Frau Holle schwächelt - Amateure dürfen spielen
Wahnsinn. Ein Wunder ist geschehen. Borussia Dortmunds Amateure haben ein Spiel gespielt. Und das obwohl Frau Holle sich tags zuvor noch von ihrer hässlichsten Seite zeigte und das Leid geplagte Dortmund rund um das altehrwürdige Stadion Rote Erde mit einem zuckersüßen Weiß übersäte. Doch pünktlich zum Tageswechsel hatte die allseits unbeliebte Hexe mit den vielen Kissen ein Einsehen und schüttelte die Kissen weiter nördlich aus. Dank Sonne und schneller Schneeschmelze durften die Amateure am Samstag nach etlichen Spielabsagen also endlich wieder spielen. In einer seitens Münster gut besuchten Roten Erde trennte man sich in einem durch die Spannung lebenden Spiel 0:0. Nach einem deutlichen Chancenplus für unsere Borussia muss man auch heute leider erneut sagen, dass da mehr drin war, und so bleibt für Sonntag nur ein anstatt drei Punkte für das Osternest übrig.
Trainer David Wagner verzichtete im Gegensatz zum inzwischen schon einige Wochen zurückliegenden Spiel auf Kerem Demirbay, der auf der Bank Platz nahm. Für ihn spielte Pumuckl Amini auf der defensiven Mittelfeldposition neben Marvin Bakalorz. Die rechte Seite wurde von Tim Kübel beackert, der noch nie zuvor ein Drittligaspiel bestritten hatte. Verletzungsbedingt spielte Wagner also mit einer Viererkette, die so noch nie zusammenspielen durften. Preussen Münster ließ Goalgetter Taylor vom Start weg überraschenderweise erst einmal auf der Bank. In puncto Atmosphäre brachten die Münsterländer erwartungsgemäß einige Fans mit, so dass der Gästeblock heute sogar mal ausverkauft schien. Die Spaltung der Fanszene konnte man auch heute wieder gut erkennen, die beiden Ultragruppierungen machten räumlich weit voneinander getrennt jeweils ihr eigenes Ding. Leider hatten sich durch die Parallelansetzung mit dem Profispiel in Stuttgart mal wieder sehr wenige Fans unserer Zwoten eingefunden, was wir pflichtgemäß wieder anprangern. Es ist einfach sinnlos, dass man Rostock Sonntags quer durch das Land schickt und gegen Münster Samstags um 14 Uhr spielt, obwohl die Borussia gerade parallel in Stuttgart spielt. Stimmungstechnisch hatte Münster demnach das Heft völlig in der Hand, was ob des fast leeren Block H dann auch nicht verwunderlich ist.
Erste Halbzeit
Auf dem berühmten Rote-Erde-Kartoffelacker Marke „Niedersächsischer Premium-Boden“ hätten sich neben einem ansehnlichen Fußballspiel auch sämtliche im Münsterland heimischen Bodenfrüchte wohlgefühlt. Vielleicht hätte hier sogar der Reisanbau funktioniert, wenn der Wettergott mal so etwas wie Einsehen hätte und uns den Frühling vorbeischicken würde. So bibbern wir bei für Ostern zu kalten Temperaturen um den Gefrierpunkt einfach weiter auf der Tribüne rum. Aber wir wollen ja nicht meckern, es wurde ja immerhin gespielt, da bibbert man auch gerne.
Die ersten Minuten gestalten sich dementsprechend technisch auch nicht allzu anspruchsvoll. Der Aufwärtstrend unserer Mannschaft bestätigte sich jedoch zuerst einmal, was Münster scheinbar sehr zu überraschen schien. Der Wille war eindeutig wieder zu erkennen, aber daran hat es in dieser Saison ja nun auch wirklich noch nie gemangelt. Der erste Torschuss gehörte dabei auch der Borussia, als Marvin Bakalorz aus 30 Metern einfach mal aufs Tor schoss. Die Anfangsphase war ausgeglichen gestaltet – Münster fiel gegen gut stehende Dortmunder Amateure scheinbar erst einmal nicht ganz so viel ein.
