Heimniederlage gegen Dynamo besiegelt Abstieg der BVB Amateure
„Amateure aus Dortmund wir steigen nicht ab!“ dieser in Block H im Abstiegskampf gerne angestimmte Gesang auf die Melodie von „Always look on the bright side of life“ hat sich seit gestern endgültig erledigt. Nach der 2:3 Heimniederlage gegen die SG Dynamo ist der Abstieg der BVB U23 endgültig besiegelt. Es waren zwei kapitale Patzer in der Abwehr, die unsere Amateure, die ein gutes Spiel machten, um den verdienten Lohn brachten. Diese Niederlage tut richtig weh, man kann zwar noch Unterhaching überholen, aber das rettende Ufer ist nicht mehr in Sicht.
Ausgangslage
„Heute zählen nur drei Punkte“, war gegen die Zweitvertretung von Stuttgart noch in einer eindrucksvollen Choreographie vom Block H erklärt worden. Was vor zwei Wochen galt, konnte man auch auf die folgenden Spiele übertragen. Gegen den VfB und Energie Cottbus wurden die sechs Punkte dann auch geholt und das Soll erfüllt. Gegen Dresden mussten allerdings trotzdem wieder drei Punkte her, denn das näher rückende Saisonende ließ langsam die Luft dünner werden. Mainz und Unterhaching hatten letzten Spieltag nur einen bzw. keine Punkte geholt, aber in den Wochen davor auch stetig gepunktet. Zwei Punkte trennten unsere Amas also noch vom Sprung auf den Nichtabstiegsplatz.
Und die Amateure, die seit der unglaublichen Wende gegen Unterhaching immer wieder die Hoffnung am Leben gehalten hatten, dem Abstieg in letzter Sekunde noch zu entgehen, konnten diesmal nicht liefern. Eigentlich ist es unglaublich, dass man mit so einer talentierten Mannschaft die Klasse nicht halten konnte. Der Kader ist eigentlich auf allen Positionen so gut besetzt, dass sich dem Trainer ordentliche Auswahlmöglichkeiten geboten haben. Mit einer Ausnahme: Nach den Abgängen von Balint Bajner und vor allem Duckschi Ducksch ist es nicht gelungen, die Sturmmitte mit einem vernünftigen Zielspieler zu besetzen. Timmy Väyrynen glänzte zwar mit einem Treffer beim ersten Ballkontakt, konnte aber danach nie unter Beweis stellen, dass er den körperlichen Anforderungen der Dritten Liga gewachsen ist und sein Trainingseifer war wohl auch nicht der Größte. Dementsprechend wurde er in die vierte Liga zu Viktoria Köln verliehen, wo er immerhin in 10 Spielen 7 Treffer markieren konnte. Da er noch ein Jahr beim BVB unter Vertrag steht, könnte er sich in der nächsten Saison vielleicht doch noch zu einer Alternative in schwarzgelb entwickeln, denn die Regionalliga passt ja anscheinend eher zu seinem Leistungsvermögen. Der als Ersatz aus Piräus ausgeliehene Nikolaos Ioannidis konnte nie unter Beweis stellen, dass er in der Lage ist, der Mannschaft weiterzuhelfen. Der Grieche zeigte meist eher sinnlosen Aktionismus, indem er immer wieder versuchte, auf die Flügel auszuweichen, anstatt seine Position als Anspielstation in der Mitte zu halten. Außerdem ging ihm jede Torgefährlichkeit ab. So bleibt von seiner Ausleihe als schöner Moment nur in Erinnerung, wie er nach seinem einzigen Treffer weinend in die Arme von Dave Wagner stürmte. Ansonsten war seine Ausleihe wohl ein einziges Missverständnis.
Dementsprechend hat in der Liga allein Fortuna Köln noch weniger Tore erzielt als der BVB II. Die jungen Borussen gehen als die Unentschiedenkönige der Saison unter und mit Punkteteilungen ist in Zeiten der Drei-Punkte-Regel nun mal auf Dauer kein Staat zu machen.
