Acker rettet das Remis
In einem intensiven und unterhaltsamen Spiel trennten sich der VfL Osnabrück und die Amateure des Ballspielvereins 1:1. Durch eine enorme Kampf- und Laufleistung wurde nicht nur ein wichtiger Punkt gegen den Tabellenführer erzielt, zwischenzeitlich hat man keinerlei Unterschiede zwischen den Tabellenregionen erkennen können. Zeitweise war der Abstiegskandidat gar die dominante Mannschaft, was laut Uschi Wollitz aber allein an den Platzverhältnissen in der altehrwürdigen Kampfbahn gelegen hat. Eine echte Topmannschaft braucht natürlich ein entsprechendes Geläuf. Das Auftreten der Amas macht aber Mut für kommende Aufgaben und dürfte auch den Spielern zeigen, dass auch in der Dritten Liga Jeder gegen Jeden Punkten kann.
Gegen den Tabellenführer aus Osnabrück musste Dortmund im Gegensatz zum Spiel gegen die Stuttgarter Zweitvertretung auf die Profi-Leihgabe Oliver Kirch verzichten. Für ihn spielte Marcel Halstenberg auf seiner angestammten Rechtsverteidiger-Position. Für die Bank nominierte David Wagner für das Spiel gegen die Lila Kühe lediglich Defensivspieler, obwohl der Magyaren-Sturmtank Balint Bajner immer noch verletzt war. Neben Ersatztorwart Edin Sancaktar bot er mit Meißner, Cenic, Terzic, Unzola und Amini niemanden aus der "Abteilung Attacke" als weitere Alternative auf. Schwatzgelb.de fragt abermals investigativ: Wo ist Kiyan Soltanpour?
Unter der Flagge "Ohne Stimme keine Stimmung" beteiligte sich Osnabrück die ersten zwölf Minuten und zwölf Sekunden am Stimmungsboykott. Nur sind scheinbar in Osnabrück 12 Minuten und 12 Sekunden gute 14 Minuten lang. Aber ohne Anzeigetafel ist so eine Aktion natürlich auch etwas schwerer zu koordinieren. Auf Dortmunder Seite schien das Ganze sogar noch getoppt zu werden: Wegen der Parallelansetzung standen die Zeichen auf 90 Minuten Dauerschweigen. Doch bei näherer Betrachtung war doch einige Aktivität im Stimmungsblock H. Ein paar Borussen schwenkten Fahnen und bemühten sich um Support. Sogar einen Vorsänger hatte man sich auserkohren. Die UvdA wurden trotzdem schmerzlich vermisst, denn die Rote Erde war klar in Osnabrücker Hand. Einige VfL Fans auf den Sitzplätzen hatten auch keinen Bock auf Boykott und versuchten schon in den ersten Minuten Gesänge anzustimmen. Über vereinzeltes betrunkenes Gegröhle kam es aber nicht hinaus, so dass man das Zeichen durchaus als gelungen ansehen konnte. Schön dass auch in Liga 3 das große Ganze im Blick gehalten wird.
Erste Halbzeit
Wie in jedem Spiel begannen auch heute unsere Amateure mit dem klar sichtbaren Willen zu gewinnen. In den ersten Minuten zeigte sich der Tabellensiebzehnte keineswegs als ein solcher. Dortmund spielte mutig mit und zeigte ein durchaus schlaues Gegenpressing, was bis zum Strafraum auch mal wieder ganz gut aussah. Torschüsse schien man aber im Training zuvor nicht geübt zu haben. Einige sehenswerte Angriffe auf beiden Seiten verpufften im Nichts. Für die Techniker der Zweitvertretung ist der Rasen der Roten Erde aber auch schon seit Jahren nicht wirklich förderlich. Ist ja auch kein Wunder, wenn man hier neben Fußball noch Frisbee-Weltmeisterschaften oder Modellbau-Flugschauen auf dem Geläuf durchführt. Pele Wollitz war "not amused". Denn für sein Ensemble von Edeltechnikern war der Acker in der Kampfbahn natürlich ein noch viel übleres Gift. Deshalb war es natürlich in Jonas Hofmann ein Borusse, der von der Strafraumkante frei zum Schuss kam und somit die erste Chance im Spiel hatte. Da die Uhren in Osnabrück wie eingangs erwähnt etwas langsamer ticken, gab es einen überlangen Stimmungsboykott, bis Osnabrück auf der Gegenseite im Gästeblock seine ersten Töne von sich gab.
