Die Tür war auf. Es ging keiner durch.
Mit einem vergebenen Handelfmeter kurz vor Schluss und weiteren ausgelassenen Großchancen vergaben unsere Amateure ihren ersten Matchball. Zwar steht man vor dem letzten Spieltag mit einem Punkt über dem Strich, doch wird nächste Woche beim VfB Stuttgart II wohl nur ein Sieg zum Klassenerhalt ausreichen.
Nach dem dramatischen Spiel vom Dienstag gegen Erfurt (4:3) kam mit dem Halleschen FC der nächste ostdeutsche Vertreter. Aufgrund der Parallelansetzung mit dem Profi-Spiel in Wolfsburg und einiger mitgereister Fans aus Sachsen-Anhalt musste heute mit dem drölften Auswärtsspiel in der Roten Erde gerechnet werden. „Alles für Chemie“ prangte im Hallenser Block beim Einlaufen der Mannschaften auf einem Spruchband, was durch rot-weiße Luftballons und rote T-Shirts auch optisch entsprechend unterstützt wurde. Doch auch im Stimmungsblock der UvdA war heute solider Ersatz-Support zu verzeichnen.
Sportlich wechselte Trainer Wagner im Vergleich zum Erfurt-Spiel und setzte in der Offensive unter anderem auf Treude und Durm. Mit dabei natürlich auch Redaktionsliebling Knappmann, der nach seiner Kopfverletzung vom Dienstag mit Pflaster auf seinem kahlen Haupt spielte. Bei der Mannschaft von Gäste-Trainer Sven Köhler sollten einem sicherlich die Namen Daniel Ziebig, Björn Ziegenbein (musste verletzungsbedingt früh ausscheiden) und Mannschaftskapitän Maik Wagefeld etwas sagen.
Bakalorz trifft mit der ersten Chance
In so einem Spiel mit der ersten Chance in Führung gehen, können nur die ganz Großen. Durm war nach hinten mitgelaufen und setzten einen wunderbaren Pass in den Raum zu Jonas Hofmann. Der legte am Strafraum ab auf „Goalgetter“ Marvin Bakalorz, welcher momentan in jedem Spiel mindestens einmal trifft (leider „nur“ einmal, doch dazu später mehr). Unter Mithilfe des linken Innenpfostens schlug alsbald der Ball zum 1:0 ein (8.). Die nächsten Torversuche gingen auf beiden Seiten in einem gutklassigen Spiel jeweils knapp über oder neben das Tor.
Der Zirkus war dann in persona Timo Furuholm (Leihgabe aus Düsseldorf) in der Stadt. Nach einem langen Einwurf von der rechten Seite hielt er einfach mal seine Hacke in den Wind, von der der Ball nur Millimeter neben das Tor flog (31.). Alomerovic wäre ohne Chance gewesen. Im direkten Gegenzug lief Hofmann nach schönem Pass Duckschs allein aufs Hallenser Tor, konnte im letzten Moment jedoch noch fair vom Leder getrennt werden. Dass schwatzgelb mal so gar keine Ahnung vom Fußballsport hat, zeigte sich zwei Minuten vor dem Pausenpfiff, als ausgerechnet Knappmann nach einer Hallenser Ecke als Vollblutstürmer zum Ausgleich einköpfte. Das erste Tor für den BVB II auf diese Weise zu erzielen, ist natürlich extrem bitter. Gerade für Knappmann ist es unverdient, weil er sich trotz seiner sichtbaren spielerischen Mängel zumindest in jedem Spiel bis zum Gehtnichtmehr den Allerwertesten aufreißt.
Nach dem Seitenwechsel (Benatelli kam für Ducksch) trat wie schon am Dienstag der Schiedsrichter in den Mittelpunkt des Geschehens. Einen langen Ball lupfte Furuholm über den herausgeeilten Alomerovic ins Aus. Geschickt ließ er sich jedoch noch in den Körper des robusten Serben fallen. Schiri Weickenmeier aus Müllheim fiel auch, nämlich drauf ein. Zudem zeigte er inkonsequenterweise nur den Gelben Karton. Der gefoulte Finne Furuholm ließ sich dieses Geschenk jedenfalls nicht entgehen. Auch nach den Eindrücken vom Dienstag muss man so langsam zu dem Eindruck gelangen, dass der DFB keine Zweitvertretungen mehr in der Dritten Liga haben will.
