Spielbericht Amateure

Unterhaching im Schatten der Wiesn

08.10.2014, 12:59 Uhr von:  Redaktion

Ein Spiel im Münchner Vorort, das so wirklich eigentlich keiner ernst nehmen wollte. So leider auch die Amateure des BVB 09 selbst, welche so eine weitere Niederlage einfuhren. Am Ende stand nach Toren von Promi-Sohn Köpke und Voglsammer ein 2:0 für die Hausherren im Spielberichtsbogen.

Eine post-anderlechtale Hoppingtour führte mich über Brüssel-Venedig-Rijeka-Zagreb auf direktem Wege nach München. Während mir immer wieder von brachial gutem Wetter in NRW berichtet wurde, hatte die südeuropäische Sonne schon keine Lust mehr, mich bis nach Zagreb zu begleiten. Auf München hatte die Sonne dann auch keinen Bock und so war es am frühen Samstagmorgen bitterst kalt, als ich aus dem Nachtbus fiel. Und München war am frühen Morgen belagert von Wiesn-Zombies! Nach einem Stadtrundgang noch ein kurzer Abstecher auf die Theresienwiese und ab raus nach Unterhaching.

Platzte München selbst im Morgengrauen aus allen Nähten, so empfingen mich nun die absolute Ruhe und das weite Nichts. Marsch in Richtung Flutlichtmasten eingeschlagen und ab durchs nasse Unterholz. Von wegen Tour in den Süden – Sonne, Wärme und so… Keiner Menschenseele begegnet und die Damen am Kassenhäuschen bei der Raucherpause gestört. Nachdem man mir den Weg zur Gästekasse gewiesen hatte, fragten die sich erstmal gegenseitig: „Gegen wen spielen’s denn heut überhaupt?“

Wenig los im Sportpark HachingGespielt wurde gegen den seit mittlerweile acht Spielen sieglosen BVB II. Mit dieser Serie war man den Gastgebern um ein Spiel voraus, welche seit sieben Spielen auf einen Dreier warteten. Unterhaching-Coach Christian Ziege musste seinen rot-gesperrten Torhüter Zetterer durch Ruml ersetzen. Zudem stand der Bruder und gegen Heimweh fungierende Mitbewohner des nicht auszupfeifenden Weltmeisters in der Startelf. Und im Sturm Pascal Köpke, seines Zeichens Sohn von Torwartlegende Andy.

Auf BVB-Seite fehlte Marian Sarr gelb-rot-gesperrt. Für ihn spielte Knystock als Linksverteidiger. Seine Sperre aus dem Köln-Spiel abgesessen hatte Kapitän Marc Hornschuh. Er kehrte für 1,94-Hühne Zimmermann in die Innenverteidigung zurück. Gyau wärmte hingegen die Bank bei den Profis.

Auf den Tribünen offiziell 1.500 Zuschauer. Auf eine genauere Zählung hatte wohl niemand Bock. Wiesn sind in Unterhaching anscheinend auch interessanter als ein Stadionbesuch. Unter den Zuschauern etwa 150 Schwarzgelbe. Der Großteil von diesen wäre besser auch auf die Wiesn anstatt ins Stadion gegangen. Ein unfassbar peinlicher Auftritt! Wahrscheinlich wurde der vorangegangene Feiertag zum ausgiebigen Youtube-Video schauen genutzt und man musste sich in Unterhaching als neuer Vollblut-Capo vor der garantiert anwesenden Szene beweisen. Dazu laufend geistreiche Kommentare à la „Der Schwarze kann doch nichts!“ Super in Kombination mit der anwesenden weiblichen Fraktion: „Och menno, es sollte doch die Sonne scheinen – Habe extra meine Sonnenbrille mitgenommen“. Nur logisch, dass der Gästeblock seine maximale Lautstärke erreichte, als der Mutter von MG™ und dessen Bruder gehuldigt wurde.

Das Treiben auf dem Grün verkam also eher zu Nebensache. War allerdings auch schwere Kost. Die erste Viertelstunde tat sich so gut wie nichts. Ballverluste hüben wie drüben und Alibi-Flanken aus dem Halbfeld. Harder konnte eine solche Flanke von rechts auf Amini im Strafraum bringen, der wartete jedoch vergebens auf Mitspieler, statt selbst abzuschließen und so war auch diese Chance dahin, ehe sie wirklich gefährlich werden konnte (16.). Bei Unterhaching kam Bigalke über links allein vors Tor, wählte allerdings die Variante Rückpass. Nyarko machte im Gegenzug das Spiel mit einem langen Ball schnell, aber auch diese Chance verpuffte in der Abwehr der Gastgeber (18.). Einzig bei Amini war ab und an so etwas wie Spielfreude zu erkennen. Vielleicht gab der Bankplatz in Anderlecht zusätzlichen Motivationsschub. In der 24. Minute setzte er mit einem Hammer aus dem linken Halbfeld mal ein Ausrufezeichen in dieser Partie. Konnte er so in Duisburg noch treffen, ging der Ball dieses Mal jedoch weit vorbei.

Eine gute Zeigerumdrehung später zappelte dann der Ball im BVB-Gehäuse. Nach Freistoß aus dem rechten Halbfeld konnte Köpke einköpfen. Schiri Sather erkannte den Treffer jedoch zu Recht wegen Abseits nicht an. Der Stadion-DJ bekam das allerdings als einziger im Sportpark nicht mit und ließ die Hymne mal durchlaufen. Schon kacke, wenn die Malle-Saison vorbei ist und man nicht mal auf den Wiesn auflegen darf.

