganze erste Halbzeit gerade mal drei verschiedene Lieder gesungen, die aber dafür mit einer derartigen Inbrunst, dass es auch einfach schade gewesen wäre, sie zu unterbrechen. Die einzigen kurzen Unterbrechungen waren dem Raunen geschuldet, wenn die Mannschaft mal wieder eine ihrer hochkarätigen Chancen vergeben hatte. Freiburg hatte in der ersten Halbzeit kaum einmal die gegnerische Hälfte aus der Nähe gesehen, geschweige denn eine Torchance erspielt. Das einzig Positive für die Gastgeber war dann auch die Tatsache, dass sie nicht schon lange uneinholbar in Rückstand lagen.

Im Gästeblock hingegen ging die Party über die Pause hinaus weiter. Gleich nach Wiederanpfiff standen sich unten auf dem flachen Stück am Spielfeldrand zwei „Gruppen“ gegenüber, die zu einem lauten „Dortmund ist 'ne schöne Stadt, da lässt es sich gut leben“ freudig aufeinander zustürmten und der ganze Gästeblock versank im ausgelassenen Chaos. Auch die Mannschaft zeigte keine Anzeichen dafür, die Zügel in der zweiten Hälfte locker zu lassen. Es dauerte zehn Minuten, ehe Reus seinen Gegenspieler mit einem Tunnel im Strafraum stehen ließ, wie die athletischen Jungs früher im Turnunterricht den Dicken, und aus zwei Meter Torentfernung noch

Reus gegen Kübler

die Übersicht (oder Überheblichkeit) hatte, den Ball in die Mitte zu Aubameyang zu spielen, der nun wirklich keine Chance mehr hatte, aus der Entfernung das Tor zu verpassen. Das war der Moment, um mal kurz durchzuatmen. Dadurch erspielte sich Freiburg tatsächlich die ersten beiden größeren Chancen in diesem Spiel. Es sollten die einzigen bleiben. In der 70. Minute war dann aber endgültig Schicht im Schacht. Dembélé, nebst Reus der beste Mann auf dem Platz, mit einem Traumpass auf Durm, der wie schon Reus eine Viertelstunde vorher, vor dem leeren Tor noch das Bedürfnis verspürte, Aubameyang den Ball zuzuspielen. Wiederum hatte der Gabuner einfach keine Möglichkeit mehr, das Tor zu verfehlen und es stand 3:0.

Spätestens jetzt war alles entschieden, zumal der BVB auch weiterhin völlig überlegen war und am Ende 25 Chancen herausgespielt hatte, sodass die Freiburger am Ende vor allem froh sein konnten, dass es kein Bayern-Hamburg Resultat geworden war.

Im Gästeblock reihte sich in der zweiten Halbzeit Pogo an Pogo, so ausgelassen, laut und feucht-fröhlich war es schon lange nicht mehr gewesen und alle Borussen machten sich mit einem Strahlen im Gesicht und einem lauten „Borussia Dortmund, du bist unsere Droge“ auf den langen Weg nach Hause. Ein perfekter Tag!

Jubel um Pierre-Emerick Aubameyang

In eigener Sache – und weil ich es versprochen habe – möchte ich an dieser Stelle noch einen Gruß an Chris loswerden. Nicht alle Fußballfans sind Hooligans. Gut, dass wir das besprochen haben. ;)

Statistik

Sportclub Freiburg: Schwolow – Kübler (85. Ignjovski), Torrejon, Söyüncü, Günter – Bulut (24. Kempf), Frantz, Höfler, Grifo – Petersen (64. Niederlechner), Philipp

Borussia Dortmund: Bürki – Piszczek, Sokratis, Bartra – Durm, Weigl, Castro, Guerreiro – Dembélé (76. Kagawa), Aubameyang (82. Schürrle), Reus (82. Pulisic)

Tore: 0:1 Sokratis (13., Freistoß Guerreiro), 0:2 Aubameyang (55., Reus), 0:3 Aubameyang (70., Durm)

Schiedsrichter: Siebert (Berlin)

Zuschauer: 24.000 (ausverkauft)

Nadja, 26.02.2017

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