Diverse Fanforscher haben ja herausgefunden, dass Support einer Mannschaft sich nicht unbedingt positiv auf die Leistung der Mannschaften auswirkt, doch pünktlich zur Stimmung wachten auch die Männer in Lila auf und kam zu einer sehenswerten Chance per Fallrückzieher, die Alomerovic aber souverän hielt.
Scheinbar beeindruckt von der kurzzeitig aufkommenden Lautstärke zeigte nun auch die Dortmunder Hintermannschaft die bekannten Lücken, die ein Osnabrücker auch fast zu Nutzen wusste. Aber auch ihm versprang der Ball auf dem tiefen Geläuf allein vor Alomerovic. Danke, Acker! Auf der Gegenseite setzte Halstenberg einen Freistoß von der halbrechten Seite über das Tor. Nach einer schnellen Kombination der Osnabrücker wiederum forderten die Osnabrücker Elfmeter, aber der Schiedsrichter hatte nur einen lahmen Abseitspfiff für sie in petto. In diesem Moment zeigten die Suffkutten auf den Gästesitzern zum ersten Mal ihr mangelndes Regelverständnis. Laute "Hoyzer, Hoyzer" Rufe demonstrierten, dass diese Leute noch nie von der Abseitsregel gehört hatten. In der Folge entwickelte sich ein Spiel, das in beide Richtungen offen war. Dortmund mit mehreren, Osnabrück aber stets mit den gefährlicheren Chancen vor dem Tor. Doch besonders der erneut starke Koray Günter wusste auf jeden Angriff die passende Antwort, und so gestaltete sich das Spiel offener, als man vorher gedacht hatte. Vielleicht war das aber auch der Fall nach dem Hochmut der Kümmerlingliebhaber, die sich neben uns auf die Presseplätze geschlichen hatten. Man diskutierte vor dem Spiel eher über die Höhe des sowieso schon feststehenden Sieges. Drei oder Vier Tore bis zur Pause für Osnabrück? Denkste. Chancenplus für Dortmund und schöne Kombinationen, gerade über den in der ersten Halbzeit starken Jonas Hofmann, der in der 38. Minute nach einem feinen Angriff den Führungstreffer zumindest hätte erzielen können. Die qualitativ besseren Chancen lagen trotzdem bei den Lila-Weißen, bei denen der Rasen und das eigene Unvermögen eine Führung verhinderten. Somit ging es dann mit einem auf beiden Seiten nicht unbedingt erwarteten 0:0 in die Pause.
Zweite Halbzeit
Zur zweiten Halbzeit kamen die Mannschaften unverändert aus der Kabine. Auch das Selbstbewusstsein hatte Dortmund nicht in der Kabine gelassen, und somit war mit Tim Treude wieder ein Schwatzgelber, der die erste Torchance hatte. Sein Ball kullerte nur knapp am rechten Torpfosten vorbei. Auch Benatellis Schuss von der linken Seite konnte Torwart Manuel Riemann nur in allerhöchster Not halten. Wie aus heiterem Himmel fiel dann das 0:1 für die Gäste aus Osnabrück: Der allererste Angriff der Lilaweißen in Durchgang zwei konnte durch Claus Costa direkt frei vor Alomerovic verwertet werden. Mehr als schmeichelhaft zu diesem Zeitpunkt, hatte Borussia doch ein klares Chancenplus. Aber auch das ein Spiegelbild der kompletten Saison: Dortmund spielt gut mit und der Gegner macht das Tor. Mit reichlich Wut im Bauch rannten die Borussen nun abermals einem Rückstand hinterher, der einfach nur das Prädikat "unnötig" verdient hatte. Bis zum Strafraum funktioniert das auch mal wieder sehr gut, aber in der Mitte fehlt einfach der Stürmer mit dem Killlerinstinkt. Vor Allem über den sehr starken Kerem Demirbay wurden Angriffe um Angriffe eingeleitet, die dann jedoch keinen Abnehmer fanden. Marvin Ducksch, bitte werd schnell wieder fit!