Amini fasste sich erneut ein Herz, sein Schuss wurde allerdings geblockt (28.). Kurz darauf wurde wieder der kleine Australier mit einem Heber im Strafraum angespielt, legte jedoch zu lässig mit der Hacke ab und schon wieder war die Chance dahin. Dann baten Ji und Harder im Strafraum die bayrische Abwehr zum Volkstanz. Harder band zwei Verteidiger, hatte den Ball jedoch nicht unter Kontrolle, so kam Ji hinzu und zog einfach mal ab. Leider zu unplatziert (32.).

Gerade in diese Drangphase unserer Amas fiel dann das 0:1. Nach zwei schnellen Querpässen war Köpke plötzlich alleine vor Alomerovic und ließ dem Serben keine Chance (34.). In der Folge verletzte sich Knystock bei einem Zweikampf und wurde draußen länger behandelt, konnte jedoch weiter spielen. Kurz vor der Pause brannte es noch einmal lichterloh vor Alomerovic: Abelski per Kopf auf Bigalke, der im Strafraum jedoch verzog und nur das Außennetz traf (44.).

Den Gästeblock konnte man sich auch nicht schönsaufenDann war Halbzeit. Auf das Spiel und das mich umgebende Volk brauchte ich erstmal ein Bier. Und dann das: „HEUTE NUR ALKOHOLFREI!“ Stand groß vor dem Getränkestand. Geht’s noch? Zwei Steinwürfe weiter kann ich mir auf der Wiesn die Hucke voll hauen und hier anschließend rappeldicht antischen, aber hier selbst gibt es kein Bier!? Oder war das Münchener Umland durch besagtes Fest einfach trocken gelegt? Als Risikospiel wurde die Partie eher nicht gewertet. Die vier Wachtmeister vorm Gästeblock waren sicher froh, sich hier die Beine in den Bauch stehen zu können, anstatt auf der Wiesn tatsächlich noch mit Arbeit belästigt zu werden.

Also tief Luft geholt zur zweiten Halbzeit. Und die blieb einem dann auch sofort beinah im Halse stecken: Der stark auftrumpfende Köpke wurde mit einem langen Ball von Bigalke geschickt, welchen Stankovic so gerade noch stoppen konnte (46.). Es folgte mal wieder lange nichts. Dem BVB fiel überhaupt nichts ein. Wagner reagierte und brachte Zimmermann für Hornschuh sowie Solga für Nyarko (61.).

Wenigstens die Abseitsfalle funktionierte bei unserem Nachwuchs in dieser Partie gut, auch wenn da natürlich immer einiges an Risiko bestand. Nach vorne klappte jedoch weiterhin nicht viel und dann hatte auch unsere Abwehr einen totalen Aussetzer. Unterhaching wurde zum Tiki-Taka im Strafraum eingeladen. Letztlich konnte Schwabl auf den völlig freistehenden Voglsammer legen, der sich eine Ecke aussuchen konnte und einfach einschob - 2:0 (67.)

Der BVB versuchte es nun mit Gewalt. Solga konnte mit einer Einzelaktion Torwart Rumpl überlupfen, auf der Linie köpfte Schwabl den Ball jedoch wieder raus (72.). Nach Doppelpass mit Amini bot sich Ji die Schusschance, die Rumpl jedoch vor keine Probleme stellte (78.). Väyrynen kam noch für Knystock (81.), es folgte jedoch keine zwingende Chance für die Amateure mehr. Letzter Aufreger der Partie war noch eine Rangelei um den Ball, nachdem ein Dortmunder Angriff wegen Stürmerfouls abgepfiffen worden war. Rumpl und Harder als Auslöser für die Rudelbildung sahen jeweils Gelb (88.). Dann war Schluss und der Stadion-DJ hatte endlich wieder seinen großen Auftritt.

Nach der Pause am nächsten Wochenende geht es für die Amateure des BVB 09 mit zwei Heimspielen weiter. Zunächst wird Osnabrück in der Roten Erde empfangen. Bei der parallel zu den Profis angesetzten Partie kann die lila-weiße … Anhängerschaft also in aller Ruhe gegen Zweite Mannschaften pöbeln. Anschließend geht es am Sonntag den 26.10. um 14 Uhr gegen Hansa Rostock weiter. Dieses Spiel liegt nicht parallel zu den Profis. Es darf also zahlreich erschienen werden, um die Amateure raus aus den Abstiegsrängen zu pushen!

Statistik

SpVgg Unterhaching: Ruml - Hagn, Herröder, Schwabl, Welzmüller - B. Schwarz - Bigalke (84. Dittrich), F. Götze, Abelski (90. Kranitz) - Köpke (85. Widemann), Voglsammer

BVB II: Alomerovic - Güll, Hornschuh (61. Zimmermann), Gorenc-Stankovic, Knystock (81. Väyrynen) - Nyarko (61. Solga), Amini - Harder, Kefkir, Jordanov - Ji

Tore: 1:0 Köpke (34.), 2:0 Voglsammer (67.)

Gelbe Karten: Köpke, Ruml - Harder

Zuschauer: 1.500

Steffen09

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