Ducksch schießt BVB an die Spitze
Zumindest für eine Nacht erklommen unsere Amateure durch den 2:1-Sieg beim SV Elversberg den Platz an der Sonne in der Regionalliga West. Held des Tages war wie schon gegen Köln II Marvin Ducksch, der mit seinem Doppelpack die Weichen früh auf Sieg stellte.
Der größte Schock ereilte den BVB bereits weit vor dem Spiel. Der Bus der UvdA musste kurz vor dem Ziel auf der Autobahn eine Vollsperrung erleiden. Zwei Lastwagen hatten sich ineinander verkeilt. Nichts ging mehr. Der schwatzgelb-Redakteur fand nur mit mehr Glück als Verstand das Ziel, weil das Navi-System im richtigen Moment durch malerische saarländische Orte führte, die eher an Freilichtmuseen erinnerten. Somit fanden sich im Gästeblock zunächst nur einige wenige Umlandfans sowie ein paar Allesfahrer ein, die ebenfalls das Glück eines guten Navis schätzen lernen durften.
Ärgerlich war es vor allem auch für viele, denen Elversberg noch als Ground fehlte. Durch die Ligenreform ab nächster Saison wird es wohl auf absehbare Zeit die letzte Chance gewesen sein, die Kaiserlinde zu besuchen. Da die marodierende Horde aus Dortmund das Ziel nicht erreichte, durfte wenigstens das weithin sichtbare und mal wieder übertriebene Polizeiaufgebot nebst unseren „Freunden“ von der BFE einen ruhigen Abend verbringen. Wieder einmal durfte der Steuerzahler also (zunächst) für nichts in die Tasche greifen.
Das Waldstadion an der Kaiserlinde ist sehr gewöhnungsbedürftig gestaltet. Die Haupttribüne erinnert an typische Stadien dieser Größenordnung und schützte ebenso wie die gegenüberliegende Gegengerade vor dem Regen. Letztere war jedoch etwas lieblos auf eine Böschung gesetzt. Eingerahmt wurden beide Tribünen von Stehrängen, wobei der eine ausschließlich den Gästen vorbehalten war. In den vier Ecken erhoben sich leicht überdimensionierte Flutlichtmasten, deren Leitern schon von unten akute Gefühle von Höhenangst bewirkten.
Ducksch startet für Boyd
BVB-Trainer Wagner sorgte im Sturm für eine kleine Überraschung und nominierte Ducksch für Top-Torjäger Boyd. Wohl dem, der so eine Alternative von der Bank bringen kann. Und auch konsequent, das System nicht für einen Spieler umzustellen und auf zwei Spitzen neu zu justieren. Für den verletzten Vrancic spielte Schnier, der rechtsaußen verteidigte, während Fring von dort ins defensive Mittelfeld rückte.
Schwatzgelb.de ist ja bekannt dafür, über die Menschen der Provinz in der Regionalliga regelmäßig zu lästern. Das muss jedoch dieses Mal entfallen, da alle Einheimischen sehr nett, nur kaum zu verstehen waren. Saarländer eben. Da sei ihnen auch verziehen, dass sie in der Lokalpresse den eventuellen Einsatz von Mario Götze ankündigten, damit wohl überhaupt ein paar Zuschauer ins Waldstadion kommen. Der Gastgeber dagegen ein Team der Namenlosen. Selbst für Regionalliga-Nerds.
Auf einem unbequemen und tiefen Geläuf fand das Spiel zunächst hauptsächlich im Mittelfeld statt, ehe der BVB nach 17 Minuten wie eine echte Spitzenmannschaft zuschlug. Eine Freistoßflanke von rechts durch Hofmann netzte Ducksch per Kopf im Stile eines Klassestürmers ein. Zu diesem Zeitpunkt waren die Amateure des BVB erstmals in dieser Saison Spitzenreiter der Regionalliga West!
Amas klar überlegen
Und zehn weitere Minuten später war das Spiel schon vorentschieden. Nach einer Ecke Hofmanns kann Halstenberg zwar das Kopfballduell nicht direkt gewinnen, legt den Ball aber auf Ducksch ab, der mit links humorlos die Führung ausbaut. Die zehn SVE-Ultras mit Zaunfahne aus dem VHS-Kurs waren zu diesem Zeitpunkt endgültig so still wie vorher auch schon. Kurz vor der Halbzeit vergab Hofmann zwar nach schöner Vorarbeit Halstenbergs die Chance zum 3:0, doch agierten hier unsere Farben in jeder Sekunde des Spiels total souverän. Eine verdiente Führung zur Halbzeit also!
Alomerovic musste sich nach 54 Minuten erstmals in den saarländischen Matsch werfen, als Krasniqi, der einzige gefährliche Akteur der Heimmannschaft, von rechtsaußen einen strammen Schuss ansetzte. Der BVB versuchte das Spiel nun zu verwalten und Kräfte zu sparen. Dabei wurden sie ab 55 Minuten auch endlich von den UvdA unterstützt, die doch noch den Weg ins Stadion fanden. Bis auf ganz vereinzelte, aber letztlich harmlose Kabbeleien beim Abtasten am Eingang blieb die Lage weitestgehend entspannt und der Abend konnte problemlos über die Bühne gebracht werden. Übrigens auch dank eines erfahrenen und tiefenentspannten Einsatzleiters auf Seiten der Polizei.
Krasniqi war es dann nach 68 Minuten mal wieder, der einen Angriff über Schug und links nur mit einem Schuss ans Außennetz beendete. Auf Zittern im Regen hatte hier jetzt auch keiner mehr Lust. Ein drittes Tor wäre beruhigend gewesen. Dachte sich auch Trainer Wagner und brachte Boyd für Ducksch. Halstenberg wäre das dritte Tor nach 72 Minuten denn auch fast gelungen, doch entschied Assistent Hanslbauer auf Abseits bei einem direkt verwandelten Freistoß aus zwanzig Metern von dem linken Außenverteidiger. Da muss wohl ein schwatzgelber Akteur im Blickfeld des ungewöhnlich langsam reagierenden Kuhn gestanden haben.
