Im Gespräch mit...

...Philipp Degen (Teil 2): "Damit wieder das Spektakel ins Westfalenstadion heimkehrt"

23.08.2017, 17:57 Uhr von:  Larissa Seb
...Philipp Degen (Teil 2): "Damit wieder das Spektakel ins Westfalenstadion heimkehrt"
Im Gespräch mit Philipp Degen

Im zweiten Teil des Interviews mit Philipp Degen spricht er über seinen aktuellen Job, die Beraterbranche, den Anschlag auf den BVB und seine Saisonerwartungen.

Im ersten Teil des Interviews mit Philipp Degen haben wir mit ihm über seine Zeit beim BVB und verschiedene Trainertypen gesprochen.

schwatzgelb.de: Bei Dir waren diese "12-15 Jahre Karriere" letzten Sommer vorbei. Was ist jetzt der Schwerpunkt Deiner beruflichen Tätigkeit?

Im Gespräch mit Philipp Degen

Philipp Degen: Ich habe jetzt eine Managementagentur, SBE, Sport Business Entertainment. Wieso? Weil ich mir gesagt habe, ich gehe jetzt ins Beraterbusiness, weil dort viel zu wenig Qualität vorhanden ist. Das habe ich selbst erlebt. Was meine ich mit Qualität? Es gibt zu wenig Berater, die wissen, wovon sie reden. Die können Verträge verhandeln, aber die haben nie selbst auf dem Platz gestanden, wissen also nicht, wie sich ein Spieler fühlt. Darüber hinaus habe ich gesagt, dass ich aus einem Spieler das Maximum herausholen will, auf allen Ebenen. Dafür braucht man ein Team und dafür braucht man verschiedene Charaktere, verschiedene Menschen, verschiedene Skills. Was wir bieten wollen, ist, dass wir uns qualitativ von anderen abheben und nicht quantitativ. Das ist unser Ansatz. Wir wollen den Menschen in den Mittelpunkt stellen. Der Spieler soll Mensch bleiben, egal wie erfolgreich er ist. Das ist mir sehr wichtig. Im Endeffekt ist auch wichtig, dass man einem Spieler auf einer fachlichen, menschlichen und sportlichen Art helfen kann. Das Leben und auch das Fußballerleben ist eine Achterbahn. Mal bist du oben und mal bist du unten. Wichtig ist, dass wir eine Basis, eine normale Basis hinbekommen und in den Extremen natürlich umso mehr da sind. Dann geht es um Vermarktung. Du kannst nicht jeden vermarkten, aber es geht in der heutigen Zeit zum Beispiel um Social Media. Wie trete ich auf? Wie stelle ich jemanden in der Öffentlichkeit dar? Das ist so wichtig in der heutigen Zeit, da wird viel versäumt. Viele Berater wollen einfach den Transfer machen und dann sind sie weg. Das ist in der heutigen Zeit fatal. Du musst den Menschen in den Mittelpunkt stellen. Du musst ihn warnen, du musst ihm helfen sich weiterzuentwickeln. Du musst die Karriere entwickeln, also nicht immer dort hingehen, wo es am meisten Geld gibt.

schwatzgelb.de: Der Fußball prägt also nach wie vor Deinen Alltag?

Philipp Degen: Ja, das kann man so sagen.

schwatzgelb.de: Wie viele Spiele schaust Du im Jahr?

Philipp Degen: Viele, sehr viele (lacht). Wir haben 15 Mitarbeiter, gute Mitarbeiter, zum Teil sehr gute Mitarbeiter. Der Hauptmarkt ist Deutschland, Schweiz und Österreich. 25 Spieler haben wir jetzt unter Vertrag und wir haben schon einige Deals gemacht oder besser gesagt, Spielern geholfen, eine große Karriere zu lancieren. Einer ist jetzt hier beim FC Zürich, ein ghanaischer Nationalspieler. Vor allem in Deutschland haben wir einige Spieler unter Vertrag.

schwatzgelb.de: Schaust Du die Spiele dann vorrangig im Fernsehen oder fliegst Du hin?

Philipp Degen: Zu denen ich hingehen kann, zu denen gehe ich auch. Ich kann nicht überall sein, aber irgendwer ist immer vor Ort. Zur Not schaue ich es im Fernsehen oder die Leute aus dem Backoffice stellen etwas zusammen.

schwatzgelb.de: In ganz Europa?

