Kehl-Gomez schießt die Amateure in den Abstiegskampf
Keine 24 Stunden nach dem Champions League-Spiel gegen den FC Arsenal lud der Terminkalender die Fans von Borussia Dortmund erneut in die Strobelallee ein: Die Amateure trafen im Nachholspiel des 8. Spieltags auf den Chemnitzer FC. Bei herrlichem Wetter und keiner Parallelansetzung fanden sich dennoch leider „nur" 1.741 Zuschauer in der Roten Erde ein, darunter mit Jürgen Klopp, Michael Zorc und WELTMEISTER Erik Durm aber auch höchste Dortmunder Fußballprominenz. Während die mitgereiste Chemnitzer Anhängerschaft auf der Tribüne außer einem kurzen Pogo und „Spitzenreiter"-Rufen leise blieb, bewies die UvdA einmal mehr, dass auch Besuche von Zweitvertretungen (zumindest von dieser Zweitvertretung) in der 3. Liga absolut lohnenswert sein können.
Doch immer der Reihe nach: Dave Wagner änderte seine Elf nach dem 0:3 in Bielefeld und dem somit vierten sieglosen Spiel in Folge gleich auf mehreren Positionen. Der gesperrte Stankovic wurde etwas überraschend durch Marian Sarr und nicht durch den 1,94m großen Neuzugang Christoph Zimmermann ersetzt. Zudem standen auch die internationalen Ersatzbank-erfahrenen Mustafa Amini und Jannick Bandowski sowie erstmals in dieser Saison auch Stürmer Tim Väyrynen in der Startelf. Nicht im Kader war dagegen Mitsuru Maruoka. Der Japaner kickte aus welchem Grund auch immer am Vormittag beim unbedeutenden Youth League-Spiel der U19 gegen die Gunners mit. Aber auch das Studieren der Gästeaufstellung sorgte nicht für Langeweile. Neben dem Spieler mit dem erschreckenden Namen Marco Kehl-Gomez fiel auch der Name Christian Mauersberger auf. Der 19-Jährige verzichtete im Gegensatz zum Vorjahr diesmal darauf, auf Facebook einen seiner in Sachsen ja nicht gerade wenig vorhandenen rechtsextremen Freunde zu grüßen und wurde deshalb mit einem Platz im Kader belohnt.
Erste Hälfte
Zum Sportlichen: Trotz Minikrise begann Schwatzgelb ordentlich, von acht Punkten Differenz zu den Himmelblauen in der Tabelle war zunächst wenig zu sehen. Der BVB verzichtete anders als beim Auftritt gegen Bielefeld auf ins Nichts führende weite Diagonalbälle, sondern beackerte stattdessen mit Narey/Gyau bzw. Bandowski/Jordanov lieber die Außen, echte Torchancen sprangen dabei jedoch keine heraus. Es dauerte 15 Minuten, bis sich auch der Chemnitzer FC mal nach vorne wagte – und das gleich mit Erfolg. Nach einer schönen Kombination über Kehl-Gomez (ausgerechnet!) und Fink landete der Ball bei Stenzel, der Alomerovic im Tor der U23 keine Abwehrchance ließ. Wenige Minuten später hätte Fink nach einem Luftloch von Sarr auf 2:0 erhöhen können, scheiterte aber am Pfosten (22.). Im direkten Gegenzug dann aber der Ausgleich für die Amas. Khaled Narey fasste sich aus rund 20 Metern mal ein Herz und zog ab, Pentke konnte nicht festhalten und Harder staubte per Kopf(!!!) ab (23.). Die Borussia hatte nun Gefallen am Spiel gefunden und hätte durch Amini (26.) sowie Gyau (32.) sogar in Führung gehen können. Gäste-Coach Karsten Heine war erst einmal bedient und wechselte nach einer guten halben Stunde zum ersten Mal aus. Cincotta kam für Ofosu, der sich mit dem Verweigern des Handschlags auf etwas unkonventionelle Art und Weise für einen frühen Feierabend bedankte. Leider sollte dieser Wechsel aber für die Amateure des BVB verheerende Folgen haben. Wer sich bis hierhin fragte, warum Chemnitz in der Tabelle so weit oben steht, wurde in den letzten fünf Minuten vor der Pause aufgeklärt, Stichwort gnadenlose Effektivität. Nach einem Amini-Ballverlust ging es schnell bei den Gästen und über Stenzel landete der Ball schließlich bei dem soeben eingewechselten Cincotta, der den Ball perfekt ins lange Eck weiterleitete (41.). Der endgültige Genickschlag folgte vier Zeigerumdrehungen später: Nach einem Halbschuss-Halbnichts kam der Ball (ausgerechnet!) auf den sträflich freigelassenen Kehl-Gomez und dieser ließ Alomerovic mit einem schönen Heber zum dritten Mal an diesem Abend keine Abwehrchance.
Zweite Hälfte
Die Partie war damit leider entschieden. Chemnitz tat in den zweiten 45 Minuten nicht mehr als es musste, blieb dem 4:1 aber jederzeit näher als Dortmund dem Anschlusstreffer. Dass das vierte Tor nicht mehr fiel, lag zum einen daran, dass Cincotta & Friends lieber von der Mittellinie aus treffen wollten als einen vielversprechenden Angriff ordentlich zu Ende zu spielen. Zum anderen legte Dortmunds Innenverteidigung um Kapitän Hornschuh und Sarr nun auch einen konzentrierteren Auftritt hin. Besonders Letzterer gewann einige wichtige Zweikämpfe und gab so ein gutes Startelf-Comeback nach dreimonatiger Verletzungspause.
Seine Vorderleute dagegen blieben auch nach Wiederanpfiff harmlos und ohne eine einzige echte Torchance. So wurde immer deutlicher, dass die Abgänge von Balint Bajner und vor allem Marvin Ducksch doch gravierender sein könnten als zunächst angenommen. Väyrynen enttäuschte einmal mehr. Schade, dass der Junge, der in Finnland ja schon durchaus bewiesen hat, dass er knipsen kann, weiter so unter seinen Möglichkeiten zu bleiben scheint. Gerade mit seiner Körpergröße könnte er durchaus ein wichtiger Faktor im Spiel der U23 werden.
So blieb es am Ende beim verdienten und dennoch bitteren 1:3. Nach dem ordentlichen Saisonstart haben die Amas nur noch einen Punkt Vorsprung auf die Abstiegsplätze. Umso besser, dass es gleich Gelegenheit zur Korrektur gibt: Schon am Samstag (14:00 Uhr) gastiert mit Fortuna Köln der aktuell Vorletzte der Liga in Dortmund. Wer also nicht nach Mainz fährt, für den ist ein Besuch in der Roten Erde absolute Pflicht!
Die Stimmen zur Partie aus der Pressekonferenz folgen!
Statistik:
BVB II: Alomerovic – Narey, Hornschuh, Sarr, Bandowski (76. Nyarko) – Amini, Solga – Gyau, Harder, Jordanov (60. Kefkir) – Väyrynen
CFC: Pentke – Conrad, Endres, Röseler, Poggenberg – Stenzel, Lais – Türpitz (83. Scheffel), Kehl-Gomez (83. Garbuschewski), Ofosu (32. Cincotta) – Fink
Tore: 0:1 Stenzel (15.), 1:1 Harder (22.), 1:2 Fink (41.), 1:3 Kehl-Gomez (45.)
Gelbe Karten: Väyrynen
Zuschauer: 1.741