Perisic wech ? und nu?
Am Ende ging alles ganz schnell: Ivan Perisic ist Wolfsburger, der BVB ist rund 8 Millionen Euro reicher. Wie geht’s denn aber nun weiter bei der Borussia? Ohne Neuzugang jedenfalls ist der Kader nun extrem anfällig für Verletzungen oder Sperren.
Immerhin 62 Pflichtspiele hat der Kroate in anderthalb Jahren für den BVB absolviert, etwa zwei Drittel davon als Einwechselspieler. Überzeugen und die Erwartungen erfüllen konnte Perisic trotz zwölf Toren für die Borussia in all diesen Partien viel zu selten. Das muss man so einfach konstatieren. Insbesondere defensiv war es zu wenig, was er Mittelfeldspieler anbot. Das wurde ganz besonders deutlich im Vergleich zu einem beständigen Rackerer wie Kevin Großkreutz, der zur Not auch den zweiten Linksverteidiger spielt. Perisic, so schien es, war dieses Spielverständnis nur schwerlich zu vermitteln. Aber auch offensiv interpretierte die Nummer 14 ihren Job anders als die übrigen Offensivkräfte der Borussia. Perisic wirkte da oft wie ein Fremdkörper – und oft auch lethargisch. Er hielt den Ball, wenn es angezeigt gewesen wäre, das Spiel durch Pässe schnell zu machen. Und er entschied sich zu oft für die Laufwege oder die Zuspiele, mit denen seine Kollegen gerade nicht rechneten. So richtig warm wurden der Spieler und das Spielsystem nicht miteinander. Trotz wichtiger Tore für den Doublesieg 2012 hält sich der sportliche Verlust für den BVB daher doch arg in Grenzen. Zumindest qualitativ.
Gut möglich, dass das in Wolfsburg anders aussehen wird. Vieles wird davon abhängen, wie Dieter Hecking den VfL fortan spielen lässt und welche Rolle er Ivan Perisic zugedenkt. Denn die Anlagen für mehr sind durchaus vorhanden: Technik, Torgefährlichkeit, Kopfballstärke, eine wahnsinnige Schusstechnik. Spielt der VfL zukünftig ein System, das Perisics Interpretation seiner Rolle näher kommt, kann der Transfer am Ende für alle drei Parteien ein Gewinn gewesen sein.
Was den BVB betrifft, steht jetzt die spannende Frage im Raum, ob der Abgang des Kroaten kompensiert wird durch einen Neuzugang. Eigentlich ist das notwendig. Der Kader immerhin ist in seiner jetzigen Struktur ordentlich auf Kante genäht, in Sachen Ausfällen darf nicht viel passieren und auch bei den Amateuren, die ebenfalls mit schmaler Personaldecke in die Rückrunde gehen, bietet sich niemand allzu dringend an, der eine entstehende Lücke aus dem Stand schließen könnte. Leonardo Bittencourt, dem dies wohl noch am ehesten zuzutrauen wäre und der sich in der Hinrunde nur für wenige Kurzeinsätze bei den Profis empfehlen konnte, ist zudem einstweilen noch gesperrt.
So richtig vorstellbar ist es daher nicht, dass die Borussia ohne weitere Verpflichtung in die Rückrunde gehen wird. Wahrscheinlicher ist, dass die sportliche Leitung stattdessen versuchen wird, einen eigentlich für den Sommer geplanten Transfer vorzuziehen. Mit der üppigen Transfersumme, die der VfL Wolfsburg kolportierterweise zahlen soll, ist dies sicherlich einfacher machbar. Nach anderthalb Jahren, in denen sich der Spieler nicht so recht durchsetzen konnte, verkauft der BVB ihn nun trotzdem mit einem satten Gewinn. Das wird die Entscheidung, Ivan Perisic keine Steine in den Weg zu legen, sicherlich begünstigt haben.
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