Mit vier Profis zu frischem Selbstvertrauen
Wie so oft in den Länderspielpausen nutzten Borussia Dortmunds Amateure auch diesmal die freie Zeit für ein Testspiel. Wie so oft berief der Verein dieses sehr kurzfristig. Wie so oft fand es unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Letzteres bleibt meiner Meinung nach ein nicht besonders fanfreundliches Prozedere, an diesem Freitag hätten sich aber wohl dennoch eh nicht mehr als die paar anwesenden Journalisten nach Brackel verirrt. Zum einen wurde das Spiel an einem Werktag auf 12 Uhr mittags angesetzt, zum anderen schüttete es vormittags in Dortmund und Umgebung wie aus Kübeln.
Zu Gast auf dem Dortmunder Trainingsgelände war die Zweitvertretung von Ajax Amsterdam, offiziell bekannt als Jong Ajax. Der niederländische Zweitligist (in Holland dürfen die Zwoten in der Eerste Divise spielen) wird derzeit von keinem Geringeren als Jaap Stam trainiert, der seine Gesichtsausdrücke ungefähr so flexibel verändern kann wie Papa Sokratis, als Abwehrspieler aber zweifelsohne zu den Besten seiner Zunft gehörte. Stam brachte ebenfalls Viktor Fischer mit nach Brackel. Der dänische Nationalspieler war lange Zeit verletzt und sammelte etwas Spielpraxis.
Erste Hälfte
Und wie sich das für einen höflichen Gastgeber gehört, schenkten die Amas dem Comebacker auch gleich einen Treffer. Gute zehn Minuten waren gespielt, da ließ sich Dortmunds Defensive um Kapitän Marc Hornschuh durch einen Pass in die Spitze übertölpeln und Fischer netzte ein. Gleichzeitig sollte dies die letzte Ajax-Chance für einige Zeit bleiben. Der BVB, bei dem u.a. auch drei Gastspieler zum Einsatz kamen (ein Verteidiger, ein offensiver Mittelfeldspieler und ein Stürmer), wurde nun wach und übernahm mehr und mehr das Spielgeschehen. Maruoka per Distanzschuss und Hornschuh per Kopfball scheiterten zunächst am jungen Ajax-Keeper, bis Jordanov im Strafraum gelegt wurde und einen Elfmeter herausholte. Den verwandelte Ufuk Özbek souverän. Ja, Ufuk Özbek. Der eine oder andere Leser hat vielleicht noch im Hinterkopf, dass der Junge im Winter schon beim türkischen Erstligisten Genclerbirligi als Neuzugang vorgestellt wurde; der Transfer platzte allerdings doch noch, weil Özbek wohl nicht spielberechtigt war. So musste er wieder zurück nach Dortmund und kam erst vor zwei Wochen beim Auswärtsspiel bei der Kölner Fortuna aufgrund von großen Verletzungs- und Abstellungsproblemen zu seinem Saisondebüt.
Zweite Hälfte
Dortmund blieb nach dem Ausgleich die stärkere Mannschaft, echte Gelegenheiten zur Führung gab es jedoch zunächst nicht. Zur zweiten Hälfte brachte Coach Dave Wagner mit Neven Subotic, Sebastian Kehl, Sven Bender und Kuba gleich vier Profis. Um es vorwegzunehmen: Subotic hatte nicht allzu viel zu tun, sah aber zweimal nicht ganz gut aus, Kuba und Kehl waren recht unauffällig, Bender machte eine starke Partie, gewann gefühlt jeden Zweikampf, holte sich Bälle teilweise weit in der gegnerischen Hälfte und sollte seine Leistung später auch mit einem Treffer krönen. Aber der Reihe nach: Es passierte lange nichts, bis Ajax urplötzlich wieder in Führung ging, weil sowohl die Abwehr als auch Keeper Bonmann nicht entschlossen genug zu Werke gingen. Im direkten Gegenzug besorgte Nick Weber wieder den Ausgleich. Auch hier muss ich kurz abschweifen und nicht unerwähnt lassen, dass Weber bis Ende vergangenen Jahres schwer verletzt war und langsam endlich wieder in Tritt kommt. Gut so, besonders auf der Stürmerposition mangelt es den Amas doch sehr an torgefährlichen Jungs.
Es ging jetzt Schlag auf Schlag weiter: Mit dem nächsten Angriff gingen dann die BVB-Bubis erstmals in Front, Bender war der Torschütze. Derstroff, ebenfalls Comebacker nach längerer Verletzungspause, erhöhte nach schönem Solo sogar auf 4:2. Kurz vor dem Ende gelang Ajax mit ihrer dritten Chance auch noch ihr dritter Treffer.
Letztendlich dürfte dieser Sieg sicherlich ein klein bisschen Selbstvertrauen bringen. Überbewerten sollte man den Erfolg aber dennoch keinesfalls. Man merkte doch deutlich an, dass so ein Bender auf der Sechs doch über ein ganzes Stückchen mehr Qualität verfügt als beispielsweise Mustafa Amini. Nächste Woche geht es für die Amas dann wieder zurück in den Ligaalltag, sie gastieren am Samstag (natürlich parallel zu den Profis) bei den Stuttgarter Kickers. Falls doch noch ein Testspiel dazwischen geschoben werden sollte, ist sg.de aber mit Sicherheit wieder da und berichtet exklusiv!
cka, 29.03.2015