Niederlage im Kampf der Zweitvertretungen
Es hätte so schön sein können, der Beginn einer Serie, eines Absetzens von den Abstiegsrängen und das Steigen in das gesicherte Feld der dritten Liga. Nach zwei siegreichen Spielen hatte der BVB die Möglichkeit zu zeigen, dass er auch nachhaltigen Erfolg in Liga drei kann. Was sich zu Beginn auch recht gut ansehen ließ, wurde jedoch dann durch einen etwas harten Platzverweis zur Niederlage gegen ebenfalls starke Stuttgarter. Aber der Reihe nach.
David Wagner musste zum Gegensatz zum vorherigen Sieg in Halle ein wenig umbauen: Leo Bittencourt und Florian Hübner fehlten gelbgesperrt genauso wie Torjäger Balint Bajner, der sich einen Muskelfaserriss zuzog und daher voraussichtlich drei Wochen ausfällt. Für die Drei spielten daher Oliver Kirch, Tim Treude und der wiedergenesene Erik Durm im Sturm. Hatte Kirch vor ein paar Wochen noch im defensiven Mittelfeld begonnen, so beackerte er bei dieser Partie die rechte Abwehrseite. In der Abwehr scheint sich Koray Günter festgespielt zu haben, er bildete zusammen mit Meißner die Innenverteidigung der schwatzgelben Zweitvertretung.
Fantechnisch konnte man bei dieser Begegnung so oder so nicht allzu viel erwarten, es fanden sich immerhin noch 282 Eltern, Verwandte, Spielerberater und -beobachter sowie Pressevertreter zusammen. Fans waren hüben wie drüben einerseits auf Grund der Parallelansetzung der Borussia-Profis sowie andererseits auf Grund der langen Anreise sowieso nicht zu erwarten. Dass dennoch 20 Stuttgarter einen (so genannten) Stimmungsblock auf zwei Seiten bildeten - sagenhafte acht davon im Gästesteher -, aber sich nur sechs Fans in Block H einfanden, ist etwas arm. Es ist einfach schade, dass eine Mannschaft, die jegliche Unterstützung gebrauchen kann, nicht einmal mehr auf wenigstens eine Hand voll daheimgebliebene Unterstützer zählen kann. So war das gesamte Spiel über mehr vom Spielfeld als von den Rängen zu hören. DFL / DFB: Bitte setzt die Spiele doch künftig nicht mehr parallel an!
Erste Halbzeit
Trotz keiner Unterstützung legte die Mannschaft von Dave Wagner los wie die Feuerwehr. Alleine Erik Durm hatte mehrfach die Gelegenheit, den Führungstreffer zu erzielen. Mal scheiterte er an seiner eigenen Technik, mal am gut aufgelegten gegnerischen Torhüter. Vom Anstoß weg verlief das Spiel nicht unspektakulär, man konnte sehen, dass hier zwei gute Nachwuchsmannschaften gegeneinander antraten. Auch wenn den Borussen dabei die ersten zehn Minuten gehörten, die Schwaben kombinierten sich aber von Beginn an sehenswert durch das Mittelfeld. Da unsere Jungs aber zwingender waren (ja, auch das soll es mal geben), hätten wir die Führung durchaus verdient gehabt. Mehrere Ecken, die bei den Amateuren stets gefährlich durch Jonas Hofmann getreten werden, fanden in der Mitte einen der groß gewachsenen Mitspieler. Der VfB hatte erst in der 13. Minute seine erste Chance, als Khedira (der kleine Bruder von dem Großen) den Ball glänzend auf Audel durchsteckte. Aber Alomerovic klärte zweimal in Folge glänzend.
Zuversichtlich wie ein Borusse nunmal ist, war man zu dieser Zeit zumindest einigermaßen angetan, was das Spiel anging und hoffte auf das erste Tor durch unsere Borussen. Doch da hatte man die Rechnung ohne den Schiedsrichter gemacht. Nach einem Angriff der Schwaben grätscht Marvin Bakalorz den Ball ab und trifft dabei seinen Gegner, der den Freistoß für sich bekommt. Bakalorz, nicht gerade als meditativer Yoga-Jünger bekannt, schnappte sich dabei aus Frust den Ball, und warf ihn einem Stuttgarter gegen den Oberschenkel, was der Schiedsrichter prompt überhart, aber durchaus im Bereich des Möglichen mit Rot bestrafte.
Borussia, fortan in Unterzahl, schien davon jedoch nicht beeindruckt. Eher im Gegenteil: Wütende Dortmunder, allen voran Amini, schmissen sich in alle möglichen Bälle, und versuchten durchaus weiter nach vorne zu spielen. Es entwickelte sich so etwas wie eine seltsame Dominanz, die man im Regelfall eher der Mannschaft, die in Überzahl spielt, zusprechen würde. Wie aus heiterem Himmel fiel dabei dann in der 41. Minute das Gegentor nach einer Ecke, als Alomerovic einen Fernschuss von Khedira nur nach vorne klären kann. Über Umwege kommt der Ball zu Christoph Hemlein, der aus fünf Metern lediglich den Fuß hinhalten musste - 0:1. Das ewige Leid: Ein Gegentor trotz gutem Spiel. Unterzahl und Gegentor kurz vor der Halbzeit: Das sind nicht gerade die Parameter, die man für ein erfolgreiches Spiel gebrauchen kann. Genau so konnte man sich die Schockstarre bis zur Halbzeit dann auch erklären.