Dazu kam dann noch das Verletzungspech bei Amateuren und Profis. Mit Joe Gyau und Marian Sarr fielen zwei Eckpfeiler der Mannschaft über weite Strecken der Saison mit Verletzungen aus und Spieler wie Dudziak durften immer wieder bei den Profis aushelfen. Es ist natürlich auch der eigentliche Zweck einer Zweitvertretung, dem Profikader im Bedarfsfall talentierte Spieler zuzuführen, aber dennoch darf man auch diesen Erklärungsansatz nicht außer Betracht lassen, wenn man den Abstieg der Dortmunder Amateure verstehen möchte.
Es wird auf jeden Fall spannend sein, über den Sommer zu verfolgen, welche Spieler des aktuellen Kaders den Weg in die Regionalliga mitgehen werden und ob das Trainerteam um Dave Wagner auch nach dem Klopp-Abgang die Verträge erfüllt. Hornschuh, Jordanov, Amini, Kefkir, Derstroff und Nyarko sind als Abgänge auf jeden Fall schon mal bestätigt.
Die SG Deutsche Volkspolizei Dresden wurde von ca. 1.700 Stasi-Mitarbeitern in die Rote Erde begleitet. Zahlreiche Zaunfahnen hatten die Gäste mitgebracht, unter anderem solch Perlen wie „Brutal Fans Dresden“, „Hooligans“ und „Official SGD Hooligans“. Stark! Auch eine DDR Fahne wurde ausgepackt, begleitet von „Asoziale Wessis“-Gesängen. Erich wäre stolz auf euch! Da die Dresdner 500 Karten zurückgeschickt hatten, waren in der Roten Erde trotz Parallelansetzung mehr BVB-Fans vor Ort. Ca.2.100 wollten unsere Amateure im Abstiegskampf unterstützen. Das ist ein durchaus ordentlicher Besuch. Da es keinen organisierten Support der UvdA gab, konnte dem Gästefanblock allerdings nur selten lautstärketechnische Paroli geboten werden. Trotzdem muss man auch den Borussen in Block H eine ordentliche Leistung attestieren, denn man bemühte sich zumindest ständig darum, die Mannschaft zu unterstützen und dem Dresdener Gepöbel etwas entgegenzusetzen.
1. Halbzeit
Vielleicht sollten in Zukunft keine Spieler der Amas mehr mit den Profis trainieren. Zumindest nicht, wenn sich einbürgert, dass sich die Profis dauernd frühe Gegentore fangen. Es waren keine drei Minuten gespielt, da machte sich Stefaniak das erste Mal auf den Weg, eine Ecke reinzubringen. Man kann nicht behaupten, dass die Ecke mit viel Schnitt oder besonders gut geschossen war. Man hätte sie sogar relativ einfach verteidigen können. Trotzdem kam sie punktgenau an, beim völlig freistehenden Hefele. Es schien so, als würde Hefele tierisch stinken, denn auf drei Meter hatte sich kein Borusse dem Gegenspieler genähert. Und wenn du den Ball im Strafraum so serviert bekommst, naja, den hätte meine Oma auch mit verbundenen Augen gemacht … 0:1. Ein harter Schlag für unsere Zwote, aber vor allem die Art und Weise war bitter.
Der Gästeblock lieferte dann das, was man von den Menschenfressern aus Dresden erwartet hatte und zündete ein paar Rauchtöpfe, einen Böller und einige Bengalos. Beflügelt vom gelben Rauch der aus dem Gästeblock aufstieg, von der Marke „Habemus Borussia“, versuchten unsere Amas direkt zu antworten. Und tatsächlich dauerte es nur wenige Minuten bis zum Torschrei der BVB-Anhänger: Derstroff hatte sich zunächst festgedribbelt, über Harder kamt der Ball aber trotzdem zu Dudziak, dessen Flanke vor die Füße von Amini abgewehrt wurde und Amini machte das, was häufig zu kurz kommt: einfach mal draufhalten. Der abgefälschte Schuss kullerte unhaltbar für Keeper Kirsten in den Kasten – 1:1. Die Amas beflügelte dieser Ausgleich und man konnte sich immer wieder kleinere und größere Chancen herausarbeiten.
