Von Thailand nach Kettwig
Im Sommer 2008 erlebte die Jugendabteilung des BVB einen letzten Höhepunkt, als die U17 im Finale der Deutschen Meisterschaft gegen die TSG Hoppenheim antreten musste. Fünf Jahre ist dies nun mittlerweile her. Also höchste Zeit zu schauen, was aus den hoffnungsvollen Jungs von einst geworden ist.
Wie es eigentlich doch immer so ist, beginnen wir mit den Torleuten. Keeper im Finale war Zlatan Alomerovi?, der in diesem Spiel direkt sechs mal hinter sich greifen durfte und laut damaligen Augenzeugen wohl bei einigen Gegentreffern mehr als unglücklich aussah. Zlatan dürfte eigentlich für alle ein bekannter Name sein, denn er durchlief weiterhin die Jugend des BVB und kam danach zur U23, wo er Stammtorwart ist und noch einen Vertrag bis zum Ende dieser Saison besitzt. Inzwischen konnte das große Talent seine Leistungen stabilisieren und hatte einen nicht unerheblichen Anteil am letztjährigen Klassenerhalt unserer zweiten Mannschaft. Nicht ganz so glatt läuft hingegen die Karriere für Cedric Drobe. Nicht nur, dass dieser in die A-Jugend der Blauen wechselte. Von dort tingelte er in den folgenden Jahren über Erkenschwick, die Arbeitslosigkeit und der zweiten Mannschaft von RW Essen durch die Gegend rum. Ob er eine Zukunft beim Traditionsklub hat, kann gegenwärtig noch nicht abgeschätzt werden.
Etwas weiter vorne standen Onur Cenik , Bastian Fischer und Tim Hermes im Finalkader. Der Deutschtürke Cenik war bis zum Winter 2012 noch beim BVB unter Vertrag, bevor er in die Türkei zu Karabükspor wechselte. Der Hagener durchlief unter anderem die Jugendabteilung der TSG Herdecke, wofür diese vom DFB auch finanziell entlohnt wurde. Mit diesem Prinzip sollen kleinere Vereine belohnt werden, wenn sie einmal spätere Auswahlspieler unter ihren Fittichen hatten. Bastian Fischer seinerseits durchlief noch die A-Jugend des BVB, um dann zu Union Fürstenwalde zu wechseln, wo er bist 2011 unter Vertrag stand. Nach einem halben Jahr Vertragslosigkeit wechselte er dann zum Verbandsligisten SFC Stern 1900 aus Berlin. Wenn schon kein Fußballprofi, dann also wenigstens im „hippen“ Berlin leben. Tim Hermes durchlief, ähnlich wie Fischer, die A-Jugend des BVB und spielte dann noch ein Jahr in der U23 des BVB, ehe er zur Alemannia aus Aachen wechselte. Hermes wurde im ersten Saisonspiel 2010/11 bei seinem Einsatz als linker Außenverteidiger von einem Kölner namens Bouallal 45 Minuten lang so nass gemacht, dass er sich in dieser Spielzeit nie wieder davon erholte. In Aachen hielt er es aber auch nur ein Jahr aus und schaute sich dann ein Jahr das Tönnies-Land in Rheda-Wiedenbrück an, bevor RWE ihn erlöste und bis 2015 unter Vertrag nahm.
Und da sind wir ja auch schon im Mittelfeld des Teams gelandet. Dort treffen wir auf Leute wie Ensar Baykan, Volkan Ekici, Mario Götze, Ivan Paurevic und Christian Silaj. Ensar Baykan verließ den BVB nach dem Finale und schloss sich der Arminia aus Bielefeld an, durchlief dort die weiteren Jugendmannschaften, eher er als Vertragsspieler für die erste Mannschaft der nichtexistenten Ostwestfalen 21 Ligaspiele absolvieren sollte. Im Sommer 2012 klopfte sein alter Verein wieder an die Tür und er kehrte in die zweite Mannschaft Borussias zurück. Der Lüner Volkan Ekici (weder verwandt noch verschwägert mit Mehmet Ekici) spielte noch bis einschließlich der A-Jugend in Dortmund, bevor er, ähnlich wie Cenik, den Sprung in das Heimatland seiner Eltern zu Besiktas wagte. Dort blieb er ein Jahr, wechselte dann zu Kartalspor und ein Jahr später von dort aus zu Göztepe Izmir, wo er aber auch nur ein Jahr blieb und dann in seine Heimat zurückkehrte und bei der zweite Mannschaft von Fortuna Düsseldorf anheuerte. Mit dieser im wahrsten Sinne des Wortes wechselvollen Karriere steht Ekici exemplarisch für ein weit verbreitetes Phänomen im hiesigen Jugendfußball. Vielen türkischstämmigen jungen Männern fehlt beim Übergang zum Erwachsenenfußball der absolute Wille und gehen den Weg des vermeintlich geringeren Widerstands in die Türkei. Dort werden sie jedoch keineswegs mit offenen Armen empfangen, sondern wiederum als „Deutsche“ und große Konkurrenz angesehen. Am Ende klappt es dann nirgends mehr so richtig und es steht die Rückkehr in den deutschen Amateurfußball an. Manche Dinge ändern sie nie: Mario Götze musste bereits damals ein großes Finale verletzungsbedingt sausen lassen. Diesen Trend setzte er in den letzten beiden Profi-Jahren beim BVB ja nahtlos fort (DFB-Pokalfinale, CL-Finale). Tired of all this playing? Schönes Leben noch! Ivan Paurevic zog es nach einer tollen Aufstiegssaison mit dem BVB II zur Fortuna nach Düsseldorf. Gar bis zum Januar 2013 blieb Christian Silaj bei Borussia und wechselte dann zur U 23 des Reviernachbarn aus Bochum. Silaj steht exemplarisch für die momentan schwache Jugendabteilung des BVB. So war er der einzige Akteur, der aus der U 19 in die zweite Mannschaft des BVB hochgezogen wurde und es selbst dort meistens nicht einmal auf die Bank schaffte.