Umso beschissener, dass kurz darauf Grimm frei zum Abschluss kam und mit etwas Glück frei vor Alomerovic doch den Anschlusstreffer erzielen konnte. Was wäre auch ein Fußballspiel bei diesen Bedingungen ohne einen Zitteraal in der Tasche? Da wünscht man sich doch manchmal die Entspanntheit der Elversberger Journaille, die im Presseram über Krankheiten sowie Urlaube sprach und nur sporadisch zum Spiel blickte. Ein Leben im Tabellendurchschnitt. Nicht immer unangenehm.
Alomerovic rettet die Tabellenführung
Vier Minuten vor dem Ende zeigte Alomerovic mal wieder seine ganze Klasse, als er einen strammen Schuss Krasniqis spektakulär über die Latte lenkte. Leider ließ sich der BVB in dieser Phase des Spiels jetzt viel zu sehr hinten rein drängen und sorgte kaum noch für Entlastungsangriffe. Letztlich rettete der junge Wittener dem BVB mit dieser Parade die drei Punkte und die Tabellenführung. Endlich! Da fiel auch der Gladbacher Ausgleich im Parallelspiel gegen Wiedenbrück nicht mehr groß ins Gewicht.
Doch ab sofort findet man sich also in der ungewohnten Rolle des Gejagten wieder. Und was für einen besseren Test als die Partie gegen das Schlusslicht kann es dafür geben? Am Samstag kommt um 14 Uhr der TuS Koblenz in die Rote Erde. Zwar ist zeitgleich Derby, doch kann man ja zumindest mental auch mit in der Roten Erde sein. Denn der Aufstieg wäre aus einem Grund ganz besonders wichtig. Es sei nämlich noch einmal daran erinnert, dass es nächste Saison fünf Regionalligen geben wird. Bedeutet: Selbst wenn man Erster in seiner Liga werden sollte, muss man sich dann trotzdem noch in einer Art Aufstiegsrunde durchsetzen.
Die glücklichen Fans feierten nach dem Spiel mit lautstarker Unterstützung der Akteure, dass man bald eine Klasse höher als der blaue Nachbar spiele. Insbesondere Doppeltorschütze Ducksch tat sich hierbei sangesstark hervor. Allen schwatzgelben Unterstützern sei großer Dank für den Trip ins Saarland gedankt. Und auch Trainer Wagner dankte den mitgereisten Borussen euphorisch und ehrlich. Zudem ließ er es sich auch nicht nehmen, eine Autobesatzung sowie den Bulli des Fanprojekts auf ein Siegesbier in die Vereinsgaststätte einzuladen. Grund: Beide Fahrzeuge erreichten erst kurz vor dem Abpfiff den Ort des Geschehens.
Und dann war da noch...
...ein mobiler Würstchenstand. Während in der ersten Hälfte der Stand auf Höhe der wenigen Elversberger zu finden war und es auf Dauer etwas mühselig und lästig war, dass jeder Borusse einzeln zum Essenfassen gehen sollte, entschied sich der Standbesitzer für einen spontanen Standortwechsel und versorgte in der zweiten Hälfte nun auch den nun volleren Gästeblock. Übrigens an der Kasse unterstützt von einem Vertreter der UvdA. Westfälisch-saarländische Amtshilfe.
Stimmen zum Spiel
David Wagner: Ich bin hochzufrieden mit der heutigen Leistung. Wir haben verdient gewonnen nach einer absolut runden Leistung auf guten Bodenverhältnissen. Kompliment an den SVE nach diesen Regenverhältnissen. In der zweiten Hälfte machen wir auch eigentlich das dritte Tor. Die Entscheidung des Schiedsrichters konnte ich da auch nicht gaz nachvollziehen. Am Ende war es dann wieder ein bisschen unruhig bei den vielen Bällen. Aber das ist dann klar.
Jens Kiefer (wer kennt ihn nicht? Den Trainer des SV Elversberg): In der ersten Hälfte waren wir einfach zu mutlos. Der BVB stellt fußballerisch das Beste, was es in dieser Liga gibt. Wir waren nach vorne einfach nicht genau genug. Zwar hatten wir zwei gute Szenen, aber es war nicht zwingend. Die Standards haben wir schlecht verteidigt. Das darf einfach nicht passieren, dass wir zwei Gegentore nach diesen Situationen bekommen. Wir haben doch vier, fünf kopfballstarke Spieler.
Daten zum Spiel
SV Elversberg (4-2-2-2): Kuhn – Fernandes (57. Gross), Billick, Pellowski, Schwall – Reiß, Jungwirth – Grimm, Schug – Krasniqi, Deville
BVB II (4-2-3-1): Alomerovic – Schnier, Paurevic, Terzic, Halstenberg – Fring, Bakalorz – Hofmann (89. Gasecki), Benatelli, Baykan (81. Treude) – Ducksch (69. Boyd)
Tore: 0:1 Ducksch (17., Kopfball, Vorarbeit Hofmann), 0:2 Ducksch (27., Linksschuss, Halstenberg), 1:2 Grimm (75., Rechtsschuss, Pellowski)
SR: Müller (Ansbach)
Zuschauer: 350 (geschätzt und laut fussball.de)
Chancen: 4:3
Ecken: 2:2
Gelbe Karten: Reiß (63., Foulspiel), Schug (77., taktisches Foul) – Alomerovic (90., Zeitspiel)
Malte D., 10.03+1.2012