Mehr Ballbesitz, mehr Spielanteile und auch die besseren Chancen ließen sich für die Jungs von Dave Wagner verzeichnen: Nach Kefkir-Flanke segelte Derstroff nur knapp am Ball vorbei (21.), kurz darauf spielten die Dresdner einen katastrophalen Fehlpass im Spielaufbau, den sich Kefkir erlaufen konnte. Statt in die Mitte zu spielen, entschied sich dieser aber eigensinnig zum Torschuss vom Strafraumeck aus (24.). Nur fünf Minuten später hatten viele Borussen den erneuten Torschrei auf den Lippen, Kefkir auf Harder und der lupfte den Ball auf die Latte. In der Folge ergaben sich noch ein paar kleinere Gelegenheiten für unsere Amas, die in dieser Phase hoch überlegen waren. Aber wie so oft: Wenn du vorne die Dinger nicht machst …
44. Minute, wieder machte Stefaniak zur Ecke bereit. Dieses Mal stand Müller zwar nicht ganz so frei wie zuvor Hefele, aber nachdem Alomerovic am Ball vorbeigefaustet hatte, war es kein Problem, den Ball auch unter Bedrängnis im sperrangelweit geöffneten Tor unterzubringen. Das nächste vermeidbare Gegentor, das uns einen Tiefschlag verpasste. Auch Unterhachingen und Mainz wollten nicht für uns Spielen und so ging es mit der Perspektive „Abstieg“ in die Halbzeitpause.
2. Halbzeit
In der Pause sind den Amas dann wahrscheinlich entsprechend trübe Gedanken durch den Kopf gegangen, denn den Schwung aus der ersten Hälfte konnten sie nie mehr wirklich aufnehmen. Offensichtlich hemmte auch das Wissen, angesichts der Zwischenstände bei der Konkurrenz nur noch mit einem Sieg den Anschluss halten zu können. Es eröffneten sich den Gästen immer wieder gute Kontermöglichkeiten. So kam der Todesstoß nach einer guten Stunde Spielzeit auch nicht mehr wirklich überraschend. Es war Dürrholz, der den BVB II aus spitzem Winkel endgültig über die Klippe schoss.
Dave Wagner brachte nun den 1,94 Hühnen Christoph Zimmermann ins Spiel, der allerdings nicht, wie üblich, in der Innenverteidigung spielen sollte, sondern seinen wuchtigen Körper im gegnerischen Strafraum ins Getümmel warf. Dementsprechend wurde der spielerische Ansatz aus der ersten Hälfte nun vollends aufgegeben und der BVB versuchte sein Glück nur noch mit hohen weiten Bällen. Die beste Chance zum Anschluss bot sich dem ebenfalls eingewechselten Ioannidis, aber der demonstrierte erneut, dass der Torabschluss nicht zu seinen Stärken zählt.
Bei Dresden feierte dann noch ein Ex-Borusse seine Rückkehr an die alte Wirkungsstätte: David Vrzogic, der einst für derart talentiert gehalten wurde, dass man ihm die Nachfolge von Dede zutraute, wurde eingewechselt. Seine Karriere nahm dann bekanntlich aufgrund zahlreicher Verletzungen überhaupt nicht den Verlauf, von dem er noch in der U19 der Borussia geträumt haben dürfte.
