Rückblick Saison 2010/11: In Europa waren wir ja auch unterwegs
Blicken wir zurück in den Mai vor einem Jahr. Trotz einer 3:1 Niederlage beim SC Freiburg qualifizierte sich der BVB erstmals seit der Spielzeit 2002/2003 (das kurze Gastspiel im UEFA Cup in der Vorsaison lassen wir mal aus) wieder für den Europapokal. Riesengroße Euphorie herrschte unter den Fans, denn es war relativ schnell klar, dass die Qualifikationsrunde einen bezwingbaren Gegner bescheren würde und dann mindestens drei weitere Auswärtsspiele anstehen würden.
Doch wer würden die Gegner sein? Nicht nur im schwatzgelb.de Forum gab es dazu die wildesten Spekulationen. Manch einer wünschte sich möglichst weite und exotische Auswärtsfahrten während andere sich Touren in bekannte Städten wünschten.
Doch zuvor galt es noch, die Qualifikation zu spielen und da brachte das Los der UEFA den BVB Qarabag Agdam. einen Vertreter Aserbaidschans. Gleichzeitig bedeutete dies aber auch, dass diese Tour mit einem Bus nicht zu stemmen war, es sei denn, man hatte Lust gut eine Woche unterwegs zu sein, denn die Entfernung Dortmund – Baku (wo Agdam seine Heimspiele austrägt) beträgt gute 5500 km und hätte mit dem Bus jeweils gut drei Tage gedauert. Aber wozu gib es Flugzeuge, wenn sie die BVB Fans nicht nach Baku bringen können? Unter der Regie von „The Unity“ wurde ein Flug nach Baku organisiert, der es 186 Fans ermöglichte, den BVB nach Agdam zu begleiten und dem Rückspiel beizuwohnen.. Das Hinspiel hatte der BVB mit 4:0 vor heimischen Publikum gewonnen und so war es eigentlich nur noch Formsache, sich für die Gruppenphase der EuropaLeague zu qualifizieren. Aber in Baku trat sich der BVB schwer und benötige die Nachspielzeit um einen Treffer zu erzielen und die Qualifikation für die EuropaLeague perfekt zu machen (Spielbericht Hinspiel: klick, Spiebericht Rückspiel: klick).
Die kurze Zeit später stattgefundene Auslosung bescherte dem BVB dann Karpaty Lviv, Paris St. Germain und den FC Sevilla als Gegner, also eine durchaus reizvolle Gruppe, die aber lösbar war, wenn die Heimspiele denn gewonnen würden.
Los mit der ersten europäischen Auswärtstour, die nicht zu einer Qualifikation, Vorqualifikation oder ähnlichem gehörte, ging es mitte September mit dem Spiel bei Karpaty Lviv, dem Außenseiter in der BVB Gruppe. Vor gut 700 mitgereisten BVB Fans lieferte sich die Mannschaft ein packendes Duell mit den Ukrainern, das in letzer Minute noch mit 4:3 gewonnen werden konnte. (Wer es noch mal nachlesen will: hier klicken) und sammelte so die ersten drei Punkte in der Gruppe. So konnte es weitergehen.
FC Sevilla hieß der Name des Gegners beim ersten europäischen Heimspiel. Und schon nach dem ersten Durchgang hätte sich der Gast nicht beschweren dürfen, wenn es schon 2:0 für den BVB gestanden hätte - zu überlegen hatte der BVB gespielt - stattdessen jedoch kassierte er in der 42. Minute ein Gegentor. Und nicht nur das: Im zweiten Durchgang verlor er auch noch, nach einer vermeintlichen Schwalbe, seinen linken Außenverteidiger wegen einer gelb-roten Karte. Das hatte der Mannschaft einen Schock versetzt, denn Ihr fiel nichts mehr ein um das Abwehrbollwerk der Spanier zu knacken und so verlor der BVB das Spiel, welches maßgeblich vom schlechten SR beeinflusst worden war, mit 0:1. Ein erster Rückschlag auf dem Weg in die K.O Phase. Doch es war ja noch lange nicht aller Tage Abend. Noch vier Spiele waren zu spielen, und noch nichts verloren (Ausführlicher Spielbericht: klick).
