Laufen, laufen, laufen
Wer kennt sie nicht, die Häschen aus der Batteriewerbung, die einfach nicht kaputt zu kriegen sind. Jürgen Klopp muss damals beim Anblick dieser Werbung das Herz aufgegangen sein. Natürlich spielt Borussia einen hervorragenden Ball und zeigt mitunter grandiose Kombination. Aber Grundlage des gesamten Spiels ist die Laufarbeit. Wie sie den Gegner bei Ballbesitz hetzen und ihrerseits in Höchstgeschwindigkeit nach vorne stürmen – sie fressen Kilometer um Kilometer. Was liegt da näher, als das Laufen zum Leitmotiv für den Vorbericht zum Spiel gegen Freiburg zu machen. Wir durchlaufen quasi verschiedene Variationen des Laufens.
Schaulaufen: Freiburg gerettet, Dortmund ist Meister. Die sportliche Brisanz der Partie strebt gegen Null. Und damit reiht sie sich ein in einen megaspannenden, spektakulären letzten Spieltag, bei dem es genau noch darum geht, wer Siebter der Tabelle wird und in die Europa-League einzieht und ob jetzt Hertha oder Köln in die Relegation dürfen. Es gab da schon durchaus nervenaufreibendere letzte Spieltage. Nunja, immerhin gibt es da noch den ominösen Allzeit-Punkterekord der Bayern mit umgerechnet 79 Punkten in einer Spielzeit. Den kann man einstellen, oder gar pulverisieren. Ist ja auch nicht gerade alltäglich, dass man mit einem ziemlich bedeutungslosen Spiel in die Geschichtsbücher eingehen kann.
Warmlaufen: Nicht nur ein Rubrikname bei uns, sondern der Hauptaspekt des Spiels. Der letzte Test unter Wettkampfbedingungen vor dem Pokalfinalhit sozusagen. Für das Trainerteam mit Sicherheit eine ziemlich knifflige Aufgabe, wie man an so ein Spiel herangeht. Einerseits brauchen die Jungs nach der langen Saison auch eine Phase, in der man den Akku aufladen kann und Verletzungen von Stammspielern sind so ziemlich das allerletzte, was man aktuell brauchen kann. Andererseits sind drei Wochen „Pause“ inklusive anstrengender Meisterfeier zwischen dem letzten, wichtigen Ligaspiel und dem Spiel in Berlin eine recht lange Zeit und die Gefahr besteht, aus dem Rhythmus zu kommen, wenn man die Mannschaft all zu sehr durcheinanderwürfelt. Da Klopp aber schon gegen Kaiserslautern einem Teil seiner Stammelf eine Pause gegönnt hat, ist zu vermuten, dass diesmal die anderen Kicker die Füße auf der Ersatzbank hochlegen dürfen.
Auflaufen: Das passiert nach dem Abpfiff. Keine Angst, Felix Magath wurde nicht für den letzten Spieltag verpflichtet und so geht es für das komplette Team keine Sandhügel hoch, sondern nur einige Stufen auf die Westtribüne. Dort nämlich gibt’s vom Liga- und BVB-Präsidenten in Personalunion einen mittelgroßen Silberteller, auf dem der Name „Borussia Dortmund“ zum zweiten Mal hintereinander eingraviert wurde. Teller haben wir, jetzt brauchen wir nur noch so einen Trinkpokal, um das Geschirr voll zu kriegen. Ob beides spülmaschinenfest ist, müsste man mal beim Hersteller anfragen.
Weglaufen: Die einen wollen, die anderen müssen – und einer will nicht bleiben, vielleicht aber auch nicht weglaufen. Wie immer am letzten Spieltag gibt es auch Spieler, die zum letzten Mal unser Trikot tragen. Für einen gab es in Lautern schon den großen, emotionalen Abschied: Für Florian Kringe endet ein nicht gerade kleines Kapitel seines Lebens. Identifikationsfigur, „Dynamo“ des Spiels und zuletzt Tribünengast. Schade, dass es so gekommen ist, aber für beide Seiten mit Sicherheit am besten so. Ganz sicher gehen wird zudem Lucas Barrios (Tip: halt dich mit dem Spitznamen einer Großkatze von Restaurants fern), der nach Asien, genauer gesagt nach China, geht. Direkt um die Ecke wohnt Familie Kagawa. Gut möglich, dass man dort bald die Spiele der Premiere-League noch intensiver verfolgt. Aber momentan scheint da nichts ausgeschlossen zu sein. Nicht sicher, aber viel wahrscheinlicher ist auch der Abgang von „Tele“ Santana. Der lange Lulatsch ist einfach zu gut für die Bank, kommt aber an Subotic und Hummels nicht vorbei. Dem Hobbyfriseur mit dem riesigen Grinsen ist absolut zu gönnen, dass er anderswo regelmäßig spielen wird. Wohin immer er gehen mag, die können sich sicher sein, einen Guten zu kriegen. So gar keine Tendenz hat man im Fall Owomoyela gehört. Der Vertrag läuft zwar aus, als Sicherheit auf der Bank für die Außenverteidiger scheint er aber bei den Verantwortlichen recht hoch im Kurs zu stehen. Wer weiß, vielleicht trocknet da bald doch noch Tinte unter einem Anschlussvertrag.
Wie auch immer: Euch allen ein Dankeschön für unvergessliche Zeiten und alles Gute auf dem weiteren Weg.
Auslaufen: Haben wir nicht eigentlich erst vor ein paar Tagen mit dem Freitagsspiel gegen den HSV die Saison eröffnet? Kinders, Kinders, wie die Zeit vergeht. Spieltag 34. Wieder steht eine quälend lange Zeit ohne Borussia vor der Tür. Wer trotzdem nicht die Augen vom Ball lassen kann, kann immerhin so ein Ersatzprogramm aus Osteuropa im TV verfolgen. Wie auch immer, kommt gut durch die Borussia-freie Zeit, Ihr (Double-)Siegertypen.