Burghausen schlägt sich wacker ? Dortmund II holt sich ersten Sieg
Okay, okay. Den ersten Teil der Überschrift hat Gerhard Delling im Rahmen des Preisausschreibens „Unnötige Wortspiele“ bei uns eingereicht. Doch dafür ist der zweite Teil umso schöner, gewannen unsere Amateure doch nach einer soliden Leistung mit 2:1 gegen die Gäste aus Burghausen und setzten sich somit erst einmal im Mittelfeld der Dritten Liga fest.
Die ersten drei Drittligaspiele für unsere Amateure machten deutlich, dass man mithalten kann in der „besten Dritten Liga alle Zeiten“ (ihr nebenberuflicher Sport1-Trailergestalter!). Nur die Punkteausbeute von zwei Zählern war nach drei Spielen verbesserungswürdig, sodass die Spieler von Trainer David Wagner gegen die ebenfalls nur mittelmäßig gestarteten Oberbayern aus Burghausen unbedingt ihren ersten Sieg einfahren wollten. Personell gab es bis kurz vor dem Anpfiff noch einige Unbekannte. So waren Durm (Knöchel) und Hornschuh (Pferdekuss) unter der Woche angeschlagen, konnten aber beide von Anfang auflaufen. Entgegen seiner Aussage auf der Pressekonferenz im Anschluss des Aachen-Spiels stellte Trainer Wagner Ensar Enes Baykan doch sogar von Anfang an auf. Profi Owomoyela hatte an diesem schönen Dienstagabend dann doch wohl nicht mehr so richtig die Lust auf Spielpraxis und war auf dem Aufstellungsbogen vergeblich zu finden. Auch Halstenberg genoss nach seinen Auftritten bei Amas und Profis am Wochenende die Wonnen der Rotation.
Auf Seiten der Gäste muss natürlich Sahr Senesie genannt werden, der nach langer Wanderschaft momentan an der österreichischen Grenze an vergangene BVB-Zeiten anknüpfen möchte, die ihren Höhepunkt sicherlich im Treffer im UEFA-Cup gegen Sochaux fand. In der Folgezeit konnte sich der Mann aus Sierra Leone jedoch über die zweite Mannschaft nicht mehr wieder entscheidend ins Blickfeld der Profis spielen und blieb somit einer der vielen auf der Strecke gebliebenen BVB-Talente des beginnenden Jahrtausends. Ansonsten sollten die Namen Youssef Mokhtari sowie Matthias Heidrich zumindest dem Zweitligakenner bekannt gewesen sein.
Maskenball der Torhüter
Unter Begrüßung der „Ultras von die Amateure“ sowie etwa fünfzig mitgereisten Anhängern von der Salzach liefen die Mannschaften, angeführt von Schiedsrichter Tim Sönder aus Kiel, auf das saftige Grün in der zeitlos schönen Roten Erde ein. Kurz dahinter die beiden Torhüter Alomerovic und Vollath, die beide die neueste Maskenmode im Gesicht spazieren trugen. Die Begleitmusik zum Einlauf wirkte in diesem Zusammenhang jedoch etwas deplatziert, übertönte sie doch die Fangesänge merklich und war außerdem auch noch nervig.
Wesentlich weniger nervend war dann jedoch der erste geordnete Angriff des Spiels, der sogleich auch von einem Torerfolg gekrönt wurde. Hofmann setzte sich über rechts „wacker“ (sorry!) durch und bediente Durm, der per Absatzkick wie beim Torschusstraining für Benatelli auflegte. Dieser ließ sich an der Strafraumgrenze nicht lange bitten und schlenzte unnachahmlich zur verdienten Führung in die Maschen (20.). So einfach und schön kann Drittligafußball sein!
Die Gäste wurden lediglich einmal in der 37. Minute ansatzweise gefährlich und das auch nur, weil Alomerovic kurz vorm Strafraum Mokhtari anschoss. Doch vom Fuß des Marokkaners sprang der Ball glücklicherweise direkt ins Toraus. Effizienter und konsequenter waren da doch unsere Jungs, die auch ihre zweite Chance in Person des starken Benatelli eiskalt nutzen sollten. Der ebenfalls überzeugende Hofmann trieb den Ball durchs Mittelfeld, setzte im richtigen Moment zum öffnenden Pass an und Benatelli blieb vor Vollath eiskalt. Nur eine Minute war es erneut Hofmann mit einer starken Einzelaktion, die diesmal jedoch von Vollath gerade noch vereitelt werden konnte. So blieb es beim verdienten 2:0 zur Halbzeit und der Erkenntnis: kein Schuss, kein Tor – die Oberbayern!