Und der Spielplangestalter der UEFA meinte es gut mit dem BVB, denn er bescherte der Borussia gleich zwei Heimspiele hintereinander, als nächstes gegen Paris St. Germain. Weniger gut mit Borussia als mit St. Germain meinte es die UEFA in Sachen Fans, es kam bei diesem Spiel zu der kuriosen Situation, dass die Anhänger aus Paris auf drei verschiedene Tribünen verteilt wurden, da diese sich untereinander nicht grün waren. Nicht grün war sich Borussia auch in diesem Spiel mit dem Ziel des Spiels, dem Toreschießen, denn obwohl man zunächst 20 Minuten hochüberlegen war nutzte man diese Zeit wieder nicht um ein Tor schießen. Stattdessen kam nun Paris mehr und mehr ins Spiel. Nach dem Seitenwechsel ging der BVB zwar durch einen verwandelten Foulelfmeter in Führung, doch die bestimmende Mannschaft war Paris und so war es auch nur gerecht, dass die Gäste wenige Minuten vor dem Ende den Ausgleich erzielten. Zwei Heimspiele hintereinander und keines davon gewonnen, das war die bittere Erkenntnis nach diesem Spieltag (Zum Ausführlichen Spielbericht: klick) .
Nach dem Heimspiel gegen Saint Germain ging es direkt zum Rückspiel nach Paris, wo gut und gerne 9000 BVB Fans das Spiel im Prinzenpark in froher Erwartung, den BVB zum Sieg zu treiben, in ein Heimspiel verwandelten. Doch diese wirklich großartige Kulisse (kann sich jemand an eine größere Auswärtsfangruppe bei einem Europapokalspiel erinnern?) half der Mannschaft nicht zum erhofften Sieg. Stattdessen musste man sich erneut mit einem Unentschieden zufriedengeben, so das es jetzt wirklich eng war. Sollte es nicht gelingen, zwei Siege aus den nächsten und letzten beiden Spielen zu holen, war der BVB definitiv und endgültig aus der EuropaLeague ausgeschieden, wobei es da auch noch viele Zwischenmodelle gab, aber zwei Siege waren die einfachste und simpelste Methode die nächste Runde zu erreichen (Spielbericht Heimspiel in Paris: klick).
Zunächst folgte das Heimspiel gegen Lviv, das Borussia bei eisigen Termperaturen, die an den 19. Dezember 2009 erinnerten, locker mit 3:0 gewann. Zum Höhepunkt und spannenden Finale der Gruppenspiele des BVB sollte das finale Spiel in Sevilla werden (Spielbericht BVB-Lviv: klick).
Doch diese Hoffnung wurde auf zwei Arten bitter enttäuscht. Zunächst war da die spanische Polizei, die eine Knüpplei anzettelte, wie man sie schon lange nicht mehr erlebt hatte und mit einem Rechtsstaat des 21. Jahrhunderts und einem Wertecanon in der EU nicht viel zu tun hatte (wir haben ausführlich darüber berichtet, anfangen mit diesem Text: klick). Und auch auf dem Spielfeld wurde es sehr unfair. Die Spanier hatten auf eine Art und Weise Zeit geschunden, die mit Fair Play und ähnlichem nicht mehr viel zu tun hatte und eigentlich am Ende der 90 Minuten mindestens 10 Minuten Nachspielzeit erfordert hätten, aber diese gab es nicht, sodass es nur zu einem 2:2 reichte, welches das Aus in der EuropaLeague bedeutete. So endete die langersehnte Reise des BVB über den europäischen Kontinent unter den Knüppeln der spanischen Polizei in Sevilla, aber, schön war es dann trotzdem, den BVB wieder öfter unter der Woche spielen zu sehen und nicht nur in den obligatorischen zwei Pokalrunden.
Aber ... mal so unter uns: Die Meisterschaft gegen ein weiterkommen im Europapokal eintauschen? Wer will das schon?
kha, 20.07.2011