Zum Göbeln!
Wohin führt der Weg der Dortmunder Amateure in der dritten Liga? Aus einem Platz im Mittelfeld eher nach oben oder nach unten? Diese Frage sollte das Spiel am Samstag gegen Rot-Weiß Erfurt beantworten. Geht man rein vom 0:3 (0:1)-Ergebnis aus, führt der Weg eher nach unten, denn die Borussia ist wieder näher an die Abstiegsplätze herangerückt, auch wenn immer noch ein kleines Vier-Punkte-Polster bestehen bleibt. Kein Grund also, die Flinte ins Korn zu werfen, vor allem nicht, weil man mit bislang erzielten 20 Punkten durchaus im Soll liegt. Dennoch ließen die Amateure im Spiel gegen den Traditionsverein vieles vermissen und konnten nur wenig überzeugen.
Im letzten Jahr wurde die Partie insgesamt drei Mal angesetzt, zwei Mal fiel sie den Witterungsbedingungen in der Roten Erde zum Opfer, einmal waren die Erfurter inklusive Anhang sogar schon in Dortmund angekommen. Optimale Bedingungen konnten die beiden Teams auch bei diesem Mal nicht vorfinden, präsentierte sich der Rasen in der Kampfbahn im bekannten winterlichen Grauszustand. Einige Löcher waren schon vorhanden, beide Trainer merkten später in der Pressekonferenz auch an, dass es nicht gerade einfach war, einen gepflegten Ball zu spielen. Dies soll aber nicht als Argument durchgehen, spielten doch alle 22 Spieler (plus Eingewechselte) auf demselben grünen Grund.
Sowohl Dortmund als auch Erfurt mussten vor der Partie zweimal durchwechseln. Marvin Ducksch war auf Seiten der Schwatzgelben mit nach Wolfsburg gereist (wo er die Niederlage der Profis aber auch nicht mehr verhindern konnte), dazu fehlte Kapitän David Solga verletzt. Für Ducksch rückte Balint Bajner in die Sturmspitze, Solga wurde durch Nyarko ersetzt. Bei den Gästen fehlten die gesperrten Kleineheismann und Zichos, die von Kreuzer und Nöhwald vertreten wurden.
Allzuviel war in der Roten Erde nicht los, gerade auf Dortmunder Seite versuchte sich nur eine kleine Gruppe daran, für ein wenig Stimmung zu sorgen. Sie konnten sich aber nicht wirklich gegen die 100 bis 200 aus Erfurt angereisten Fans durchsetzen, die ihre Mannschaft unterstützten. Insgesamt zählten die Verantwortlichen später 850 zahlende Gäste in der Kampfbahn, wobei ich bis heute nicht den Eindruck habe, dass es wirklich so viele Zuschauer waren.
Erste Hälfte
Gleich zu Beginn der Partie legten die Borussen die rückblickend beste Phase des gesamten Spiels an den Tag, kamen besser ins Spiel und waren somit in den ersten 20 bis 25 Minuten die tonangebende Mannschaft. Wenn sich etwas Nennenswertes auf dem Platz abspielte, dann war das vor dem Tor der Gäste, wobei die ganz großen Chancen allerdings ungenutzt blieben. Bis auf einem Distanzschuss von Mustafa Amini (7.) war das Hauptproblem der Hausherren allerdings, dass der Ball aus den verschiedensten Gründen nicht richtig getroffen wurde. So verpassten mit Sarr (Kopfball, 3.), Nyarko (Schuss, 13.) und Jordanov (relativ unbedrängte Schussposition, 19.) gleich drei Akteure in schwatzgelb eigentlich vielversprechende Torchancen, die dann insgesamt doch eher wenig Probleme für Erfurts Keeper Klewin eröffneten. Dann kamen die Gäste schließlich besser in die Partie, auch wenn das Niveau insgesamt auf einem überschaubaren Level blieb. Dennoch muss man RWEs Öztürk wohl anrechnen, dass er sich nach 22. Minuten nicht durch Hornschuhs Störungen dazu hinreißen ließ, den eventuell sogar berechtigten Strafstoß herauszuholen, sondern auf den Torabschluss zu gehen. Öztürk geriet ins Straucheln, kämpfte aber weiter um den Abschluss, der dann jedoch nur das Außennetz fand.
