Langerak patzt zum Abschluss der Englischen Woche
Wer wie mein guter Kumpel Hotte nur die erste Halbzeit sah, muss sich hinterher in den Allerwertesten gebissen haben. Denn erst in den zweiten 45 Minuten nahm die Partie so richtig an Fahrt auf und es gab Chancen im Minutentakt. Im offenen Schlagabtausch behielten die Gäste aus Saarbrücken letztlich mit 2:1 die Oberhand und holten die BVB-Amateure auf den Boden der Tatsachen zurück.
Englische Woche mit zwei Heimspielen der Amas kurz hintereinander, während die Profis noch nicht begonnen haben. Perfekte Bedingungen, dazu noch ein traditionsreicher Gegner, der stimmgewaltige und farbenfrohe Anhänger aus dem Saarland mitbrachte. Es war alles angerichtet für unsere Zweitvertretung, um möglichst den zweiten Dreier in Folge gegen die Mannschaft um Ex-Amateurspieler Christian Eggert einzufahren.
Langerak als Profi-Unterstützung
Auf Seiten unserer Schwatzgelben fiel die von Trainer Wagner avisierte Profi-Unterstützung letztlich dann doch sehr mau aus. Lediglich Mitch Langerak sollte auflaufen und ausgerechnet dieser fiel im Mannschaftsgefüge deutlich ab. Doch dazu später mehr. Ansonsten waren Halstenberg, Fring und Ducksch in der Startelf, draußen blieben demnach Alomerovic, Baykan, Terzic sowie Bakalorz. Letzterer schaute sich neben Vater Dirk das Geschehen von der Tribüne aus an. Bei den Landeshauptstädtern hat aus mehreren Gründen in letzter Zeit ein verstärktes Setzen auf Jungspunde stattgefunden. Demnach standen in der Mannschaft eine Vielzahl an (noch) namenlosen Akteuren. Lediglich Ersatztorwart Benedikt Fernandez als ehemaliger Bayer-Spieler könnte dem durchschnittlichen Sportschau-Gucker wohl noch was sagen.
Die ersten Minuten verdeutlichten den Unterschied zu Heimspielen in der letzten Saison. Es kam so etwas wie Stadionatmosphäre auf, denn nachdem man persönliche Spielzeuge örtlicher Möbelhändler wie Verl, Lotte oder Elversberg verlassen hat, finden die Ultras von die Amateure auf der Gegengerade auch wieder einigermaßen konkurrenzfähige Gästefans vor. Und Letztere hatten denn auch als erstes Grund zum Jubelen, wenn nicht sogar zur totalen Schadenfreude. Ein harmloser Ball aus dem Mittelfeld rollte Richtung Strafraum und Langerak will ihn sicher aufnehmen. In letzter Sekunde fiel unserem Aussie jedoch auf, dass er sich knapp vor der Strafraumlinie befand. Doch anstatt das Leder wegzuschlagen, ließ er den Ball durchrollen. Laux sagte Danke und schob nach gewonnenem Sprintduell mit Langerak zur frühen Führung ein (8.). Ein ganz dicker Klops des Profi-Ersatztorhüters. Wie man es besser macht, demonstrierte Gästetorwart Marina, der einen Distanzschuss Demirbays spektakulär zur Ecke lenkte (11.).
Duell der Torhüter
Eine ähnliche Parade, nur zur anderen Seite, zeigte Marina dann gegen einen Distanzschuss Duckschs, der aus etwa 22 Metern völlig frei zum Schuss kam (16.). Zu diesem Zeitpunkt waren die beiden „Torwächter" (G. Netzer) die entscheidenden Akteure der Partie. Dass aber auch Langerak keinen schwächeren Zwillingsbruder heute zum Drittligaspiel abkommandiert hat, bewahrheitete sich nach 31 Minuten. Einen verunglückten Schuss Marcel Söklers, der jedoch nicht deswegen kurz darauf ausgewechselt wurde, nahm Kruse am Elferpunkt direkt. Mit einer schönen Sprungeinlage konnte Langerak den Ball jedoch so gerade noch parieren.
Diese Möglichkeit war die letzte erwähnenswerte Szene in einem durchschnittlichen Spiel, welches von den Gästen nach ihrer frühen Führung durch kompakte Defensivarbeit relativ mühelos kontrolliert werden konnte. Auch den zuletzt so starken Kreativposten Jonas Hofmann und Rico Benatelli fielen keine zwingenden Ideen ein. Saarbrückens Trainer Jürgen Luginger konnte deshalb mit einem zufriedenen Gesichtsausdruck in den Katakomben der Roten Erde verschwinden.
Sein Pendant David Wagner reagierte zur Halbzeit und brachte den quirligen Enser Baykan zur Stärkung der Offensive. Allerdings wechselte er dafür keinen defensiven Spieler aus, sondern den bemühten, aber glücklose Marvin Ducksch. Für ihn rückte Durm in die Sturmspitze, während Baykan dessen Position im linken Mittelfeld übernahm. Nutzen wir die ersten Minuten der zweiten Hälfte für das Wortspiel des Tages bei Betrachtung folgender Zaunfahne: „FCS Freunde Saarkasmus".
