Am Bieberer Berg war nix zu holen
Für die BVB Amateure setzte es am Bieberer Berg die nächste Niederlage und im Gegensatz zu den vorangegangenen Spielen, wo man zumindest über weite Strecken gut mit dem Gegner mithalten konnte, gab es diesmal eine deutliche Klatsche. Besonders besorgniserregend war die erneut fehlende Durchschlagskraft in der Offensive und da sich zu allem Überfluss auch noch Nachwuchs-Bomber Marvin Ducksch verletzte, sieht es in diesem Bereich auch nicht gerade nach Besserung aus. So bleiben als positive Erinnerungen vom Ausflug nach Hessen nur das nette neue OFC Stadion, das gute Wetter und der wieder mal starke Support der BVB Reserve durch die mitgereisten Fans.
Der Sonne entgegen
Bin ich bekloppt? Diese Frage schoss mir durch den Kopf, als um 5:45 der Wecker klingelte. Einen Tag nach der Saisoneröffnung der Doublesieger, die natürlich entsprechend gefeiert werden wollte, hieß es schon wieder, den Amateuren nach Offenbach zu folgen. Den erbärmlichen Kopfschmerz konnte eine Dusche eindämmen und dann wurde die Wegzehrung geschultert und es ging Richtung Dortmund Hauptbahnhof. Die dort angetretene MKÜ musste leider enttäuscht wieder von dannen ziehen, weil der Hauptteil der Dortmunder Amateure Supporter diesmal die Anreise per Bus gewählt hatte. Schließlich stand auf dem Weg zum Bieberer Berg ein Zwischenstopp beim selbsternannten Randalemeister aus FFM auf dem Programm. Die wenigen WET-Fahrer konnten also endlich mal wieder, wie oft besungen, ohne Polizei durch Liga 3 reisen. So wurde es eine sehr entspannte Anreise und auch das Umsteigen auf dem Frankfurter Hauptbahnhof verlief absolut ereignislos. Und während das Siegerland sich noch verregnet zeigte, begrüßte uns in Offenbach strahlender Sonnenschein.
Hier grüßte dann aber auch wieder die Staatsmacht und schickte uns prompt auf einen Umweg zum Stadion. Aber wenigstens hatte der Mann dafür eine nachvollziehbare Begründung parat: „Wir haben schließlich ein Konzept.“ Na wenn das so ist, laufen wir natürlich gerne ein bisschen sinnlos in der Gegend rum. Endlich kam auch das neue Stadion auf dem Bieberer Berg in Sicht. Der Neubau kann natürlich nicht mit dem Flair des alten Stadions mithalten, aber im Rahmen der in Offenbach vorhandenen Möglichkeiten kann man das neue Stadion als durchaus gelungen bezeichnen. Optisch dominiert zwar der nackte Beton und auch das Dach mit seiner Wellblech-Plastik-Kombination macht einen etwas schrottigen Eindruck, aber wenigstens handelt es sich nicht um einen der deutschlandweit allgegenwärtigen Hellmich-Standardbauten. Die größte Besonderheit für einen Neubau ist sicher die komplett unbestuhlte Gegentribüne. Leider hat dieser Aufbau zur Folge, dass die Heim- und Gästefans sich nicht gegenüber stehen, weil der OFC-Stimmungskern sich auf Höhe der Mittellinie befindet und die Gästesteher hinter dem Tor auf Seite der Gegentribüne. Für die Stimmung ist es immer noch am besten, wenn sich die Supporter direkt gegenüber stehen. Aber so findet sich in dem Neubau doch noch ein wenig vom Geist des altehrwürdigen Vorgängers und es dürften immer genug Stehplatzkarten für die OFC Fans zur Verfügung stehen, was ja in den heutigen Zeiten leider auch keine Selbstverständlichkeit mehr ist. Bei bestem Wetter hatten sich gut 7000 Zuschauer eingefunden, davon waren circa 500 aus der Bierstadt angereist.
Dave Wagner entschied sich für die Spieler, die ihm auch an den ersten 5 Spieltagen zur Verfügung gestanden haben, Amini, Günter und auch die Rekonvaleszenten Baykan und Ducksch saßen zunächst auf der Bank. Überraschenderweise fand sich dort auch Kerem Demirbay wieder, der eigentlich bislang bei den Amas überzeugende Leistungen abgeliefert hatte. Leo Bittencourt schaffte es an diesem Wochenende zwar nicht in den Profikader, sollte aber offenbar auch nicht in der Dritten Liga Spielpraxis sammeln. Das ist schade, denn einen Spieler mit seinen Abschlussqualitäten könnte diese Mannschaft auf jeden Fall gut gebrauchen. Leider sollte sich die fehlende Zielstrebigkeit in der Offensive auch beim Gastspiel in Offenbach als großes Problem erweisen. Knipser Terrence Boyd wird in dieser Saison schmerzlich vermisst. Marvin Ducksch bringt sicher ähnliche Fähigkeiten vor dem Kasten mit, aber der war bislang noch nicht wirklich fit. Und auch das sollte sich heute leider noch deutlich verschlimmern.
