Alle (03+1) Jahre wieder…
Nicht fertiggestellte Stadien, Proteste im eigenen Land und auch in Deutschland spaltet die WM das Volk wieder in WM-Hasser und Schland-Fans. Wer vor einigen Monaten seine Reise nach Brasilien gebucht hat, wird so kurz vor WM-Start wohl kaum mit einer derartigen Stimmung im Gastgeberland gerechnet haben. Auch der ein oder andere Redakteur von schwatzgelb.de wird vor Ort sein und die Diskussionen in Brasilien beobachten. In Form von Reiseberichten wird es hier und auch bei Facebook in den nächsten Tagen vom Turnier und rund um die deutschen Spiele Eindrücke und Berichte geben.
Zahlreiche Medienberichte über Brasilien erreichen uns in den letzten Wochen und Monaten und viel Positives hört man nicht. Oft wurde über die seit dem Confed Cup andauernden und aktuell wieder stärker aufkommenden Proteste geschrieben. Im Wesentlichen werden hier die hohen Ausgaben für die Stadien angeprangert, anstatt in das Bildungs- und Gesundheitswesen zu investieren. Studien werden herangezogen und schnell wird vorgerechnet, dass eine WM aus rein ökonomischer Sicht in Brasilien nicht sinnvoll ist. Logisch, denn Stadien müssen auch nach einem solchen Turnier so stark genutzt werden, dass sie unterhalten und die erbrachten Kosten wieder einspielen können. Bei einem Zuschauerschnitt in der ersten Liga von 15.000 bis 17.700 (2007-2010) und einem durchschnittlichen Eintrittspreis von 20 R$ (~ 7 €) pro Spiel (Quelle: Wikipedia), braucht man kein Rechengenie zu sein, um zu merken, dass dies schwierig wird. Gerne wird auch darauf hingewiesen, dass die Städte Brasilia, Cuiaba, Manaus und Natal nicht mal einen Verein in der ersten Liga haben.
Die FIFA ist schnell dabei die Schuld dem Gastgeberland in die Schuhe zu schieben. So wird darauf verwiesen, dass 12 WM-Stadien gar nicht gefordert gewesen seien. Der Präsident habe jedoch eine WM für das ganze Land gewollt, heißt es. Auf die eigenen hohen Anforderungen an die WM Stadien geht man hier allerdings nicht ein. Ganz ungelegen mag der FIFA der Trubel in Brasilien auch nicht kommen, da man an im Zuge der immer wiederkehrenden Korruptionsvorwürfe noch an ganzen anderen Fronten kämpft.
Nichts Neues also im FIFA- oder WM-Land. Schließlich war die Ausgangslage vor der WM in Südafrika vor 4 Jahren sehr ähnlich. Lediglich die Proteste waren nicht so laut und die Korruptionsvorwürfe nicht so fundiert. Auch der DFB hält sich mal wieder vornehm zurück, anstatt die Misswirtschaft anzuprangern und dagegen vorzugehen.
Tickets, Hotels und wie kommt man von A nach B
Eigentlich hätte in den vorherigen Abschnitten eine freudige Einstimmung auf ein schönes Turnier stehen sollen. Auch wenn die aktuellen Ereignisse die Vorfreude etwas trüben, so ist sie trotzdem da. Gilt es doch ein neues Land zu entdecken, die Sonne zu genießen und bei viel Fußball das eine oder andere Bier (oder auch mal einen Caipi) zu trinken. Vermutlich wird die Faszination Fußball die negativen Schlagzeilen für einen Moment verdrängen – erste Medienberichte sprechen inzwischen von einer Stimmungsumkehr in der brasilianischen Bevölkerung. Wir werden sehen, ob es so ist, wie bei jeder WM: schlechte Presse vor und nach dem Ereignis und dazwischen 4 Wochen gute Laune.
Insgesamt 09 Spiele der WM wird unsere kleine Reisegruppe besuchen. Der Verkauf der Eintrittskarten lief im Wesentlichen wieder über die Webseite der FIFA. Hier konnte man sich bereits ab August 2013 für die Tickets bewerben. Der Ticketverkauf der Karten für die Verbände wird mittlerweile auch von der FIFA abgewickelt. Wie in Südafrika gab es auch dieses Mal für Bürger Brasiliens vergünstigte Tickets ab 30 R$ (~10 €) in der Vorrunde. Besucher aller anderen Nationen sind ab 180 R$ dabei (~60 €) dabei. Laut Übersichtsplan der FIFA sind ca. 60% der Eintrittskarten in der ersten Kategorie. Erfahrungsgemäß wird hier allerdings noch umdisponiert, wenn die Nachfrage geringer ist. So saßen wir 2010 in Südafrika mehrfach auf der Haupt- oder Gegentribüne mit einer Karte der Kategorie 3.
