Der Weltmeister entscheidet das Spiel
Der Fehlstart ist perfekt. Auch gegen die Freizeitfußballer vom SC Verl konnten Borussia Dortmunds Amateure nicht punkten. Trotz weitgehender Feldüberlegenheit setzte es eine 1:2 Heimniederlage in der Roten Erde, zu der Weltmeister Kevin Großkreutz auch noch ein Eigentor beisteuerte.
Nach der 0:3 Klatsche in Düsseldorf rotierte Dave Wagner kräftig. 1,94m Hüne Zimmermann, Karazor, Flores und Camoglu wurden aus der Startelf gestrichen. Bei Camoglu und Flores reichte es nicht mal für einen Platz auf der Bank. Dafür spielte der Dortmunder Jung und Weltmeister der Herzen Kevin Großkreutz durch und leider auch eine spielentscheidende Rolle. Auch Neuprofi Jeremy Dudziak half mal wieder bei den Amateuren aus. Dazu feierte Marian Sarr nach langer Verletzungspause seine Rückkehr in die Startelf.
Aus Verl hatten sich circa 20 Fans auf den langen und beschwerlichen Weg nach Dortmund gemacht, von denen es sich rund die Hälfte im Heimbereich der Sitzplatztribüne gemütlich machten. Von daher wirkte es schon arg bescheuert, dass der neue Ordnungsdienst in der Roten Erde eine strikte Trennung von Heim- und Gästebereichen aufrechtzuerhalten versuchte. Das ging dann sogar so weit, dass einem Kollegen vom sg.de Amateurfunk nach einem Toilettenbesuch im Gästebereich die Rückkehr zu seinem „Arbeitsplatz“ verwehrt wurde. Schließlich erwies sich sein sg.de-Shirt aber als ausreichender Ausweis seiner Harmlosigkeit, so dass er nach einigen Diskussionen doch noch passieren durfte.
Erste Halbzeit
Zum Einlauf der Mannschaften präsentierten die UvdA ein nettes Konfetti-Intro und versuchten sodann, die Mannschaft mit ihren Gesängen nach vorne zu peitschen. Das gelang zunächst auch sehr gut. Dortmund war eindeutig spielbestimmend, der SC Verl kam in der ersten Viertelstunde des Spiels kaum einmal aus der eigenen Hälfte heraus.
Kevin Großkreutz begann im rechten defensiven Mittelfeld und versuchte sofort Akzente zu setzen. Nach fünf Minuten wurde er am rechten Strafraumeck gelegt und der anschließende Freistoß führte zu einer guten Kopfballchance von Sarr, der allerdings den Ball knapp über den Kasten setzte. Immer wieder spielte die blutjunge BVB-Mannschaft sich an den Strafraum heran, aber dort war die Herrlichkeit dann meist vorbei. Ioannidis, der erneut die einzige Sturmspitze geben durfte, fand überhaupt keine Bindung zum Spiel.
Dass der Grieche, der schon in der vergangenen Saison durch stete Harmlosigkeit auffiel, immer noch Wagners erste Wahl ist, kann eigentlich nur mit mangelnden Alternativen begründet werden. In Duckschi Ducksch saß ein Stürmer auf der Tribüne, der sicher problemlos in der Lage wäre, die BVB U23 auf ein völlig neues Niveau zu heben. Immerhin konnte er so mit dem modisch ausgefallensten Outfit punkten. Für seine strassbesetzen Schuhe würde wohl so manche Frau töten. Mal sehen, ob Ducksch auch am Ende der Transferperiode noch beim BVB unter Vertrag ist. Vermutlich betet Dave Wagner jeden Tag dafür.
Nach einer guten Viertelstunde versuchte Al Ghaddioui Hendrik Bonmann mit einem Fernschuss zu überraschen, aber der war noch nicht eingeschlafen, obwohl er bis dahin völlig beschäftigungslos gewesen war. Auch die Borussen versuchten nun ihr Glück aus der Distanz, aber sowohl Solga mit einem Freistoß wie Dudziak und Maruoka verfehlten das Ziel knapp.
Marian Sarr, der bis dahin mit seiner gewohnten Ballsicherheit glänzen konnte, legte dann eine seiner gefürchteten Unkonzentriertheiten hin und eröffnete Großeschallau dadurch eine gute Schusschance, die dieser aber einigermaßen kläglich vergab.
