Das linke Pärchen
Kennt Ihr dieses Gefühl auch? Ich macht Euren Job richtig, richtig gut - und trotzdem kriegt es kaum ein anderer mit, weil ein anderer da mit wirklich phantastischen Leistungen noch eine Stufe höher klettert. So oder so ähnlich muss es Marcel Schmelzer gehen. Vielleicht der verkannteste Spieler der Startelf, weil sein Pendant auf der rechten Abwehrseite eine Saison gespielt hat, die, allen bajuwarischen Rufen zum Trotz, wirklich weltklasse war. Aber auch "Schmelle" hat seinen Part als linker Außenverteidiger vorzüglich erledigt. Dabei sah es zu Saisonbeginn noch so aus, als wäre er in ein Leistungsloch gefallen.
Nach vorne geht eh schon nicht so viel und in der Defensiven mit bis dahin unbekannten Nachlässigkeiten und auch Schwächen im Zweikampfverhalten. Aber spätestens mit Beginn der Rückrunde war er wieder eine verlässliche Größe im Defensivverbund. Drei Torvorlagen in der Rückrunde gegenüber einer einzigen in den ersten 17 Spielen sind da nur ein Fingerzeig. Darüber hinaus musste er gerade einmal vier Mal gelbwürdig foulen.
Wer wirklich wissen möchte, wie stark Schmelzer ist, sollte mal bei einem gewisse Herrn Robben nachfragen. Noch in der letzten Saison galt der niederländische Nationalspieler als nahezu unstoppbar, wenn er Tempo aufgenommen hat. Zumindest bis Schmelzer und Großkreutz ihn sich ordentlich vorgenommen haben. In der letzten Saison brauchte Schmelzer dabei immer seltener Unterstützung. Im Heimspiel und im Pokalfinale stand er oft genug Eins-gegen-Eins gegen seinen Gegenspieler und nahm ihn jeweils souverän aus dem Spiel. Schmelzer hat seine Qualitäten und die, leider einsatzlose, EM-Teilnahme war definitiv nicht allein dem Double-Sieger-Bonus geschuldet. Leider aber auch unvergesslich beteiligt an der Kackszene der Saison. Hummels steigt zum Kopfball hoch, entschließt sich dann doch, ihn über die Grundlinie fliegen zu lassen und der überrumpelte Schmelzer kriegt ihn an die Murmel. Von da zu Gentner... ach, lassen wir das. Für mich eine 2- die Saison über aufgrund der nicht ganz so glücklichen Hinserie.
Kevin Großkreutz
Wer Schmelzer erwähnt, kommt an Kevin natürlich nicht vorbei. Nunja, eigentlich kommen sowieso nur verdammt wenige an ihm vorbei. Vor allem nicht, wenn er einen Ball dabei hat. Kaum einer, der so viele Kilometer im Dienste der Mannschaft abreißt. Und auch an schlechteren Tagen ist seine Seite, im Verbund mit Schmelzer, sehr häufig dicht. Viel Zeit und Platz haben die Gegenspieler dort zumindest nicht.
Und ähnlich wie Schmelzer wird auch Großkreutz immer etwas verkannt
und häufig aufs für-seinen-Verein-rennen reduziert. Dabei geht oft
unter, dass er als Mittelfeldspieler eine echte Waffe ist. Sieben Tore
und sieben Vorlagen allein in der Bundesliga sind ein hervorragendes
Leistungszeugnis für seine Position. Dazu hat er das erste
Fallrückziehertor für den BVB seit Menschengendenken erzielt – auch wenn
es da ganz klar Abzüge in der Haltungsnote gab. Dass man ihn leicht
unterschätzt, sieht man auch daran, dass er vor der Saison immer als
Wackelkandidat gilt und andere Mitspieler scheinbar die Nase vorn haben.
Aber er hat sich bis jetzt durchgesetzt und auch zur neuen Spielzeit
wird man nicht leicht an ihm vorbei kommen. Er hat von allen
Mittelfeldspieler das ausgeglichenste Verhältnis von defensiven und
offensiven Fähigkeiten und ist wie gemalt für das laufintensive
Gegenpressing. Unter dem Strich eine 3+. Und das ist bei einem Team,
dass so durch Liga und Pokal gefegt ist eine Note, die aller Ehren wert
ist.