Zweite Halbzeit
Nach dem Pausentee ging es dann munter weiter - und wieder, wie zuvor, erst einmal in eine Richtung: Dem Tor vom VfB Stuttgart, dessen Torhüter heute exakt den selben Dress angezogen hatte wie sein Gegenüber auf BVB-Seite. Die Aktionen der Borussen wurden aber nun das, was sie die gesamte Saison über schon "auszeichneten": Nicht mehr durchschlagskräftig. So wurden Fernschüsse zu Mitteln, um die sehr gut gestaffelte Stuttgarter Abwehr in Verlegenheit zu bringen. Es brachte nur nichts. Stuttgart hielt klug dagegen und tat nicht mehr als das Nötigste, um das Spiel siegreich zuende zu bringen. Jonas Hofmann orientierte sich bei eigener Balleroberung fortan etwas mehr zentral, um die fehlende Anspielstelle Bakalorz zu ersetzen. Doch kurz nachdem Wagner Kerem Demirbay für den eher glücklosen Rico Benatelli brachte (57. Minute) dann der Knock-Out: Trotz Pseudo-Dominanz des Borussen-Nachwuchses kommt der Ball viel zu einfach zu Soufian Benyamina, der Alomerovic mit einem noch einfacheren Rechtsschuss überwindet. 2:0 - der finale K.O. Schlag in der 59. Spielminute.
Zwar war Dortmund weiterhin bemüht, die gefährlicheren Aktionen gingen aber von den Schwaben aus. Mehrere eher schlechter geschlagene Ecken und ein paar Verlegenheitsfernschüsse später, wir schreiben bereits die 80. Spielminute, war es erneut Benyamina auf Seiten der Schwaben, der eigentlich das sichere 3:0 machen musste. So tröpfelte das Spiel die letzten zehn Minuten langweilig und zäh vor sich hin, und niemand war böse, als der Schiedsrichter überpünktlich nach Ablauf der 90. Minute die Pfeife in den Mund nahm und abpfiff.
Fazit
Die Niederlage ging auf Grund des Platzverweises durchaus in Ordnung. Zwar war Dortmund immer wieder gefährlich und hat mit aufopferungsvollem Kampf versucht, die Unterzahl zu kompensieren, jedoch gelang das nur bedingt. Gerade wenn man einen so wichtigen Spieler wie Marvin Bakalorz schon so früh im Spiel verliert und 60 Minuten in Unterzahl spielen muss, dann ist es nicht gerade einfach, noch Druck aufzubauen. Hut ab vor der Mannschaft, dass es zumindest phasenweise optisch noch so aussah, als würde hier elf gegen elf gespielt. Der Kampf hat wie immer gestimmt, die Mittel - und vor allem die Genauigkeit - fehlten aber an allen Ecken und Enden. Für Dortmund ist es nun doppelt bitter, hatte man sich nach zwei Siegen in Folge doch endlich "über den Strich" gerettet. Auf Grund der Niederlage steht unsere U23 nun aber wieder auf dem 18. Platz, der Stand jetzt auch den Abstieg bedeuten würde, da die insolvente Alemannia aus Aachen auf dem vorletzten Platz rangiert.
Am nächsten Spieltag, dem 01. Dezember, geht es um 14 Uhr zuhause gegen den VfL Osnabrück darum, gegen eine spielstarke Mannschaft, die Zweitligaambitionen pflegt, ein gutes Spiel abzuliefern. Da dieses ohne Marvin Bakalorz, der auf Grund der Tätlichkeit mindestens ein Spiel gesperrt wird, wohl noch schwieriger werden dürfte, gilt es umso mehr zu kämpfen und an die kurze Erfolgsserie von zwei Siegen anzuknüpfen. Da dieses Spiel nicht ganz parallel mit dem Profispiel angesetzt ist (18:30 Uhr spielen die Profis) bitten wir, und das ist sicherlich auch im Sinne der zweiten Mannschaft, alle daheim gebliebenen Fans sich in der roten Erde einzutreffen. Karten sowie Bier und Bratwurst gibt es sicherlich zur Genüge. Gästefans ebenfalls.
Stimmen
Die Pressekonferenz:
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Statistik
Borussia Dortmund II: Alomerovic - Kirch, Günter, Meißner, Halstenberg - Bakalorz, Amini (81. Fring) - Hofmann, Benatelli (58. Demirbay), Treude - Durm
VfB Stuttgart II: Weis - Enderle, Geyer, Röcker, Vitzthum - Khedira, Rathgeb - Hemlein (87. Kiefer), Stöger, Audel (75. Cecen) - Benyamina
Tore: 0:1 Hemlein (41. Minute), 0:2 Benyamina (59. Minute)
Zuschauer: Mickrige 282, von denen wahrscheinlich 250 Zuschauer zum (erweiterten) Tross der Mannschaften gehörten.
Wiggy, 25.11.2012