Gelungener Abend in Wattenscheid
Dave Wagner hatte nach der peinlichen Niederlage gegen Erndtebrück das Handtuch geworfen und eine neue Herausforderung bei Huddersfield Town in Englands zweiter Liga angenommen. Doch der BVB reagierte prompt und verpflichtete Daniel Farke, der sich eigentlich nach seiner erfolgreichen Zeit als sportlicher Alleinunterhalter in Lippstadt ein Sabbatjahr gönnen wollte, der Aufgabe beim BVB dann aber doch nicht widerstehen konnte. Ein spielfreies Wochenende gab dem neuen Coach Gelegenheit, seinen Kader genauer unter die Lupe zu nehmen und daher wurde seine erste Aufstellung natürlich mit besonderer Spannung erwartet.
Vor dem Spiel
Doch so viele Veränderungen am Personal nahm der neue Trainer gar nicht vor. Camoglu ersetzte Güll als Rechtsverteidiger und anstatt Stenzel lief Ozbolt auf, womit das Mittelfeld natürlich nominell um einiges offensiver aufgestellt war. Gegen Wattenscheid, die mit einem Sieg immerhin auf Platz zwei der Tabelle aufgerückt wären, bewies Farke also beträchtlichen Mut, der sich am Ende auch auszahlen sollte.
Das Lorheidestadion bietet insbesondere unter dem neuen Flutlicht natürlich eine besonders stimmungsvolle Kulisse für ein Regionalligaspiel. Dazu ertönt dann noch eine der schönsten deutschen Stadionhymnen, um einen perfekt auf das Spiel einzustimmen: „Fußballzeit, bei uns im schönen Wattenscheid.“ Trotz mäßigen Wetters, das im Spielverlauf immer schlechter wurde, hatten sich daher fast 2.000 Zuschauer an einem Dienstagabend eingefunden. Auch der Gästeblock war gut gefüllt und der Herbstwind brachte die Fahnen der UvdA ordentlich zum Wehen. Nach einer Schweigeminute für den Altkanzler Schmidt konnte die Partie dann endlich beginnen.
1. Halbzeit
Der BVB präsentierte sich in der Offensive von Beginn an sehr variabel. Ducksch, Eberwein und Harder tauschten immer wieder die Positionen und auch Hanke stieß aus dem Mittelfeld oft in die vorderste Reihe vor. Nur Ozbolt hielt zumeist streng seine linke Außenbahn. Gegen den Ball machte die gesamte Mannschaft deutlich, dass der Kampf um die Stammplätze unter dem neuen Trainer verschärft ausgetragen wird. So kam Wattenscheid kaum zur Entfaltung, weil der ballführende Spieler sich immer wieder einem Dreieck aus attackierenden Schwarzgelben gegenüber sah. Trotzdem zeigte sich Farke in der Pressekonferenz mit der defensiven Abstimmung noch nicht zufrieden. Dieser hohe Anspruch und die schonungslose öffentliche Analyse unterscheiden ihn auf jeden Fall sehr deutlich von seinem Vorgänger.
Bereits nach drei Minuten hatte der BVB die erste Großchance, aber Ducksch traf aus elf Metern nur den Pfosten und der Nachschuss von Eberwein ging in den Wattenscheider Abendhimmel. Die Borussen erkämpften sich ein deutliches Übergewicht, während die favorisierten Hausherren sich nur mit übertriebener Härte zu wehren wussten. Schiri Ernst hatte aber eine derart lockere Linie, dass er auch auf klar verwarnungswürdige Fouls nicht einmal eine mündlichen Hinweis folgen ließ, geschweige denn die gebotene gelbe Karte.
Der BVB blieb über die gesamte erste Halbzeit weitgehend am Drücker. Die beste Chance zur Führung vergab erneut Ducksch, der einen Freistoß von der Strafraumgrenze zwar schön über die Mauer zog, ihn aber letztlich zu mittig platzierte, so dass der ehemalige Borusse Sancaktar im Wattenscheider Tor mit einer guten Flugeinlage klären konnte. So gingen die Mannschaften mit einem 0:0 in die Pause, über das wohl am ehesten die Hausherren glücklich sein konnten.
