Wir sind Borussia!
Nichts ist mehr so wie es war, so scheint es. Foren quellen über, in allen Zeitungen und Blogs werden Berichte verfasst und auch schwatzgelb hat schon zwei extra Beiträge verfasst. Was ist passiert? Erstmal ist der BVB ins Viertelfinale der Championsleague eingezogen – doch darum drehen sich diese Beiträge nicht, höchstens am Rande vielleicht. Es ist vielmehr so, als wäre die heile Borussenwelt nun endgültig in sich zusammen gebrochen. Schuld daran sind die Spieler, die Fans, die Eventtouristen, die Meckerer, die Nicht-Singer... Ja, wer eigentlich? Zuerst mal könnte man sich fragen, was eigentlich das Problem ist. Nebst dem bereits erwähnten Einzug ins CL-Viertelfinale steht der BVB nämlich auch auf Platz 2 der Bundesliga und im Halbfinale des DFB-Pokals.
Eine gute Saison also? Ja, sicher, von den Resultaten her. Beim Fussball sieht das seit geraumer Zeit doch etwas anders aus und die Spannungen dürften sicher daher rühren, dass die meisten von uns nicht gerade mit einem positiven Gefühl in die letzten Wochen dieser Saison gehen. Es ist also durchaus erklärbar, weshalb diese Saison nicht so gut wahrgenommen wird, wie sie auf den ersten Blick scheint.
Doch kommen wir zu dem Teil, der nicht so gut erklärbar ist. Weshalb zieht sich jedes Grüppchen in sich selbst zurück und sucht die Schuld bei den anderen? Da sind als leichtes Ziel die Eventfans, natürlich, die fotographieren was das Zeug hält, filmen und interessieren sich dabei kein bisschen für das, was wirklich passiert, nämlich den Fussball. Emotionen finden sie toll, solange es nicht ihre eigenen sind und zuhause erzählen sie voller Stolz, dass sie einer von diesen Hardcore-Fans vom BVB sind. Dann sind da die Meckerer, die die Schuld bei den Spielern suchen. Aubameyang ist zu teuer, Lewandowski schon lange im Kopf bei den Bayern, Sahin ist zu langsam, Kehl zu alt, Weidenfeller sowieso noch nie gut gewesen, Hummels ist arrogant, Reus immer verletzt und sowieso alles nur Scheissmillionäre. Dafür sollte man dann Dzeko holen oder Ibrahimovic oder Messi, weil die ganz sicher mit ganzem Herzen für den BVB spielen würden – und ganz ohne Gehalt... Und die schlimmsten von ihnen beschimpfen die Spieler so, dass diese es hören können. (Sag mal, geht’s noch???)
Dann sind da die Ultras. Das Spiel interessiert sie scheinbar nur am Rande, die Gefühle der anderen Fans auch – bestenfalls. Emotionen bestehen aus Dauergesang, Fahnenschwenken und Pyrotechnik, nicht aber aus spielbezogenen Szenen. Obwohl sie der Motor des Ganzen und wir alle auf ihre Koordination und ihren Antrieb angewiesen sind, so haben sie scheinbar das Ziel, das Spiel, erfolgreich in den Hintergrund zu drängen und lieber Spruchbänder zu machen, die auf irgendwelche Machtspielchen zwischen den Gruppen zielen.
Bleibt noch die Mannschaft. Die ist verunsichert, scheint teilweise unmotiviert und weit unter ihrem normalen Niveau. Und statt die Schuld zumindest teilweise bei sich selbst zu suchen und in sich zu kehren, führen sie die Verletzten an und den Schiri und den Fussballgott und zu guter letzt die Fans. Jedes der Grüppchen hat ein Existenzrecht (von den Eventtouristen vielleicht mal abgesehen) und die Argumente der einzelnen können bis zu einem gewissen Grad nachvollzogen werden.
Aber weshalb müssen wir gegeneinander arbeiten? Vor nicht allzu langer Zeit herrschte das wunderbare “Wir sind Fussball”-Gefühl in Dortmund. Es ist klar, dass das ein paar Kratzer gekriegt hat, weil uns im Moment die Dominanz auf dem Platz und auf den Rängen fehlt, aber können wir nicht wenigstens zum alten “Wir sind Borussia”-Motto zurück kehren? Das war in einer Zeit, als es uns viel schlechter ging. Als wir alle zusammen und aus vollem Herzen in Bielefeld gegen den Abstieg gespielt haben. Warum sollte das Zusammenhalten in der momentan viel, viel besseren Situation nicht gehen?
Zum Glück haben wir vor dem Derby, in dem dies definitiv wieder funktionieren MUSS, noch ein Auswärtsspiel anstehen. In Auswärtsspielen scheint das alles immer etwas einfacher. Da sind die Grüppchen immer etwas kleiner und man redet mehr miteinander. Mein Vorschlag ist daher, dass die Eventtouristen ihre Kameras einpacken und zu Bayern gehen – die sind eh besser als wir. Dass die Meckerköpfe die die Mannschaft in Hörweite beschimpfen sofort nachhause fahren und vor dem Spiegel weitermachen. Dass die Mannschaft mal in sich geht und die Ultras sich selbst etwas weniger ernst nehmen und dass jeder, der nicht jedes Spiel mindestens die Hälfte der Zeit singt, seine Süd-DK abgibt. Und dann fahren wir alle zusammen nach Hannover und zeigen der Bundesliga, was es heisst, wenn Borussia Dortmund zu Gast ist. WIR SIND BORUSSIA!
Hannover 96: Zieler – H. Sakai, Hoffmann, C. Schulz, Pocognoli – Schmiedebach, Sané – Stindl, Huzti, Bittencourt – Rudnevs
Borussia Dortmund: Weidenfeller – Großkreutz, Sokratis, Hummels, Durm – Kehl, Sahin – Aubameyang, H. Mkhitaryan, Reus – Lewandowski
Schiedsrichter: Perl
Stadion: Niedersachsenstadion
Nadja, 21.03.2014