Spielbericht Profis

BVB 2 Stadtmeister 0

20.02.2011, 16:35 Uhr von:  Steph Altrocker
Endlich mal wieder zu Hause gewonnen
Endlich mal wieder zu Hause gewonnen

Die gute Nachricht: Nach der großen Krise der letzten Spiele findet die Borussia wieder in die Erfolgsspur. Vor ausverkauftem Haus gewinnt der BVB das kurzfristig angesetzte Freundschaftspiel gegen einen Hamburger Stadtmeister locker und souverän mit 2:0. Die schlechte Nachricht: Die Saison 2010/2011 dauert nur noch 11 Spieltage.

„Das war ein hochverdienter Sieg für Dortmund. Die Borussia war uns in allen Belangen überlegen. Meine Mannschaft hat eine indiskutable Leistung gezeigt und konnte das Spiel in keiner Phase offen halten“. Holger Stanislawski, Coach der Hamburger Auswahlmannschaft, war auf der Pressekonferenz nach den 90 Minuten von Dortmund nicht begeistert. Und doch sollte sich Stanislawski nicht grämen, denn neben dem frisch gekürten Hamburger Stadtmeister sind in letzter Zeit auch Bundesligamannschaften von der Borussia an die Wand gespielt worden. Deshalb: Kopf hoch, Stani! Ihr seid ja Stadtmeister, das ist doch auch toll. Auf der anderen Seite saß ein sichtlich gut gelaunter Jürgen Klopp, der nach dem Spiel keine Fragen, nicht einmal zu seinem Meisterbart, beantworten musste und direkt zum Meet & Greet-Teil des Abends überging. Hinter beiden Übungsleitern lagen 90 lockere Trainingsminuten.

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Auf dem neuen Rasen kombinieren die auf einer Position veränderten Young Guns wie einst im Herbst 2010. Immer wieder angetrieben vom erstaunlichen Götze, der seine Rolle im Rechten Mittelfeld erstaunlich interpretiert und überall auf dem Platz zu finden ist, entwickelte der BVB bereits in den ersten Minuten eine erdrückende Dominanz. Der ersten Chance durch Lewandowski nach 30 Sekunden folgt die erste Großchance von Großkreutz nach 90 Sekunden. Nach feinem Zuspiel vom stark verbesserten Lewandowski scheitert dieser jedoch freistehend am linken Bein von Kessler. So geht das dann im Minutentakt weiter. Zur Halbzeit werden 12 zu 1 Torschüsse gezählt werden, wobei der Stadtauswahl-Torschuss von Hennings ungefähr 20 Meter am Gehäuse vorbeifliegt. Weidenfeller darf sich das Spiel in der ersten Halbzeit gemeinsam mit den angereisten 7.500 Kultfans nur aus der Ferne anschauen. Die wenigen Versuche den Ball über die Mittellinie zu bringen, lassen das Stadion laut jubeln. Denn jedes Mal holt Tele Santana die Grätsche raus und holt sich den Ball. Doch meist scheitert der Stadtmeister bereits am unbezwingbaren Bender und an Taktgeber Sahin.

Der FC Sankt Pauli nutzte nicht das komplette Kontingent
Der FC Sankt Pauli nutzte nicht das komplette Kontingent

Teilweise traut man seinen Augen kaum. Da zaubert der in der Defensive unterforderte Hummels einen Pass aus dem Außenrist, der den den Verteidigunsreihen entstürmte Schmelzer erreicht, doch seine Flanke landet in der 18.Minute noch im Niemandsland. Angepeitscht von der euphorischen Atmosphäre rund um die 30.Minute entfacht Borussia ein Feuerwerk. Großchance über Großchance lassen die Schwarzgelben liegen und doch merkt jeder im Stadion, dass die sympathischen Kultkicker, die leider ohne ihren beliebtesten Spieler antreten mussten, hier und heute zwangsläufig untergehen werden. Die Kultfans haben ihr Tagewerk da auch bereits verrichtet, nachdem sie sich gut eine Stunde vor Spielbeginn eine Auseinandersetzung mit u.a. einem Ordner geliefert haben, spulen sie ihr Liedmaterial runter. Da feiert sich der Erdkunde-Lehrer mit Jack Wolfskin-Jacke dann auch gerne mal als „Zecke, asoziale Zecke“, die „unter Brücken“ schläft. Ansonsten bejubeln sie vornehmlich den gerade errungenen Stadtmeistertitel. Was auch verständlich ist, denn auf dem Platz wird spätestens in der 39.Minute klar: Das Spiel wird am Ende für Borussia gewertet. Götze schiebt sich mal wieder auf die linke Seite, leitet den Ball zu Nuri an die Strafraumecke weiter. Der Taktgeber zirkelt den Ball präzise und in weitem Bogen ans hintere Fünfereck. Dort steht der Panther, der den Ball wunderbar annimmt und nach einer Drehung gegen den Lauf von Kessler hinein ins Tor schießt. Eins Null. Spiel gelaufen. Aber erst mal Halbzeit.