Philipp Degen: Wir sind in ganz Europa, ich bin im Network. Ich hatte immer ein großes Netzwerk, aber Hauptmarkt ist Deutschland, Schweiz, Österreich.

schwatzgelb.de: Du hattest eben schon ein bisschen erzählt, was Dir bei Deinen Klienten wichtig ist und Du hast in einem Interview mit Spox einmal gesagt: „Gier frisst Hirn.“ Wie viel Hirn wurde denn im Profifußball schon verfüttert?

Philipp Degen: Viel!

schwatzgelb.de: Zu viel?

Philipp Degen: (seufzt) Ihr könnt es Euch ja selbst vorstellen. Ich bin ein Verfechter davon, dass man auch Geld verdienen soll. Derjenige, der es verdient, der seriöse gute Arbeit leistet. Ich glaube, in der heutigen Zeit ist die Gier einfach bei vielen Leuten sehr, sehr ausgeprägt. Auch bei denen, die es nicht zugeben und die was anderes behaupten. Gier frisst Hirn. Das ist ein Sprichwort für mich, das spiegelt die Gesellschaft auch zum Teil heute wider.

schwatzgelb.de: Um das nochmal auf den Fußball zu beziehen: Wird gerade eine Schraube überdreht oder erschafft man eine Blase?

Im Gespräch mit Philipp Degen

Philipp Degen: Kann sein. Ich glaube, dass momentan zu viel bezahlt wird. Es kommt immer auf Angebot und Nachfrage an. Die Wirtschaft regelt es immer selbst. Natürlich sind das momentan horrende Summen. Ich dachte mal, Ronaldo wird der teuerste sein, aber das ist er ja nicht annähernd. Angebot und Nachfrage, das ist in der normalen Privatwirtschaft genau gleich, da wird ein Produkt einfach teurer. Das zahlt man dann oder nicht, der Markt regelt sich von alleine. Aber: Fußball ist der globale Weltsport, der Fußball bewegt Menschen, der Fußball bewegt Massen. Das soll auch so bleiben, das soll auch Sport bleiben. Wenn man sieht, wie viele Menschen am Wochenende oder auch unter der Woche bewegt werden, Fußball zu gucken, das ist ja Wahnsinn. Dann sind die Preise zum Teil auch realistisch, aber im Moment geistern ja ganz große Summen herum. Wenn es bezahlt wird, dann wird es bezahlt.

schwatzgelb.de: Hast Du das Buch „Football Leaks“ gelesen?

Philipp Degen: Ja, ich habe einen Teil gelesen. Vieles, aber nicht alles.

schwatzgelb.de: Wenn man sich das durchliest, dann bekommt man schon den Eindruck, dass die Beraterbranche total unseriös oder gierig ist. Hat Dich das schockiert oder hast Du das erwartet?

Philipp Degen: Ein paar Dinge haben mich zum Nachdenken gebracht. Ich wusste auch vorher schon ein paar Sachen. Es ist nicht so, dass ich jetzt komme und sage, wir sind besser. Aber wir gehen neue Wege. Ich würde als Ex-Profi brutal gegen meine Prinzipien und Regeln verstoßen, wenn ich jemals solche Dinge machen würde. Dann würde ich jegliche Regeln missachten, wie ich immer als Fußballer werden wollte oder hätte behandelt werden wollen. Genau das ist ein Grund, warum ich gesagt habe, als Ex-Profi weiß ich, was es braucht, um Dinge anders anzupacken. Wenn einer Gas gibt, dann soll er das Geld auch verdienen, aber auf einer ehrlichen, transparenten Basis. Das liegt mir am Herzen. Ich bin da hundertprozentig sicher, dass wir, also unsere Agentur, nicht in Football Leaks auftauchen werden.

schwatzgelb.de: Wie vermittelst Du das Deinen Klienten? Es gibt doch bestimmt Spieler, die sagen „dann gehe ich zu Raiola, der bringt mich für 100 Millionen bei Manchester United unter.“

Philipp Degen: Die Spieler unterschreiben alles mit. Alles! Auch, was ich verdiene. Die müssen alles mit unterschreiben.

schwatzgelb.de: Und wenn er zu Raiola gehen will?

