Herzlich Willkommen, Roman! Auf Wiedersehen, Roman?
Bei unserem geliebten Ballspielverein gibt es in diesem Sommer nicht nur auf der Trainerbank einen spektakulären Wechsel. Auch zwischen den Pfosten bahnt sich eine große Veränderung an. Mit Roman Bürki hat Borussia Dortmund einen neuen Keeper verpflichtet, der ganz offensichtlich ein BVB-Urgestein vertreibt und ein ewiges Talent ein eben solches bleiben lässt.
Am 14. Juni war es dann so weit. Borussia Dortmund gab offiziell bekannt, was die Spatzen schon seit Wochen von den Dächern gepfiffen hatten. Roman Bürki verlässt den SC Freiburg und spielt ab Juli in der Bierhauptstadt. Der Schweizer erhält beim BVB einen Vertrag bis 2019 und soll zwischen vier und fünf Millionen Euro Ablöse gekostet haben.
Vor der zurückliegenden Saison war Roman Bürki wohl nur den wenigsten Fußballfans in Deutschland bekannt. Der Keeper hatte schließlich bis dahin lediglich in seiner Heimat gespielt. Aufgewachsen in einem Kuhdorf nahe Bern schloss sich Bürki mit 15 Jahren dem BSC Young Boys an. Weil er sich weder dort in der Profi-Mannschaft noch beim FC Thun oder FC Schaffhausen durchsetzen konnte, landete Bürki 2011 beim Grasshopper Club Zürich. Dort gelang ihm der große Durchbruch, der ihn auch in den WM-Kader der Schweizer Nationalmannschaft beförderte. Als der SC Freiburg im vergangenen Jahr einen Ersatz für Oliver Baumann suchte, ging es für Bürki in den Breisgau.
In Freiburg absolvierte der 24-Jährige alle 34 Bundesliga-Partien und trug mit seinen konstant starken Leistungen wohl die geringste Schuld am unglücklichen Abstieg der Mannschaft von Trainer Christian Streich. Mit seinem Wechsel nach Dortmund, wo ihn die schwatzgelbe Fangemeinde herzlich willkommen heißt, erklimmt Bürki den nächsten Schritt auf seiner Karriereleiter.
Ganz nüchtern betrachtet ergibt die Verpflichtung des Schweizers eine Menge Sinn. Denn in der vergangenen Saison fehlte dem BVB der konstant sichere Rückhalt zwischen den Pfosten. Doch ganz nüchtern können wir die T-Frage natürlich nicht beantworten. Denn wie schon ein großer Trainer wusste, sind wir schließlich alle ein bisschen verknallt in diesen Verein. Und daher schmerzen uns die drohenden Degradierungen zweier Publikumslieblinge.
Des Romans Freud', des Romans Leid
Während der Autor diese Zeilen verfasst, hat der BVB drei Torhüter in seinem Kader, die alle den Anspruch haben, einen Stammplatz bei einem Bundesliga-Verein ihr Eigen nennen zu dürfen. Diese Situation birgt jedoch zu viel Potenzial für Enttäuschung und Ärger unter den Keepern, als dass man beim BVB ernsthaft in Erwägung zöge, tatsächlich mit allen drei Torhütern in die Saison zu starten. Drei sind einer zu viel – also wer muss gehen?
Thomas Tuchel hat seine Aufstellung für das erste Pflichtspiel der Saison zwar noch nicht preisgegeben. Doch die meisten Fans sind sich einig, dass die Borussia mit Roman Bürki als neuer Nummer 1 in die kommende Saison gehen wird.
Daher wirken die vielen Spekulationen um einen Wechsel von Roman Weidenfeller nicht allzu weit hergeholt. Schalke und Nordkorea sind wohl bisher die beiden einzigen Stationen, die in der wilden Gerüchteküche noch nicht im Zusammenhang mit Weidenfeller genannt wurden. Für den Nationalkeeper würde ein derart erzwungener Wechsel ein unrühmliches Ende einer eigentlich ruhmreichen Zeit in Dortmund bedeuten.
2002 war Weidenfeller vom 1. FC Kaiserslautern zu uns gestoßen und wurde gleich in seiner zweiten Saison, nachdem Jens Lehmann zum FC Arsenal gewechselt war, zum Stammkeeper. Nach einem holprigen Start, während dem er an manchen Spieltagen Guillaume Warmuz den Vorzug überlassen musste, erkämpfte sich Weidenfeller 2005 unter Bert van Marwijk den Status der unumstößlichen Nummer 1 im Westfalenstadion und wurde ein paar Jahre später an important part of a grandios Borussen-Team, das ganz Deutschland in Grund und Boden spielte.
Mit 425 Pflichtspielen hat Roman Weidenfeller hinter Michael Zorc (553) und Lars Ricken (431) die drittmeisten in der Geschichte Borussia Dortmunds. Es gilt als sehr wahrscheinlich, dass kein weiteres hinzukommen wird. Mit Roman Weidenfeller würde den BVB nach Sebastian Kehl ein weiteres Urgestein verlassen, welches das Gesicht des Vereins lange geprägt hat. Leider würde Weidenfellers Abschied jedoch deutlich weniger rühmlich ablaufen als die Abschiede von Kehl oder Klopp.
Seine unglückliche Abschiedstournee begann bereits in der vergangenen Saison, als Jürgen Klopp plötzlich Mitchell Langerak zur Nummer 1 machte...ein Gedanke, der uns gleich zur nächsten Frage führt:
Und was wird eigentlich aus Mitchell Langerak?
Mitchell Langerak kam 2010 als großes Torwarttalent zum BVB. Irgendwann solle der Australier, so hoffte man damals, Roman Weidenfeller als Dortmunds Nummer 1 beerben. Zwar spielte sich Langerak in die Herzen aller BVB-Fans, weil er ausgerechnet in Spielen gegen den FC Bayern regelmäßig in den Kasten musste und dann überragende Leistungen zeigte. Aber speziell in der vergangenen Saison, als Jürgen Klopp den 26-Jährigen überraschend oft in die Startformation schob, konnte Langerak nur wenig Überzeugungsarbeit in eigener Sache leisten.
Nun gibt es für den Jungen aus Down Under zwei Möglichkeiten. Entweder er sucht sich einen anderen Verein, bei dem er die Spielpraxis bekommt, die ihm beim BVB ganz offensichtlich auch in der kommenden Saison verwehrt bleibt, so dass er einen womöglich letzten Versuch unternehmen kann, um aus der Rolle des ewigen Talents heraus den nächsten Schritt zu machen. Es wäre ihm zu wünschen.
Oder, und das scheint nach dem Abgang von Zlatan Alomerovic und dem wohl bevorstehenden Abschied Weidenfellers sehr wahrscheinlich, Langerak bleibt beim BVB.
Das nächste Spiel gegen die Bayern kommt bestimmt.
18.06.2015, Elster