Dennis Buschening, Daniel Ginczek, Victor Hounyovi-Huschka und Marco Stiepermann waren die vier Talente, die sich im Sturm der U17 versuchten. Auch in diesem Mannschaftsteil wollen wir der Reihe nach vorgehen und zunächst einmal schauen, was aus Dennis Buschening geworden ist. Denn der junge Mann durchlief bis dato wohl den interessantesten, weil außerordentlich globalen Werdegang. Dieser verließ den BVB zunächst unmittelbar nach dem Meisterschaftsfinale und schloss sich den A-Junioren von RWE an. Von der A-Jugend RWEs wechselte er zum SV Westfalia Rhynern. Nach nur einem Jahr verließ er wiederum Rhynern und schloss sich dem SC Verl in der Regionalliga West an. Dort blieb er aber auch nur ein Jahr und wechselte dann zur Hammer SpVg. Nach ebenfalls nur sechs Monaten verließ er auch die Hammer wieder und wechselte nach Thailand zu Buriam United, von wo er nun zum allseits bekannten Weltclub BEC Tero Sasana ausgeliehen ist. Ganz so sehr verwundert dieser Werdegang aber nun auch nicht, da Buschening eine thailändische Mutter hat. Er wäre deshalb sogar für die thailändische Nationalmannschaft spielberechtigt. Wurde Winnie Schäfer also deshalb in Thailand entlassen, weil er das nicht wusste? Daniel Ginczek spielte nach seiner Jugendzeit noch ein Jahr in der U23 des BVB, um danach zunächst für ein Jahr nach Bochum ausgeliehen zu werden. Letztes Jahr startete der Sauerländer dann so richtig durch und erzielte beim FC St. Pauli in 31 Ligaspielen satte 18 Buden. In der neuen Saison wird Ginczek für Nürnberg auf Torejagd gehen. Dort hat er einen Vertrag bis 2016 unterzeichnet. Es wird sich zeigen, ob man sich als BVB-Fan wird ärgern müssen, diesen Sturmtank nicht mehr im Kader zu haben.
Dem Beispiel Ginczek konnte Selome Victor Hounyovi-Huschka nicht folgen, der sich nach der U19 des BVB Rot Weiss Essen anschloss. Dort blieb er nur ein Jahr und schloss sich dann SW Wattenscheid an. Aber auch dort hielt er es nicht lange aus und wechselte zur CSV Bochum – Linden und von dort aus zum FC Kettwig 08 in die Bezirksliga. Huschka steht exemplarisch für die große Diskrepanz zwischen Jugend- und Seniorenfußball. Während er 2007 im B-Jugendfinale gegen den FC Bayern München vor 7.000 Zuschauern noch fast das Siegtor für unsere Borussia auf dem Fuß hatte, spielt er nun vor diversen Pöbel-Bichlingen auf den Essener Hartplätzen in den Niederungen des Amateurfußballs. Anders erging es da Marco „Stiepi“ Stiepermann. Dieser spielte nach seiner Jugendzeit ein Jahr in der U23 des BVB und wechselte von dort aus zu Alemannia Aachen. Nach einem Jahr klopfte Energie Cottbus an und Stiepermann wechselte von Aachen nach Cottbus, wo er noch bis 2015 unter Vertrag steht. Dort gibt es mit Kruska, Brzenska und bis zur letzten Saison auch noch Uwe Hünemeier inzwischen so etwas wie eine kleine Dortmunder Kolonie.
Das waren also kurz zusammengefasst alle Spieler, die damals zum Kader gehörten. Bleibt der Trainer Peter Wazinski. Dieser blieb noch bis zum Ende des Jahres 2008 Trainer der U17 und wurde dann sportlicher Leiter der BVB-Jugend. Aufgrund von kurzfristigen Umstrukturierungen kehrte er zu Beginn der letzten Saison als Trainer der U 15 zurück und wurde mit dieser Mannschaft westdeutscher Meister.
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