Die zweite Hälfte begann ähnlich verhaltend wie Halbzeit eins. Erst nach 57 Minuten musste Vollath bei einem Freistoß von Hofmann aus gut und gerne dreißig Metern erstmals ernsthaft eingreifen, während kurz darauf Alomerovic auf der Gegenseite nach einem Distanzschuss eines unbekannten Gästespielers (der Betonpfeiler E des Stadions war im Weg) seine liebe Mühe hatte. Ansonsten waren beide Fangruppen weiter fleißig dabei, wobei die UvdA naturgemäß lauter und konstanter zu vernehmen waren. Bis auf einen Kopfball über das Tor des eingewechselten Freibergers (69.) war in dieser Phase des Spiels auf dem Rasen hauptsächlich taktisches Geplänkel zu beobachten und der alte Reporterspruch fand seine Berechtigung: „Die eine Mannschaft wollte nicht, die andere konnte nicht.“
Eberlein mit dem Anschluss
Und in solchen Situationen muss dann halt der Schiedsrichter etwas nachhelfen. Nach einem unübersichtlichen Zweikampf am Dortmunder Strafraumkreis wedelte Schiri Sönder erst mit den Armen und alle dachten, das Spiel würde weiterlaufen. Jedoch entschied sich der Unparteiische nahezu im gleichen Moment, doch auf Freistoß aus etwa 18 Metern zu entscheiden. Der etatmäßige Freistoßschütze Mokhtari lenkte dann Zuschauer, Mitspieler und die BVB-Mauer entscheidend ab, indem er bei Sönder den Abstand der Mauer reklamierte. Nur Mitspieler Eberlein war wohl eingeweiht und nutzte den Umstand aus, dass die Mauer von Alomerovic so gestellt wurde, als ob Linksfuß Mokhtari antreten würde. Der ehemalige Jugendnaionalspieler Eberlein nutzte somit mit rechts die wenigen Zentimeter Lücke an der rechten Seite der Mauer zum Anschlusstreffer aus (78.).
Nun begann also mal wieder das große Zittern in einem eigentlich schon gewonnen geglaubten Spiel. Ein Gefühl, was jeder Amas-Zuschauer noch aus der letzten Drittligasaison kennt, wo ebenfalls einige Spiele aus Unerfahrenheit und schlichter Naivität in den letzten Minuten abgeschenkt worden sind. Jonas Hofmann wollte diese Furcht im wahrsten Sinne des Wortes im Alleingang besiegen, umkurvte ganz Burghausen, Österreich und die Welt, scheiterte dann jedoch im Abschluss am gut reagierenden Vollath. Akustisch umrahmt wurde diese Chance vom Wechselgesang der UvdA mit den Ultras aus Burghausen unter dem Motto: „Scheiss DFB!“
Wolfgang Niersbach weint, die BVB-Amateure freuen sich jedoch über den ersten Dreier der neuen Saison, der endgültig eingefahren wurde, nachdem Alomerovic gegen Mokhtari in der Schlussminute parierte. Und weiter geht die Punktejagd bereits am nächsten Samstag, wenn erneut in der Roten Erde zum fünften Spieltag angepfiffen wird. Gegner ist dann um 14 Uhr der 1. FC Saarbrücken mit dem ehemaligen BVB-Amateur Christian Eggert.
Und dann waren da noch...
… die drei Borussen-“Fans“ nach dem Spielschluss, die jeden einzelnen unserer Akteure mit folgendem Dialog belästigten:
„Kannst du mir dein Trikot schenken?“ - „Nein, sorry, das geht nicht!“ - „Aber der soundso (füge beliebigen Spielernamen ein!) hat auch sein Trikot verschenkt.“
Letzteres stimmte nicht, sondern war einfach nur eine vorgeschobene Aussage, sorgte bei den befragten Spielern jedoch sichtlich für Gewissensbisse. Nervige Typen einfach nur, die sowas machen.
