Den nächsten wichtigen Punkt geholt
Ein Spiel, bei dem vor der Saison nur die wenigsten mit einem Punktgewinn rechneten, endete am Ende glücklich, aber dennoch mehr als verdient 1:1-Unentschieden. Durch den Punktgewinn bei Dynamo Dresden sammeln die BVB Amateure so den nächsten wichtigen Zähler im Kampf um den Klassenerhalt und sind kurz vor Hinrundenschluss nur noch ein Pünktchen vom rettenden Ufer entfernt.
Eine angenehme Nachtfahrt mit dem Fernbus führte mich am Freitagmorgen nach Dresden. So hatte ich einige Stunden Zeit, mir mal die Stadt etwas genauer anzuschauen – und was soll ich sagen? Der Osten kann auch ganz schön sein. Diese Nachricht ist nicht anders zu erklären, als dass sich Dresden extra für dieses Wochenende besonders schön verkleidet hat. Möglicherweise bildet Sachsens Landeshauptstadt aber doch eine angenehme Ausnahme in den sonst weniger schönen Gegenden dort drüben. Das sollte aber demnächst noch einmal von unabhängigen Experten überprüft werden. Wer also Anfang März neben dem Besuch des Pokalspiels noch ein bisschen Zeit übrig hat, der möge sich dieses Fleckchen doch gerne einmal anschauen.
Auch das Stadion der SG Dynamo lohnt sich durchaus mal zu besuchen. Diese trägt seit diesem Sommer zum Glück nicht mehr den selten bescheuerten Namen Glücksgas-Stadion, sondern heißt jetzt einfach nur noch Stadion Dresden. Der Verein selber, der als Mieter übrigens keine Schuld an dem vorherigen Stadionnamen trägt, engagiert sich derweil in letzter Zeit recht vorbildlich gegen Rechtsextremismus. Der Slogan „Love Dynamo – Hate Racism“ prangte vor einigen Wochen für ein Spiel auf dem Trikot, auf der Eintrittskarte hat er derweil bereits einen festen Platz gefunden. Es wäre wünschenswert, wenn auch Borussia Dortmund Slogans wie „Love Borussia – Hate Fascism“ oder „Abpfiff für Rechts“ o.ä. etwas prominenter platzieren würde. Wo wir aber gerade schon beim Thema Lob sind: Auch die Polizei (!) trug dazu bei, dass es alles in allem ein schöner Abend wurde. Sie regelte das Geschehen vor und nach Spielende mit Ruhe und einer durchaus angenehmen Portion Entspanntheit. Zwar griffen einige Dynamo-Anhänger nach Spielende wohl doch noch einen Dortmunder Gästebus an; da ich aber in diesem nicht saß bzw. mich auch nicht in der Nähe befand, kann ich über die Vorfälle nichts berichten. Zu Schaden gekommen sei laut Pressemitteilung der Polizei aber niemand – und das ist das Wichtigste.
Genug der ausnahmsweise mal vorkommenden Lobhudelei für den gegnerischen Verein und die Polizei – stattdessen der Blick auf Sportliche: Auf Dynamos Ersatzbank nahm David Vrzogic Platz. Der inzwischen 25-Jährige schnürte insgesamt zwölf Jahre die Fußballschuhe für die BVB-Jugend und –Amateure, ehe es ihn nach einem einjährigen Intermezzo bei Rot-Weiß Ahlen und drei Jahren bei der Zweiten vom FC Bayern im Sommer diesen Jahres nach Dresden zog. Auf der anderen Seite kehrte David Solga zurück zu seiner alten Wirkungsstätte. David Wagner verzichtete derweil in der Startelf auf Experimente, ließ aber etwas überraschend den zuletzt verletzten Jo Gyau die Reise mit nach Dresden antreten. Dieser sollte in der zweiten Hälfte auch sein Comeback geben dürfen, blieb dabei aber recht unauffällig.
Das Spiel, das bei ziemlich schattigen Temperaturen von drei bis vier Grad stattfand, begann zunächst recht unspektakulär – zum Glück für die UvdA, die erst wenige Minuten nach Spielende den Weg in den Gästeblock fand. Dynamo Dresden rechnete wohl nicht wirklich mit viel mehr als einer Handvoll Dortmunder Fans und hatte dann etwas Mühe, als plötzlich doch eine deutlich dreistellige Zahl (echter) Schwarz-Gelber am Stadion ankam. Kaum da und Fahnen ausgepackt, fiel wie aus dem Nichts dann aber das 1:0 für die Gastgeber. Nach einer Ecke von Fiel verlor die Dortmunder Hintermannschaft Dresdens Toptorschützen Eilers völlig aus den Augen. Der nutzte die Situation eiskalt aus und ließ Alomerovic mit einem Kopfball keine Chance. Dresden blieb danach aber vollkommen harmlos und verpasste es zum Glück aus Dortmunder Sicht, auf den zweiten Treffer zu drängen. Stattdessen begann der an diesem Abend ganz in Weiß spielende BVB nach einer knappen halben Stunde, das Geschehen mehr und mehr zu kontrollieren. Außer einem harmlosen Schuss von Narey fiel aber auch der Borussia nicht viel ein, sodass es nach einer unspektakulären ersten Hälfte mit 1:0 in die Pause ging.
Es brauchte wohl eine kleine Ansprache von Wagner, damit unseren Jungs klar wurde, dass deutlich mehr drin sei an diesem Abend. Mit Comebacker Dudziak für den harmlosen Kefkir sollten neue Impulse kommen. Diese blieben zwar aus, die bessere Mannschaft war der BVB aber dennoch. Großes Problem blieb aber das Erspielen echter Torchancen. Immer, wenn es gefährlich hätte werden können, stand irgendein Dresdner im Weg, sodass Ulf Kirstens Sohn Benny im Kasten der SGD nicht allzu viel zu tun bekam. Als die Messe eigentlich schon gelesen war, versuchte es Dortmund aber noch ein letztes Mal nach vorne. Nach einer gefährlichen Flanke hätte Harder mehr rausmachen können als nur eine Ecke rauszuholen. Im Nachhinein möchte ich mich darüber aber nicht weiter beschweren. Denn diese Ecke von Dudziak landete vor den Füßen von eben diesem Tammo Harder – und der machte das 1:1. Um es mit leicht abgewandelten Worten eines weisen Mannes (ein Malte Dürr) zu sagen: Für genau diese Momente und diesen Jubel lohnt es sich, viele Stunden in Autos, Bussen und Bahnen unterwegs zu sein.
Die Borussia holt also einen immens wichtigen Punkt und kann nächste Woche gegen den neuen Tabellenführer Preußen Münster für die nächste Überraschung sorgen. Dazu braucht sie aber dringend jede Art von Unterstützung. Wer also am Sonntag nicht nach Frankfurt zu den Profis fährt, sollte unbedingt in die Kampfbahn kommen.
Statistik
Dynamo Dresden: Kirsten – Kreuzer, Erdmann (60. Hartmann), Müller, Tekerci – Fiel, Moll – Eilers (86. Fetsch), Dürholtz, Stefaniak (67. Zeldenrust) – Comvalius
BVB Amateure: Alomerovic – Narey, 1.94m-Hüne Zimmermann, Hornschuh (Weber), Knystock – Amini, Solga, Kefkir (Dudziak), Derstroff (Gyau), Jordanov – Harder
Tore: Eilers (14.), Harder (90.+3)
Gelbe Karten: Erdmann, Eilers – Alomerovic
Zuschauer: 23.235 im RHS
cka, 24.11.2014