Innenpfosten waren heute schwarzgelb
Inzwischen war durch einen Regenschauer Mitte der ersten Hälfte der Platz zudem sehr aufgeweicht, was der spielerisch angelegten Strategie unserer Amateure natürlich nicht entgegen kam. Die Gäste aus Mitteldeutschland freuten sich dagegen über ihren wöchentlichen Badetag in der Roten Erde und entblößten sich obenrum. Einen wichtigen Protagonisten dieses Spieltags dürfen wir heute nicht vergessen: Denn in der letzten Nacht schleifte der Platzwart der Roten Erde die Innenpfosten so akkurat, dass sie bei BVB-Chancen als Vorteil gelten können. So war es dann auch in der 74. Minute. Knappmann holt einen Freistoß etwa 25 Meter vor dem Kasten der Gäste raus. Halstenberg wemmst das Leder flach über den Boden in Richtung rechter Innenpfosten und wie schon beim 1:0 war Horvat machtlos. Wieder einmal bewies Schwarz und Gelb große Moral zu diesem Zeitpunkt.
Das Tor zur Dritten Liga war zehn Minuten vor dem Ende endgültig so offen wie noch nie in dieser Saison. Nach einer unübersichtlichen Situation und einer Abwehraktion des Hallensers Hartmann entschied Schiedsrichter Weickenmeier völlig überraschend auf Handelfmeter. Zudem gab es Gelb-Rot für Hartmann, der bei seinem Abgang wild gestikulierend auf seine Brust zeigte. Bakalorz übernahm die verantwortungsvolle Aufgabe. Typisch für die Saison des BVB II war dann nur leider das Resultat: Von der Oberkante der Latte sprang das Leder hinter das Tor.
Aber auch nach dieser bitteren Situation gab sich der BVB nicht auf und berannte weiter in Handballmanier das Tor der Gäste. Doch erst war es Horvat, der sich todesmutig in die gesamte gelbe Armada warf und dann Durm, der nach einer klugen Kombination über Bakalorz und Demirbay völlig frei vor dem Tor den Ball in die Wolken setzte. So blieb es schlussendlich also beim 2:2. Die positive Nachricht des heutigen Spieltags: Der BVB II steht mit einem Punkt über dem Strich und braucht nächste Woche bei der Stuttgarter Zweitvertretung „nur“ einen Sieg. Nach dem verpassten Matchball heute heißt es also weiterhin „Advantage Dortmund“ und es wird die Frage sein, wie Trainer Wagner nach der vergebenen Mega-Chance heute bis nächste Woche die Jungs wieder scharfstellen kann
Stimme zum Spiel
Christian Knappmann: Wir stehen jetzt überm Strich und haben in Stuttgart unser Endspiel. Somit haben wir also alles in unserer eigenen Hand und eine bessere Situation vor dem letzten Spieltag gibt es eigentlich nicht.
Die Pressekonferenz zum Spiel
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Daten zum Spiel
BVB II (4-2-3-1): Alomerovic – Hornschuh, Hübner, Meißner, Halstenberg – Treude (58. Demirbay), Bakalorz – Hofmann, Ducksch (46. Benatelli), Durm – Knappmann
Hallescher FC (4-4-2): Horvat – Benes, Kojola, Leistner, Ziebig – Ziegenbein (26. Lindenhahn), Hartmann, Wagefeld, Mast – Furuholm, Müller (84. Zeiger)
Tore: 1:0 Bakalorz (8., Rechtsschuss, Vorarbeit Hofmann), 1:1 Knappmann (43., Eigentor), 1:2 Furuholm (50., Rechtsschuss, Foulelfmeter, Alomerovic an Furuholm), 2:2 Halstenberg (73., Linksschuss, direkter Freistoß)
Zuschauer: 2.079
SR: Weickenmeier (Müllheim)
Chancen: 7:5
Ecken: 3:5
Gelbe Karten: Alomerovic (49., Notbremse), Hofmann (53., Unsportlichkeit) Demirbay (77., Foulspiel) Benatelli (79., taktisches Foul) - Benes (42., taktisches Foul), Hartmann (53., Unsportlichkeit), Furuholm (63., Unsportlichkeit)
Gelb-Rote Karte: Hartmann (81., Handspiel)
Bes. Vorkommnis: Bakalorz schießt Handelfmeter an die Latte (82., Hartmann)
Malte D., 11.5.2013
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