Vorfreude
Nach der Audienz bei den Königlichen folgt der Besuch beim Prinzenpaar, das letzten Highlight in der Hinrunde, wenn es darum geht mit Borussia in die „Ferne“ zu reisen. Einen Gastauftritt in dem Dorf Sinsheim eine Woche später zählt aus Fan-Sicht wohl eher zur Kategorie undankbare "Pflichtreise", auf die man gerne verzichten kann. Ganz anders das Gastspiel in Köln. Neben dem Anreiz die Stadt selbst zu besuchen, zählt das Müngersdorfer-Stadion mit zu den schönsten in der Bundesliga. Die tolle Atmosphäre - zu der auch sicher die kultigen Stadion- und Karnevalslieder beitragen - und die Fan-Freundschaft unter einigen Fan-Gruppierungen, lassen den Besuch zu einem echten Highlight werden, von denen es in der Bundesliga gefühlt immer weniger gibt.
Anschluss halten!
Aus sportlicher Sicht birgt die Partie enorm viel Brisanz, wie fast immer, wenn zwei Tabellen Nachbarn (Platz 6 und 7) aufeinander treffen. Will der BVB Anschluss an die Spitze halten sind drei Punkte eigentlich schon Pflicht. Gleiches gilt dementsprechend auch für den FC. Allerdings sind die Ausgangssituationen in beiden Vereinen ganz unterschiedlich. Droht beim BVB das Verpassen der lukrativen Champions-League-Plätze, schielt man beim FC überhaupt seit Langem mal wieder auf das internationale Geschäft. Trotz der beiden letzten Ergebnisse des FC (Unentschieden (0:0) zuhause gegen Augsburg und eine 0:4 Klatsche in Hoffenheim) sieht man sich beim FC noch voll im Soll.
Gelsenkirchener-Verhältnisse beim BVB?
Anders hingegen sieht es bei unserer Borussia aus. Der Sieg gegen den Rivalen aus München ist nach dem Debakel in Frankfurt schnell in Vergessenheit geraten. Aussagen vor der Saison über bevorstehende Probleme, die ein radikaler Umbruch innerhalb der Mannschaft mit sich bringt, scheinen inzwischen vollkommen in Vergessenheit geraten zu sein. Es ist erstaunlich, wie Medien und andere im BVB Umfeld einen Trainer nach einer Niederlage in Frankfurt für seine Arbeit und Aussagen zerreißen können. Zumal schon andere Mannschaften bei der Eintracht aus Frankfurt Federn gelassen haben. Fast könnte man das Gefühl bekommen, dass “Gelsenkirchener Verhältnisse” beim BVB Einzug erhalten haben. Vielleicht war der Fall nach dem Sieg gegen München für einige zu hoch. Wie hoch wird erst der Fall nach einer möglichen Niederlage in Köln nach dem gefühlten Sieg gegen Madrid sein? Dass der BVB durch die letzten Niederlagen sensibilisiert ist, zeigt zum einen die Aussage von Sportdirektor Susi Zorc nach dem Madridspiel: „Jetzt zählt nur die Bundesliga“, als auch die klare Ansage von Thomas Tuchel auf der PK zum Spiel in Köln: „Wir sind sensibilisiert (…)Es ist die Krux, dass unsere junge Mannschaft diese Zeit braucht, aber nicht immer hat. Das klingt nach einer vorauseilenden Entschuldigung für morgen, soll es aber nicht sein. Wir sind sehr konzentriert, wir wollen dreifach punkten, das ist doch klar."
Auch in Köln kann man verlieren!
Muss der BVB jetzt wirklich neun Punkte holen, um eine erfolgreiche und zufriedene Hinrunde gespielt zu haben und somit unbedingt in Köln gewinnen? Wird man eine unruhige Winterpause erleben, sollten es nur sieben oder noch weniger Punkte werden?
Wie viele Leistungsschwankungen a la Dr. Jekyll und Mr. Hyde gesteht man einer jungen Truppe und seinem Trainer zu? Eine Niederlage in Köln ist dabei fast so wahrscheinlich wie bis vor kurzem eine Niederlage beim Hamburger SV. Heißt nichts anderes als, dass man die letzten beiden Spiele in Köln verloren hat. Bedeutet aber auch, dass es langsam mal wieder Zeit wird, aus Köln etwas mitzunehmen, ebenso wie man es geschafft hat ausnahmsweise keine Aufbauhilfe für den HSV zu leisten.
Angespannte Personallage in Köln
Immerhin stehen die Vorzeichen auf einen Erfolg in Köln bei diesem Aufeinandertreffen ganz gut für den BVB. Zwar muss Thomas Tuchel auf Götze, Guerreiro, Bürki, Bender, Subotic und Sahin verzichten, doch fällt es durch den breiten und sehr gut besetzten Kader nichts so stark ins Gewicht wie beim FC, dessen Verletztenliste bestückt mit vielen Prominenten (Risse, Horn, Bitencourt, Maroh, Modeste) ist, welche nicht so leicht eins zu eins ersetzt werden können. Besonders schmerzlich dürfte der Ausfall des Topstürmers Modeste sein, der mit 12 Toren in 13 Spielen eine überragende Hinrunde spielt.
"Anthony Modeste ist natürlich wichtig, er ist für uns sowas wie eine Torgarantie. Wenn er nicht hundertprozentig fit ist, werden wir andere Varianten schaffen" sagte Trainer Stöger auf der Pressekonferenz vor dem Spiel. Man darf gespannt sein, was der 14. Spieltag für Überraschungen mit sich bringt. Immerhin haben zwei Mannschaften (Frankfurt und Hoffenheim) sich im Freitagsspiel bereits die Punkte geteilt, wodurch ein möglicher Sieg noch zusätzlich versüßt werden würde.
So könnte sie spielen:
FC: Kessler – Sörensen, Mavraj, Heintz – Olkowski, Höger, Hector, Rausch – Jojic – Osako, Rudnevs
BVB: Weidenfeller – Piszczek, Sokratis, Ginter, Schmelzer, – Weigl – Pulisic , Castro, Dembélé, Reus – Aubameyang
Zuschauer: 50.000 (ausverkauft) darunter knapp 6.000 Schwatzgelbe
Schiedsrichter: Schiedsrichter: Zwayer (Berlin); Assistenten: Schiffner, Achmüller; Vierter Offizieller: Jablonski