Alomerovic im Regen(sburg)
Zlatan Alomerovic war die tragische Figur bei der bitteren 1:2-Niederlage gegen den Gast aus dem Freistaat. Nachdem der Serbe mit einigen Glanzparaden seine Mannschaft lange im Spiel hielt, unterlief ihm kurz vor Schluss eine mehr als unglückliche Abwehraktion. Das freute dann auch die nervige Armada von Regensburger Radionmoderatoren auf den Rängen.
Nach dem schwachen 0:4 in Heidenheim (selbst David Wagner war mal nicht stolz auf sein Team) war gegen die aus Dunkelbayern angereisten Gästen der Jahnfreunde von und zu Regensburg Wiedergutmachung angesagt. Dafür stellte Wagner um und formierte unter anderem seine Defensive neu. Während Nothnagel noch auf die Bank durfte, musste Sarr gänzlich aussetzen. Ob sich der Verein, wie von schwatzgelb letztes Wochenende befohlen, dazu entschlossen hat, ihn morgen bei der U19 in GE-Ückendorf einzusetzen, wird sich morgen gegen ca. 11 Uhr entscheiden. Verletzungsbedingt musste auch Torwart Bonmann passen. Glücklicherweise wurde Alomerovic genau rechtzeitig wieder fit.
„Nach Italien ist es auch nicht weiter als zu Euch.“ So die freundliche Begrüßung eines Regensburger Journalisten im Presseraum. Nach dem Zweitligaabstieg blieb in der Oberpfalz kein Stein auf dem anderen. Sportliche Führung (Dr. Keller), Trainer (Thomas Stratos) und mehrere Neuzugänge sollen den Jahn von 2000 wieder stabilisieren. Der Vorgänger von Theo Schneider in Wiedenbrück, Thomas Stratos, hat ein Team der eher Namenlosen zur Verfügung. Nur Ex-Amateurespiele Abdenour Amachaibou dürfte dem einigermaßen regelmäßigen Gast der Roten Erde noch bekannt sein.
Der erste Blick in die Rote Erde offenbarte, dass der Gast mit etwa 100 Angängern zugegen war. Unter anderem machten sich auch die Ultras mit auf den weiten Weg gen Westen. Ihnen gegenüber wie immer die zahlreich vertretenen UvdA. Diese und ihre Stimmung „irritierten“ damit auch einen der drei (!) Radioreporter aus Regensburg, der erst noch gegen Zweitvertretungen agitierte und damit erst einmal schön der Zahn gezogen wurde. Vor dem UvdA-Block war zudem ein Banner mit der Aufschrift „Freie Sicht für Stadionverbotler“. Denn seit dieser Saison stehen Sichtschutzzäune in der Nord-Ost-Ecke, damit die Stadionverbotler von dort keinen Blick mehr aufs Spiel werfen können. Nach mehreren Jahren fiel der Polizei diese Lücke scheinbar auch mal auf. Oder ist auch diese Maßnahme nur ein weiteres Puzzleteil in der neuen Polizeistrategie NRW? Interessant auch der Schiedsrichter Sven Jablonski aus Bremen. Sein Vater Jörg war der Mann, der beim Phantomtor Helmers an der Seitenlinie die Fahne hob.
Bajner an den Pfosten
Acht Minuten waren gespielt, als dem nervigen Radioreporter aus Regensburg zum ersten Mal fast sinnbildlich die Klappe gestopft worden wäre. Nyarkos öffnender Ball erreichte Treude und dessen Hereingabe schoss Bajner leider nur gegen den Pfosten. Auf der Gegenseite brachte ein Gast aus dem Gewühl heraus das Kunststück fertig, nach einer Ecke aus zwei Metern über den Kasten zu schießen (10.). Wieder nur sechs Minuten später zeigte Bajner seine Stärken und Schwächen in nur einer Szene. Einerseits kann er den Ball sehr gut behaupten gegen seinen direkten Gegenspieler, doch war sein anschließender Drehschuss zu schwach für den Jahn-Torwart Wiegers.
Neben Bajner agierte in der Folgezeit insbesondere auch Kefkir mehr als unglücklich, der sich noch zu regelmäßig seine guten Ansätze durch teils haarsträubende Entscheidungen selbst zerstört. In der 39. Minute hätte sich das fast gerächt, als sein vertändelter Ball Jahn-Stürmer Schmid vor die Füße fiel. Dessen Sprint über den halben Platz wurde erst von Alomerovic mit einer Glanzparade gestoppt. Schmid hatte den Ball schon vorbei gelegt, als Zlatan mit seinen langen Armen doch noch an das Leder kam. Ganz stark! Noch besser dann die Parade von Kraken-Zlatan in der 44. Minute, als er sein rechtes Bein gegen den durchgebrochenen Amachaibou zur Geltung brachte und dessen Flachschuss parieren konnte. Einerseits fantastisch pariert, doch andererseits scheint Amachaibou immer noch so blind zu sein wie in den Jahren hier bei uns.