Philipp Degen: Dann soll er gehen. Dann brauche ich ihn nicht. Ich habe mir etwas neben dem Fußball aufgebaut, damit ich eine finanzielle Unabhängigkeit habe. Ich brauche niemanden. Ich habe mich immer mit meinem Zwillingsbruder selbst durchgekämpft. Ich wäre der erste, wenn es darum geht, für etwas einzustehen, sich einzusetzen. Ich bin auch der erste, der abgeschossen wird. Aber ich gehe vorne weg. Der Spieler kann sich immer hinter uns verstecken, das muss er wissen. Ich scheue mich auch nicht davor, einen Spieler so zu vertreten, wie es sich gehört. Mit den passenden Argumenten, weil ich weiß, wovon ich spreche. Davon bin ich hundertprozentig überzeugt. Ob er sich dann einen anderen Berater sucht, ist mir egal. Von dem Moment an, wo ich anfange, mein Gehalt in den Vordergrund zu stellen, habe ich verloren. Das ist gegen meine Prinzipien, das muss ich klar sagen. Man sollte sich als Berater einen Schritt zurücknehmen. Es braucht einen Berater, es geht nicht ohne, aber es braucht die guten und die seriösen. Die dann aber auch da sind, wenn es darauf ankommt.

schwatzgelb.de: Heißt das im Umkehrschluss, Raiola arbeitet unseriös?

Philipp Degen: Das habe ich nicht gesagt. Ich rede nie von anderen schlecht. Mich interessieren andere nicht. Ich bin überzeugt davon, wie wir das machen. Das sind andere Ansätze. Wir sind auch keine One-Man-Show. Ethos, Dirk Schimmel und Team, die vermarkten exklusiv Helene Fischer, früher die Klitschkos, die haben das studiert und kommen aus einer ganz anderen Richtung. Wir formen Stars, wir formen die Menschen. Wir holen das Maximum aus dem Menschen. Und wenn er mal viel Geld hat, dann soll er in Unternehmen investieren, damit er finanziell unabhängig ist. Im Endeffekt gehört das auch zu einer Karriereplanung. Nicht nur Transfer und Kohle kassieren.

schwatzgelb.de: Müsste die Beraterbranche reguliert werden oder stärker reguliert werden? Es gibt ja bestimmte Obergrenzen…

Im Gespräch mit Philipp Degen

Philipp Degen: Die ist ja reguliert. Regulieren, was heißt das? Wie gesagt, Angebot und Nachfrage. Das Schlimmste, was man machen kann, ist zu sagen, sie müsste reguliert werden. Es gibt seriöse Berater, die machen ihre Arbeit jeden Tag zu 1000% und die sollen im Endeffekt auch so entlohnt werden. Sie ist ja reguliert. Klar, wenn es zum großen Transfer kommt, dann verdienst du auch mal ordentlich. Man müsste einen Hebel finden, um den Gierigen einen Riegel davorzuschieben. Aber Gier frisst Hirn, das wird es immer geben. Aber das ist auch die alte Garde, die seit 15 Jahren im Geschäft sind. Wir sind die Generation, die die Sprache der Fußballer spricht. Das ist nicht die Generation von Raiola, Jorge Mendes, Roger Wittmann. Das ist eine andere Generation, das kann man schon sagen.

schwatzgelb.de: Gibt es einen Spieler aus dem aktuellen BVB-Kader, den Du gerne beraten würdest?

Philipp Degen: Da nenne ich keine Namen. Der BVB hat in Deutschland mit die interessantesten Spieler, klar. Aber wir gehen das anders an. Wir wollen Menschen entwickeln. Viele Spieler sehen gewisse Dinge noch gar nicht. Das ist immer schwierig für einen Fußballer, ich kenne das ja selber. Jeder Spieler sollte im Leben mal was anderes gemacht haben als Fußball spielen, sage ich immer.

schwatzgelb.de: Um es ein bisschen zu generalisieren, würdest Du Dir eher einen Jugendspieler oder jüngeren Spieler aussuchen als einen gestandenen Star?

Philipp Degen: Das kommt darauf an. Mit dem Setup, das wir haben, können wir allen helfen. Wir haben mit dem „FC Selfie“ einen starken Kooperationspartner zum Thema Social Media. Wir wollen den Jungs helfen, professionell ihr Brand zu stärken, ihre Marke aufzubauen. Es wird in den sozialen Netzwerken alles von den Medien gescreent. Du solltest da keinen Skandal haben. Da passen wir auf. Die Medien helfen dir nicht, die holen das aber irgendwann aus der Schublade.

schwatzgelb.de: Hast Du noch Kontakt zu ehemaligen Mitspielern?

Philipp Degen: Ja, Roman Weidenfeller ist ein guter Freund. Nuri ist noch da. Gonzalo Castro kenne ich auch. Und Roman Bürki natürlich.

schwatzgelb.de: Im April gab es den Anschlag auf die Mannschaft. War es richtig, am nächsten Tag zu spielen?