Barrios hat mal wieder gepanthert
Barrios hat mal wieder gepanthert

In der zweiten Halbzeit geht es los mit einem Kopfduell zwischen Großkreutz und Thorandt. Dieses wird vom Hamburger Kultkicker für sich entschieden. Seine Behandlungspause dauert wenige Sekunden kürzer als die des Evinger Jungs Kevin. Doch bereits wenige Zeigerumdrehungen später liegt der Ball wieder im Tor der Anti-Kommerz-Brigade aus dem hohen Norden. Nach schöner Schmelzer-Flanke zieht Barrios zur Grundlinie, legt den Ball auf Gunesch zurück, der Kessler keine Chance lässt und zum 2-0 abschließt. Danach schaltet die Borussia mehrere Gänge zurück und leistet sich einige wenige Konzentrationsfehler. Der Offender und Hummels verlieren den Ball in Strafraumnähe und tatsächlich gelingt dem eingewechselten Bartels in der 62. Minute der erste echte Torschuss, doch Weidenfeller, mittlerweile in Block Drölf gewechselt, bequemt sich schnell auf den Platz und pariert. Danach tauscht er mit seinen Kumpels vonne Süd weiter fleißig Waschmitteltipps aus. Hin und wieder ergibt sich im mittlerweile etwas ziellosem Spiel der besten Borussen aller Zeiten eine Torchance. Doch sowohl Kevin als auch Lewandowski und der für Götze eingewechselte da Silva gelingt es nicht zum überfälligen 3-0 einzuschießen. Durch das Stadion plätschert in dieser Zeit immer mal wieder eine Welle, doch so richtig Stimmung will nicht mehr aufkommen. Jeder einzelne Besucher beginnt so langsam sich wehmütig von dieser Saison zu verabschieden, bevor wir dann in wenigen Wochen endlich auf die Zielgerade einbiegen und feiern können. Als besonderen Bonus für die Fans der Schwatzgelben bringt Klopp in der 85.Minute den Forenuser Stiepi91 für den leicht angeschlagenen Sahin. Der lange Schlacks macht seine Sache in den verbleibenden Minuten gut und könnte durchaus noch einmal zu einer echten Alternative werde. Dann ist das Spiel irgendwann vorbei. Ohne großen Knall. Eher einfach nur so. Wenn wir irgendwann mal auf die Saison zurückblicken, wird man sich an dieses Freundschaftsspiel gegen den Hamburger Stadtmeister eher nicht erinnern, aber das wäre dann auch zu viel verlangt.

Die Welle nach dem Sieg vor der Süd
Die Welle nach dem Sieg vor der Süd

Die Süd verabschiedet die Mannschaft mit der dringenden Aufforderung, den Bayern endlich mal wieder die Lederhosen auszuziehen und bejubelt den drittbesten Innenverteidiger der Liga noch einmal gesondert. Der wunderbare Tele Santana verneigt sich vor 25.000 Menschen und während sich die Spieler in die Katakomben verabschieden, beginnt in den Kneipen der Stadt der gesellige Teil des Abends. Bei einem Pils werden die Chancen für die nächsten Woche durchgegangen. Das Fazit der Veranstaltungen in Dortmund ist dann auch recht eindeutig: Rund 100% aller Fans freuen sich auf das Spiel gegen die massiv unter Druck stehenden und von der Meisterschaft fantasierenden Bayern. Da sind dann mal wieder 3 Punkte drin. Unsere Krise war lang genug.

Die Fakten

Borussia Dortmund: Weidenfeller - Piszczek, Santana, Hummels, Schmelzer - Bender, Sahin - Götze, Lewandowski, Großkreutz - Barrios.

Der Stadtmeister: Kessler - Thorandt, Morena, Gunesch, Oczipka - Lehmann - Hennings, Takyi, Kruse, Sukuta Pasu - Ebbers.

Einwechselungen: 77. da Silva für Götze, 85. Stiepermann für Sahin, 88. Feulner für Lewandowski. - 12. Volz für Oczipka, 46. Bartels für Sukuta Pasu, 70. Bruns für Kruse.

Tore: 1:0 Barrios (39., Sahin), 2:0 Gunesch (49., Eigentor, Barrios)

Schiedsrichter: Peter Sippel (München), Gelbe Karten: Lewandowski - Thorandt, Bruns
Zuschauer: 80.720 (ausverkauft)

Die Noten

Der beste schlaksige Innenverteidiger der Liga mit ganz großer Leistung. 1,5
Der beste schlaksige Innenverteidiger der Liga mit ganz großer Leistung. 1,5

Weidenfeller: Die elfte weiße Weste holte sich der Torhüter im Schongang. Einmal war seine Anwesenheit gefordert, einmal war er da. Der kicker vergibt für diese Leistungen eine 3, wir heute eine gut gelaunte 2.

