Neuanfang mit alten Fehlern
Es sollte ein Neuanfang für die Elf von David Wagner werden. Das 1:1 (1:0) gegen die Stuttgarter Kickers war für die Amateure des Ballspielvereins nach den jüngsten vier Niederlagen in Serie sicherlich ein erster Schritt, dennoch konnte man immer noch die alten Fehler erkennen. Zu oft wurde versucht, den Ball vor dem Torabschluss noch einmal an einen Mannschaftskollegen abzugeben und auch ein Torwartfehler machte die Situation nicht unbedingt leichter. So bleibt am Ende ein Unentschieden, das sich eher wie eine Niederlage anfühlt.
Personell kündigte sich bereits unter der Woche an, dass unsere Amas in den kommenden Wochen und Monaten gerade offensiv doch arg eingeschränkt sein werden. Nach Marvin Ducksch verletzte sich auch Erik Durm. Er zog sich einen Außenbandabriss zu und war am Sonntag bereits mit einer dicken Manschette am Bein in der Roten Erde zum Zusehen verdammt. So hatte David Wagner nur noch einen etatmäßigen Stürmer im Kader, der mit Kiyan Soltanpour aber zunächst auf der Bank blieb. Stattdessen stürmte mit Leonardo Bittencourt, der die Stürmerrolle durchaus flexibel interpretierte und zwischendurch auch immer wieder mit Rico Benatelli die Positionen tauschte, ein Gast von den Profis. Auch Mitch Langerak stand wieder zwischen den Pfosten und wollte seinen Fehler aus dem letzten Auftritt bei den Amateuren unvergessen machen. Die dritte Verstärkung vom Deutschen Meisters gab es in Person von Sven Bender, der nach dem Einsatz im Testspiel unter der Woche weiter Spielpraxis sammeln durfte. Beim Gegner der Stuttgarter Kickers dürfte der Name Kai-Bastian Evers noch Erinnerungen wecken, spielte er doch kürzlich selbst noch bei der Borussia. Prominentester Vertreter in Nähe des Spielfeldes dürfte aber trotz allem Trainer Dirk Schuster sein, der anno dazumal Andreas Möller bei seiner Jahrhundertschwalbe nicht foulte und die beste Sicht auf seinen Flug hatte.
Doch auch abseits des Spielfeldes tümmelten sich unter den 1610 Zuschauern in der Roten Erde einige bekannte Gesichter. Neben Jugendkoordinator Lars Ricken und Ex-Coach Theo Schneider konnte man noch die Herren Rauball, de Beer und Klopp sichten. Teddy dürfte dabei natürlich ein Auge auf Mitch Langerak geworfen haben, während sich Klopp über die Fitness von „Manni" Bender informierte. Auch Kevin Großkreutz spielte den Kiebitz. Und erneut steht auf Seiten der Stuttgarter Kickers wieder ein Prominenter, der durchaus bekannt sein sollte. Guido Buchwald, Weltmeister von 1990 ist dort im Präsidium aktiv und ließ es sich nicht nehmen, beim Gastspiel in Dortmund vorbeizuschauen. Ebenso wenig wie die mitgereisten Stuttgarter Fans, die zahlenmäßig durchaus im dreistelligen Bereich angereist waren und ihre Mannschaft motiviert unterstützen. Nicht übermäßig beeindruckend, aber dennoch aktiv. Dabei sorgten sie zunächst für Verwirrung, da schwatzgelbe Fahnen im Gästeblock gesichtet wurden, die sich am Ende als Stuttgarter Stadtwappen identifizieren ließen. Auch der Dortmunder Anhang war erneut zahlreich vertreten, der aktive Block durchaus gefüllt und die Laune gut. So ging es dann schließlich auch zu neuen Tönen auf das Spielfeld. AC/DCs „Hells Bells" klangen durch die Lautsprecher der Kampfbahn. Sicherlich noch nicht das Non-Plusultra, aber eine Verbesserung zum nicht identifizierbaren Geschrammel der bisherigen Heimspiele und der Musik, die einen Tag zuvor bei den Profis präsentiert wurde. Aber dies bleibt auch Geschmackssache.
Wem auffällt, dass mal wieder viel Zeit und Platz dabei verbraucht wird, die Geschehnisse neben dem eigentlichen sportlichen Geschehen zu beschreiben, sei gesagt: dort gab es auch nicht so viele. Gerade in Halbzeit Eins dümpelte das Spiel lange vor sich hin und erinnerte dabei teilweise schon an den Bundesliga-Klassiker Augsburg gegen Wolfsburg vom vergangenen Freitag. Positiv fiel hier allerdings aus, dass der BVB defensiv nicht viel anbrennen ließ und die ersten Chancen des zunächst schwachen, ausgeglichenen Spiels für sich verbuchen konnte. Erste Aufregung gab es nämlich nach einer Viertelstunde, als Florian Hübner den Ball nach einer langen Flanke von der rechten Seite ins gegnerische Tor einnicken konnte, allerdings aufgrund einer Abseitsstellung zurückgepfiffen wurde – wohl zurecht. Auf der anderen Seite schlug zunächst Gondorf eine feine Flanke auf den frei stehenden Savranlioglu, der sich aber dafür entschied, den Ball noch einmal anzunehmen anstatt ihn aufs Tor zu bringen (27.). Sein letztendlicher Abschlussversuch wurde abgeblockt. Die beste Chance bis dahin verhinderte dann jedoch Sven Bender. Nachdem ein Stuttgarter den Ball nach einer Flanke von der rechten Seite zunächst in fragwürdiger Manier mit dem Arm weiterleitete musste Bender auf der Linie für die bereits geschlagene BVB-Defensive retten (43.). Dies tat er dann auch in durchaus artistischer Manier, aber ungesehen von Trainer Klopp, der sich bereits wenige Sekunden zuvor auf den Weg in die Halbzeitpause machte. Es sollte die beste und letzte Aktion von „Iron Manni" bleiben, der zur Pause wohl auch in Hinblick auf das Champions League-Spiel am Dienstag gegen Ajax ausgewechselt wurde. Ein souveräner, unauffälliger Auftritt. Kurze Zeit zuvor kombinierten sich übrigens Benatelli und Bittencourt durch die Stuttgarter Defensive, Letzterer verfehlte mit seinem Abschluss das Tor aber nur knapp (40.). Als es dann so aussah, als ginge man mit einem torlosen Unentschieden und wenigen Highlights in die Kabine, ging Bittencourt im Kickers-Strafraum auf Höhe der Grundlinie nach Foul von Fennell zu Boden. Schiedsrichter Norbert Giese deutete sofort auf den Punkt. Insgesamt gab es allerdings sicherlich schon deutlichere Elfmeter. Eher einer von der Sorte „Kann man geben, muss man aber nicht". Thomas Meißner war das komplett egal, er verwandelte sicher aus elf Metern (45.) und der BVB ging mit einer Führung in die Pause.