Philipp Degen: Der eine sagt „Nein“, der andere „Ja“. Da ging es um Leben und Tod. Das Schlimmste wäre aber, wenn wir uns überall verkriechen, egal was passiert. Wenn jetzt einer umgekommen wäre oder schwerer verletzt, dann hätte man es sich ernsthaft überlegen müssen. Ich habe Mühe damit, wenn man versucht, sich vor solchen Menschen, die diese Dinge tun, zu verstecken und zu sagen: „Wir dürfen nicht mehr, wir dürfen nicht mehr.“ Dann darfst du ja gar nichts mehr tun, weil es überall gefährlich ist. Es ist fatal, dass im Sport solche Ereignisse plötzlich passieren. Das ist das Schlimmste, was es gibt. Ich verachte das. Es ist aber auch schwierig, darüber zu entscheiden, ob gespielt werden sollte oder nicht. Im Endeffekt müssen das die Spieler entscheiden, die Verantwortlichen. Ich glaube, Hans-Joachim Watzke hat einen super Job gemacht. Man soll sich nicht verkriechen. Klar, wenn sich alle Spieler dagegen ausgesprochen hätten, dann hätte das Spiel ausfallen müssen. Andererseits, was bringt dir das, zwei Wochen über die Vorfälle nachzudenken? Oder ob ich am nächsten Tag direkt wieder in den alten Modus gehe? Das begleitet dich auch in zwei Monaten noch oder in einem halben Jahr, egal, ob du gespielt hast oder nicht. Je schneller ich wieder in den Alltag komme, desto schneller vergesse ich das.

schwatzgelb.de: Die Frage ist ja, ob man die Geschehnisse sofort vergessen sollte oder erst aufarbeiten muss.

Im Gespräch mit Philipp Degen

Philipp Degen: Hast du Zeit im Leben, um aufzuarbeiten? Beispiel: Du hast eine Firma mit 100.000 Mitarbeitern. Dann passiert ein Anschlag. Willst du dann ein Jahr zu machen?

schwatzgelb.de: Nein, natürlich nicht. Aber in dem Bereich, wo die Mitarbeiter direkt betroffen waren, lassen sie sich doch erst mal krankschreiben und das muss man ihnen auch zugestehen und professionelle Hilfe an die Seite stellen.

Philipp Degen: Auf eine Art ja. Wer damit nicht klarkommt, den muss man rausnehmen. Aber aus psychologischer Sicht, je schneller ich wieder reinkomme, desto schneller kann ich das verarbeiten. Aber je länger ich Zeit habe, um nachzudenken, desto verrückter werde ich. Ich persönlich würde verrückt werden.

schwatzgelb.de: Also eine individuelle Entscheidung?

Philipp Degen: Absolut. Ich hätte gespielt. Ich persönlich hätte auf dem Platz gestanden.

schwatzgelb.de: Also Du hättest in jedem Fall gespielt?

Philipp Degen: Keine Diskussion, natürlich. Wenn jemand umgekommen wäre, wäre das was anderes. Aber Stand wie es war, hätte ich gespielt und es war auch richtig zu spielen. Völlig richtig entschieden. Das war keine einfache Situation. Was ich dann scheiße finde, ist hinterher zu sagen, wir hätten nicht spielen sollen. Entweder ich äußere das vorher, dass ich nicht kicken will oder ich lasse es ganz. Aber nicht im Nachhinein, Wochen später sagen, dass man nicht hätte spielen sollen. Das ist fifi. Das sind Leute, die im Leben keine Entscheidungen treffen können. Es ist ihr gutes Recht zu sagen, ich möchte nicht spielen. Das hätte ich bei jedem verstanden. Aber nicht im Nachhinein ankommen. Das ist ganz wichtig. Es gehört im Leben dazu, Entscheidungen zu treffen. Das ist auch für mich als Berater ganz wichtig. Ich möchte Spieler dazu bringen, Entscheidungen zu treffen. Nicht, weil ich sie beeinflusse, sondern weil sie es können. Das gehört im Leben dazu. Vielleicht finden alle die Entscheidung scheiße, aber man hat sie getroffen und muss das durchziehen. Auch ein Fußballer, der viel Geld verdient, muss lernen, Entscheidungen zu treffen. Denen wird normalerweise alles abgenommen. Sie lernen ja nicht mehr, Entscheidungen zu treffen und da müssen wir die Leute wieder hinbringen. Aus psychologischer Sicht: Jeder hat das gute Recht zu sagen, ich möchte nicht kicken, wenn er nicht schlafen kann oder andere Probleme hat. Aber dann soll er es tun und vorher sagen, ich möchte nicht spielen. Dann soll er seinen Mann stehen und zu seiner Entscheidung stehen. Aber nicht spielen und nachher darüber beschweren.

schwatzgelb.de: Aber man steht doch auch unter Druck und will die Mannschaft nicht im Stich lassen. Man möchte ja eine Runde weiterkommen.

