Festival der Torjäger am Bruchweg
Auch in Mainz marschieren Borussia Dortmunds Amateure einfach weiter Richtung Dritte Liga. Nach einigen Anlaufschwierigkeiten in der ersten Halbzeit sorgten Treffer der Top-Torjäger Ducksch und Boyd für einen deutlichen 3:0 Auswärtserfolg. Nach dem Schlusspfiff wurde die Mannschaft von den zahlreich mitgereisten Fans gebührend gefeiert. Durch den zeitgleichen Sieg von Lotte in Rheydt sind die Amateure bis auf 4 Punkte an die Spitze heran gerückt und bleiben im Aufstiegsrennen weiter auf Kurs. Bei ihrem Auswärtserfolg wurde Borussias Reserve von zahlreichen Anhängern begleitet und vorbildlich unterstützt.
Trotz des nervenaufreibenden Freitagsspiels machten sich zu einer unchristlichen Morgenstunde zahlreiche Unterstützer der Zweitvertretung des BVB auf den Weg nach Mainz. Zur allgemeinen Freude konnte die Anreise ohne grüne Begleitung angetreten werden. Erst auf den letzten Metern vor dem Ziel wurde die Staatsmacht gesichtet und so verlief die Anreise weitgehend entspannt und bis auf einen Fall von alkoholbedingtem Exhibitionismus auch ziemlich ereignislos. Einige verstörte HSV Fans fanden sich plötzlich inmitten fröhlicher Dortmunder Ultras wieder, aber entgegen der üblichen Erwartungen blieb auch in getrennten Farben alles friedlich.
Trotz einer 15 minütigen Verspätung wurde das Ziel rechtzeitig erreicht, weil auf Intervention des sg.de Fotografen sogar das Konkurrenzunternehmen der Bahn überzeugt werden konnte, mit der Abfahrt in Koblenz auf uns zu warten. In Mainz noch ein kurzer Marsch bergan und schon stand man vor dem ausgemusterten Mainzer Bundesligastadion am Bruchweg. Dieses gewinnt den direkten Vergleich mit der neuen Heimat der 05 immer noch um Längen. Ein mitten in der Stadt gelegenes Stadion mit individuellem Charakter ist halt nicht zu vergleichen mit einem 0815 Möbelhaus auf der grünen Wiese.
Erste Halbzeit: Nix los
David Wagner präsentierte weitgehend die erwartete Aufstellung. Im Tor stand turnusgemäß Johannes Focher, der vom souveränen Mainzer Stadionsprecher mit Forcher begrüßt wurde. Einzige Überraschung war, dass Top-Torjäger Terrence (laut Stadionsprecher: Terrendschie) Boyd nach seiner Rückkehr von der US-Olympia Auswahl auf der Bank sitzen blieb. Er wurde vom Nachwuchs-Bomber Marvin Ducksch in der Spitze vertreten. Obwohl Boyd im entscheidenden Spiel gegen El Salvador zwei schöne Tore gelungen waren, reichte es nicht zu einer Qualifikation für London, weil El Salvador in letzter Minute zum Ausgleich traf.
Bei Mainz blieb der aus Dortmunder Sicht interessanteste Mann zunächst auf der Bank. Erik Durm wird ja bekanntlich in der nächsten Saison den Sturm der Dortmunder Amateure verstärken. Aber trotz der Empfehlung durch die lokale Presse („an dem Erik werdet ihr noch viel Spass haben") verzichtete Martin Schmidt zunächst auf seinen besten Torschützen.
Auf den Rängen übernahmen sofort die Ultras von die Amateure das Kommando. Das war aber auch nicht weiter schwierig, denn beim selbsternannten Karnevalsverein schert man sich eher weniger um die zweite Mannschaft und so tummelten sich auf dem Rest der Tribüne fast nur Zuschauer der Kategorie Friends&Family. Besonders skurril geriet daher der Versuch des Stadionsprechers, bei Verlesung der Mainzer Aufstellung für Stimmung zu sorgen, indem er à la Nobby lediglich die Vornamen der Spieler ins Mikrofon brüllte. Es fühlte sich leider nur exakt 1 Zuschauer zum Antworten animiert. Peinlich. Von den knapp 600 Zuschauern schien nach dem Eindruck der Lokalpresse der überwiegende Teil aus der Bierstadt angereist. Das stimmte zwar nicht so ganz, aber gab die Kräfteverhältnisse auf der Tribüne ziemlich zutreffend wieder. Die einzige Antwort auf die Dortmunder Supporter kam vom Echo, wenn ihre Gesänge von den leeren Tribünen zurück geworfen wurden.
Auf dem Platz tat sich zunächst wenig. Beide Mannschaften hatten großen Respekt vor dem Gegner und die erste Viertelstunde des Spiels fand dementsprechend weitgehend in der neutralen Zone des Mittelfelds statt.