In der zweiten Hälfte steigerte sich das Niveau des Spiels nicht sonderlich, auch wenn man mit der gewonnenen Führung sicherlich darauf hoffte, dass der BVB das Spiel nun auch nach Hause bringen wird. Ein Beispiel für die alten Fehler nach dem Neubeginn gab es dann aber schnell bereits fünf Minuten nach Wiederanpfiff. Nach einem Konter war der BVB mit Bittencourt in eine 3:2-Überzahlsituation geraten, konnte diese aber nicht nutzen, da Bittencourt noch einmal den Querpass suchte, anstatt den Ball mal aufs kurze Eck zu zielen. Hier hatte man noch Glück, dass ein Foul folgte und man somit immerhin kurzzeitig in Ballbesitz blieb, der folgende Freistoß von Halstenberg blieb aber in der Mauer hängen. 600 Sekunden später wurde der Australier im Tor der Amateure zum ersten Mal geprüft, war nach einem Distanzschuss allerdings auf der Hut. Anders leider kurze Zeit darauf, als er einen Marchese-Abschluss von der rechten Strafraumecke nur nach vorne abklatschen ließ und das Leder dabei genau vor die Füße von Julian Leist beförderte. Dieser bedankte sich und schob unbeirrt ein (68.). Ausgleich und der zweite sich wiederholende Fehler beim BVB. Für zehn Minuten standen die Amas unter Schockstarre, erst in der Schlussphase konnte man sich wieder richtige Chancen herausspielen, um das Blatt vielleicht doch noch einmal zu wenden. Doch sowohl Bakalorz Distanzschuss (85.) als auch Demirbays letzte Aktion des Spiels (90.) führten nicht zum gewünschten Erfolg. So blieb das Spiel durchaus ein guter Ansatz, weil man gegen die Kickers mehr als nur mitspielen konnte, es am Ende aber verpasste, sich für die gezeigte Leistung auch angemessen zu belohnen. Schade für den BVB, dem man durchaus anmerkte, dass ein echter Knipser wie in der letzten Saison in Person von Terrence Boyd fehlt. Da Ducksch und Durm noch mindestens bis zum Start der Rückrunde fehlen werden, wird abzuwarten bleiben, wie David Wagner in Zukunft aufstellen wird. Bittencourt und Benatelli in den offensiven zentralen Positionen waren sicherlich eine erste Idee, auch wenn keiner von ihnen ein klassischer Stürmer ist.
So hält der BVB mit sechs Punkten weiterhin die rote Laterne der 3. Liga. Als nächstes folgt eine schwere Aufgabe beim Tabellenzweiten in Unterhaching am kommenden Samstag um 14 Uhr und damit parallel zum boykottierten Spiel der Profis in Hamburg, ehe es dann am darauffolgenden Dienstag in der Roten Erde gegen den SV Babelsberg geht. Spätestens dann sollte aber auch mal wieder dreifach gepunktet werden.
Die Fotos vom Spiel findet Ihr auf unserer BVB-Fotoseite unter diesem Link.
Stimmen
Mitch Langerak: [[audio? &url=/media/audio/pk-16-09-2012-bvb2-kickers/stimme_langerak.mp3]]
Florian Hübner: [[audio? &url=/media/audio/pk-16-09-2012-bvb2-kickers/stimme_huebner.mp3]]
Pressekonferenz: [[audio? &url=/media/audio/pk-16-09-2012-bvb2-kickers/pressekonferenz.mp3]]
Statistik
Amateure vom BVB: Langerak – Bakalorz, Hübner, Meißner, Halstenberg – Bender (46. Fring), Demirbay – Hofmann, Benatelli, Baykan (64. Amini) - Bittencourt
Stuttgarter Kickers: Wagner – Evers, Fennell, Leist, Gerster – Braun (82. Sprung) – Leutenecker (61. Rühle), Gondorf, Marchese, Savranlioglu – Grüttner
Tore: 1:0 Meißner (45./FE), 1:1 Leist (68.)
Schiedsrichter: Norbert Giese
Gelb: Hofmann, Bakalorz, Bittencourt, Fring – Leist, Evers, Gondorf, Fennell
Chancen: 6:4 Ecken: 4:2
Zuschauer: 1.610 (Stadion Rote Erde)
Vanni, 16.09.2012