Geschichte wiederholt sich eben doch
Endlich ist es wieder so weit. Der Ball rollt wieder. Zwar nur in der 3. Liga, aber die Borussia ist ja auch in diesem Jahr mit dabei. Auch dank Marvin Ducksch, der in der letzten Saison am letzten Spieltag mit seinem Treffer zum 1:0 gegen die Reserve vom VfB Stuttgart dafür sorgte, dass der BVB den Klassenerhalt schaffte. Und weil sich Geschichte manchmal eben doch wiederholt, kann man diesen Satz nun ein wenig umstellen und damit Aktualität herstellen: Denn auch beim 1:0 gegen die Zweitvertretung der Schwaben am ersten Spieltag der neuen Saison war Marvin Ducksch derjenige, der den siegbringenden Treffer einbrachte und damit für etwas sorgte, was es eine gefühlte Ewigkeit nicht mehr bei unseren Amateuren gab: einen Auftaktsieg und das auch noch vor einer eindrucksvollen Drittligakulisse mit 3.890 Zuschauern. Der Fußball ist endlich wieder da – und er macht natürlich immer noch Spaß.
Vorgeplänkel: Von getragenen Banken, vielen Zuschauern und Personalien
Man merkte bereits vor Spielbeginn zumindest auf der Pressetribüne, dass Sommerpause war und diese wohl für alle Beteiligten viel zu lange ausgefallen ist. So waren jedenfalls die Sitzgelegenheiten auf der Pressetribüne auf mysteriöse Art und Weise verschwunden und mussten erst im Schweiße des Angesichts der arbeitenden schwatzgelb-Redakteure wieder an ihre angestammte Situation gebracht werden. Aber was tut man nicht alles für den Verein?
Nachdem vor dem Spiel noch einmal auf das Projekt von Franz Jacobi hingewiesen wurde und die Spieler sich in den an diesem Tage auch zum Verkauf angebotenen T-Shirts des Projekts warm machten, wurde auch noch einmal darauf aufmerksam gemacht, dass in den nächsten Wochen und damit auch in den ersten Wochen der neuen Bundesliga-Spielzeit zunächst keine Parallelansetzungen zwischen Amateuren und Profis stattfinden werden. Die Rote Erde kann also gut und gerne an jedem zweiten Wochenende wieder so gut gefüllt sein wie beim Liga-Auftakt gegen die einzige andere Zweitvertretung eines Bundesliga-Vereins in der 3. Liga. Die Zeit ist da, das Wetter ist gut, kommt ran und unterstützt die Amateure. Nach dem Spiel zeigten sich nämlich alle Spieler der Borussia sehr glücklich und froh über die Atmosphäre in der Roten Erde, David Wagner wies in der Pressekonferenz nach dem Spiel auch noch einmal darauf hin, dass er sich in den kommenden Wochen weitere Unterstützung erhofft.
Zum Auftakt ging es also erneut gegen die Schwaben, wenn auch wie üblich mit deutlich verändertem Personal. Im Tor nahm Neuzugang Hendrik Bonmann den Platz vom verletzten Zlatan Alomerovic ein, in der Abwehr trat der in den Profi-Testspielen bereits gut aufspielende Marian Sarr gegen den Ball, während im Sturm Marvin Ducksch auf Torejagd gehen sollte. Insgesamt waren die personellen Veränderungen vor einer neuen Saison der Amateure aber auch schon einmal gravierender, da auch die Namen Hornschuh, Meißner, Treude und Solga manchen Groschen bei den Verfolgern der Amas fallen lassen sollten. Letzterer kehrte zur neuen Spielzeit allerdings zurück in den Kader der Borussia und wurde auch direkt mit der Kapitänsbilde belohnt. Für diese Rolle war ursprünglich ja Marvin Bakalorz vorgesehen, dieser befindet sich aber in Vertragsgesprächen mit einem anderen Verein und wurde deswegen dann auch gar nicht eingesetzt.
Borussia engagiert, Stuttgart variabel
Borussia startete engagierter und offensiver, ohne sich dabei in der Anfangsviertelstunde erste klare Chancen zu erarbeiten. Diese kamen dann aber doch recht zügig, als David Solga nach einer erfolglos gechipten Ecke noch einmal die Chance bekam, den Ball aufs Tor zu bringen und sein Schlenzer von Stuttgarts Keeper Vlachodimos gerade noch so zur Ecke geklärt werden konnte (16.). Die Gäste waren hingegen zu Beginn eher abwartend und reagierend, kamen aber nach 27 Minuten ebenfalls zu ihrer ersten Gelegenheit, als ein Kopfball von Marco Grüttner nach einem Freistoß das Dortmunder Tor nur knapp verfehlte. Dies machte den Schwaben offensichtlich Mut, da Grüttner kurz darauf erneut mit einem schönen Schuss aus der Drehung das Tor von Bonmann anvisierte, aus BVB-Sicht glücklicherweise aber um ein Stück verfehlte. In der Folge war das Spiel eher in der Dortmunder Hälfte beheimatet, auch wenn keine weiteren Gäste-Chancen entstanden. Dennoch präsentierte sich der VfB in dieser Phase des Spiels und erst recht nach der Einwechslung des schnellen und wendigen Erich Berkos auch von der taktischen Ausrichtung her deutlich variabler und tauschte häufig die einzelnen Positionen, während beim BVB die Anfangsoffensive abgeklungen zu sein schien. Insgesamt war es aber dennoch eine eher schwache und highlightarme erste Hälfte, die zurecht torlos endete.
