Wichtiger Sieg vor trostloser Kulisse
In der leeren Kampfbahn konnten auf den Tribünen nur die Gästefans ein paar Farbtupfer setzen. Trotz der fehlenden Unterstützung von den Rängen schafften es die BVB Amateure aber das Spiel gegen den Favoriten aus Heidenheim noch zu drehen. Die Tore für den BVB erzielten der ungarische Sturmbrecher Balint Bajner und Jonas Hofmann, der endlich seine Torschussblockade überwinden konnte. Durch den Sieg rückte die Mannschaft in der Tabelle bis auf einen Punkt an die Nichtabstiegsplätze heran.
Nach dem Sieg in Darmstadt und der unglücklichen Nullnummer gegen Rostock keimte in Dortmund ein zartes Pflänzchen der Hoffnung. Diese erhielt aber in Wiesbaden einen heftigen Dämpfer. Nach der Niederlage gegen den direkten Konkurrenten war das rettende Ufer wieder 4 Punkte entfernt. Heidenheim hatte in der letzten Saison nur um einen Punkt die Aufstiegsrelegation verpasst und musste so mitansehen, wie sich der Lokalrivale aus Aalen in eine höhere Liga verabschiedete. Entsprechend zählte der FC vor der Saison auch zu den Aufstiegskandidaten. Diesem Anspruch konnte die Mannschaft aber in der bisherigen Saison noch nicht gerecht werden. Zuletzt hatte man sich auch nicht gerade in Topform präsentiert und aus den letzten drei Spielen nur einen Punkt mitgenommen. Trotzdem bewegt sich Heidenheim in der Tabelle in ganz anderen Sphären als der BVB Nachwuchs. Cheftrainer Schmidt hatte für den Auftritt in Dortmund „eine härtere Gangart“ angekündigt.
Am Samstagnachmittag hatten sich ganze 403 Zuschauer in der Roten Erde eingefunden. Das ist für eine Drittligapartie eine absolut unwürdige Kulisse. Wenn man dazu noch bedenkt, dass circa 100 Zuschauer aus Heidenheim angereist waren, muss man leider konstatieren, dass es unter den BVB Fans kein wirkliches Interesse mehr an den Darbietungen der U23 gibt. Das kann man dann auch nicht alles auf die ständigen Parallelansetzungen schieben. Denn nach Augsburg sind ja gerade mal circa 3.000 Schwarzgelbe gefahren. Es müssen also noch genug Fans der Borussia in der Meisterstadt geblieben sein. Dass bei passablem Wetter nur ungefähr 300 Schwatzgelbe den Weg in die Kampfbahn gefunden haben, um die Amateure im Abstiegskampf zu unterstützen ist wirklich traurig. Klar hat die Mannschaft auch nicht gerade mit begeisterndem Fußball dazu beigetragen, die Massen anzulocken. Aber so mancher bildet sich in Dortmund etwas darauf ein, auch in schlechten Zeiten zur Mannschaft zu stehen. Mit einigen Abstrichen sollte das doch eigentlich auch für die Amateure gelten.
Die Amateure sind schließlich der Unterbau der Profimannschaft und ein Verbleib in der Dritten Liga könnte für Michael Zorc auch zukünftig ein gewichtiges Argument sein, wenn es darum geht, Top-Talente der Kragenweite Bittencourt unter Vertrag zu nehmen, die noch keine unmittelbare Perspektive im Profikader haben. Wenn der Dortmunder Weg, sich die Stars selbst zu schnitzen, auch bei den mit dem Erfolg gewachsenen Ansprüchen weiter beschritten werden soll, bleibt es ungemein wichtig, den nachrückenden Talenten hochwertige Spielpraxis in der Zweitvertretung in Aussicht stellen zu können. Und dass eine gut aufgelegte Kulisse die Jungs beflügeln kann, haben sie in der Aufstiegssaison oft genug bewiesen. Heidenheim ist leider auch kein Name, der in Dortmund größeres Interesse weckt. Das gleiche gilt für den nächsten Gast in der Roten Erde, die Zweitvertretung des VfB Stuttgart, die zuletzt auch so gut wie keine Fans mit nach Dortmund gebracht hat. Da auch dieses Spiel wieder parallel zu den Profis angesetzt wurde, ist am 24. eine noch trostlosere Kulisse zu befürchten. Dabei ist ein Besuch der altehrwürdigen Kampfbahn eigentlich immer ein Vergnügen und auch Wurst und Bier wissen stets zu überzeugen.
Erste Halbzeit
Naja zurück zum Geschehen am Samstag. In den ersten Minuten schien Heidenheim seiner Favoritenrolle gerecht werden zu wollen. Zwei Freistöße von Schnatterer sorgten gleich für Gefahr. Aber erst köpfte Malura knapp drüber und als Schnatterer es dann aus 25 Metern direkt probierte, faustete der überraschte Alomerovic den Ball gerade noch aus der kurzen Ecke. Die Schwarzgelben vesuchten mitzuspielen, kamen aber zu Beginn nicht wirklich zu vielversprechenden Abschlüssen. Hinten stand der BVB dafür viel zu offen. Man spielte erfolglos auf Abseits und hatte zunächst Glück, als Schnatterer sich den Ball zu weit vorlegte. So konnte Alomerovic rechtzeitig zugriefen, als der torgefährliche Mittelfeldspieler allein auf ihn zulief. Als dann Thurk zum wiederholten Male im Rücken von Halstenberg davonschlich, kam jede Hilfe zu spät. Der Routinier, der bestimmt lieber zeitgleich mit seinem Ex-Club gegen die Dortmunder Profis angetreten wäre, hatte alle Zeit der Welt zum flanken. In der Mitte fühlte sich auch niemand so wirklich für Sirigu zuständig und so hatte der keine Mühe, seine Farben in Führung zu schießen.
