Zum ersten Mal zu Null, aber immer noch zu wenig
Es ist doch wirklich zum Verrücktwerden. Und damit meine ich noch nicht mal die Profis der Borussia aus Dortmund, sondern die Amateure. Diese belohnten sich in der dritten Liga am Dienstag gegen den SV Babelsberg 03 nämlich erneut nicht für eine ansprechende Leistung. Jedenfalls nicht mit einem Sieg. Dafür sprang beim 0:0 das erste Spiel ohne Gegentor in der laufenden Drittligasaison heraus. Kleine Schritte, aber immerhin.
Da die Profis nahezu parallel in Frankfurt gastierten, war die Zuschauerzahl in der Roten Erde natürlich überschaubar. An dieser Stelle wurde sich in der Vergangenheit schon häufig genug über Sinn, viel mehr aber über Unsinn dieser elenden Unsitte „Parallelansetzungen" geäußert. Ein Statement setzten an diesem Abend aber auch einige BVB-Supporter, die in der Kurve hinter dem Tor gleich mehrere Banner mit der Aufschrift „Zeitgleich ist Beschiss" aufhängten. Dafür gab es später in der Pressekonferenz Lob von David Wagner: „Ich möchte gerne anmerken, dass ich mich absolut solidarisch zeige zu dem, was die Fans da heute im Stadion aufgehangen haben. Ich denke, 310 Zuschauer heute bei so einem Drittligaspiel ist alles andere als dem Rahmen würdig, aber das ist einzig und allein der Spielansetzung geschuldet, weil man ja gesehen hat, wie viele Leute hierhin kommen und sich für uns interessieren, wenn die Spielansetzung nicht zeitgleich ist. Da habe ich kein Verständnis für, wie man so etwas machen kann." Schön, solche Worte auch mal aus dem Munde eines Offiziellen hören zu können.
Neben einer überschaubaren Gruppe junger BVB-Anhänger waren aber auch handgezählte 64 Zuschauer aus Babelsberg angereist, um ihre Mannschaft zu unterstützen. Dies taten sie auch wacker über 90 Minuten und münzten dabei auch einige Chart-Hits in Anfeuerungsrufe für die eigene Elf um. Im Laufe des Spiels ging die Aktivität aber auch in der gegnerischen Fangruppe ein wenig zurück. Auf dem Platz stand beim BVB die gleiche Mannschaft, die bereits am Samstag in Unterhaching eine bittere 4:3-Niederlage kassierte. Allerdings nahm David Wagner zwei Änderungen vor. Marvin Bakalorz sah in Haching die fünfte gelbe Karte und wurde durch Hornschuh ersetzt, dazu machte Jonas Hofmann Platz für Balint Bajner, der kurz vor der Partie offiziell als Neuzugang der Amateure vorgestellt wurde und die Probleme im Sturm in den Griff kriegen soll. Stürmertyp Strafraumstürmer, hoch gewachsen, durchaus mit einer Statur, die auch mal Bälle halten kann. Sicherlich eine Möglichkeit, auch wenn er über weite Strecken des Spiels unauffällig blieb. Auf Babelsberger Seite las man auf dem Aufstellungsbogen viele No-Names, jedoch fiel Sergej Evljuskin auf. Der ehemalige Wolfsburger durchlief zwischen 2003 und 2008 nahezu alle U-Mannschaften der deutschen Nationalmannschaft und wurde von Experten bereits als kommendes Jahrhunderttalent gehandelt. Ansonsten könnte man noch Frederic Löhe kennen, der bislang in Sandhausen und Mönchengladbach Einsätze sammelte.
