Bandowski trifft vorne und hinten
Jannik Bandowski stand beim 1:1 gegen den SV Darmstadt im Mittelpunkt. Der junge Außenverteidiger traf nämlich vorne genauso souverän, wie er hinten unglücklich einnetzte. Dazwischen vergab Meißner auch noch einen Foulelfmeter. Der Preis für den „Vollhonk des Tages“ gebührte aber ohne Zweifel Edisson Jordanov. Warum, beschreibt unser Spielbericht.
Englische Woche für unsere Amateure. Nach einem ernüchternden 0:3 bei den Stuttgarter Kickers forderte Trainer David Wagner eine deutliche Leistungssteigerung, um gegen den Tabellenvierten aus Darmstadt bestehen zu können. Die Hessen haben mit Dominik Stroh-Engel nicht nur den momentan wohl besten Stürmer der 3. Liga in ihrem Kader, sondern zogen sich auch gegen den FC Meineid in der letzten Pokalrunde achtbar aus der Affäre. Das macht sich dann natürlich auch in der Fan-Szene bemerkbar. Schon um 15.30 Uhr waren am Stadion die ersten Lilientrikots zu sehen. Die Träger reichten also rechtzeitig ihre Urlaubsanträge bei den diversen Entsorgungsbetrieben und sonstigen mittelständischen Firmen der hessischen Provinz ein.
Personell gab es einige Überraschungen auf schwarzgelber Seite: So spielte der von der eigenen U 19 gekommene Deelen, während von oben Kirch und Schieber zur Verfügung gestellt wurde. Gerade bei Julian Schieber war es in den letzten Wochen unverständlich, warum dieser keine Spielpraxis bei unserer zweiten Mannschaft sammeln durfte oder wollte. Aufgrund dieser Profi-Unterstützung mussten dafür Solga und auch Bajner zu Beginn des Spiels auf der Bank Platz nehmen. Die Gäste mit ihrer seit Jahr und Tag eingespielten Innenverteidigung Sulu und Gorka sowie dem bereits angesprochenen Stroh-Engel, auf den die gesamte Spielanlage der Gäste ausgerichtet war. Trainer des SVD ist übrigens Ex-Verteidiger Dirk Schuster, der vor inzwischen auch schon fast 20 Jahren Andreas Möller zu dessen berühmter „Schutzschwalbe“ provozierte. Wird er vielleicht auch Außenspieler Marcel Heller, der vor einigen Jahren noch als eines der größten Talente Deutschlands galt, endlich in die Spur führen?
Boykottaufruf für Leipzig
Auf dem Weg zum Spiel standen viele Darmstadt-Fans sowie die Verantwortlichen des dortigen Fan-Radios im Stau. Mit Blick auf den zu Beginn des Spiels nur spärlich besetzten Gästeblock offenbarte sich der Wahrheitsgehalt dieser Aussage. Der UvdA-Block von gegenüber mit der gewohnten Leistung. In diesem Zusammenhang sei angemerkt, dass unsere Amateure-Ultras Flyer mit einem Boykottaufruf hinsichtlich des Spiels bei der Betriebsmannschaft von einem Getränkehersteller in Leipzig Anfang November verteilten. Ausgerechnet dieses Spiel wurde nicht parallel angesetzt und es wird sich zeigen, ob nicht gerade die vielen ostdeutschen Umlandfans unserer Borussia diese Gelegenheit gerade deshalb trotzdem am Schopfe packen werden.
Zum Spiel: Drei und eine Minute waren gespielt, als Duckschs Freistoß aus zwanzig Metern das Außennetz traf. Selbst erfahrene Stadiongänger, die inzwischen den Ticker für schwatzgelb betreuen, jubelten schon in diesem Moment. Zwei Minuten später war es nach einem Konter der Gäste eindeutiger, konnte Alomerovic doch in gewohnter „Ich bleibe einfach mal stehen“-Manier gegen den durchgebrochenen Heller parieren. Nach 09 Minuten wurde Darmstadt zudem ein Kopfballtor wegen Abseits (wohl berechtigt) aberkannt. Entgegen dem langweiligen Kick dieser beiden Mannschaften in der letzten Saison entwickelte sich hier und heute von Beginn an ein munteres und offensivorientiertes Spielchen.
Der BVB versteckte sich nicht gegen den nominellen Favoriten und wurde dafür belohnt: Schieber behauptete das Leder exzellent, steckte durch auf Bandowski und der Junge versenkte den Ball in den Maschen, als ob er nie etwas anderes gemacht hat (11.). Sechs Minuten später war die Euphorie kurzzeitig dahin: Treude kam im Strafraum zu Fall und Schiri Bandurski zeigte recht überraschend auf den Punkt. Das sah aus unserer Perspektive nicht nach einem Foulelfmeter aus. Warum mit Meißner ein Innenverteidiger antrat, wird Geheimnis der Mannschaft bleiben. Jedenfalls sind solche Aktionen auch in den letzten Jahren der Grund in Liga Drei gewesen, warum man nie mal ein Spiel souverän zu Ende spielen konnte. Zimmermann parierte den schwach geschossenen Ball problemlos.
Vorsicht, die Hessen kommen
Und auch das musste ja so kommen: Stroh-Engel setzte sich in seiner ersten guten Aktion auf links durch. Seine Hereingabe parierte Alomerovic mit einer Faust genau auf den Bauch von Bandowski, von dem der Ball ins Tor trudelte. Nach zwanzig Minuten schon ein Tor auf jeder Seite erzielt: Diesen Abend wird Jannik Bandowski so schnell wohl nicht mehr vergessen. Zum unglücklichen Spielverlauf kamen jetzt noch etwa 15 grenzdebile Hessenfans nervenderweise dazu, die von der Haupttribüne aus jeden Pfiff des Schiedsrichters mit „Ey“-Rufen bedachten. Traditionsvereine raus aus Liga 3!
