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Erlebnisse von BVB-Fans in Russland (Teil 3) - Philipp

10.03.2016, 13:19 Uhr von:  Alexey
Erlebnisse von BVB-Fans in Russland (Teil 3) - Philipp
Gemeinsamer Abend nach dem Spiel

Mein Name ist Philipp, ich bin 20 Jahre alt und komme aus Lwiw.

Ich bin spontan BVB-Fan geworden, als ich am 31.12.2010 ein Video gesehen habe, in dem Borussia den Sieg über die Bayern feiert. Die Gefühle, die die Spieler und die Fans hatten, konnte ich gut nachempfinden und habe sofort gemerkt, dass der BVB mein Verein werden wird.
Danach habe ich versucht, jedes Wochenende das Spiel der Borussia zu sehen.

Mein erstes Spiel, das ich live im Stadion sah, war das Spiel in Donezk im Februar 2013. Im Sommer 2014 habe ich in München gearbeitet und bin von dort aus nach Dortmund gefahren, um das Spiel gegen Bayer Leverkusen zu sehen. Ich hatte eine Karte für die Westtribüne, konnte aber trotzdem auf die Süd gehen. Es war eine unglaubliche Stimmung! Schade nur, dass wir an dem Tag verloren haben. Ein Jahr später war ich in der Schweiz und habe dort das Freundschaftsspiel gegen Juve miterlebt und ein paar Wochen später war ich wieder im Westfalenstadion, als Dortmund gegen Hertha gewann.

Als es klar war, dass BVB in Krasnodar spielt, habe ich mich entschieden, den größten Teil des Weges per Anhalter zu fahren. Am Montag bin ich aus Lwiw mit dem Zug nach Charkow gefahren, kam von dort aus relativ günstig zur Grenze und überquerte diese ohne größere Probleme. Als ich in Russland war, bin ich zum ersten Mal in meinem Leben per Anhalter gefahren. 200 Meter nach dem Grenzübergang hob ich meine Hand und habe gehofft, dass jemand stehen bleibt. Es wurde schon langsam dunkel und ich musste auf jeden Fall nach Belgorod kommen. 15 Minuten später hielt tatsächlich ein älterer Mann mit seiner Frau an. Wir haben uns über die Politik und Gott unterhalten und am Ende der Fahrt schenkte er mir eine Bibel. Ich wurde in der Innenstadt von Belgorod herausgelassen. Ich fragte ein paar Leute, wie ich zur Landstraße in Richtung Woronesch komme. Nach 1,5 Stunden habe ich die Landstraße zu Fuß erreicht.

Per Anhalter zum Auswärtsspiel

Bis Woronesch sind es 250 km und es war nicht einfach ein Auto zu finden, das direkt da hinfährt. Nach 1,5 Stunden Wartezeit (die ersten 5 Autos, die anhielten, fuhren in umliegende Dörfer) wurde ich von einem LKW-Fahrer, der Richtung Ural über Woronesch fuhr, mitgenommen. Dort bin ich um 2 Uhr morgens angekommen und es lohnte sich nicht mehr, ein Hotel zu suchen. Deshalb habe ich die Nacht im Sparkassen-Gebäude verbracht, wo ich mein Handy aufladen konnte. Um 6 Uhr morgens war ich wieder auf der Bundesstraße. Es war nicht einfach, ein Auto zu finden, das direkt zu meinem nächsten Ziel, Rostow am Don, fuhr. Nach 30 Minuten hielt endlich der erste PKW an, der mich allerdings nur 25 km weit brachte. Bei den nächsten beiden Mitfahrgelegenheiten verlief es ähnlich, sodass ich immer noch knapp 400 km von Rostow entfernt war.


Als ich an einem LKW-Parkplatz herausgelassen wurde, hat es angefangen zu schneien und ich habe schnell bei den Fahrern gefragt, wer nach Rostow fährt. Zum Glück habe ich einen gefunden, der mich direkt zu meinem Ziel brachte. In Rostow am Don konnte ich glücklicherweise bei einer Freundin übernachten. Am nächsten Tag bin ich schließlich mit dem Zug nach Krasnodar gefahren. Dort habe ich die BVB-Fans getroffen, die ich schon kannte und auch viele neue Gesichter kennen gelernt. Nach dem Spiel waren wir zusammen in einer Bar und hatten einen schönen Abend.

Am Freitag bin ich dann in den Zug gestiegen und bis nach Konstantinowka (ein Dorf an der Grenze zur Ukraine) gefahren. Dort musste ich mit dem Taxi zum Grenzübergang fahren, weil ich dieses Mal beim Trampen keinen Erfolg hatte. In der Ukraine wurde ich von einem LKW-Fahrer in die nächstgelegene Stadt Slawjansk mitgenommen. Dann bin ich mit dem Zug über Kiew zurück nach Lwiw gefahren und hatte nach 35 Stunden Reise wieder meine Heimatstadt erreicht.

Philipp

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