Als der Dortmunder Anhang schon in der Depression versank, sorgte Tammo Harder nochmal für einen kleinen Weckruf. Oguzhan Kefkir zeigte einen Wahnsinnstrick im Strafraum, der allerdings nicht so hundertprozentig geplant wirkte. Jedenfalls legte er mit der Hacke wunderbar für Harder auf und der erzielte wenigstens noch den Anschlusstreffer. Angesichts der Mainzer Führung in Halle, vermochte dieser allerdings auch keine Hoffnung mehr zu wecken.
In der Schlussphase sorgte Zlatan Alomerovic immer wieder für Spannung, weil er bei Standardsituationen mehrfach in den gegnerischen Strafraum stürmte, was zu einigen guten Kontergelegenheiten der Dresdener aufs leere Tor führte, allerdings wurden diese allesamt kläglich vergeben. Wirkliche Torgefahr vermochten die Borussen aber nicht mehr zu erregen. So blieb es bei der Niederlage und dem Abstieg der BVB Amateure.
Angesichts des Gegners muss wohl auch erwähnt werden, dass uns keine negativen Begleiterscheinungen der An- und Abreise der Dresdener Fanszene bekannt geworden sind. Seit dem unsäglichen Auftritt der Sachsen beim Pokalspiel im Westfalenstadion gehört es wohl zu Chronistenpflicht anzusprechen, dass Halbzeit 0 und 3 ereignislos verlaufen zu sein scheinen.
Für den BVB Unterbau bedeutet der Abstieg auf jeden Fall eine Zäsur, die angesichts der Regionalliga-Playoffs auch nur schwer zu korrigieren sein dürfte. Die Attraktivität des BVB für aufstrebende Talente dürfte deutlich abnehmen, weil man keine Spielpraxis in der Dritten Liga mehr bieten kann. Ob man mit der Aussicht auf Regionalligafußball Spieler wie Hofmann, Gyau oder Durm ködern gekonnt hätte, ist wohl relativ fraglich. Es bleibt nur zu hoffen, dass niemand beim BVB auf den Wahnsinnsplan kommt, die U23 vom Spielbetrieb abzumelden, um Kosten zu sparen. Das würde mittel- bis langfristig die Perspektiven von Talenten, denen nicht der direkte Sprung aus der U19 in den Profikader gelingt, zerstören. Und spätestens in zwei Jahren klopft ein ausgesprochen guter Jahrgang BVB-Talente an die Tür zum Seniorenfußball. Denen sollte man tunlichst eine Perspektive bieten können, anstatt sie vorzeitig wegzuschicken, wenn auf ihrer Position im Profikader gerade kein Bedarf herrscht.
So weh der Abstieg einem ständigen Begleiter der BVB-Amateure auch tut, der Sommer verspricht in vieler Hinsicht spannend für Freunde des BVB-Unterbaus zu werden. Wir werden die Entwicklung beobachten und Euch auf dem Laufenden halten.
Stimmen
Oguzhan Kefkir: [[audio? &url=/assets/media/audio/010-amateure/2015/interview_kefkir_sgd.mp3 ]]
Pressekonferenz: [[audio? &url=/assets/media/audio/010-amateure/2015/pk_amas_sgd.mp3 ]]
Statistik
BVB II: Alomerovic - Narey, Hornschuh, Gorenc-Stankovic, Dudziak (84. Nyarko) - Solga, Amini - Kefkir, Maruoka (66. Zimmermann), Derstroff (57. Ioannidis) - Harder
SGD: Kirsten - Kreuzer, J. Müller, Hefele, Teixeira - Moll, Mar. Hartmann - Tekerci (76. Vrzogic), Dürholtz (82. Andrich), Stefaniak - Eilers (89. Sabah)
Tore: 0:1 Hefele (4.), 1:1 Amini (09.), 1:2 Müller (43.), 1:3 Dürrholz (62.), 2:3 Harder (78.)
Gelbe Karten: Stefaniak, Tekerci
4100 Zuschauer in der Kampfbahn Rote Erde
Seb&Web 17.05.2015