Philipp Degen: Nein! Du bist für dich verantwortlich! Steh deinen Mann und zeig Eier. Triff für dich die Entscheidung. Auch nicht auf andere gucken und sich fragen, wer spielt und wer nicht. Du musst für dich die Entscheidung treffen.

schwatzgelb.de: Werfen wir noch einen kleinen Blick in die Zukunft. Was tippst Du für den BVB diese Saison?

Philipp Degen: Viel… Für mich haben sie qualitativ neben Bayern den besten Kader, ganz klar.

schwatzgelb.de: Und konkret?

Philipp Degen: Sie werden um den Titel mitspielen. Alles andere würde nicht der Qualität gerecht werden. Klar kann es sein, dass Bayern am Ende knapp die Nase vorn hat, aber sicherer Zweiter. Keine Diskussion, Dortmund kann Bayern angreifen und der Rest wird sich dann zeigen. Dass Bayern einen überragenden Kader und qualitativ mehr Breite hat, ist klar, aber trotzdem ist Dortmund neben Bayern die treibende Kraft in Deutschland. Auch von der Qualität her.

schwatzgelb.de: Glaubst Du, dass Peter Bosz sein Spielsystem schnell genug implementieren kann?

Im Gespräch mit Philipp Degen
Philipp Degen: Ich glaube, dass er das hinbekommt. Ich habe sie noch nicht spielen sehen, aber ich halte ihn für sehr fähig und dass der BVB wieder einen offensiven Fußball zeigen kann, alle mitzieht und begeistert, damit wieder das Spektakel ins Westfalenstadion heimkehrt. Dafür halte ich ihn für fähig genug.


schwatzgelb.de: Jetzt muss ich doch noch ein bisschen in die Vergangenheit zurückgehen. Glaubst Du, dass unter Tuchel zu wenig Spektakel war?

Philipp Degen: Viel zu wenig. Es geht aber nicht nur um Spektakel, es geht auch ums Gewinnen, klar. Aber der BVB hat qualitativ letzte Saison ganz klar neben Bayern die beste Mannschaft gehabt, da gibt es keine Diskussionen.

schwatzgelb.de: Das hört sich an, als hätte Tuchel underperformt.

Philipp Degen: Nein, was heißt underperformt? Der Thomas Tuchel ist sicher ein guter Trainer, aber im Endeffekt musst du den Spielern auch gewisse Dinge vermitteln können, damit sie es umsetzen können. Ich glaube, dass der BVB mit den Spielern ein bisschen unter den Qualitäten gespielt hat. Klar haben sie den DFB-Pokal gewonnen, schön und gut, aber Bayern ist ja selber doof, dass sie das Halbfinale verloren haben. Das war super, ich habe gejubelt, weil ich für den BVB gehofft habe, aber wenn man das Spiel gesehen hat, dann fragt man sich, wie Bayern das Spiel verlieren konnte. Mit der Qualität, die der BVB hat, ist meiner Meinung nach mehr möglich. Aber nochmal: Ich halte Tuchel für einen guten Trainer, aber man sollte das Ego auch manchmal ein bisschen hinten anstellen. Das ist ganz wichtig im Fußball. Auch als Trainer.

schwatzgelb.de: Also halten wir fest, Manchester City wird Meister, der BVB wird Meister …

Philipp Degen: (lacht) Das habe ich nicht gesagt. Aber wenn einer mit Bayern mithalten kann, dann der BVB. Michael Zorc und Hans-Joachim Watzke haben einen super Job gemacht.

schwatzgelb.de: Sprechen wir über Dich. Wenn Du Dir die nächsten fünf Jahre malen könntest, wie würde das aussehen? Was würdest Du beruflich machen, was sind Deine Ziele?

Philipp Degen: Also beruflich werde ich wohl noch das Gleiche machen, davon gehe ich aus. Ich bin nicht jemand, der drei Wochen am Strand liegen kann. Ich brauche die Challenge, ich brauche das Kitzeln und dazu gehört auch, auf die Fresse zu fallen. Wo möchte ich hin? Mein Bruder und ich haben ein Ziel, das möchten wir realisieren. Darauf arbeiten wir hin. Ich sage das Ziel jetzt nicht, das hat auch mit dem Fußball zu tun, aber wir arbeiten jeden Tag daran, es zu erreichen.

schwatzgelb.de: Dann danken wir für das Interview und wünschen viel Erfolg bei der Zielerreichung.

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