Feuerwerk der Torchancen
Für das Field Goal des Tages bewarb sich dann Marcel Halstenberg, der einen Freistoß aus dreißig Metern nur knapp über die Latte drosch und sich damit für den nächsten NFL-Draft mehr als wärmstens empfohlen haben dürfte. Und nun kamen auch unsere kleinen Zauberer besser zur Geltung: Benatelli fantastisch durchgestochen auf Hofmann, doch Marina klärt mit starker Fußabwehr (51.). Der BVB rückte jetzt deutlich weiter nach vorne und attackierte die Gäste bereits in deren Drittel, was sich durch einen Kopfball von Laux nach einem FCS-Konter fast schon bitter gerächt hätte (52.). Jetzt ging es Schlag auf Schlag. Denn wiederum auf der Gegenseite war es Lerandy, der nach einer Hofmann-Hereingabe seinen eigenen Torwart mit einer Bogenlampe fast böse überraschte (54.). Und wieder zurück zur Gegenseite: Nach Pass in die Gasse umkurvt FCS-Linksverteidiger Stegerer Langerak, aber Meißner klärt mit Grätsche auf der Linie (56.).
Und was kam dann? Richtig! Wiederum nur eine Minute später musste man wie beim Tennis den Kopf wieder nach rechts richten. Hofmann bediente Baykan im Strafraum, doch Marina blieb lange stehen und fing (!) dessen Schlenzer aus etwa sieben Meter (57.). Es gab hier jetzt Strafraumaktionen im Minutentakt zu bewundern und diese knapp fünf Minuten entschädigten bereits für die lahme erste Halbzeit. Nach einer kurzen Ringpause schickte Saarbrücken unsere Borussen dann so richtig auf den Boden. Ausgerechnet Eggert brachte Langerak mal wieder in die Bredouille. Denn dessen Distanzschuss wollte er wie sein Gegenüber Marina in Halbzeit Eins fliegend zur Ecke lenken, machte die Rechnung aber ohne den Wirt Kruse. Dieser erlief den Ball nämlich noch knapp vor dem Toraus und bediente den völlig freistehenden Stegerer in der Mitte, der nur noch den Fuß hinzuhalten brauchte (63.). Und nur eine Minute später verfehlte der Torschütze nach einem Freistoß das Tor erneut nur um wenige Zentimeter. Auch hier verhielt sich Langerak nicht wirklich souverän in der Strafraumbeherrschung.
Der stets gefährliche Sven Sökler sorgte nach 74 Minuten fast für die Vorentscheidung, als er ganz allein vor Langerak die Nerven verlor. Auf der Gegenseite fädelte Benatelli dann klug gegen Stegerer ein und Schiri Weickenmeier zeigte tatsächlich auf den Punkt. Der sonst so sichere Halstenberg scheiterte jedoch mit einem noch nicht mal schwach geschossenen Elfer am bis dato bärenstarken Marina. Dass dieser jedoch auch nicht ganz umsonst „nur" Dritte Liga spielt, zeigte sich wiederum nur eine Minute später, als er einen Distanzschuss des auffälligen Demirbay durchrutschen ließ. Der inzwischen verdiente Anschluss in einem nun überdurchschnittlichen Spiel.
Durm scheitert in der Schlussminute
Demirbay war es auch, der nach achtzig Minuten Hofmann herrlich freispielte. Aber auch dessen strammer Schuss aus halblinker Position wurde mal wieder magnetisch von Marinas Fäusten angezogen. Eine Minute später setzte Hübner einen Kopfball nur wenige Zentimeter über das Gehäuse. Nun war das Spiel also wieder in einer Phase mit Chancen im Minutentakt. Und auch beide Fangruppen zeigten keinerlei Ermüdungserscheinungen. Die waren höchstens bei Durm zu verzeichnen, der in der Schlussminute eine Hereingabe Baykans per Direktabnahme knapp über das Tor ballerte.
Es blieb also beim bitteren 1:2 zum Abschluss der Englischen Woche, die insgesamt vier Punkte aus drei Spielen zeitigte. Nun können sich die Jungs von Trainer Wagner erst einmal zwei Wochen im Training so richtig trimmen lassen, um dann am Samstag, den 25. August, am Bieberer Berg bei Kickers Offenbach wieder anzugreifen.
Die Fotostrecke zum Heimspiel gegen Saarbrücken findet Ihr auf unserer BVB-Fotoseite unter diesem Link.
Die Daten zum Spiel
BVB II (4-2-3-1): Langerak – Hornschuh (61. Soltanpour), Hübner, Meißner, Halstenberg – Fring, Demirbay – Hofmann, Benatelli, Durm – Ducksch (46. Baykan)
1. FC Saarbrücken (4-2-3-1): Marina – Jüllich, Lerandy, Straith, Kruse – Eggert, Kruse – Sökler, M. (36. Kohler), Sökler , S. (87. Maek), Laux – Hayer (82. Dausend)
Tore: 0:1 Laux (8., Rechtsschuss, Vorarbeit Langerak), 0:2 Stegerer (63., Linksschuss, Kruse), 1:2 Demirbay (77., Linksschuss, Marina)
SR: Weickenmeier (Mühlheim)
Zuschauer: 3.150 im Stadion Rote Erde
Gelbe Karten: Demirbay (59., taktisches Foulspiel) – Stegerer (75., Foulspiel), Kruse (75., Ungehorsam dem Schiedsrichter gegenüber vor der Ausführung des Elfmeters)
Chancen: 9:7
Ecken: 5:4
Bes. Vorkommnis: Marina hält Foulelfmeter von Halstenberg (76., Stegerer an Benatelli)
Malte, 11.8.2012