Nach einer halben Stunde fiel dann das Tor zugunsten der besser aufkommenden Auswärtsmannschaft, was aus Sicht der Dortmunder vor allem deswegen ärgerlich war, weil der eigentlich schon unter Kontrolle gebrachte Ball noch von einem schwatzgelben Bein in den Lauf von Stürmer Andreas Wiegel rollte, der somit frei vor dem Kasten von Zlatan Alomerovic auftauchte und diesem keine Chance zur Abwehr ließ. Wiegel hatte Erfurt schon in der letzten Woche zum Sieg geschossen und scheint generell so etwas wie ein Publikumsliebling zu sein, wurde er gerade in der zweiten Hälfte dann speziell gefeiert. Ärgerlich blieb dieser Rückstand dennoch, auch wenn sich die Gäste die Führung rückwirkend in den letzten 15 Minuten der ersten Hälfte verdienten. Nietfeld hatte kurz vor dem Seitenwechsel sogar noch das 2:0 auf dem Fuß, als er den Ball aus zentraler Position auf Höhe des Sechzehners in die Füße gespielt bekam, das Leder aber am Gehäuse vorbei schlenzte. Ansonsten war das letzte „Highlight" der ersten 45 Minuten ein explodierender Böller im Gästeblock, der sich davon abgesehen aber auf Support konzentrierte und ruhig blieb. Nach dem Böllerwurf mussten allerdings Sanitäter in den Gästeblock, aus der Distanz konnte man nur mutmaßen, dass sich dabei wohl jemand verletzt hatte. Insgesamt sah das allerdings nicht weiter schlimm aus und wenige Minuten später waren die Helfer in orange auch schon wieder verschwunden.
Zweite Hälfte
Zu Beginn der zweiten Hälfte appelierten die Erfurt-Fans dann an die Tradition, in dem sie mit einem Spruchband dem richtigen Namen des an die Kampfbahn grenzenden Stadions huldigten: „Traditioneller Stadionname statt sinnloser Firmenreklame – Westfalenstadion". Dafür gab es auch von Seiten der Dortmunder Zuschauer gerechtfertigten Applaus. Die Partie selbst knüpfte nahtlos an die erste Hälfte an. Überschaubares Niveau und zunächst nur wenig Torchancen, die Dortmunder wirkten nicht wirklich so, als wollten sie dieses Spiel noch herum drehend. Zu wenig zwingende Aktionen, zu viele Unkonzentriertheiten im Aufbauspiel. Es war kein guter Tag unserer Amateure (vermutlich für die ganze Borussia nicht). Jordanovs Kopfballchance (56.) stellte da noch eine Ausnahme dar, aber auch hier ging der Ball wohl ein Stück deutlicher am Kasten vorbei als es zunächst aus der verzerrten Perspektive von der Tribüne aussehen wollte. Nach 70 Minuten brachte RWE-Coach Walter Kobler dann Patrick Göbel in die Partie – und entschied diese damit, wie sich nur acht Minuten später zeigte. Zunächst tauchte Harder noch für die Dortmunder fast freistehend vor dem Erfurter Tor auf, Keeper Klewin war aber noch eine Sekunde eher am Ball (73.). Dann nahm das Spiel aber seinen Lauf, auch weil Dortmund mehr aufmachte und sich dadurch mehr Lücken in der Defensive auftaten. So stürmte Alomerovic in Minute 76 noch dem durchgedrungenen Odak entgegen, der clever zum schon gerade erwähnten Göbel ablegte. Der Joker stach, musste nur noch einschieben und die Dortmunder Zuschauer fingen schließlich an, selbst zu göbeln. Spätestens zwei Minuten später, als Göbel dann als Vorlagengeber in Erscheinung trat und den Ball rüber zu Tunjic schob, war das Ding dann wirklich gegessen. Acht Minuten nach seiner Einwechslung war Göbel der Matchwinner mit einem Tor und einer Vorlage. Kann man mal so machen. In der Folge ergab sich noch die eine oder andere kleinere Chance für die Erfurter, doch die letzten 15 Minuten verliefen dann eher nach Schema F. Die Niederlage war besiegelt, sie war verdient, aber immer noch ärgerlich, weil man in den ersten 25 Minuten eigentlich gut mitgehalten hatte. Mund abputzen, weiter machen. In zwei Wochen geht es für die Amateure nach Wehen Wiesbaden, zum nächsten Heimspiel kommt dann Holstein Kiel zu den „BVB Hurensööööhnen" (erinnert ihr euch?). Und dann wird man vielleicht zum Abschluss der Hinrunde auch wirklich wissen, ob der BVB eher ein paar Plätze nach oben oder nach unten macht und wohin man sich nun langfristig orientieren muss. Das Abstiegsgespenst ist jedenfalls (noch?) in anderen Drittligastadien zu Hause und noch nicht in der Roten Erde. Das darf dann aber auch gerne so bleiben.
Pressekonferenz
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Statistik
Borussia Dortmund II: Alomerovic - Hornschuh, Meißner, Sarr (46. Deelen), Bandowski – Nyarko (66. Özbek), Amini – Treude, Harder, Jordanov – Bajner
RW Erfurt: Klewin – Kreuzer, Laurito, Engelhardt, Odak – Wiegel, Möhwald, Pfingsten-Reddig, Öztürk (70. Göbel) – Tunjic (90. Baumgarten), Nietfeld (78. Stolze)
Tore: 0:1 Wiegel (30.), 0:2 Göbel (76.), 0:3 Tunjic (78.)
Schiedsrichter: Mix (Abtswind)
Gelbe Karten: Nyarko, Bajner, Amini – Kreuzer
Zuschauer: 850 in der Kampfbahn Rote Erde
Vanni, 10.11.2013