So ging es mit einem 0:0 in die Pause, über das sich die Borussen ordentlich geärgert haben dürften, denn sie hatten die erste Hälfte bis auf ganz wenige Ausnahmen dominiert. Allerdings gelang es ihnen trotzdem nicht, sich wirklich klare Tormöglichkeiten zu erarbeiten.
Zweite Halbzeit
Nach der Pause spielte Dortmund weiter nach vorn. Maruoka bot sich eine wunderbare Gelegenheit, aber sein Schuss wurde noch von einem Verteidiger geblockt. Kurz darauf dann der Schock: Jon Gorenc Stankovic riss seinen Gegenspieler im Strafraum um und Schiri Ernst blieb gar nichts anderes übrig, als auf Elfmeter für die Gäste zu entscheiden. Rasp verlud Bonmann und so waren die Gäste plötzlich in Führung. Eigentlich unfassbar, hatten sie bis dahin doch selbst bei ihren sehr seltenen Kontern komplett harmlos gewirkt.
Der BVB versuchte direkt zu antworten, aber Maruoka scheiterte erneut. Und in der Dortmunder Hintermannschaft ging es nach dem Rückstand drunter und drüber. Stankovic und seine Nebenmänner hatten offenkundig einige Probleme damit, den Tiefschlag durch den Gegentreffer zu überwinden und legten den Verlern einige Schussgelegenheiten auf. Dave Wagner brachte nun Eberwein und Hanke ins Spiel und erlöste den völlig wirkungslosen Ioannidis. Dazu musste noch Rechtsverteidiger Nico Knystock weichen, dessen Position fortan Kevin Großkreutz übernahm.
Eberwein und Hanke führten sich auch gleich bestens ein. Der schlacksige Bayer brach über rechts durch und spielte Hanke wunderbar frei. Der tankte in den Strafraum und hatte den Blick für Maruoka, der den Ball freistehend nur noch einschieben musste. Endlich der befreiende Ausgleich, so dachte man. Aber bereits eine Minute später war die Herrlichkeit vorbei. Nach einem Einwurf zielte Mikic Richtung Eckfahne, aber am langen Pfosten stand Kevin Großkreutz, ließ den Ball über den Spann rutschen und setzte ihn so an den Innenpfosten. Ein ganz bitteres Eigentor.
Großkreutz versuchte im Anschluss alles, um seinen Fehler wieder auszubügeln, aber trotz großem Engagement brachte er nicht mehr viel Zielgerichtetes zuwege. Jedenfalls hat er nun die Gewissheit, dass seine Fitness für 90 Minuten reicht. Das war es dann aber auch schon an Positivem für die Borussen. Denn am Ende stand eine total unnötige Niederlage gegen den Außenseiter aus Verl, die den Fehlstart des Absteigers aus der Bierstadt komplett machte. Nächste Woche geht es für die Amas nach Köln, wo die deutlich stärker einzuschätzende Viktoria wartet. Leider ist das Spiel quasi parallel zu den Profis, so dass die Jungs wohl ohne großartige Unterstützung von den Rängen versuchen müssen, in der Domstadt zu bestehen. Das nächste Heimspiel in der Roten Erde findet am 22.08. um 14:00 Uhr statt, wenn die SF Lotte in der Kampfbahn zu Gast sind.
Stimmen und Pressekonferenz
BVB II: Bonmann – Knystock (59. Hanke), Stankovic, Sarr, Dudziak – Großkreutz, Solga – Harder, Maruoka, Ozbolt (75. Dieckmann) – Ioannidis (59. Eberwein)
SC Verl: Lange, Mikic, Großeschallau (85. Geisler), Erwig-Drüppel, Haeder (75. Hecker), Schröder, Al Ghaddioui, Stöckner, Rasp (73. Aydin), Schmidt, Unzola
Tore: 0:1 Rasp (51. Foulelfmeter), 1:1 Maruoka (65.), 1:2 Großkreutz (66. Eigentor)
Gelbe Karten: Stankovic – Haeder
1.780 Zuschauer in der Kampfbahn Rote Erde
Web, 09.08.2015