Der allerletzte Strohhalm
Sportlich ist Borussia Dortmunds Zwote abgestiegen. Die Niederlage gegen Dresden hatte uns endgültig das Genick gebrochen und auf den 19. Platz befördert. Unter der Woche dann allerdings der Mutmacher aus Aalen. Die Wahrscheinlichkeit, dass Aalen aus Lizensierungsgründen aus der zweiten Liga direkt weiter runtergeht als nur eine Spielklasse würde bedeuten, dass auch der 18. Platz zur Teilnahme an der nächsten Drittliga-Saison berechtigt. Ein letzter Strohhalm also, den unsere Amas ergreifen könnten, bei Niederlage Unterhaching und gleichzeitigem Sieg unserer Zweitvertretung.
Für den SC Preußen Münster ging es um nichts mehr, für die parallel spielenden Erfurter übrigens auch nicht. Böse Befürchtungen, dass es in beiden Spielen zu einem langweiligen Unentschieden kommt, konnten sich allerdings nicht bestätigen.
Vor dem Spiel
Der BVB mit nahezu der gleichen Startaufstellung wie schon eine Woche zuvor gegen Dresden. Nur zwei Veränderungen nahm Dave Wagner an seinem Team vor: Ioannidis kam für Derstroff in die Mannschaft und Knystock sollte Dudziak vertreten, der heute nicht im Kader war.
Auf Preußener Seite wurden vor dem Spiel elf (!) Spieler verabschiedet. Ein großer Umbruch steht in Münster bevor und zu den Klängen von Unheilig wurde jedem noch mal ein feuchter Händedruck mit auf den Weg gegeben.
Der Dortmunder Gästeblock war sehr spärlich gefüllt, aber wer will es den schwatzgelben Fans verdenken, wenn einige Kilometer entfernt zwei prägende Akteure der letzten, erfolgreichen Jahre der Profimannschaft verabschiedet wurden?! Zum Kotzen allerdings, dass sowohl Borussenfront als auch Mitglieder von NWDO/Die Rechte den Weg ins Preußenstadion fanden und auf ihre Anwesenheit mittels Blockfahne auch prominent hinwiesen. Noch während der ersten Hälfte strich das Faschopack aber die Segel. Zuvor sollen die Münsteraner Deviants versucht haben, den Gästeblock zu stürmen.
1. Halbzeit:
Der BVB startete gut in die erste Halbzeit: Konzentriert, engagiert, strukturiert konnte man die Preußen zunächst vom eigenen Tor fernhalten. Die Mannschaft von Dave Wagner stand extrem hoch und lief den Gegner aggressiv an. Allerdings konnte man sich keine nennenswerten Chancen erspielen und relativ schnell hatten sich die Preußen auf unsere Spielweise eingestellt. Mit langen Bällen versuchte Münster unsere erste Pressingreihe zu überspielen und den hoch stehenden BVB in Bedrängnis zu bringen. Das prompte Gegentor fiel allerdings noch ärgerlicher: Sinnloser Ballverlust im Mittelfeld, Piossek ist durch und kann sich gegen den weit herausgestürmten Alomerovic ca. 35m vor dem Tor durchsetzen. Sein Pass findet Reichwein, der nur noch ins leere Tor vollenden muss. So sieht leider erfolgreicher Konterfußball aus. Alomerovic stand in dieser Situation viel zu weit vor seinem Tor und ging eigentlich unnötigerweise in den Zweikampf mit Piossek. Er musste viel zu vorsichtig agieren, um keinen Platzverweis zu riskieren und konnte daher nicht genug Druck aufbauen. Unsere U23 zeigte sich geschockt vom Gegentor. Es lief überhaupt nichts mehr zusammen in dieser Phase des Spiels. Nahezu jeder lange Ball der Münsteraner wurde gefährlich. Mehrfach brannte es lichterloh im Dortmunder Strafraum. Der Fakt, dass Alomerovic sehr weit vorm Tor stand, lud die Preußen immer wieder zu Distanzschüssen und einmal sogar zum Lupfer aus 40m ein. Einzig die klägliche Chancenverwertung der in grün spielenden Hipster hielt uns im Spiel. In der 42. Minute dann das erste Lebenszeichen vom BVB. Ioannidis war plötzlich in guter Schussposition, aber Masuch hält souverän. Nur wenige Augenblicke später zeigte Narey dann, wie man aus keiner Chance doch ein Tor machen kann. Der Rechtsverteidiger mit ein wenig Platz an der Strafraumgrenze, wollte die Flanke in die Mitte bringen. Eigentlich eine klägliche Flanke, aber ein preußisches Bein machte den Ball dann doch gefährlich: Die Pille schlug unhaltbar im Münsteraner Tor ein. Völlig überraschend waren unsere Amas wieder im Geschäft, denn Erfurt hatte ebenfalls zur Führung getroffen. Mit einem Unentschieden ging es in die Pause.