In der Folge stellte David Wagner offensiv um. Marc Hornschuh verließ als Außenverteidiger den Rasen und machte Platz für Thomas Meißner, der sich nicht defensiv, sondern als verkappter zweiter Stürmer einsortierte. Gewagt: Demirbay und Benatelli spielten ab sofort als defensive Mittelfeldspieler, die beide eigentlich eher ihre Stärken im Vorwärtsgang haben. Doch diese Maßnahme fruchtete sofort. Nach einem schönen Angriff und einem überharten Einsteigen gegen Tim Treude, bei dem der etwas schwächere Schiedsrichter Doktor Kunzmann durchaus hätte Gelb geben können, gab es Freistoß knapp vor der Strafraumkante. Florian Huebner zimmerte den Ball einfach mal flach aufs Tor und hoffte darauf, dass die Mauer hochspringen würde. Die Männer in Lila taten ihm den Gefallen und so rutschte der Ball unter der Mauer hindurch unhaltbar für Riemann ins Tor. Der überaus verdiente Ausgleich als Chefsache durch unseren Kapitän und die Gewissheit, dass wir doch noch treffen können. Borussia wurde nun mutiger und auch durchschlagskräftiger, doch auch Osnabrück drängte in den letzten Minuten auf den erneuten Führungstreffer, der aber nicht gelang. So blieb es letztlich bei einem verdienten Unentschieden, das Borussia im Abstiegskampf durchaus sehr gebrauchen kann.
Fazit
Ein äußerst gelungener Auftritt für unsere Zweitvertretung gegen den Tabellenführer aus Osnabrück, mit dem vor dem Spiel nicht viele gerechnet hatten. In der Tabelle trennten beide Mannschaften vor dem Spiel zwar ganze 17 Plätze, aber auf dem Platz war davon nicht mehr viel zu sehen. Im Gegenteil: Dortmund war in einem relativ ausgeglichenen Spiel die etwas bessere Mannschaft, auch wenn die zwingenden Torchancen mal wieder wie so häufig ausblieben. Es bleibt dabei: Mit echtem Stürmer wären schon einige Tore mehr für uns gefallen. Erik Durm ist eben auch kein Stoßstürmer, der die Bälle verwertet. Ein Sieg wäre heute allein auf Grund der Chancenverteilung durchaus verdient gewesen, aber mit einem Punkt kann der BVB durchaus sehr gut leben. Durch den Sieg der Alemannia rutschte man in der Tabelle zwar wieder einen Platz nach unten, das Spiel selbst macht aber durchaus Mut für die kommenden Aufgaben. Am nächsten Samstag geht es (wieder einmal) parallel zu den Profis auswärts in Bielefeld gegen den Tabellenvierten um die nächsten Punkte gegen den Abstieg.
Stimmen aus der PK
Pele Wollitz zeigte sich in der PK mal wieder von seiner freundlichsten Seite. Zunächst knurrte er den sg.de Reporter an, der ihm gastfreundlicherweise den rechten Weg weisen wollte und dann hielt er eine Lobhudelei auf den Acker in der Kampfbahn. Der Audio-Mittschnitt ist daher jedem ans Herz zu legen, der gerne mal einen Uschi-Monolog in Reinform genießen möchte. Großes Entertainment. Bleib wie Du bist, Pele.
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Statistik
Borussia Dortmund II: Alomerovic - Halstenberg (69. Meißner), Günter, Hübner, Hornschuh - Fring, Demirbay (88. Terzic), Treude, Benatelli, Hofmann (91. Cenik) - Durm
VfL Osnabrück: Rietmann - Fischer, Pisot, Beermann, Krük - Staffeldt, Costa, Piossek, Nagy (56. Glockner), Manno (90. Manno) - Zoller (56. Grimaldi)
Tore: 0:1 Costa (55. Minute) - 1:1 Hübner (72. Minute)
Chancen: 12:8
Ecken: 3:5
Zuschauer: 2809
Schiedsrichter: Dr. Manuel Kunzmann (Bad Hersfeld)