In den ersten 20 Minuten legte der BVB los wie die Feuerwehr und präsentierte somit früh die beste Phase des Spiels. Bereits nach sieben Minuten bediente Leonardo Bittencourt mit einer Ecke von der rechten Seite Neu-Stürmer Bajner, der sich schön in die Luft schraubte, mit seinem Kopfball dann aber doch knapp rechts vorbeizielte. Weitere sieben Minuten später wurde Rico Benatelli von Demirbay mit einem langen Ball aus dem Mittelfeld in Szene gesetzt und war eigentlich schon durch. Auch wenn er aus spitzem Winkel abschloss, darf man einen solchen Ball durchaus auch mal aufs Tor bringen. Dieses verfehlte er nämlich knapp. Schließlich beendeten weitere Abschlussversuche von Bittencourt, der einen feinen Schlenzer von halblinks knapp vorbeisetzte (18.) und Demirbays Distanzschuss, der ebenfalls nicht aufs Tor von Frederic Löhe kam (19.), die Anfangsoffensive. Das Spiel flachte ein wenig ab, die Gäste kamen besser ins Spiel, dafür aber zu wenigen Chancen. Wenn, ging es häufig über die linke Angriffsseite, größtenteils blieb Babelsberg aber wie bereits erwähnt ungefährlich. Anders da der BVB, der nach 34 Minuten durch Hübner sogar in Führung ging. Ein Baykan-Freistoß fand den Kopf des Kapitäns, der das Leder auch zur fälligen Führung ins Gehäuse weiterleitete. Schiedsrichter Malte Dittrich pfiff Hübner allerdings zurück, er hätte seinen Ellbogen eingesetzt. Auf allzu viel Verständnis stieß er dabei nicht. Dennoch hatte die Aktion wohl einen kleinen Hallo Wach-Effekt für die Babelsberger, die Zlatan Alomerovic im Tor der Borussen in der 38. Minute zur ersten guten Parade zwangen. Ein Freistoß von der rechten Seite fand Philipp Kreuels, dessen Kopfball aber mit einem guten Reflex vom Amas-Keeper entschärft werden konnte. Weitere Schussversuche aus der Distanz von Kragl (43.) oder auch Kühne (44.) waren aber keine Bedrohung für Alomerovic, sie verpassten das Ziel.
Auch wenn nach Wiederanpfiff nicht mehr ganz so viel los war wie noch in der ersten Hälfte, kam der BVB zu weiteren Gelegenheiten, hier auch mal gut und gerne drei anstatt nur einen Punkt mitzunehmen. Von Babelsberg kam offensiv nicht mehr viel, dafür versuchte sich Halstenberg kurz nach dem Seitenwechsel mal an einer flachen Freistoß-Variante, die aber letzten Endes auch kein größeres Problem für Keeper Frederic Löhe darstellte (47.). Da hatte Meißner schon die größere Gelegenheit, der nach einer Ecke aber in Kevin Großkreutz-Gedächtnis-Manier in Rückenlage geriet und den Ball so aus einer vielversprechenden Situation doch über den Kasten setzte (52.). Besser machte es Benatelli, der von Demirbay nach einem guten Angriff über die rechte Seite schön in Szene gesetzt wurde. Der Abschluss der Nummer 15 zappelte gedanklich bei vielen wohl schon im Netz, wurde dann aber doch in höchster Not aus einer Kombination aus Abwehrspieler und Torwart kurz vor der Linie entschärft (66.). Meißners Kopfstoß zwei Minuten später war dann aber auch die letzte nennenswerte Offensiv-Aktion der Dortmunder Amateure. „Zum Leben zu wenig, zum Sterben zuviel" lautet ein altes Sprichwort, das wohl auch gut auf das Resultat der Amas angewendet werden kann. Bei einem deutlichen Chancenplus verpasste es die Wagner-Elf wie schon in den Spielen gegen die Stuttgarter Kickers und in Unterhaching, sich für die gezeigte Leistung auch zu belohnen. So droht die Konkurrenz langsam zu enteilen. Positiv nimmt man aber sicherlich mit, zum ersten Mal die Null gehalten und allgemein eine ansprechende Leistung in der Defensive gezeigt zu haben. Diese wird man am Samstag beim Spitzenreiter Preußen Münster erneut brauchen, um etwas Zählbares wieder mit in die Fußballhauptstadt zu nehmen. Das Spiel wird um 14 Uhr angepfiffen, sodass noch genug Zeit besteht, passend zum 18.30 Uhr-Spiel im Westfalenstadion wieder an seinem Platz zu sein. Die Amateure würden sich über eine zahlreiche Unterstützung sicherlich freuen. Und David Wagner hätte einen Beweis mehr gegen Parallelansetzungen...
Stimmen zum Spiel
Mustafa Amini
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Zlatan Alomerovic
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Pressekonferenz
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Statistik
BVB II: Alomerovic – Halstenberg, Hübner, Meißner, Hornschuh – Demirbay (72. Amini), Fring – Baykan (54. Hofmann), Benatelli, Bittencourt – Bajner
SV Babelsberg 03: Löhe – Kühne, Reiche, Hebib, Toure – Hartmann (46. Berzel) – Kauffmann (46. Müller), Evljuskin, Kreuels, Kragl – Heil (82. Hebisch)
Tore: Fehlanzeige
Schiedsrichter: Malte Dittrich
Chancen: 7:2 Ecken: 5:3
Zuschauer: 310
Vanni, 26.09.2012