Überschaubar, aber effektiv
Nach dem Seitenwechsel kam der BVB mehr oder weniger durch Zufall zur ersten Aktion der zweiten 45 Minuten, als Ducksch der Ball vor die Füße sprang, er aber statt hinüber zu Kefkir zu spielen, den Abschluss suchte, das Tor aber verfehlte (50.). Als Stürmer ist ein wenig Egoismus hier auf jeden Fall zu verkraften, zumal der mitgelaufene Kefkir auch noch von einem Verteidiger bedrängt wurde. Zwei Minuten später war es dann aber doch soweit: Treude nahm den Ball auf der rechten Seite des Strafraums schön mit und ließ damit zwei Verteidiger aussteigen, assistierte für Duksch, der es dieses Mal dann auch alleine machen musste und diese Chance eiskalt verwertete. Keine Chance für Vlachodimos und die Führung für die erneut besser ins Spiel findenden Männer in schwatzgelb (52.).
Das Spielniveau selbst blieb aber überschaubar, auch wenn das Tor ein wenig Sicherheit für den BVB brachte. Dennoch war zu sehen, dass die Laufwege und Abläufe zu Beginn der Saison noch nicht zu 100% verinnerlicht wurden. Für neuen Wind sorgten aber die nach einer knappen Stunde eingewechselten Neuzugänge Serwy und Jordanov, die direkt mal ein wenig auf der rechten Seite wirbelten. So war es dann auch weniger verwunderlich, dass eine Ko-Produktion der beiden Einwechslungen für die nächste kleinere Gelegenheit auf Seiten des BVB verantwortlich war. Serwy, der mit seiner Schnelligkeit ein wenig an einen gewissen Polen namens Jakub erinnert und passenderweise auch die Nummer 16 trägt, bediente von rechts Jordanov, der aber nicht genug Kraft und Präzision hinter seinen Kopfball bekam. Von den Stuttgarter Gästen kam auf der anderen Seite erst einmal recht wenig, abgesehen von einzelnen Abschlussversuchen blieben sie eher ungefährlich. Auch in der Schlussphase war der BVB eher am 2:0 als der VfB kurz vor dem Ausgleich. Ducksch, Serwy und Jordanov gingen nach kleineren Zweikämpfen zu Boden, bekamen aber – wohl zurecht – keine Strafstöße zugesprochen. Schiedsrichter Stefan Glasmacher fuhr aber auch generell eher eine moderate Linie und unterband recht wenig, war in einem weitestgehend fairen Spiel aber auch nicht zwingend darauf angewiesen. Bis auf ein paar Eckstöße, bei denen der Stuttgarter Schlussmann noch mit nach vorne eilte, musste die Borussia aber nicht mehr viel zittern.
Am Ende bleibt somit der erste Sieg in der neuen Saison, was unterm Strich wohl das wichtigste Ergebnis des Tages ist. Vermutlich können die drei Punkte in die Kategorie „glücklich“ eingestuft werden, auch wenn sie keineswegs unverdient errungen wurden. Auch wenn vieles im Zusammenspiel noch nicht zu 100% passte, sah man aber schon einige durchaus interessante und positive Ansätze, gerade auch von den neuen Spielern in den schwatzgelben Trikots. Das macht Hoffnung für die kommenden Wochen und die gesamte Spielzeit und auch für kommenden Freitag, wo in Osnabrück eine aus Fan-Sicht definitiv reizvolle Aufgabe wartet, die aus sportlicher Sicht aber auch nicht eben so leicht zu bewältigen ist. Wer am Freitagabend noch nichts vor hat, sollte also auf jeden Fall darüber nachdenken, der Bremer Brücke mal wieder einen Besuch abzustatten.
Stimmen / Pressekonferenz:
Hendrik Bonmann
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Marvin Ducksch
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Tim Treude
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Pressekonferenz
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Statistik:
BVB II: Bonmann – Nothnagel, Sarr, Meißner, Hornschuh – Nyarko, Solga – Kefkir (62. Jordanov), Ducksch, Treude – Derstroff (62. Serwy)
VfB II: Vlachodimos – Leibold, Geyer, Vier, Lang – Kiefer, Rathgeb, Cecen (56. Riemann) - Janzer (36. Berko) - Grüttner, Lohkemper (68. Wanitzek)
Chancen: 5:3
Ecken: 2:6
Tore: 1:0 Ducksch (52., Treude)
Zuschauer: 3.890 in der Roten Erde
Schiedsrichter: Stefan Glasmacher
Vanni, 21.07.2013