Stimmen zum Spiel
Jonas Hofmann: Der Sieg heute war hochverdient, auch wenn wir nach dem 2:1 noch einmal in Bedrängnis geraten sind. Aber so ein Freistoß aus achtzehn Metern kann eben auch mal reingehen und ich glaube auch, dass die Mauer schon richtig stand. So ein Gegentor passiert eben. Zum Schluss hätte ich ja sogar noch das 3:1 machen können.
Rico Benatelli: Wir haben heute gegen einen Top-Gegner gespielt und drei Punkte geholt. Somit können wir auch total zufrieden sein. Beim 1:0 wusste ich, dass das der reingeht, nachdem der Ball meinen Fuß verlassen hatte.
Georgi Donkov (Trainer Wacker Burghausen): Nach dem Spiel heute wissen wir, was BVB II drauf hat. Die Spieler sind jung und technisch gut ausgebildet. Ich habe die Mannschaft aus meiner Sicht gut auf das Spiel vorbereitet. Wir wollten die Räume eng halten und in die Zweikämpfe kommen. Die ersten zwanzig Minuten haben wir das auch gut angstellt, aber wir haben einfach nicht so konsequent unsere Angriffe zu Ende gespielt, um auch in Führung zu gehen. Der BVB hat in dieser Phase ein gutes Tor gemacht, allerdings hatten sie bis dahin keine Torchancen. Danach waren wir etwas zu wenig bissig und in der zweiten Hälfte fehlte uns dann auch der Killerinstinkt.
David Wagner: Vorab möchte ich mich bedanken. Heute waren bei einem Spiel von BVB II gegen Wacker Burghausen fast 2.500 Zuschauer da. Das ist verrückt! Für die Unterstützung und den Support unserer Fans bedanke ich mich. Ich weiß, das ist alles nicht alltäglich, so unterstützt zu werden. In der ersten Hälfte hat Burghausen uns die Spielanteile überlassen und in dieser Phase haben wir den Ball auch zu früh teils in die Spitze gespielt. Auch, als wir bereits in Führung lagen. Das war etwas zu unclever. Allein für die Tore machte es dann aber Spaß, Fußball zu schauen. In der zweiten Hälfte haben wir Konter liegen lassen, aber alles in allem war es ein verdienter Sieg. Ich hätte zwar auch gerne zu Null gespielt, aber das holen wir vielleicht dann am Samstag nach. Insgesamt war das ein toller Tag heute, denn wir haben den ersten Sieg mit einer sehr jungen Mannschaft geholt.
Enser Baykan braucht weiterhin noch Zeit, Marvin Ducksch haben wir heute geschont, damit er am Samstag spielen kann. Wir müssen für das Spiel am Samstag schauen, wer uns wie fit zur Verfügung steht. Warum „Owo“ heute nicht gespielt hat, kann ich ehrlich gesagt gar nicht beantworten. Die Profis hatten heute frei und vielleicht wäre das heute für seinen Rhythmus nicht so prickelnd gewesen. Es kann sein, dass am Samstag Profis dabei sind. Zumindest ist die Wahrscheinlichkeit höher als in den letzten Spielen.
Die Fotostrecke zum Heimssieg gegen Burghausen findet Ihr auf unserer BVB-Fotoseite unter diesem Link.
Daten zum Spiel
BVB II (4-2-3-1): Alomerovic – Hornschuh, Hübner, Meißner, Terzic – Demirbay (90.+2 Cenik), Bakalorz – Hofmann, Benatelli, Baykan (63. Fring) – Durm (87. Soltanpour)
Wacker Burghausen (4-2-2-2): Vollath – Moser, Cinar, Aupperle, Schmidt – Eberlein, Heidrich (72. Kulabas) – Holz (46. Freiberger), Thiel (61. Aschauer) – Senesie, Mokhtari
Tore: 1:0 Benatelli (20., Linksschuss, Vorarbeit Durm), 2:0 Benatelli (42., Rechtsschuss, Hofmann), 2:1 Eberlein (78., Rechtsschuss, direkter Freistoß)
Zuschauer: 2.250
Schiedsrichter: Sönder (Kiel)
Gelbe Karte: Demirbay (90.+2 Zeitspiel) - Schmidt (54., taktisches Foul)
Chancen: 4:2
Ecken: 2:4
MalteD, 08.08.2012