Nach einem eher hart gepfiffenen Freistoß hatte Münster dann auch erst in der 24. Minute die erste Chance, als der Ball von der halbrechten Seite in den Strafraum flog und Mehmet Kara, Mittelstürmer der Münsteraner den Ball nicht entscheidend in das Tor von Alomerovic drücken konnte. Die größte Chance der ersten Halbzeit hatte dann aber Hofmann, als Mustafa Amini den Kampfpumuckl auspackte und den Doppelpass mit dem Rote-Erde-Acker in die Mitte spielte. Dummerweise war der Ball in der 28. Minute etwas zu unplatziert geschossen, so dass der glänzend aufgelegte Preussen-Keeper Masuch zwar die Fußabwehr auspackte aber den Ball doch recht unaufgeregt und souverän klären konnte.
In der Folge schien sich die Borussia ein leichtes Übergewicht zu erspielen und gewann besonders in Person von Amini einige wichtige Zweikämpfe. Das Bild ist mal wieder das selbe wie in einigen Partien zuvor: Den vorher gedachten Klassenunterschied zwischen dem Tabellendritten der 3. Liga und den auf dem letzten Platz der Liga rangierenden BVB sah man in der ersten Halbzeit mal wieder nicht. Im Gegenteil. Das Chancenplus lag auf unserer Seite, und würde sich Jonas Hofmann vor dem Tor endlich mal den eiskalten Temperaturen anpassen, dann hätte man auch durchaus in Führung stehen können. Eine weitere Chance des rechten Mittelfeldspielers legte er nämlich mal wieder lieber ab als das Ding einfach mal auf das Tor von Preußen Münster zu ballern. Schade, aber da zeigte sich abermals das Manko der Amateure in Puncto Kaltschnäuzigkeit vor dem Tor.
Preussen brauchte bis zur 36. Minute, um den zweiten Torschuss abzufeuern. Die besseren Chancen gehörten jedoch der Borussia, die in der 45. Spielminute in Führung hätte gehen müssen. Doch Balint Bajner schaffte es, einen wunderbar in die Mitte getretenen Ball aus drei Metern genau auf Masuth zu köpfen. Einen solchen Ball haut ein Vollblutstürmer ja normalerweise blind, besoffen und im Schlaf in die Maschen. So ging es dann mit einem achtbaren 0:0 in die Halbzeit, das auf Grund der beiden Chancen aber auch 1:0 oder 2:0 heißen könnte.
Zweite Halbzeit
In der zweiten Halbzeit kamen beide Mannschaften unverändert auf den Platz. Weder Preussen noch Borussia machte Anstalten zu wechseln, wobei Münster deutlich unzufriedener mit dem Spielverlauf sein dürfte. Und auch die zweite Halbzeit startete erst einmal mit einer guten Torchance für Dortmund. Mustafa Amini setzte Tim Kübel herrlich in Szene, der den Torhüter der Münsteraner zu einer etwas besseren Parade zwang. Die in diesem Spiel bisher dritte gute Torchance, die durchaus zu einem Tor hätte führen können. Aber auch Preußen Münster scheiterte immer mal wieder an einer etwas stärker ausgeprägten Abschlussschwäche.
Wie schon in der ersten Halbzeit entwickelte Borussia Dortmund ein optisches Übergewicht, was aber nichts Zählbares hervorbrachte. Ein Freistoß vom für den am Auge verletzten Benatelli eingewechselten Baykan fand zentral den Weg auf den Kasten. Die Topchance spielte sich im Anschluss Jonas Hofmann heraus, der den Ball nach einer Kombination über Bajner und Amini über den Torwart lupfen wollte. Masuch hatte aber aufgepasst und bereinigte die Situation in der 67. Spielminute. Preussen Münster hingegen schien die Abteilung Attacke in der Stadt des westfälischen Friedens vergessen zu haben und brachte bis auf ein paar lasche Schüsse nichts auf das Tor von Zlatan Alomerovic. Aber unsere Amateure machten ihnen das Stürmerleben auch wirklich schwer und boten defensiv eine wirklich gute Partie. Das hat man auch schon deutlich anders gesehen. Gerade der gute Tim Kübel ist hier besonders hervorzuheben.