2. Halbzeit
Unverändert kamen beide Mannschaften auch wieder aus der Kabine und konnten sich direkt eine erneute, kleinere Pause gönnen. Ein Schuss von Ducksch strich knapp am Wattenscheider Gehäuse vorbei, was Schiedsrichter Ernst nutzte, das Spiel kurzzeitig zu unterbrechen, damit alle das Sylvesterfeuerwerk im Dortmunder Block genießen konnten. Mit einigen Bengalos und einer Batterie an Raketen verwandelten die UvdA die Flutlichatmosphäre in ein romantisch südländisches Flair. Die Unterbrechung dauerte handgestoppt nicht einmal eine Minute bis der Wattenscheider Keeper den Ball wieder per Abstoß ins Spiel befördern konnte. In der Folge traute sich Kaya auf der linken Angriffsseite der SGW mal ein wenig zu und setzte Camoglu unter Druck. Es war die erste kleinere Druckphase, die Daniel Farkes Jungs in diesem Spiel zu bestehen hatten und man fand die passende Antwort: 54. Minute, Eberwein spielte Hanke schön frei, der zündete den Turbo in einem gut und gerne 20 – 30m Sprint und schob dann ein. Sancaktar war zwar noch dran, konnte aber den Einschlag nicht verhindern – 0:1 aus Wattenscheider Sicht.
Nach Wiederanstoß durch die Sportgemeinschaft Wattenscheid 09 dann ein bezeichnendes Bild für eben jene an diesem Abend. Im direkt Gegenzug versuchte man auszugleichen, lief aber in Person von Kaya einfach mit dem Ball ins Aus. In der Folge änderte sich das Spiel allerdings nicht gravierend. Es ging munter hin und her, mit deutlichen Vorteilen für unsere Amas. Nur Alen Ozbolt hatte einen eher mäßigen Auftritt und verschenkte viele gute Konterchancen. Folgerichtig seine Auswechslung in der 70. Minute, als Mitsuru Maruoka seinen Platz einnahm. Ein goldrichtiger Wechsel, wie sich später herausstellen sollte. 14 Zeigerumdrehung, ein paar Konter der Dortmund und ein paar Wattenscheider Fouls später, war eben jener Maruoka plötzlich am Eck des Gästestrafraums sträflich alleine gelassen. So eine Möglichkeit ließ der kleine Japaner sich natürlich nicht entgehen und versenkte den Ball mit einem großartigen Schuss erneut im Wattenscheider Tor. Der Ball prallte sogar noch gegen den Innenpfosten, so genau hatte Maruoka gezielt. Keine Chance für den Keeper: 0-2. Die letzten 09 Minuten (sechs regulär und drei Nachspielzeit) brachte man dann souverän und mit der Hilfe von zwei Wechseln über die Zeit. Schiedsrichter Ernst beendete mit seinem Pfiff einen überaus gelungenen Einstand für Daniel Farke.
Ausblick
Wie schon in der letzten Saison zeigte sich auch in Wattenscheid das Potenzial, das in der Mannschaft steckt. Auch im Drittligajahr 2014/2015 konnte man immer wieder starke Spiele gegen Mannschaften aus dem ersten Tabellendrittel abliefern, blieb aber gegen die direkten Konkurrenten oft unterlegen. Erkennbar war auf jeden Fall schon, dass Daniel Farke eine etwas andere Idee vom Fußball hat als Dave Wagner. Mehr Ballbesitz, mehr Geduld und trotzdem ein starkes Konterspiel konnte man beobachten. Das vorläufige Verlassen der Abstiegsränge und das starke Spiel sollten wieder Kraft und Schwung für die kommende Aufgabe in der Roten Erde geben. Schon am Samstag geht es weiter gegen den abgeschlagenen Tabellenletzten Wegberg-Beeck. Hierbei handelt es sich übrigens nicht um eine Parallelansetzung, also keine Ausreden! Antischen und Daniel Farke ein ordentliches Heimdebüt bescheren, ist angesagt! Wer es trotz bester Vorzeichen nicht schafft, kann sich wie immer auf unseren Amateurfunk und Live-Ticker verlassen.
Stimmen und Pressekonferenz
Interview Hanke: [[audio? &url=/assets/media/audio/010-amateure/2015/interview_amas_sgw_2015_11_10_hanke.mp3 ]]
Interview Eberwein: [[audio? &url=/assets/media/audio/010-amateure/2015/interview_amas_sgw_2015_11_10_eberwein.mp3 ]]
Pressekonferenz: [[audio? &url=/assets/media/audio/010-amateure/2015/pk_amas_sgw_2015_11_10.mp3 ]]
Statistik
SG Wattenscheid 09: Sancaktar - Kacinoglu, Clever (Saka, 83.), Schneider, Braun - Meier, Klinger - Taskin (Tobor, 69.), Glowacz - Buckmeier, Kaya (Mbona, 80.)
Borussia Dortmund: Bonmann - Dieckmann, Karazor, Stankovic, Camoglu - Solga - Ozbolt (Maruoka, 70.), Eberwein, Harder (Drozdek, 90.), Hanke (Güll, 90.) - Ducksch
Tore: 0:1 Hanke (54.), 0:2 Maruoka (84.)
Gelbe Karten: Klinger - Camoglu
Zuschauer: 1.929 im Lohrheidestadion