Das Schweigen der Lämmer
Nach dem eher glanzlosen 3:1 Arbeitssieg des BVB in Hoffenheim gibt es auf Fanseite nur ein beherrschendes Thema und das ist nicht die übliche attestierte Unfähigkeit vom für die Unentschiedenniederlage verantwortlichen Spieler x, der sofort verkauft werden muss, sondern der schweigende Protest der Fans. Ganz prominent am Anfang jetzt ein, zwei Sätze, die jeder Kritiker dieser Protestform bitte immer im Hinterkopf behalten sollte: Es fällt uns schwer diese Mannschaft nicht zu unterstützen, diese Mannschaft die uns allen so Freude in der Champions League bereitet hat, im Achtelfinale des DFB-Pokal steht und auch in der Bundesliga nicht allzu schlecht darsteht auf Platz 3.
Es fällt uns schwer unsere Mannschaft erst recht nicht in Hoffenheim zu unterstützen, dem Inbegriff eines Retortenclubs, wo man nur den Tag herbeisehnen kann, bis sie endlich in einem tiefen, aber auch endlosen Loch verschwunden sind.
Nur um es nochmal erwähnt zu haben: Diese Form des Protestes, erfolgreich in all seiner Wucht bei 12:12 umgesetzt, ist aber auch die momentan einfachste und sauberste Art seinen Unmut zu zeigen, ohne das man sinnlos gegen den eigenen Verein pöbelt. Die Art und Weise, wie die Fans von den BVB im Stich gelassen worden sind, ist einfach nur erschütternd. Mag sich Aki Watzke nach der DFL-Abstimmung dafür feiern lassen wollen sich nicht für eine Reduzierung der Ticketkontingente ausgesprochen zu haben, muss er sich allerdings die Frage gefallen lassen, warum das nicht schon weit im Vorfeld zur Abstimmung am 12.12.2012 so nach außen hin kommuniziert worden ist, um eventuell für diesen nicht kleinen Kritikpunkt zu werben. Chance vertan, um mal richtig einen für die Fans rauszuhauen! Wenn man den Teilnehmern des Protestes und Gegnern der oft erwähnten Punkte des Sicherheitspapiers dann noch indirekt unterstellt auf Gewalt und Pyrotechnik aus zu sein, dann schlägt man dem Fass endgültig die Krone aus. Die Lust auf das Alltagsgeschäft war vielen Fans scheinbar vergangen und es wurde sich entschieden zu schweigen.
Wurde das im Stadion von den BVB-Fans noch mehr oder weniger gut angenommen, da sich weitestgehend, wenn gesungen worden ist, auf Gesänge gegen die DFL und den DFB beschränkt wurde und man ansonsten schwieg, wurde die Kritik im Internet immer lauter, dass man die Mannschaft doch immer unterstützen müsse, da man sonst kein Fan sei. Nee, so einfach eben nicht! Die Fans, die viel Zeit und vor allem Geld für den BVB opfern sind keine Stimmungsäffchen, die nach so einer schweren Woche einfach wieder umschalten können und ihre Show für die vielen Zuschauer auch und gerade am Fernseher abliefern können. Sie wurden am Mittwoch bis ins Mark getroffen. Diese, viel fehlte nicht dafür, sonst wäre es gefallen „Fans“ sind nunmal maßlos enttäuscht, traurig und vor allem ratlos wie die letzte Woche verlaufen ist. Schade jetzt, dass die vielen Mitfans, aber auch die Presse, bzw. ein „Partner des BVB“ auf die Schiene aufspringt, um einen Keil zwischen Mannschaft und Fans zu treiben. Auch wenn es nervig klingt, es noch einmal zu wiederholen: Die Mannschaft ist nicht das Ziel des Schweigens! Wir würden viel lieber singen, die Mannschaft nach vorne peitschen und bei Toren total abgehen, als sich einfach nur die Beine in den Bauch zu stehen, während man 90 Minuten nur Fußball schaut. Wenn man allerdings den Beweis erbracht hätte, dass „Echte Liebe“ nicht nur ein Marketingslogan ist, dann müsste man sich jetzt nicht mit einem Stimmungsboykott herumschlagen. Gerade von der Seite der Offiziellen hätte man sich so viel Weitsicht gewünscht!
An dieser Stelle ein Danke Schön an alle Fans, die sich in Sinsheim dem Protest angeschlossen haben, Interesse und Verständnis für das Vorgehen zeigten. Nach dem sagenhaften Erfolg, der 36:36 Minuten Schweigen, wurde nicht erwartet, dass das noch ein weiteres mal so angenommen wird. Es bleibt zu hoffen, dass wieder die Zeit kommt, wo man die beste Elf der Welt auf dem Rasen auch schreienderweise genießen kann!