Spielbericht Profis

Serie gerissen- und?!

08.05.2016, 11:53 Uhr von:  Redaktion

Schön in gelb zeigte sich der GästeblockGemeinsam mit dem Schiedsrichter rettet der BVB die Eintracht aus Frankfurt vor dem vorzeitigen Abstieg. In einem für den BVB besseren Vorbereitungsspiel für das Pokalfinale verliert der BVB mit 0:1 gegen eine kämpferisch starke, ansonsten eher schwache Frankfurter Mannschaft. Am Ende des 33. Spieltages darf man den Bayern zur Xten-Meisterschaft und dem Nachbarn aus Gelsenkirchen zur Qualifikation für die Europa-League gratulieren.

Es war das perfekte Ausflugswetter. Die Sonne schien den ganzen Tag, die Temperaturen erlaubten es, im Trikot in das Waldstadion zu schlendern, die Gedanken entweder schon in Berlin oder aber versunken in sämtlichen Tabellenkalkulation bei diversen Spielausgängen des 33. Spieltages. So manch einem schien dabei die Sonne überhaupt nicht zu bekommen, anders kann man die Träumerei von einer möglichen Bayern Niederlage bei einem zeitgleichen Sieg der Borussia nicht erklären. Auf der anderen Seite die um den Klassenerhalt zitternden Frankfurter. Sollte nach zwei Siegen in Folge der dritte gegen Dortmund gelingen, was einer kleinen Sensation nahe kommen würde? Immerhin war der BVB im Jahr 2016 in der Bundesliga ungeschlagen. Auf der einen Seite standen die Kleine Aktion trotz Verbot in der Nordwestkurveknapp 7.000 tiefenentspannten Schwatzgelben, auf der anderen Seite die völlig elektrisierten Frankfurter. Dazu eine etwas übersteuerte Musikanlage, aus der mehr Musik als Werbung zu hören war- eine Wohltat in der Bundesliga, auch wenn sich über den Musikgeschmack sicherlich streiten lässt. Bereits zum Warmmachen der Spieler begann die Frankfurter-Fankurve die Mannschaft auf das Spiel einzustimmen und gab einen Vorgeschmack auf das, was stimmungstechnisch noch folgen sollte. Kurz vor Anpfiff ging auf Frankfurter-Seite eine kleine Ära zu Ende. Frankfurts Boss Heribert Bruchhagen wurde unter Applaus kurz und knackig verabschiedet. Mit dem Einlaufen der Mannschaften übernahmen die Eintracht-Anhänger das Zepter im Stadion in die Hand und sollten es auch nicht mehr abgeben. Auch wenn die Frankfurt-Fans aufgrund verschiedener Fehlverhalten ein Choreographie-Verbot auferlegt bekommen haben, wurde eine kleine Blockfahne, von vielen rot-weiß-schwarzen Luftballons umsäumt, präsentiert. Der BVB-Block präsentierte lediglich die üblichen Fahnen.

Mit der geballten Offensive gegen das Abwehrbollwerk

Kein Durchkommen für PEA'17Die Aufstellung der Borussia ließ erkennen, dass der BVB dieses Spiel nicht einfach so abgeben wollte. Trainer Thomas Tuchel hatte heute offenbar vor, die Eintracht mit einer geballten Offensive zu zerlegen. Pulisic war der einzig verbliebenen Offensivspieler des BVB auf der Bank, alle anderen spielten von Anfang an. Doch zu Beginn des Spieles legte nur die Eintracht furios los und brachte schon schnell den Beton des Waldstadions zum Beben. Dortmund bekommt schon nach 14 Minuten die Quittung für ein halbherziges Auftreten. Ecke von rechts, kurz gespielt, dann eine Flanke und Aigner köpft unhaltbar im Fallen ins linke Eck. Bürki ist chancenlos. Durm hingegen zeigt, wie man einem Zweikampf gekonnt aus dem Weg gehen kann. Aubameyang kassierte dann noch zu allem Überfluss eine gelbe Karte für ein Scharmützel mit Hasebe. Das Stadion kocht. Es folgt eine verhaltene Reaktion der Borussia. Lediglich in der 24. Minute setzte Reus sich auf der linken Seite durch, spielte in die Mitte, wo Aubameyang den Ball auf die Tribüne jagt. In der Folgezeit war der BVB tonangebend, ohne aber sich weitere Chancen herauszuspielen. Frankfurt rührt mehr und mehr Beton an. Erst in der 45. Minute landete der Ball im Frankfurter-Tor, jedoch stand der Schiedsrichterassistent schon winkend an der Seitenlinie- Abseits! Eine Fehlentscheidung! Hummels Kopfballtor hätte zählen müssen.

Handball statt Fußball

Marco Reus gegen Yanni RegäselAuch nach dem Seitenwechsel bot sich ein ähnliches Bild: Dortmund drückte, schnallte den Gürtel immer enger – doch auch die wenigen richtig guten Möglichkeiten wurden durch den leidenschaftlichen Einsatz der Frankfurter zu Nichte gemacht. Folglich blieben ein Freistoß von Marco Reus, ein Schussversuch von Christian Pulisic sowie gleich drei Möglichkeiten von Henrikh Mkhitaryan ohne Erfolg. Durch die Hereinnahme von Chandler (58.Minute) agierte die Eintracht gar mit sechs etatmäßigen Verteidigern. Und wenn die Betonwand einmal wackelte, stand das Stadion unterstützend zur Seite. Am Ende spielte Dortmund 6x so viele Pässe wie die Eintracht, hatte 84% Ballbesitz, spielte teilweise wie eine Handballmannschaft um das gegnerische Tor herum, mit dem Unterschied zum Handball, dass das Tor knapp 30m entfernt war und man es nicht schaffte zum Abschluss zu kommen. Der Versuch, den Ball in den Rücken der gegnerischen Abwehr zu spielen, gelang zu selten, um das Abwehrbollwerk in Verlegenheit zu bringen. Am Ende rettet die Eintracht den Sieg über die Zeit und schöpft Mut, den Klassenerhalt zu schaffen.