Diese These bestätigte sich nur kurze Zeit nach Wiederbeginn, als Treude einen schweren Fehler beging. Sein Schuss im Anschluss an eine Ecke wurde zum gefährlichen Konter, doch Amachaibou versagten wieder einmal im Abschluss – zum Glück – die Nerven (54.). Im Gegenzug wiederum scheiterte Ducksch frei vor Wiegers nach einem herrlichen Nyarko-Pass. Die beiden Torleute waren hier heute bis dato DIE überragenden Akteure. Und wenn Wiegers machtlos gewesen wäre, war da ja immer noch der Pfosten als 12. Mann. So auch beim herrlichen Solga-Freistoß (61.). Inzwischen war Kefkir zum Glück endlich erlöst worden. Sonst hätte er diesen Freistoß wie in Halbzeit eins wahrscheinlich wieder in die Wolken geschossen. Und wieder Aluminium nach 69 Minuten! So langsam wurde man aggressiv. Wieder setzte sich Bajner herrlich durch, doch sein Drehschuss von der Strafraumgrenze fand ebenfalls nicht das Gehäuse. Wenn man dreimal das Aluminium trifft beim Stande von 0:0, geht so etwas meistens ganz schlecht aus. Und so auch diesmal: Schmid spitzelte eine Flanke von rechts in die Maschen (73.). Fußball kann so grausam sein!
Solga gleicht aus
Aber Wiegers war auch richtig stark heute. Den Fernschuss von Derstroff aus fast 25 Metern lenkte er so gerade noch spektakulär über den Querbalken. In solchen Spielen kommt Pech und eine starke Torwartleistung bekanntermaßen meistens zusammen. Aber glücklicherweise gibt es ja noch den guten alten Strafstoß. „Duckschi“ Ducksch fädelt im Stile eines ganz alten Hasen gegen Anastasopoulos ein und Schiri Jablonski blieb gar nichts anderes mehr übrig, als entschlossen auf den Kreidepunkt zu zeigen. Spielführer Solga verlud Wiegers zum völlig verdienten Ausgleich (82.).
Die Ernüchterung folgte jedoch auf dem Fuße. Jim-Patrick Müller setzte sich über links gegen Durm durch und zog aus spitzestem Winkel einfach mal ab. Im kurzen Eck trudelte der Ball durch die Beine des höchst unglücklich agierenden Alomerovic in die Maschen (85.). Wieder einmal erweiterte der junge Serbe seine Biographie „Zwischen Welt- und Kreisklasse“ um eine weitere Episode. Möglicherweise hat er sich jedoch auch vorher schon beim Regensburger Führungstreffer verletzt. Jedenfalls wurde er anschließend einige Zeit behandelt. Müller meinte dann noch den Helden zu markieren und legte direkt vor den UvdA den Finger auf seine Lippen. Ein berechtigtes „Hurensöhne“ als Antwort war die Folge.
Leider konnten unsere Jungs auf dem Platz hingegen keine Antwort mehr geben, sodass es bei dieser unnötigen Niederlage bleiben sollte. Nach der wohl eher einkalkulierten Niederlage von Heidenheim ein nächster kleinerer Rückschlag. Leider sind es genau solche Spiele, die unsere Amateure immer wieder in den Abstiegsstrudel schlittern lassen. Eine geruhsame Saison wird es wohl auch diesmal nicht geben. Und auch die nächsten beiden Partien versprechen einige Mühen. Sowohl in Chemnitz als auch in Duisburg müssen Mannschaftskapitän Solga und Kollegen zudem in fremden Gefilden versuchen, das Punktekonto nach oben zu schrauben.
Stimme des Tages
Zlatan Alomerovic: Wir haben Regensburg viele Chancen und Standards zugelassen. Das wollten wir eigentlich vermeiden, weil wir so schon in Heidenheim verloren haben. Es lag heute aber nicht nur an der Abwehr. Wir wollten nämlich vorn schon zustellen. Das war aber nicht so, weil wir auch nicht gut beim zweiten Ball waren. Dazu kamen noch einige technische Fehler. Beim 1:2 dachte ich, dass Erik den noch kriegt. Dann trifft er halt die einzige Lücke: Meine Beine. Leider habe ich sie nicht mehr rechtzeitig zusammen gekriegt.
Die Pressekonferenz zum Spiel
[[audio? &url=/media/audio/pk-2013-08-24-regensburg/pressekonferenz.mp3 ]]
Daten zum Spiel
BVB II (4-2-3-1): Alomerovic – Durm, Hornschuh, Meißner, Bandowski – Solga, Nyarko (72. Amini) – Kefkir (59. Derstroff), Ducksch, Treude (83. Jordanov) – Bajner
Jahn Regensburg (4-4-2): Wiegers – Neunaber, Windmüller, Nachreiner, J.-P. Müller (86. Velagic) – Aosman (59. M. Müller), Güntner (71. Anastasopoulos), Kurz, Haag – Amachaibou, Schmid
Tore: 0:1 Schmid (73., Vorlage M. Müller), 1:1 Solga (82., Foulelfmeter, Anastasopoulos an Ducksch), 1:2 J.-P. Müller (85., ohne Vorarbeit)
Schiedsrichter: Jablonski (Bremen)
Zuschauer: 2.258
Gelbe Karten: Durm (13., Foulspiel), Ducksch (44., weil Jahn-Abwehrspieler und Jahn-Torwart zusammenprallen) – Güntner (70., Foulspiel), Nachreiner (89., Foulspiel)
Chancen: 7:7
Ecken: 4:6
Malte D., 24.8.2013