Den Rest der Halbzeit dominierte jetzt ganz klar Darmstadt, wo inzwischen auch die restlichen Fans nach und nach eintrudelten. Man hätte einfach mal 2:0 in Führung gehen können, um in der Folgezeit gefährlich kontern zu können. So muss man sich nicht wundern, den Gegnern unnötig stark zu machen. Immerhin „retteten“ sich die Borussen mit dem 1:1 in die Halbzeitpause. Auch weil Zimmermann im Stile eines Anfängers so gerade noch einen Fernschuss Duckschs neben das Tor fausten konnte (43.).
In der Halbzeit musste Mats Hummels dann im VIP- und Presseraum die Schattenseiten der Dortmunder Akkreditierungspolitik erfahren. Irgendein über Darmstadt akkreditierter Mensch meinte Hummels beim Essen stören zu müssen („ein Foto für meinen Sohn bitte“). Völlig zu Recht bat Hummels ihn, erst einmal aufessen zu dürfen. Toll, wie großzügig erzogen der Hesse an sich dann reagiert: „Ja, kein Problem, kannst du ja dann machen, wenn du fertig bist!“ Vielleicht sollte sich auch bis Darmstadt rumgesprochen haben, dass Fußballspieler zwar viel Geld verdienen, aber nicht rund um die Uhr fürs Familienalbum bereitstehen müssen.
Bandowski scheitert knapp
Sportlich wurde es dann wieder nach 53 Minuten, als erneut Bandowski in den Mittelpunkt rückte. Schön freigespielt scheiterte er diesmal jedoch an Zimmermann, der so langsam warm wurde und sich bereits vorher bei einem Schieber-Schuss (47.) schön lang machte. Stroh-Engel war zu diesem Zeitpunkt glücklicherweise abgetaucht und fiel nur auf, nachdem Alomerovic eine Hereingabe genau auf ihn prallen ließ (58.). Drüber! Eine Viertelstunde vor dem Ende fasste sich dann Solga ein Herz und zirkelte einen Schuss aus mehr als 25 Metern auf die lange Ecke. Wieder war es Zimmermann, der mit einer schönen Flugparade das Unentschieden zu diesem Zeitpunkt sicherte.
Edisson Jordanov qualifizierte sich in der 78. Minute schließlich für den „BVB-Vollhonk des Jahres.“ Wie man sich gelb-vorbelastet bei der Ausführung eines Freistoßes vom Spieler anschießen lassen kann, wissen vielleicht höchstens Wettbudenbesitzer in Jordanovs Heimat. Die ganze Saison noch nichts gerissen und dann so eine Aktion! Rest der Hinrunde bitte auf die Tribüne mit dem. Glücklicherweise sprangen seine Mannschaftskameraden in die Bresche und verteidigten mit viel Leidenschaft das 1:1-Unentschieden bis zum Schlusspfiff des guten Schiedsrichters Bandurski.
Nach der Niederlage in Stuttgart und dem heutigen Unentschieden folgt nach dem Gesetz der Serie am Samstag gegen den Hallescher FC ein Sieg. Leider eine Parallelbegegnung zum Spiel der Profis in Klappdach. Trotzdem freuen sich die Amateure auch dann über möglichst viele Zuschauer. Das Profi-Spiel kann dann bequem im Anschluss an die Begegnung in der Stadiongaststätte bei Salzkuchen und Dortmunder Bier verfolgt werden.
Die Pressekonferenz zum Spiel
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Stimmen zum Spiel
Marc Hornschuh: Nach dem verschossenen Elfmeter kamen wir etwas aus der Ruhe, Darmstadt etwas besser in die Partie. Nach der gelb-roten Karte haben wir mit sehr viel Herz verteidigt und insgesamt war es ein gerechtes Unentschieden. Beim 1:1 macht das der Stroh-Engel über links natürlich richtig stark. Da würde ich „Deeli“ auch keinen Vorwurf machen. Es war sein erstes Spiel und insgesamt hat er das ordentlich gemacht.
Zlatan Alomerovic: Im letzten Jahr standen wir eigentlich immer höllisch unter Druck. Da hatten wir auch eine Negativserie mit mehreren Spielen in Folge. Dieses Jahr ist das etwas entspannter, aber das ändert nichtsdestotrotz nichts an unserem eigenen Anspruch, jedes Spiel gewinnen zu wollen.
Daten zum Spiel
BVB II (4-2-3-1): Alomerovic – Deelen, Hornschuh, Meißner, Bandowski – Amini, Kirch (69. Solga)– Treude, Ducksch (70. Harder), Jordanov – Schieber (70. Bajner)
SV Darmstadt 98 (4-2-2-2): Zimmermann – Berzel, Sulu, Gorka, Stegmayer – Behrens (89. Maas), Gondorf – Ivana (84. da Costa), Heller – Stroh-Engel, Sailer (65. Sirigu)
Tore: 1:0 Bandowski (11., Linksschuss, Vorarbeit Schieber), 1:1 Bandowski (20., Eigentor)
SR: Bandurski (Oberhausen)
Zuschauer: 1.812
Chancen: 7:4
Ecken: 1:4
Gelbe Karte für den BVB: Jordanov (52., Foulspiel)
Gelb-Rote Karte: Jordanov (78., Unsportlichkeit)
Bes. Vorkommnis: Meißner verschießt Foulelfmeter (17., Hesse an Treude)
Malte D., 2.10.2013