Dann schlug Duckschi Ducksch das erste Mal eiskalt zu. Er nahm eine Kopfballablage von Baykan direkt und schoss den Ball aus 18 Metern an den Innenpfosten. Leider zählte der schöne Treffer nicht, weil Baykan bei der Vorlage wohl im Abseits gestanden hatte. Danach tat sich weiter wenig. Das Mittelfeld wurde nun von beiden Mannschaften mit hohen Bällen überbrückt, die aber stets in den Abwehrreihen dankbare Abnehmer fanden. Die erste Halbzeit war wirklich nichts für Stürmer. Außer bei zwei Schussmöglichkeiten von Fring und Benatelli kam keine Aufregung mehr auf. Mainz blieb in der gesamten Halbzeit ohne Chance.
Zweite Habzeit: Die Stunde der Torjäger
Martin Schmidt reagierte in der Pause auf die harmlose Vorstellung seiner Mannschaft und brachte unter anderem den angehenden Borussen Eric Durm ins Spiel. Besser aus den Kabinen kamen aber die Dortmunder, die unter der Anfeuerung ihrer Fans wütende Angriffe starteten. Erste Gelegenheiten von Baykan und Ducksch konnte Karius (nicht zu verwechseln mit seinem Partner in Crime Baktus) noch entschärfen.
Doch dann kam endlich der große Moment von Marvin Ducksch, der eigentlich noch als Jungjahrgang in der U19 spielen sollte, sich aber inzwischen schon gut in der U23 fest gespielt hat. Der Ex-Mainzer Konstantin Fring zog in den Strafraum und als Karius schon mit einem Schuss rechnete, schickte er Ducksch steil, der keine Mühe hatte, den Ball ins leere Tor zu schieben. Kurz darauf beorderte David Wagner den Torschützen vom Feld, der sich insbesondere in der ersten Halbzeit allein gegen die gesamte Mainzer Verteidigung aufgerieben hatte.
Mit der Einwechslung von Terrence Boyd bewies der Trainer dann aber ein goldenes Händchen. Denn der sollte dieses Spiel entscheiden. Zunächst hatte aber der Spezialist für die ruhenden Bälle, Mario Vrancic seinen Auftritt. Nach einem Foul an Jonas Hofmann, der kurz darauf vom Platz musste, bekam er die Gelegenheit zum Freistoß kurz vor dem Strafraum. Doch diesmal verfehlte er den Winkel knapp.
Direkt danach stibitzte Boyd Schilk den Ball und lief frei auf Baktus, ääh Karius zu und ließ diesem in bester Torjägermanier keine Abwehrchance. Damit war die Partie vorentschieden, denn Mainz präsentierte sich weiter harmlos. Nach einem Foul an Baykan trat erneut Vrancic auf den Plan. Diesmal zog er aber von halblinks eine Flanke in den Strafraum, wo Boyd sträflich allein gelassen wurde und kein Problem hatte seinen zweiten Treffer zu erzielen. Damit war endgültig klar, dass der Sieger nur Borussia Dortmund heißen konnte.
Der Sieg ging dann aufgrund der Leistungssteigerung in der zweiten Halbzeit auch in der Höhe in Ordnung. Die Amateure mischen weiter im Aufstiegsrennen mit, was nach der schwachen Vorrunde wohl keiner mehr für möglich gehalten hätte.
Leider wurden wir am Mainzer Hauptbahnhof dann schon von den Freunden und Helfern erwartet, die erfolglos versuchten, im Zug eine sinnlose Trennung zwischen Menschen und Fußballfans zu erzwingen. Daher war nun wieder das übliche Rumdiskutieren angesagt, um menschliche Grundbedürfnisse wie einen Toilettenbesuch gestattet zu bekommen. Zum Glück hat man mit diesen Spielchen inzwischen schon seine Erfahrung und so ließen die Meisten sich von der üblichen Schikane nicht mehr aus der Ruhe bringen und antworteten lediglich mit sarkastischen Gesängen. Nach der Aufregung des Freitagabends, war diese entspannte WET-Tour das passende Kontrastprogramm.
Statistik
Mainz II: Karius - Schilk, Meißner, Schönheim (56. Jeffrey), Buballa - Man. Schneider, Brill (46. Saller) - Yilmaz, Malli, Gopko - Parker (46. Durm)
Borussia Dortmunds Amateure: Focher - Terzic, Paurevic, Fring, M. Halstenberg - Vrancic, Benatelli - J. Hofmann (71. Schnier), Baykan (83. Unzola), Bakalorz - Ducksch (54. Boyd)
Tore: 0:1 Ducksch (50.), 0:2 Boyd (68.), 0:3 Boyd (74.)
Gelbe Karten:Schneider, Saller - Hofmann
Schiedsrichter: Kleinschmidt
580 Zuschauer am Bruchweg