Eua Senf

Hopping: New York - Columbus

29.02.2012, 12:09 Uhr von:  Gastautor
Hopping: New York - Columbus

Da nach Ablauf der Bundesligasaison ein New York Urlaub mit der Liebsten anstand wurde selbstverständlich frühzeitig der Spielplan in den Staaten gewälzt. Viel Auswahl hat man leider nicht in der großen Metropole, da die Amerikaner Soccer ja eher als Randsportart sehen. Als mögliches Spiel wurde New York RedBull (ja, der Kommerz kennt keine Grenzen) gg. Columbus Crew auserkoren und die günstigsten Karten (25$) wurden rechtzeitig über NY geordert. Leider erhält man als Europäer nur ein Onlineticket, welches nicht den Charme der guten alten Eintrittskarte besitzt.

Nun spule ich etwas vor, da ich denke, dass euch unser Sightseeingtrip durch diese Wahnsinns Metropole nicht interessiert. Die Anreise erfolgte recht unspektakulär per Zug. Das Stadion liegt nicht in New York selbst sondern im "Vorort" New Jersey, so dass die Zugfahrt ca. 30-45min in Anspruch nahm.

Am Stadion angekommen, welches hier von der Lage her ähnlich wie Wolfsburg, Mönchengladbach oder dem neuen Stadion in Mainz nahe kommt (also einfach mal Mitten im Nirgendwo) wurde man auch schon direkt von den Stieren begrüßt.

So viel Event auf einem Haufen habe ich zum Glück bisher in noch keinem anderen Stadion in Europa gesehen. Auf dem Vorplatz wurde Gratiseis verteilt, es gab ein Minisoccerplatz auf dem man sich austoben konnte, Basketballkörbe waren aufgestellt und es gab einen extra abgetrennten Bereich vor dem Stadion, an dem man seinen Personalausweis vorzeigen musste um in diesem sein Bier zu konsumieren. Die Bierpreise in Amerika sind ja schon sehr unverschämt, aber am Stadion für 12$ ein ekelhaftes Lightbier ist die Krönung. Die Plörre war kaum zu genießen und wurde so auch eher widerwillig der Leber zugeführt.

Ankunft Gästefans

Somit wurde dieser Bereich auch wieder schnell verlassen und man begab sich ins Innere des Stadions, in dem wir einen kleinen Rundgang eingelegt haben um uns das Stadion von jeder Tribüne aus anzuschauen. Plötzlich entwickelte sich etwas Hektik und Unwohlbefinden im Lager der New York Fans, denn über eine entfernte Brücke außerhalb des Stadions kamen die Fans der Gastmannschaft an. Und man mag es kaum glauben, aber es wurden mehrere Bengalen gezündet, so dass man ein wenig Hoffnung hatte, dass auch später im Stadion die ein oder andere rote Fackel in den Himmel ragt.

Wir nahmen unsere Plätze im Oberrang über der Heimkurve kurz vor Anpfiff ein. Das Heimpublikum wurde schon bereits durch 3 Vorsänger angeheizt und beschränkte sich aber auf Lobesgesänge auf die Brausemarke aus Österreich.

Pünktlich zum Anpfiff stieg roter und weißer Rauch aus der Heimkurve auf, jedoch wurde diese Show mit hoher Wahrscheinlichkeit vom Verein selbst inszeniert und dürfte aus einer Rauchkanone stammen. Auf Gästeseite fanden mehrere schwarzgelbe Schwenker den Weg in den Block, akustisch waren die ca. 300 Leute aber leider nicht zu vernehmen. Das Heimpublikum wurde durch die Vorsänger mehrfach zum klatschen animiert, aber alles in allem ergab dies eher ein trauriges Bild und man wünscht sich, dass uns solche Ausmaße erspart bleiben.

Bullenspinner

New York gelang recht früh die Führung in der 9. Minute durch Mehdi Ballouchy. Das Spiel plätscherte in der Folgezeit leider aber mehr und mehr vor sich hin. Hier musste nun natürlich New York eingreifen und versuchte seine Fans durch die Videowände immer wieder zum klatschen oder jubeln zu animieren. Eine fast schon peinliche Vorstellung wenn bei jedem noch so harmlos gehaltenen Ball die Einblendung "Nice Save" oder ein liebloses "Let's go RedBull" erfolgte.

Zu Beginn der zweiten Halbzeit wechselten wir unsere Sitzplätze und begaben uns zur Haupttribüne, um einen besseren Blick auf beide Kurven zu erhalten. Hätten wir uns eigentlich aber auch schenken können, da optisch bis auf 1-2 Fahnen bei New York nicht viel ging. Die Fans der Columbus Crew befanden sich zum Wiederanpfiff scheinbar immer noch am Hotdog- oder Bierstand, da der Gästeblock nur noch spärlich gefüllt war. Die zweite Hälfte fügte sich nahtlos an die einschläfernde erste Hälfte an und wir beide und wahrscheinlich auch tausend andere Fans sehnten sich nur noch den Abpfiff herbei.

Der Columbus Stürmer vergab im Übrigen mehrfach in der zweiten Halbzeit freistehend aus dem Strafraum und wir hatten schon den Verdacht, dass Nelson Valdez zur Columbus Crew gewechselt ist.

Doch wie aus dem Nichts traf plötzlich der Innenverteidiger der Gäste mit einem schönen Fernschuss vom Rand der Strafraumgrenze in der Nachspielzeit.

New York Fussball

Der Schiedsrichter bemühte sich gar nicht mehr und pfiff das Spiel nicht wieder an, so dass die Pfiffe in der RB Arena recht laut wurden.

Nach dem Abpfiff mussten wir unser Problem mit den nicht vorhanden Eintrittskarten für die Sammlung noch lösen und schnell wurde ein älteres Ehepaar angequatscht und keine 10 Sekunden später hatten wir normale Karten in unserem Besitz. Die Rückfahrt gestaltet sich eher unspektakulär und keine Stunde später fanden wir uns dann in unserem Hotel am Madison Square Garden wieder ein.

Gästeblock
geschrieben von Jens Muthmann

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