Der BVB kam nur noch zu einer wirklichen Ausgleichschance vor dem Seitenwechsel. Der Ball prallte flipperartig im Heidenheimer Strafraum herum, aber weder Bajner noch Hofmann konnten Kapital aus der unübersichtlichen Situation schlagen. Beide schossen Heidenheimer Verteidiger an. Zum Glück präsentierten sie sich beide in der zweiten Hälfte treffsicherer. So ging es mit einer verdienten Führung für die Gäste in die Pause. Der BVB schien einen weiteren Schritt Richtung Abgrund zu gehen. Die harte Gangart Heidenheims war in Halbzeit eins nur in einer Szene zu sehen gewesen, als Malura zur beidbeinigen Todesgrätsche gegen Bajner ansetzte. Da er sich bei dieser Aktion aber nur selbst wehtat, gab Schiri Heft aus unerfindlichen Gründen auch Freistoß zu seinen Gunsten. Beim BVB holten sich dagegen Alomerovic und der bis zu diesem Zeitpunkt blasse Bittencourt selten dämliche Gelbe Karten ab. Bittencourt stellte sich bei einem Heidenheimer Freistoß in zwei Metern Entfernung zur Mauer auf und Alomerovic rannte bis zum gegnerischen Strafraum, um sich beim Schiri zu beschweren. Was er da zu monieren hatte, ist mir nicht klar geworden.
Zweite Halbzeit
Heidenheim erwischte wieder den besseren Start und hätte seine Führung vorentscheidend ausbauen können. Die Amateure luden den Gast erneut mit einigen haarsträubenden Abwehraktionen zum Kontern ein. Erneut war es Thurk, der den Ball gefährlich vors Tor brachte. Alomerovic irrte orientierungslos durch den Strafraum und so kam Sailer unbedrängt zum Kopfball. Diesen setzte er aber glücklicherweise an die Unterlatte, von wo der Ball ins Feld zurück sprang.
Quasi aus dem Nichts kam der BVB zum Ausgleich. Bittencourt, dem bis dahin kaum etwas gelingen wollte, zog aus der Distanz ab. Eigentlich schien der Schuss eher harmlos zu sein, aber Sabanov konnte ihn trotzdem nicht festhalten. Er wehrte den Ball sogar nach vorne ab, wo Bajner sich herzlich bedankte und trocken ins lange Eck schoss. Ein krasser Torwartfehler, aber was soll’s? Borussia war zurück im Spiel. Bei Heidenheim riss nun komplett der Faden und die Amateure übernahmen auf dem schwierigen Geläuf das Kommando.
Eine Viertelstunde nach dem Ausgleich wurde dieser Aufwand belohnt. Hofmann schickte Bajner über Rechts. Der schlacksige Ungar brachte nur eine eher schwache Flanke zustande. Diese landete aber direkt bei Hofmann. Dem war in dieser Saison vor dem Tor ja überhaupt nichts gelungen. Er hatte bereits zahlreiche Großchancen vergeben und noch keinen einzigen Treffer erzielt. Doch dieser Bann wurde nun gebrochen. Er zog direkt ab und ließ Sabanov aus 11 Metern keine Abwehrchance. Kurz darauf hätten die Amateure die Führung beinahe noch ausgebaut. Halstenberg zog einen Freistoß wunderbar über die Mauer. Diesmal präsentierte sich Sabanov aber auf dem Posten und faustete den Ball gerade noch aus dem Winkel.
Die Heidenheimer Gegenoffensive blieb weitgehend aus. Der BVB hatte dem Favoriten scheinbar mit seinen Treffern den Zahn gezogen. Der BVB hätte nach einem Schuss von Bakalorz sogar noch einen Handelfmeter bekommen müssen, aber Schiedsrichter Heft hatte nichts bemerkt. Erst in den letzten paar Minuten bäumte Heidenheim sich nochmal auf, aber sie konnten sich keine echten Torchancen mehr erspielen. Schnatterer setzte einen weiteren Freistoß direkt in die Mauer und dann war der wichtige Heimsieg perfekt. Der BVB hat nun wieder Anschluss an die Konkurrenz im Abstiegskampf gefunden. Nächste Woche geht es zur direkten Konkurrenz nach Halle, aber der HFC hat sich mit einem Sieg in Aachen gerade auch etwas Luft verschafft. Hoffentlich gelingt es den Jungs von Dave Wagner, etwas aus dem Osten mitzunehmen und den zarten Aufwärtstrend weiter zu verfestigen.
BVB II: Alomerovic - Hornschuh, Günter, F. Hübner, Halstenberg - Bakalorz, Fring - Hofmann (88. Meißner), Benatelli (61. Demirbay), Bittencourt (83. Treude) - Bajner
FCH: Sabanov - Malura, Göhlert, Tausendpfund, Feistle - Strauß (79. Müller), Schittenhelm, Schnatterer, Sirigu - Thurk (73. Bagceci), Sailer (67. Frommer)
Tore: 0:1Sirigu (33.), 1:1Bajner (59.), 2:1Hofmann (74.)
Gelbe Karten: Demirbay (5. Gelbe Karte),Bittencourt(4.),F. Hübner(4.),Alomerovic(1.)
Zuschauer: Ganze 403 in der Kampfbahn Rote Erde
Web, 11.11.2012