Bis zum Strafraum ganz nett, aber dann…
Vor Spielbeginn war auch OFC Kapitän Mehic gezwungen, die peinliche DFB-Rede gegen die Grundübel in Deutschen Fußballstadien, Rassismus und Feuerwerk zu verlesen, für die am Vorabend schon Sebastian Kehl von den eigenen Fans ausgepfiffen worden war. Hoffentlich ist es bald gut mit den leeren Zeichen und man konzentriert sich auch bei den Verbänden wieder mehr auf den Sport.
Die beiden Mannschaften schenkten sich von Beginn an nichts. Auch die Außenseiter aus Dortmund wollten sich nicht verstecken und versuchten ihr Forechecking bereits in Gegners Hälfte umzusetzen. Zunächst kam aber keine der Mannschaften zu nennenswerten Torchancen. Denn während der BVB II ordentlich verteidigte, agierte man in der Vorwärtsbewegung zu umständlich und verspielt. So gelang es kaum einmal, den Ball in den Offenbacher Strafraum zu tragen und wenn es doch einmal gelang, zeigte sich Hofmann nicht robust genug oder versuchte Benatelli sich erfolglos an einem Hackenpass. Marcel Halstenberg zeigte sogar eine kleine Slapstick-Einlage, als er beim Eckball ausrutschte und den Ball im Fallen direkt ins Toraus flankte. Auch Erik Durm zeigte sich nicht wirklich torgefährlich, wenn er einmal zum Abschluss kam.
Die Fans der beiden Lager zeigten völlig unterschiedliche Ansätze beim Support ihrer Teams. Während die UvdA wie üblich durchgehend sangen und Fahnen schwenkten, erinnerte der OFC Support an die 80er Jahre des letzten Jahrhunderts. So war es zwar nicht ständig laut und bunt, aber dafür sorgte jede Schiedsrichterentscheidung für Protest und jedes Dortmunder Foul für ein Pfeifkonzert. Dieser direkte Spielbezug geht heute ja oft etwas verloren, was man gerade in der Roten Erde gut beobachten kann.
Für einen ersten Aufreger sorgte dann BVB Schlussmann Zlatan Alomerovic, als er beim Versuch einer Faustabwehr unter dem Ball hindurch segelte. Zum Glück konnte kein Offenbacher Kapital aus diesem schlimmen Bock schlagen. Nach einer halben Stunde hatten dann die Kickers Fans den Schiedsrichter lange genug bearbeitet. Er zeigte Benatelli Gelb, obwohl der klar den Ball gespielt hatte. Kurz darauf fiel dann auch die Führung für den OFC. Mehic versetzte Hornschuh mit einem Übersteiger und flankte auf Feldhahn, der am Elfmeterpunkt sträflich frei stand. Der hatte keine Probleme den Ball unhaltbar für Alomerovic ins Tor zu köpfen. Die Kickers wollten jetzt nachlegen und machten mehr Druck, aber Alomerovic zeigte sich gegen Fernschüsse von Hahn und Stein auf dem Posten. So blieb es zur Pause beim knappen Rückstand.
Alle auf die 6!
David Wagner wechselte nun den gesamten rechten Flügel aus und brachte Demirbay und Baykan für Hornschuh und Hofmann. Fring rückte in die Defensivreihe und Demirbay an die Seite von Marvin Bakalorz ins defensive Mittelfeld. Vorne wechselte Treude auf Rechts und Baykan übernahm links für ihn. Aber bevor sich diese Umstellungen auszahlen konnten, fingen die Jungborussen sich schon den nächsten Treffer ein. Nach einer Ecke fiel der Ball Stade vor die Füße und der zog aus spitzem Winkel direkt ab. Alomerovic konnte den Ball nur noch leicht ablenken und auch Treudes Rettungsversuch auf der Linie kam ein paar Zentimeter zu spät.
