Doch noch ein Sieg und ein Seitenhieb für van der Vaart
Was soll man machen, wenn einem eine deftige BVB Niederlage einen üblen Kater beschert hat? Am besten gleich morgens ein Konterspielchen hinterher schieben und mit einem Sieg die Schmerzen betäuben. Zum Glück hatte Borussia den alten Freund Theo Schneider mit seiner neuen Mannschaft aus Wiedenbrück eingeladen und die präsentierten sich auch prompt als gute Gäste und überließen einer bunten Mischung aus BVB Profis und Amateuren in letzter Minute den Sieg. Wenn dann noch ein bissiger Jürgen Klopp einen Giftpfeil Richtung vdV abfeuert und optimistisch gen Donezk blickt vergehen die schlimmen Nachwehen doch recht schnell und man kann sonnigen Gemüts nach Hause fahren.
Das Spiel der Amateure gegen Offenbach fiel ja bekanntlich der fehlenden Winterfestigkeit der Roten Erde zum Opfer. Weniger bekannt machte man es bei der Borussia aber, dass stattdessen kurzfristig ein Testkick gegen den ebenfalls spielfreien SC Wiedenbrück 2000 angesetzt wurde. Hier hatte man sicher den kurzen Draht zu Ex-Amas Coach Theo Schneider genutzt. Weil aber offenbar kaum jemand von dem Spiel wusste, standen nur ein paar Fans und Freunde der SC Spieler am Rand des Trainingsplatzes in Brackel. Das machte es dem anwesenden Sport1-Kameramann schwer, O-Töne zur Lewandowski Krise einzufangen: „Ist Lewandowski wegen seinem Wechsel zu den Bayern abgelenkt?“ „Keine Ahnung, ich bin kein BVBler sondern Wiedenbrücker.“ Neben den Trainern Wagner und Klopp hatten sich auch der große Vorsitzende Aki Watzke und der kleine Messi Mario Götze eingefunden, um das Testspiel zu bewundern.
Die BVB U23 trat in einer Besetzung an, die man wegen der ständigen Parallelansetzungen zu den Profis im Ligabetrieb leider nie zu sehen bekommen dürfte. In der Abwehr sammelte Neven Subotic wichtige Einsatzminuten und laut Jürgen Klopp ist er „auf jeden Fall eine Alternative für Donezk.“ Das klingt angesichts der teilweise vogelwilden Abwehrleistungen in den letzten beiden Bundesligaspielen doch beruhigend. Daneben kamen mit Langerak, Kirch, Leitner, Bittencourt und Schieber noch weitere Profis aus der zweiten Reihe zum Einsatz. Bei feinstem Sonnenschein und eiskaltem Wind herrschten eigentlich beste Fußballbedingungen, nur der Zustand des Rasens erinnerte stark an einen Luttener Kartoffelacker. Aber so etwas sind zumindest die Amateure ja aus der Roten Erde gewohnt.
Bereits einer der ersten Angriffe der Borussen führte zum Erfolg. Bittencourt sprintete die rechte Außenlinie herunter, lupfte den Ball über einen Verteidiger und servierte ihn mundgerecht dem im Strafraum lauernden Durm. Dieser hatte keine Mühe, den Ball aus kurzer Distanz zu verwandeln. Die Regionalligisten aus dem Schatten der Tönnies Arena spielten aber in der Folge beherzt mit und so entwickelte sich eine Partie auf Augenhöhe in der Rekonvaleszent Subotic ordentlich gefordert wurde. Dortmund war zwar über weite Strecken feldüberlegen, aber Entscheidendes gelang der bunt zusammengewürfelten Truppe nicht mehr. Die Abstimmungsprobleme waren doch unübersehbar. Insbesondere Hinterbänkler Kirch hatte große Probleme, seine Seite dicht zu machen.
In der Halbzeitpause stellte sich Jürgen Klopp den anwesenden Kamerateams von ZDF, SSNHD und Sport1, sowie den Reportern von Bildzeitung und Ruhrnachrichten. Hier ein paar Auszüge des Interviews: „Der Scheisstag ist vorbei und jetzt sind wir bereit für Donezk. Neven ist immer eine Option, also ist er auch eine Option für Mittwoch. Wir rechnen mit einer spielstarken Mannschaft aus Donezk. Da werden zwei ziemlich gute Mannschaften aufeinander treffen, aber das sind die letzten 16 der Champions League, da ist kein Kraut mehr dabei. Vier Gegentore sind natürlich die Hölle. In Donezk sollten wir besser keine vier kassieren. Der Unterschied zwischen einem schlechten Tag und einem guten Tag ist, dass man einen schlechten Tag schneller vergisst. Es gab sicher schon größere Fehlentscheidungen als die Rote Karte gegen Robert Lewandowski. Ich denke aber, Gelb wäre die richtige Entscheidung gewesen.“ Auf den Spruch von Rafael van der Vaart angesprochen, dass der absichtlich Theater gespielt habe, um einen Platzverweis für Lewandowski zu provozieren: „Das ist der schlimmste Satz, den ich in meinem ganzen Leben gehört habe.“
Kurz nach der Pause hatte Wiedenbrück die Riesenchance zum Ausgleich, aber statt den Ball zu versenken wurde Alomerovic aus kurzer Distanz angeschossen. Mustafa Amini zeigte dann einmal seine Schusskraft, aber sein Hammer aus dem Hinterhalt verfehlte den Winkel ganz knapp. Christian Knappman demonstrierte nach seiner Einwechslung erneut seine Spielertrainer-Qualitäten und peitschte seine Mitspieler nach vorne. Leider bekam er nach ein paar Minuten nach seiner Einwechslung einen Stollen an die Achillessehne und trug eine Risswunde davon. Es stand kein Einwechselspieler mehr bereit, so dass der BVB von nun an in Unterzahl agieren musste. Meißner hatte dann auch genug von der Freundschaft und säbelte einen Wiedenbrücker kurz vor dem Strafraum um. Dafür bekam er zu Recht den gelben Karton gezeigt. Die Freistoßchance konnten die in Überzahl immer stärker werdenden Wiedenbrücker noch nicht nutzen, aber kurz darauf war das anders.
Nach einem Konter lief Jansen frei auf Alomerovic zu und behielt die Nerven. Die Dortmunder Unterzahl machte sich nun immer stärker bemerkbar und Jansen hätte die Gäste beinahe sogar in Führung geschossen. Aber sein schöner Schuss verfehlte das Tor knapp. So fuhr am Ende der BVB noch einen erfolgreichen Konter. Amini schickte Bajner steil und der markierte frei vor dem Torwart den Siegtreffer. So konnte man auch dieses Wochenende beruhigt abhaken: BVB sieg sehen, check! Jetzt Donezk und sonst nix!
BVB: Langerak (46. Alomerovic)– Kirch, Subotic (70. Hornschuh), Meißner, Halstenberg (46. Unzola) – Bakalorz (46. Amini), Leitner (60. Demirbay ) – Bittencourt (60. Knappmann), Benatelli, Durm – Schieber (46. Bajner)
Tore: 1:0 Durm (Bittencourt), 1:1 Jansen, 2:1 Bajner (Amini)
Zuschauer: 09 + 3 Kamerateams am Trainingszentrum Hohenbuschei
Web, 10.02.2013
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