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(K)ein Riss - Wie es beim BVB mit der Causa Mats Hummels jetzt weitergehen soll

02.05.2016, 21:33 Uhr von:  Clemens
(K)ein Riss - Wie es beim BVB mit der Causa Mats Hummels jetzt weitergehen soll
Der Tag, nachdem die Dortmunder Südtribüne in recht deutlicher Manier klar gemacht hat...

Es ist Sonntagmorgen. Der Tag danach. Der Tag, nachdem die Dortmunder Südtribüne in recht deutlicher Manier klar gemacht hat, was sie von einem Kapitän hält, der wenige Wochen vor einem Pokal-Endspiel verlauten lässt, zu eben jenem Verein wechseln zu wollen, der im Berliner Olympiastadion einmal mehr Gegner sein wird.

Das ist eigentlich keine große Überraschung. Dennoch haben wir nun auf sämtlichen Kanälen – ob den digitalen oder denen mit Tresen – die Diskussion: War das, was da gestern Nachmittag passiert ist, wirklich richtig? Einmal kurz zwei häufig gehörte Thesen:

Falsch:

Eigene Spieler pfeift man nicht aus. Schon gar nicht während der 90 Minuten, wo der kleinste gemeinsame Nenner nun mal Borussia Dortmund lauten sollte und der Wille, diesen Verein zum Sieg zu brüllen, niemals durch die Fokussierung auf einen einzelnen, eigenen Spieler verdrängt werden sollte. Hummels obendrein nach dem Schlusspfiff auch noch verbal deutlich unter der Gürtellinie zu beleidigen als trüge er ein blaues Trikot, geht dann auch in letzter Instanz zu weit.

Richtig:

Mats Hummels gibt bei laufendem Spielbetrieb bekannt, dass er zu unserem größten Rivalen wechseln wird

Kapitän Mats Hummels gibt bei laufendem Spielbetrieb bekannt, zum größtmöglichen sportlichen Rivalen wechseln zu wollen. Zu einem Verein, den er selbst in der Vergangenheit immer wieder öffentlich kritisiert hat. Zu einem Verein, der in drei Wochen Endspielgegner sein wird. Hummels hat sich rhetorisch weit aus dem Fenster gelehnt und fällt nun vor der Südtribüne auf die Nase. Er hat sich jegliche Pfiffe und Pöbeleien verdient, noch dazu in einem Spiel, das sportlich quasi einen Nullwert hatte. SG.de-Autor Tobi schrieb: „Diese Tribüne liebt leidenschaftlich und hasst leidenschaftlich. Sollte eigentlich jeder wissen, der hier spielt.“ Ein anderer: „Wir sind noch hier, wenn alle Hummelse weg sind. Wir haben jedes Recht der Welt uns zu empören.“ Damit ist wohl alles gesagt.

Gibt es ein "Richtig" oder "Falsch"?

Was ist nun richtig? Oder anders: gibt es überhaupt ein Richtig in dieser Debatte? Muss nicht jeder Fan, der gestern im Stadion war, für sich selbst entscheiden, was der richtige Umgang mit dieser Situation ist? Die einen klatschen, weil sie es mit Punkt A halten, die anderen pfeifen und pöbeln, weil sie es wie Punkt B sehen – wir sind Fans. Das bedeutet, wir handeln aus der Emotion heraus, auch mal unbedacht, auch mal übers Ziel hinaus, aber doch aus dem Herzen heraus. Es ist gelebte Fankultur, wenn diese unterschiedlichen Reaktionen in einem Stadion aufeinanderprallen. Im Übrigen ist es nicht das erste Mal, dass ein eigener Spieler mit Wechselabsichten eine solche Reaktion erleben musste. Fragt nach bei Sergej Barbarez, Jürgen „Kobra“ Wegmann oder Andreas Möller.

Zusammenreißen - alle!

Das Problem dabei ist, dass sich nun – wenige Wochen vor dem einzig verbliebenen Spiel mit sportlicher Bedeutung – ein Riss zu bilden droht. Die Mannschaft stellte sich nach dem Spiel geschlossen hinter Hummels. Einige schimpften sogar in der Mixed-Zone, also für Medienvertreter gut hörbar, über die eigenen Fans. Die wiederum führen wieder einmal mehr eine Verhaltensdebatte, die am Ende niemandem hilft. Auch die Geschäftsführung tobt ordentlich, ihre Verhandlungsposition wurde durch die Pfiffe und Schmähungen nicht gestärkt. Alles in allem: Der große Gewinner dieses Spiels könnte der kommende Finalgegener gewesen sein, wenn wir uns nicht alle ein wenig am Riemen reißen.

Zusammenreißen - alle!

Hummels weiß nun, was ein Großteil von seinen Absichten hält. Hummels selbst wird dringend empfohlen, diese Reaktionen nicht „einigen wenigen“ in die Schuhe zu schieben und damit weiter Benzin ins Feuer zu gießen. Am Ende des Tages wird uns – wenn nicht eine unglückliche Verletzung dazwischen kommt – der Kapitän Mats Hummels in Berlin aufs Feld führen. Das muss man nicht geil finden, das ist sportlich aber sicherlich die beste Option, um verdammt nochmal endlich mal wieder ein Endspiel zu gewinnen. Das Kapitel Hummels ist durch, die Fronten sind geklärt, jetzt heißt es: Schütteln, Arsch zusammenkneifen, den Riss schnell und provisorisch zusammen nähen und diese sportlich so überragende Saison würdig beenden – mit einem Titelgewinn für Borussia Dortmund.

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