2. Halbzeit:
Was auch immer Dave Wagner in der Pause gesagt hat oder, ob das Ergebnis aus Erfurt bekannt war. Was auch immer im Pausentee war, es zeigte Wirkung. Die Schwatzgelben kamen wie verwandelt aus der Kabine. Keine Schockstarre mehr zu sehen. Purer Wille und Motivation stand in den Gesichtern unserer Amas. Dass man das Spiel gewinnen wollte, signalisierte auch Dave Wagner. Er wechselte den defensiven David Solga aus und brachte dafür Offensivkraft Julian-Maurice Derstroff. Eine Auswechslung, die schon wenig später Früchte tragen sollte. Keine fünf Minuten waren in der zweiten Hälfte gespelt, da wurde Kefkir auf links schön freigespielt. Mit Dampf zog er in den Strafraum und legte uneigensinnig den Ball auf Derstroff, der sich diese Chance natürlich nicht nehmen ließ und zum 1:2 einschob. Jetzt kam auch noch Hoffnung dazu. Dave Wagner stand völlig unter Strom, bejubelte jeden Ballgewinn seiner Mannschaft frenetisch, jeder ins Aus gepöhlte Ball wurde mit einer Siegerfaust quittiert. Es war einfach nur geil, unseren Jungs in dieser Phase zuzugucken. Alle brannten und jeder haute sich rein. Allerdings konnte diese extrem starke Phase der Amas nicht in Tore umgemünzt werden. Und dann wechselte Ralf Loose den Beinahe-Match-Changer ein: Rogier Krohne. Während die Mannschaft von Dave Wagner dem hohen Tempo Tribut zollen musste und langsam die Puste ausging, sorgte Krohne für einige Highlights und avancierte zum besten Dortmunder Verteidiger. Krohne erarbeitete sich einige gute Chancen, vergab allesamt aber kläglich. Besonders erwähnenswert: Als Alomerovic doch einmal geschlagen war, hätte der vöölig freistehende Krohne nur noch ins leere Tor einschieben müsste, pöhlte das Leder aber aus fünf Metern deutlich über den Kasten (69.). Grandiose Aktion, Kuba und Mill wären stolz auf dich!
Dave Wagner reagierte auf den Sturmlauf der Preußen, indem er seine Mannschaft wieder defensiver einstellte. Harder ging für Nyarko und etwas später machte Ioannidis für den 1,94-Hünen Zimmermann Platz. Beide Mannschaften kamen noch zu kleineren Chancen, die Amas sogar mit der großen Chance zum 1:3, es wurden aber allesamt vergeben. Auf dem Zahnfleisch und von Krämpfen geplagt ging es Richtung Abpfiff. Maruoka war gefühlt 20km gelaufen und der erlösende Schlusspfiff löste Jubel auf Dortmunder Seite aus - insbesondere als feststand, dass Erfurt auch gewonnen hatte. Die preußischen Fans waren bedient, hielten ein "Loose raus"-Banner hoch und quittierten die Leistung mit Pfiffen und „Oh, wie ist das schön“-Gesängen.
Fazit
Das war’s, die Saison 2014/2015 ist beendet und sie endet aus Dortmunder Sicht zwar mit dem sportlichen Abstieg, aber vielleicht dennoch versöhnlich. Wie bereits erwähnt, ist im Falle eine Zwangsabstiegs, einer Nichtlizensierung oder was auch immer der 18. Platz ein weiterer „Nichtabstiegsplatz“. Unsere Amas erhalten sich also die allerletzte Chance am grünen Tisch doch noch den Abstieg zu verhindern. Auf die Zusammenstellung der Mannschaft wird dies auf jeden Fall große Auswirkungen haben, da das Niveau zwischen der 3. Liga und der Regionalliga doch beträchtlich ist und einige Spieler wie z.B. Zlatan Alomerovic oder Joe Gyau sicher nicht den Gang in die Regionalliga antreten werden.
Pressekonferenz folgt in Kürze
Statistik
Preußen Münster: Masuch – Berzel (Hergesell, 81.), Scherder, Heitmeier, Riedel – Truckenbrod (Hoffmann, 66.), Bischoff – Siegert, Piossek, Kara, Reichwein (Krohne, 57.)
Borussia Dortmund II: Alomerovic – Knystock, Stankovic, Hornschuh, Narey – Solga (Derstroff, 46.), Amini – Harder (Nyarko, 72.), Maruoka, Kefkir – Ioannidis (Zimmermann, 84.)
Tore: 1:0 Reichwein (5.) – 1:1 Narey (45.), 1:2 Derstroff (50.)
Gelbe Karten: Truckenbrod, Berzel, Hergesell - Solga, Ioannidis
Zuschauer: 5112 im Preußenstadion
Seb, 24.05.2015