Die beste Chance der zweiten Halbzeit hatte jedoch wiederum Preußen Münster, nachdem Debütant Kübel über den Ball gehauen hatte. Den scharfen Schuss auf den Kasten von Alomerovic entschärfte der Keeper jedoch wie ein Profi. Glück gehabt. Erinnerungen an das Hinspiel wurden wach, da hatten wir auch besser gespielt und dann relativ unglücklich das Tor zum 0:1 Endstand bekommen. In der Folge kam Borussia dann noch zu einer Riesenchance durch Balint Bajner, der von Baykan auf der rechten Seite frei gespielt wurde. Doch ein nicht ganz so platzierter Schuss und ein wirklich glänzend reagierender Masuth verhinderten das absolut verdiente 1:0 für die Amateure des BVB, und so blieb es beim vielleicht sogar etwas enttäuschenden 0:0.
Fazit
Ein absolut gelungener Auftritt unserer Amateure, die die Balance zwischen Defensive und Offensive gut beherrschten und auch offensiv bis zum Tor so gut es denn auf diesem Rasen ging zu kombinieren wussten. Einzig und allein das Tor zum Sieg fehlte. Die gut agierende neu zusammengestellte Viererkette und hier vor allen Dingen Tim Kübel lieferten bis auf wenige Situationen eine gute Bewerbung für weitere Spiele ab. Einen Klassenunterschied gab es hier vor allen Dingen gar nicht zu sehen. Bei solchen Spielen mag man es kaum glauben, dass wir den inzwischen vorletzten Platz belegen, bis man sieht, was die Jungs direkt vor dem Tor veranstalten. Die Chancenauswertung ist das einzige Manko. Wenn da der Knoten platzt, dann wird der Klassenerhalt wirklich realistisch. Allein Balint Bajner und Jonas Hofmann hatten einige Chancen, aus dem einen Punkt drei zu machen. Das ist wohl dann wiederum das, warum wir eben nicht weiter oben rangieren, sondern die Blicke eher wieder in Richtung Liga vier richten. Wobei man heute anerkennen muss, dass der Keeper der Münsteraner einen blendenden Job gemacht hat. Bleibt abzuwarten, wie die Amateure sich in den Nachholspielen schlagen.
Ausblick
Am Dienstag spielen die Amateure das Nachholspiel gegen den SV Babelsberg 03 in Potsdam-Babelsberg. Es gilt als relativ wahrscheinlich, dass das Spiel ebenfalls der ollen Holle zum Opfer fällt. Sollte es jedoch trotzdem zu einem Spiel kommen, dann steigt dort die wichtige Partie gegen den drittletzten der Liga, also einem direkten Konkurrenten um die Nichtabstiegsränge. Wahrscheinlich wird die Partie aber wohl auf einen wärmeren Tag verlegt, was angesichts des nicht enden wollenden Winters wahrscheinlich wohl erst im August der Fall sein wird.
Statistik
Borussia Dortmund: Alomerovic – Halstenberg, Hornschuh, Meißner, Kübel – Amini (86. Knappmann), Bakalorz, Durm (91. Terzic), Benatelli (53. Baykan), Hofmann – Bajner
SC Preussen Münster Masuch – Schönberg, Kirsch, Kühne, Hergesell – Truckenbrod, Bischoff - Siegert (63. Taylor) Kara, Grote (71. Königs) - Nazarov (87. Schmidt)
Torschüsse: 16 - 6
Aufs Tor: 10 - 3
Ecken: 2 – 5
Abseits: 0 – 3
Zuschauer: 3652
Schiedsrichter: Thorsten Schriever (Dorum)
Wiggy, 30.03.2013
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