Amateure gehen in Ahlen unter
„Wir wollen auch die Siegermentalität ausbilden und das impliziert, dass man deutlich mehr Spiele gewinnt.“ So redete Lars Ricken im Sommer den völlig unnötigen Abstieg der BVB Amateure aus der 3. Liga in die Regionalliga schön. Nach fünf Spielen der neuen Saison bleibt festzuhalten, dass dieses Ziel bislang nicht einmal im Geringsten erreicht werden konnte. Ganz im Gegenteil: Nach dem desaströsen 1:5 bei Rot-Weiß Ahlen steht die U23 mit einem mickrigen Zähler auf dem vorletzten Tabellenplatz.
Vor dem Spiel
Zwei schwatzgelb.de Redakteure legten den Weg vom Ahlener Hauptbahnhof zum Wersestadion im Mob zurück – begleitet von ca. 1312 Polizisten. Die Lust auf das Spiel verstrich fürs Erste recht schnell. Als eine kleinere Gruppe Borussen ein T-Shirt mit dem Schriftzug „Für Dortmund – Gegen Nazis“ erblickten, machten sie sich erst darüber lustig und kommentierten es dann mit Sätzen wie „Manche Leute meinen auch, dass wir zu einer Politikveranstaltung gehen.“ Es zeigt einmal mehr, dass es immer noch viel zu viele solcher Idioten gibt, die sich an Spieltagen unter die BVB-Fans mischen, um irgendwelchen geistigen Dünnpfiff von sich zu geben.
Angekommen im Stadion wurde relativ schnell deutlich, warum Rot-Weiß Ahlen seit Jahren große finanzielle Probleme hat und ebenso lange im sportlichen Niemandsland aktiv war. Der Verein verzichtet seit dieser Spielzeit darauf, selber Bratwurst und Bier zu verkaufen, weil es schlicht und einfach zu teuer wäre und es nicht genug ehrenamtliche Kräfte gäbe. Dass aber gleichzeitig im VIP-Bereich ein riesiges Buffet für geschätzte 20 Personen serviert wurde, lässt allerdings daran zweifeln, ob alle Prioritäten auch richtig gesetzt wurden.
Das Spiel
In den ersten Minuten der Partie spielte sich das Geschehen auf dem Rasen zunächst im Hintergrund ab. Der gut gefüllte Gästeblock präsentierte vor ca. zwei Jahren gezocktes Ahlener Schal- und Fahnengut. Die Dorfjugend auf der Gegengerade reagierte wütend. Zwei von ihnen übersprangen den ersten Zaun und machten sich auf den Weg zum zweiten und gleichzeitig letzten vor dem Gästeblock. Als sie jedoch merkten, dass sie mit ihrem Blocksturm die Aufmerksamkeit der Polizei erregten, kehrten sie schnell wieder zu ihrer Gruppe zurück. Diese war in der Zwischenzeit damit beschäftigt, Stöcke auf den Rasen zu werfen, Zaunfahnen einzupacken und das Stadion anschließend zu verlassen. Vorher wurde aber noch ein Böller Richtung Gästefans geworfen, der diese aber deutlich verfehlte.
Die Geschichte des (Fußball-)Spiels hingegen ist schnell erzählt. Der BVB II, der erneut von Kevin Großkreutz unterstützt wurde und bis auf drei Ausnahmen mit einer kompletten Drittligaelf agierte, zeigte eine katastrophale Leistung. Die Defensive um den 1,94m-Hünen Christoph Zimmermann und den Champions League-erfahrenen Marian Sarr ließ jeglichen Beweis vermissen, dass diese Mannschaft in die Regionalliga West gehört. Erst ließen sie und ihre Kollegen sich von einem Einwurf übertölpeln, wenige Minuten später sahen sie bei einem Ahlener Eckball ganz schlecht aus. Und dann leistete sich Sarr noch den Bock des Tages, verwechselte im Strafraum die Sportart und ging klar und deutlich mit der Hand zum Ball. Der anschließende Strafstoß (übrigens der vierte verursachte Elfer aus den letzten vier Spielen) sorgte bereits nach 32 Minuten für die Vorentscheidung. In der zweiten Hälfte machten die Borussen Bubis zwar ein etwas besseres Spiel, blieben hinten aber weiter sehr anfällig. Folge waren das 4:0 und das 5:0. Eberwein betrieb kurz vor Schluss mit seinem Debüttreffer in Schwatzgelb noch etwas Ergebniskosmetik.
Fazit und Ausblick
Die Leistung der Amas war erschreckend. Gegen ein Rot-Weiß Ahlen, das in der letzten Saison mit Glück nur den Aufstieg aus der Oberliga Westfalen geschafft hat, zeigte der BVB null Gegenwehr und wirkte über die komplette Spielzeit vollkommen lustlos. Warum junge Spieler, die am Anfang ihrer Karriere stehen und mit Sicherheit alle mal den Sprung in eine hohe Liga schaffen wollen, derart unmotiviert auftreten, ist schon sehr fragwürdig. Warum die Elf nicht häufiger einfach mal aufs Tor schoss, ist angesichts der Tatsache, dass Ahlen den vermutlich schlechtesten Torhüter der Regionalliga stellt, vollkommen unverständlich. Und warum Coach Dave Wagner die 90 Minuten schweigend verbrachte und sein Team nicht einmal lautstark zur Sau machte, ist auf jeden Fall sehr merkwürdig.
Viel Zeit zum Trübsal blasen gibt es jetzt allerdings nicht. Schon am Samstag geht es für Borussia Dortmunds Amateure weiter. Dann gastiert Aufstiegsfavorit Alemannia Aachen in der Roten Erde. Da das Spiel nicht parallel zu dem der Profis stattfindet, sollten sich alle Fans des Ballspielvereins auf den Weg in die Strobelallee machen und die Jungs unterstützen – jetzt mehr denn je!
- An dieser Stelle folgt später noch die PK nach dem Spiel -
Statistik
Rot-Weiß Ahlen: Kampe – Heermann, Klauke, Wolff, Dahlhoff – Backszat, Meschede (70. Ivancicevic) – Yilmaz, Yildirim (67. Marzullo), Schaffer (62. Bechtold) – Bolat
BVB II: Bonmann – Güll (46. Knystock), Sarr, Zimmermann, Großkreutz – Maruoka (46. Gonzalez), Stankovic – Harder, Sauerland, Hanke (76. Lord Dieckmann) – Eberwein
Gelbe Karten: Yildirim, Ivancicevic – Sarr, Hanke
Tore: Klauke (16., 20.), Yilmaz (32., Handelfmeter), Bolat (53.), Marzullo (83.) – Eberwein (87.)
Zuschauer: 2.817 im Wersestadion
cka, 26.08.2015