Die Amateure ließen sich von diesem Nackenschlag aber nicht unterkriegen und versuchten weiter mitzuspielen. Dennoch kam der OFC durch Rathgeber und Reinhardt zu weiteren Chancen, aber beide vergaben relativ kläglich frei vor Alomerovic. Auf der Gegenseite prüfte Demirbay OFC Keeper Wulnikowski, aber der hatte keine Mühe den Ball festzuhalten. Nach einer Stunde Spielzeit zog David Wagner seinen letzten Trumpf und brachte Ducksch für Benatelli. Doch bereits kurz nach seiner Einwechslung verletzte sich der Nachwuchsstürmer am Fuß und musste das Spielfeld wieder verlassen. Trotz seiner offenkundig schweren Schmerzen, versuchte man alles, um ihn wieder spielfähig zu bekommen, aber letztlich musste er mit Verdacht auf Mittelfußbruch aufgeben. Sollte sich dieser Verdacht bestätigen, muss man wohl monatelang ohne den Hoffnungsträger auskommen.
Konstantin Fring avancierte nun zum Publikumsliebling. Erst holte er sich für Ballwegschlagen die Gelbe Karte ab und dann beging er ein rustikales Foul im Mittelfeld. Das ohnehin leicht reizbare Offenbacher Publikum gab nun die Parole „Alle auf die sechs“ aus und fortan wurde Fring bei jedem Ballkontakt gnadenlos ausgepfiffen. Die BVB Amateure zeigten nun in Unterzahl eine kämpferische Einstellung und versuchten weiter, nach vorne zu spielen. Dem OFC boten sich dadurch natürlich Räume zum Kontern, die aber nicht sinnvoll genutzt wurden. Im Heimsektor befanden sich auch einige Fans aus Leverkusen, die vor dem Abendspiel in Frankfurt ihre Freunde von den Kickers besuchten und sich mehrfach mit Leeeeverkusen-Rufen bemerkbar machten. Denen wollte wohl auch Arie van Lent etwas bieten und brachte Lars Bender ins Spiel. Doch trotz einer gewissen Ähnlichkeit handelt es sich natürlich nicht um den Bruder von Sven „the offender“ Bender. Die Einwechslung sollte sich aber trotzdem bezahlt machen, denn dieser Bender bereitete den entscheidenden dritten Treffer der Kickers vor. Im Anschluss an eine Ecke flankte er den Ball erneut in den Strafraum. Am kurzen Pfosten setzte sich Fetsch im Kopfballduell gegen Durm durch und auch Alomerovic konnte nichts mehr ausrichten.
Jetzt brachen bei den Amas kurzfristig die Dämme und es roch nach Debakel. Aber nachdem einige gute Chancen, die Führung auszubauen, vergeben wurden, stellte Offenbach auch die Angriffsbemühungen ein und die Partie plätscherte in den letzten Minuten dem Ende entgegen, bis Schiri Arno Blos dankenswerterweise pünktlich abpfiff. Den BVB Amateuren wurden am Bieberer Berg deutlich die Grenzen aufgezeigt und es bleibt abzuwarten, wie schnell sich die Mannschaft von diesem Rückschlag erholt. Denn bereits am Dienstagabend steht das nächste Heimspiel an, wenn der KSC sich in der altehrwürdigen Kampfbahn die Ehre gibt. Wenn man dann vor dem Tor nicht zwingender agiert, wird es schwer werden, die Punkte festzuhalten. Und nur die zählen am Ende zur Vermeidung des sofortigen Wiederabstiegs. Abschließend noch gute Genesungswünsche an Torjäger Marvin Ducksch, für den die Drittligasaison bisher einen ziemlich erbärmlichen Anfang genommen hat.
Die Fotostrecke zum Auswärtsspiel unserer zweiten Mannschaft beim OFC gibt es auf unserer BVB-Fotoseite unter diesem Link.
Audio-Mitschnitt der Pressekonferenz
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Statistik
Offenbacher Kickers: Wulnikowski - Stein, Stadel, Husterer, Dziwniel - Mehic, Feldhahn – Reinhardt (73. Bender), Rathgeber (75. Bäcker), Hahn (85. Kleineheismann) - Fetsch
Borussia Dortmund U23: Alomerovic – Hornschuh (46. Baykan), F. Hübner, Meißner, Halstenberg - Bakalorz, Fring – Hofmann (46. Demirbay), Benatelli (59. Ducksch), Treude - Durm
Tore: 1:0 Feldhahn (35.), 2:0 Stadel (47.), 3:0 Fetsch (78.)
Gelbe Karten: - / Benatelli, Fring, Halstenberg, Bakalorz
Zuschauer: 7091
Web, 26.08.2012