Das habt ihr verkackt
Jetzt ist es raus: Der BVB beteiligt sich an der Bundesliga-Aktion und heftet sich den Werbeaufnäher von Deutschlands größtem Boulevardblatt auf den Arm. Die Chance, Rückgrat und Solidarität unter Beweis zu stellen, wurde liegen gelassen.
St. Pauli macht nicht mit. Union Berlin ebenfalls nicht. Freiburg, Nürnberg und Duisburg haben eine Absage erteilt und die Klubs aus Bochum und Kaiserslautern ebenfalls. Doch während sich die Liste der Absagen wie ein Who is Who der zweiten Liga liest, beweist aus der obersten Spielklasse kein einziger Verein den Mut, sich gegen die Meinungsmacht der ZEITUNG zu stellen und ihr das eigene Trikot zur Reinwaschung zu entziehen.
Denn noch vor wenigen Wochen hat genau diese Zeitung wenige Gelegenheiten ausgelassen, mit der Manipulation von Wahrheit gegen Asylbewerber, Flüchtlinge, Muslime oder schlichtweg andere Nationen und ihre Völker zu polemisieren.
Zudem gibt es durchaus gute Gründe, nicht nur die moralische Rechtmäßigkeit der aktuellen Aktion zu hinterfragen, sondern auch weitere vorgeblich herzensgute Hilfsaktionen des Blattes nebst Mittelverwendung.
Ein solcher Fanlauf, wie er in München gerade in der Kritik steht, scheint auch in Dortmund in der Planung, wie die im Aufbau befindliche Website www.bvb-fanrun.de zeigt, die mit der FanRun Gmbh auf dieselbe Gesellschaft registriert ist, die schon für das bayrische Pendant verantwortlich zeichnet.
Borussia Dortmund aber beteiligt sich nun Hand in Hand mit Chefredakteur Kai Diekmann, der nicht zum ersten Mal durch absurde Attacken auffällt und sich nur allzu gerne für diese feiern lässt, und dessen ZEITUNG.
Dass ausgerechnet der Verein von DFL-Präsident Dr. Reinhard Rauball der Verbandsidee eine Absage erteilen und sich öffentlich gegen das Boulevardblatt positionieren würde, war schlechterdings nie wirklich zu erwarten. Wenn aber wiederholt - nach 12:12 und anderen Gelegenheiten – die Doppelfunktion des Präsidenten eine klare und gemeinsame Positionierung des BVB mit seinen Fans verhindert, ist es vielleicht an der Zeit, über ein Auflösen der Doppelrolle nachzudenken.
Leider machen uns gerade die Nachbarn ein paar Kilometer weiter westlich vor, wie man sich geschickt aus dieser Affäre zieht und wie auch die Borussia die Situation galant hätte lösen können:
Beim VfL Bochum arbeitet man sich vordergründig nicht an der ZEITUNG und der Aktionsidee ab, sondern erklärt das Befremden über die Anprangerung der sich weigernden Paulianer, mit denen man sich vielmehr nun solidarisch erklärt, weil die gute Sache nicht zum Pranger werden soll.
Gerade die Borussia wäre hier gefragt gewesen, sich ebenfalls an die Seite der Hamburger zu stellen, hat man mit diesen doch erst in der vergangenen Woche ein komplettes Testspiel gemeinsam unter den Slogan „Refugees welcome“ gestellt.
Und der MSV Duisburg trägt genau diesen Slogan am kommenden Wochenende prominent auf der Brust, anstatt ihn verschämt am Rand des Ärmels zu verstecken. Wenn es der Borussia also um die Aussage gegangen wäre, wie sie es in einer Stellungnahme gegenüber den Ruhr Nachrichten behauptet, warum dann nicht so? Stattdessen glaubt man offenbar, das Vorhaben idealerweise mit dem ZEITUNG-Logo umsetzen zu müssen, auf dem genau diese Aussage gerade einmal einen Bruchteil der Fläche beansprucht – kaum größer als das Emblem der Zeitung selbst.
Der Peinlichkeit dieser Haltung ist man sich dabei anscheinend wohl bewusst. Wohl nicht ganz zufällig lässt man sie daher nur über den Medienpartner verlauten, nicht aber über die BVB-eigenen Kanäle.
Doch warum reagieren die Verantwortlichen derart verzagt und gehemmt, wo man doch sonst kaum eine Gelegenheit zur markigen Positionierung auslässt?
Am Rheinlanddamm wurden in jüngerer Vergangenheit viele gute Entscheidungen getroffen, was die soziale Verantwortung des Vereins betrifft: Man bekämpft inzwischen glaubhaft und entschieden Nazis, die in die Fanszene einzusickern versuchen. Man bekennt sich endlich öffentlich in der Positionierung gegen Ausländerfeindlichkeit und für ein Miteinander aller Kulturen. Man veranstaltet Gedenkveranstaltungen und Gedenkstättenfahrten, die weit mehr als ein Feigenblatt darstellen, und unterstützt über die eigene Stiftung „Leuchte auf“ allerhand soziale Projekte.
Kurzum: Es besteht eigentlich überhaupt keine Not, sich der ZEITUNG-Aktion anzuschließen, um eigene Schwachstellen zu kaschieren. Viel mehr diskreditiert man die eigenen Bemühungen zumindest ein Stück weit, indem man sich mit einem Partner ins Boot setzt, dessen publizistische Tätigkeit einem Miteinander von verschiedenen Bevölkerungsschichten, Kulturen und Nationen traditionell und insbesondere in jüngerer Vergangenheit krass entgegenwirkt.
Das ist mehr als schade.
Glücklicherweise springen anstelle der mutlosen Erstligavereine immerhin die aufgebrachten Fanszenen ein und sorgen dafür, dass sich Kai Diekmann in den letzten Tagen wahrscheinlich schon des Öfteren am liebsten in den Hintern gebissen hätte. Für die ZEITUNG ist das PR-mäßig jetzt nämlich schon ein riesiger Reinfall: Am Wochenende werden mit Sicherheit noch mehr "#BildNotwelcome"-Banner in den Stadien gut sichtbar hinter den Toren hängen, und zumindest die großen Vereine werden die Aktion eher beschämt durchziehen, anstatt das große soziale Engagement von ZEITUNG und Hermes zu feiern.
Der ZEITUNG, die sich permanent als das allgemeingültige Sprachrohr der Gesellschaft missversteht, kann kaum etwas Schlimmeres passieren.
Mehr denn je: #BILDnotwelcome
Redaktion, 18.09.2015