Aus dem DFB Kontingent haben wir Karten für alle deutschen Vorrundenspiele bekommen. In den ersten vier Verkaufsphasen der FIFA sind wir dieses Mal aber komplett leer ausgegangen. Grundsätzlich ist das aber kein Grund zur Verzweiflung, schließlich werden kurz vor Beginn des Turniers nochmal große Kartenkontingente freigegeben. Wie mittlerweile bei jedem großen Turnier tauchten auch einige Software-Tools auf, die den Ticketkauf erleichtern (sollen). Ausprobiert wurden sie dieses Mal nicht wirklich. Im April zu Beginn der letzten Verkaufsphase hatten wir dann alle benötigten Tickets in der für uns günstigsten Kategorie 3 zusammen. Wirklich schwierig war es letztlich nicht, diese zu bekommen.
Verwunderlich ist jedoch der schleppende Ticketverkauf für einige Spiele. So sind aktuell noch Karten für gut 20 Spiele zu bekommen, darunter auch das Spiel der deutschen Mannschaft gegen Ghana. Wirft man einen Blick auf den Zweitmarkt, so muss man feststellen, dass Karten für viele Spiele schon deutlichst unter Preis (teilweise im einstelligen Eurobereich) gehandelt werden. Augenscheinlich sind die Preise für viele Brasilianer immer noch deutlich zu hoch.
Hauptverkehrsmittel Flugzeug
Üblicherweise reist man in Brasilien mit dem Auto, Bus oder Flugzeug. Bahnstrecken für den Personenverkehr gibt es fast nicht. Lediglich in einigen Großstädten existieren einige Regionalstrecken und teilweise ein U-Bahn System. Sowohl U-Bahnen als auch die Straßen sind im Berufsverkehr meist stark überlastet. Zudem gelten die Straßen Brasiliens als recht gefährlich: die Anzahl der Verkehrstoten liegt fünf Mal so hoch wie in Deutschland. Autobahnen gibt es in Brasilien nicht, wohl aber gut ausgebaute, autobahnähnliche Landstraßen.
Auf Grund der großen Entfernungen haben wir uns im Wesentlichen für das Flugzeug entschieden. So stehen in 3,5 Wochen 8 Inlandsflüge auf dem Programm. Diese kosten meist unwesentlich mehr als eine Fahrt mit dem Reisebus. Während der deutschen Vorrundenspiele im Nordosten werden wir auf Mietwagen setzen. Da Hotelzimmer zu akzeptablen Preisen in den WM Städten quasi nicht zu bekommen waren, haben wir hier immer weiter außerhalb Quartiere gesucht. Diese sind allerdings mit den öffentlichen Verkehrsmitteln nicht so einfach zu erreichen.
Vier aus Acht
Die sportlichen Erwartungen sind nach der durchwachsenen Vorbereitung und auch den vorherigen Leistungen der Mannschaft bei uns eher gering. Leider haben es auch nur vier von acht möglichen Dortmunder WM-Kandidaten in den Kader geschafft. Während die verletzungsbedingten Ausfälle von Sven Bender und Ilkay Gündogan schon lange feststanden hat uns Nicht-Nominierung von Marcel Schmelzer nicht wirklich überrascht. Bitter ist allerdings der (lange) Ausfall von Marco Reus. So wird vermutlich mit Mats Hummels nur ein Dortmunder in der Startformation beim Auftaktspiel stehen.
Wie weit wir die deutschen Mannschaft begleiten werden, hängt dabei von deren Abschneiden ab. Die deutschen Spiele in der Vorrunde und noch zwei zusätzliche Spiele in Natal und eins in Recife werden wir besuchen. Danach haben wir uns allerdings auf den Weg des Gruppensiegers bis zum Viertelfinale festgelegt. So geht es nach den Gruppenspielen über Sao Paulo nach Porto Alegre und wieder zurück nach Sao Paulo. Den Abschluss bildet dann das Viertelfinale in Rio de Janeiro. Eine optionale Route ist hier auf Grund der großen Entfernungen kaum zu realisieren und auch Hotels sind in den Gastgeberstädten auch kaum optional buchbar.
Alles in allem überwiegt nach Finalisierung der Planung die Vorfreude auf ein fußballverrücktes Land mit spannender Kultur, kulinarischen Highlights und tollen Städten! Ihr hört von uns.
Foto Arena Corinthians: http://www.flickr.com/photos/governosp/14066022314/in/photostream/
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René, 13.06.2014