Ein Abstieg der Eintracht wäre stimmungstechnisch ein arger Verlust für die Bundesliga, das haben die Eintracht Fans eindrucksvoll bewiesen. Der gut aufgelegte Gästeblock hatte kaum eine Chance gegen die elektrisierten Frankfurter anzusingen. Wirklich traurig oder wütend verließ niemand das Stadion. Die Niederlage in Frankfurt- verkraftbar. Mats Hummels vor dem Gästeblock- kein Problem! Die Meisterschaft der Bayern- geschenkt. Die Serie ist gerissenDie Nicht-Teilnahme der Blau-Weißen an der Champions-League- schön! Das Wetter- ein Traum! Die Serie gerissen- und?!

Lediglich Thomas Tuchel verlies ordentlich verschnupft das Stadion - seine Erkältung sollte allerdings zum Pokalfinale auskuriert sein.

So haben sie gespielt:

Frankfurt: Hradecky - Regäsel, Abraham, Russ, Oczipka, Djakpa - Hasebe, Huszti - Aigner (84. Stendera), Ben-Hatira (58. Chandler) - Castaignos (77. Waldschmidt)

Dortmund: Bürki - Durm (46. Sokratis), Bender, Hummels (65. Pulisic), Schmelzer - Sahin - Mkhitaryan, Kagawa - Aubameyang (65. Castro), Reus – Ramos

Die Spieler in der Kritik

Roman Bürki: Starke Paraden gegen Castaignos und Regäsel vor dem Rückstand, beim 0:1 machtlos danach beschäftigungslos. Note: 2

Erik Durm: Große Mühen in der Defensive. Beim Gegentor war er Aigner zugeteilt - und verlor das Kopfballduell. Offensiv ohne jeden Ertrag. Note: 4-

Sven Bender: Sicherer und zweikampfstark Note: 3+Sven Bender gegen Marc Stendera

Mats Hummels: Steigerte sich von Minute zu Minute. Seine Pässe wurden mit zunehmender Spieldauer genauer, sein Tor wurde leider aberkannt. Note: 3+

Marcel Schmelzer: Schlug viele Flanken ins Niemandsland, defensiv teilweise wackelig. Note: 4

Henrikh Mkhitaryan: Sehr aktiv, sehr agil und mit vielen Aktionen- meist aber glücklos. Note: 3

Nuri Sahin: Spielte viele "sichere" Pässe, es fehlten aber bis auf wenige Ausnahmen die überraschenden Impulse. Defensiv wurden wichtige Zweikämpfe gewonnen Note: 3-

Shinji Kagawa: Laufstark und fleißig, allerdings auch mit vielen kleinen Ungenauigkeiten. Note: 3-

Laufstark und fleißig: Shinji KagawaPierre-Emerick Aubameyang: Er vergab im ersten Durchgang die beste BVB-Chance. Ansonsten fiel er kaum auf. Note: 5

Adrian Ramos: Unauffällig ohne Durchschlagskraft. Note: 5

Marco Reus: Versteckte sich und lies kaum sein Können aufblitzen Note: 4-

Stimmen zum Spiel:

Roman Bürki: „Wir haben immer Power-Play um den 16er gespielt. Wir haben aber nicht die Lösung direkt zum Tor gefunden. Wir hatten Abschlüsse und Chancen, aber die Eintracht hat sich in alles reingeworfen. Man hat gesehen, dass Frankfurt ums Überleben kämpft. Vielleicht hat heute bei uns etwas Glück oder auch der letzte Wille gefehlt.“

Thomas Tuchel:Glückwunsch der Eintracht zum Sieg! - Wir haben keine gute Anfangsphase gespielt, uns schwer getan, Räume zu finden. Wir wollten den Gegner eigentlich weit weg vom Tor halten, haben aber stattdessen dort Thomas Tuchel war nicht zufriedenStandardsituationen zugelassen und diese auch noch schlampig verteidigt. Nach dem Rückstand wurde unser Spiel besser, schneller und zwingender. Durch Auba haben wir die Riesenchance zum Ausgleich, anschließend einige weitere gute Aktionen bis in den Sechzehner gebracht und ein Tor geschossen, das leider nicht anerkannt wurde. Damit hat die Eintracht die Verstärkung bekommen, die sie gebraucht hat, um so ein Spiel zu gewinnen…
..Wir haben taktisch und personell nochmal gewechselt, aber wir konnten das Spiel nicht gewinnen. Ich habe auch meinen Anteil daran. Dennoch waren wir total dominant. Es gab dann, so mein Gefühl, keine Chance mehr für die Eintracht. Die Möglichkeiten, die wir hatten, haben wir leider nicht genutzt. Wir sind nicht glücklich über die Niederlage, können und müssen sie aber akzeptieren.“

Christoph, 08.05.2016

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