Tell me why I don't like mondays...
Was seit geraumer Zeit als „Drohkulisse“ für Fans durch den Raum schwebt, wird nun schon früher als erwartet bittere Gewissheit. Die Deutsche Fußball-Liga hat das erste Montagsspiel für die Bundesliga terminiert und dabei nicht gerade die sinnvollste Variante gewählt.
Eigentlich hatte die DFL erst für die TV-Ausschreibungen nach der Saison 2016/17 damit kokettiert, zur Erhöhung der Einnahmen aus der Rechtevermarktung ein reguläres Bundesliga-Spiel am Montagabend anzusetzen. Doch nun hat der 1. Mai, der auf Wunsch der Polizei wegen erwarteter Demonstrationen und damit verbundenen Ausschreitungen spielfrei bleiben soll, dafür gesorgt, dass die DFL bereits in diesem Jahr das erste Montagsspiel seit Jahrzehnten ansetzt. Getroffen hat es den SV Werder Bremen und – als Auswärtsteam viel schlimmer – den VfB Stuttgart.
Das sorgt in erster Linie für Unverständnis, nicht zuletzt bei den Beteiligten. Robin Dutt, Sportvorstand der Schwaben, nannte die Ansetzung „nicht nachvollziehbar“ und fügte hinzu, dass es keine gravierenden Gründe dafür gebe, dass der Montag künftig zum Regelspieltag in der Bundesliga werden solle. Außerdem wolle sein VfB in einem derart wichtigen Spiel im Abstiegskampf nicht auf die Unterstützung der eigenen Anhänger verzichten, was bei 625 Kilometern Fahrtroute durchaus wahrscheinlich ist.
Nach dem Unverständnis kommen die Fragen: Wieso setzt die DFL das Spiel nicht ebenfalls am Samstag an? Wieso wird das Spiel nicht auf den ungeliebten Regelspieltag zu Beginn des Wochenendes gelegt? Und vor allem: Warum ausgerechnet Bremen gegen Stuttgart? Es gäbe Partien mit deutlich kürzerer Distanz, die ebenso am Montag stattfinden könnten, wenn man aufgrund des 1. Mai und der Belastung der Polizei unbedingt auf den Sonntag verzichten möchte. Als Beispiel seien da Hoffenheim gegen Ingolstadt (240 km), Hannover gegen Schalke (236 km) oder Darmstadt gegen Frankfurt (34 km!) genannt, auch wenn letzteres als brisantes Derby wohl lieber am helllichten Tag gespielt werden soll.
Selbst wenn unser Ballspielverein im Angesicht eines Europa League-Halbfinals am Donnerstag zuvor gegen Wolfsburg am Montag angetreten wäre – was die DFL im Falle eines Weiterkommens der Borussia und eines Ausscheidens der Autostädter plant – hätte man dies als einmalige Ausnahme im Sinne der europäischen Wettbewerbsfähigkeit durchaus nachvollziehen können. Doch Bremen gegen Stuttgart? Das ergibt nun wahrlich wenig Sinn.
Dabei geraten insbesondere Fans mit einer weiteren Anreise in akute Planungsnöte: Da sich erst nach den europäischen Viertelfinal-Rückspielen mitte April endgültig entscheidet, wer nun am ungeliebten Montag antreten muss, können die betroffenen Fans heute weder Eintrittskarten kaufen noch Zugfahrten oder Reisebusse organisieren, wie auch schon die BVB-Fanabteilung gestern scharf kritisierte. Eine solche Spieltagsansetzung ist das absolute Gegenteil von fanfreundlich.
Als treibende Kraft hinter dieser Ansetzung dürfte in erster Linie vor allem die Polizei gesehen werden: Der 1. Mai ist bundesweit ein äußerst brisanter Tag mit vielen wenig friedlichen Demonstrationen, besonders in Hamburg oder Berlin. Es ist verständlich, dass möglichst jeder verfügbare Beamte dort eingesetzt werden soll. Dass die Polizei dabei wenig Wert auf die Wünsche und Interessen der Fans legt, ist spätestens seit unserem Amateurderby um 14:30 Uhr kein Geheimnis mehr. Doch bis auf Darmstadt gegen Frankfurt birgt dieser Spieltag ziemlich wenig Konfliktpotenzial, sodass große sicherheitspolitische Bedenken – abgesehen vom 1. Mai – keine Rolle spielen sollten.
Nachdem sich beim Amateurderby bereits unser Torhüter Hendrik Bonmann dazu geäußert hat, für wie schwachsinnig er eine Ansetzung hält, die Fans nahezu ausschließt, stößt Robin Dutt nun in das gleiche Horn. Die DFL muss Rücksicht auf Wünsche und Äußerungen der Sicherheitsbehören nehmen, keine Frage. Doch ob sie damit wirklich noch im Interesse der Vereine handelt, deren Spielbetrieb sie organisiert, erscheint langsam fragwürdig. Wäre da nicht das liebe Geld.
Und so bleibt die Vermutung, dass die DFL diese Zwangslage gern dazu nutzen möchte, den Montag mit zwei Traditionsvereinen als Fernsehspieltag zu erproben, ehe es in die finale Phase der TV-Rechtevergabe für die Saisons ab 2017 geht. Das ist zwar nicht im Sinne der Fans, aber die Klubs würden natürlich zuerst von einem umfangreichen neuen TV-Vertrag profitieren – auch zu Lasten ihrer Fans.
Der Fußball lebt durch seine Fans und wir müssen nun dafür sorgen, dass dies bei Polizei und vor allem DFL endlich ankommt.