Schmelzer: Endlich mal wieder mit einer halben Torvorlage. Wie der Rest der Mannschaft in der Defensive kaum gefordert. In der Offensive bemüht. Man sollte ihm jedoch den Torschuß verbieten. 3

Santana: Der beste schlaksige Innenverteidiger der Liga mit ganz großer Leistung. 1,5

Hummels: In wenigen Momenten nicht ganz bei der Sache. Ansonsten sehr solide und mit einem Zauberpasse. 2,5

Piszczek: Durfte auch einmal aufs Tor schießen. Wenig erstaunlich, dass er seine Freiräume oft gut nutzte. Jedoch waren seine Flanken nie sonderlich gefährlich. 3

Bender: Kann alles, macht alles. Fällt, steht auf, holt sich den Ball, geht mit dem Ball nach vorne, passt, grätscht und träumte einmal. 2

Sahin: Erstaunlich. Wie immer. Leider mit einigen Fehlern im Kurzpassspiel. Niemand regt sich so herrlich über misslungene Pässe auf. Wurde mit Nuri Nuri Sprechchören verabschiedet. 3

Stark verbessert auf seiner ungeliebten Position. Findet sich dort langsam zurecht. Gerade in der Anfangsphase mit einigen schönen Pässen. 3
Stark verbessert auf seiner ungeliebten Position. Findet sich dort langsam zurecht. Gerade in der Anfangsphase mit einigen schönen Pässen. 3

Großkreutz: 7 Torschüsse, dabei sicher drei oder vier Chancen, die er eigentlich wegmachen muss. Sparte sich das jedoch für nächste Woche auf. Sonst sehr schwungvoll. 3

Lewandowski: Stark verbessert auf seiner ungeliebten Position. Findet sich dort langsam zurecht. Gerade in der Anfangsphase mit einigen schönen Pässen. 3

Götze: Mal hier, mal da, mal rechts, mal links, mal in der Mitte und nie in Griff zu kriegen. Der Professorensohn prägt das Spiel der Borussia. 1,5

Barrios: Endlich mal wieder ein Tor und eine Vorlage. Ansonsten auch verbessert. 2,5

Stimmen zum Spiel

Marcel Schmelzer gegen Charles Takyti
Marcel Schmelzer gegen Charles Takyti
Marcel Schmelzer: „Ich glaube, die Frage nach der Chancenverwertung ist nach diesem Spiel die falsche. Vorher wurde kritisiert, dass wir keine Tore machen und jetzt heißt es, dass wir zu wenig Tore machen. Für uns ist es wichtig, dass wir drei Punkte geholt haben. Viele haben geschrieben, dass wir in einer Krise stecken, doch heute haben wir über 90 Minuten bewiesen, dass das nicht so ist. Auch wenn wir einige Chancen ausgelassen haben: Der Trainer hat immer gesagt, dass wir uns weiter viele Chancen erarbeiten müssen. Und wenn wir die ersten nicht nutzen, dann sollen wir trotzdem weiter machen. Wir wollten ausblenden, dass wir bei der ersten, zweiten oder dritten vergebenen Chance direkt an die vergangenen Spiele denken, das ist uns gut gelungen. Es ist uns eigentlich egal, gegen wen wir nächste Woche spielen. Heute wollten wir gewinnen und ab morgen konzentrieren wir uns dann auf Bayern München.“


Felipe Santana: „Klar, ich bin zufrieden mit meinem Auftritt. Das war auch eine starke Mannschaftsleistung. Gegen die Bayern will ich dabei sein, aber egal was passiert: Das ist die Entscheidung des Trainers. Ich will nur der Mannschaft helfen und wenn das notfalls auf der Bank ist. Ich arbeite weiter und mein Plan heute waren drei Punkte. Mein erstes Spiel gegen Schalke war gut, aber da haben wir leider nicht gewonnen.“

Fotos vom Spiel / www.bvb-fotos.de

Videos vom Spiel

Nach und nach zeigen wir Euch hier die Stimmungsvideos vom Spiel gegen die Kult-Paulis.

Den Anfang hat sich ein Mann heute redlich verdient: Felipe Santana.

An manchen Tagen wacht man auf, die Sonne scheint und der Ohrwurm will nicht verschwinden. Heute war wieder so ein Tag. „Idrissou spielt Champions League, auf PS3 – Die ganze Nacht von 12 bis 8“.


Nicht jeder Spieler bekommt einen eigenen Fangesang, und meist sind diese dann auch eher bescheiden. Vor langer Zeit, damals noch im Dress der in dieser Saison am Zusammenbruch spielenden Armina aus Bielefeld, durfte sich Patrick Owomoyela über einen eigenen Fangesang frei nach dem damaligen Hit „Emanuela“ von Fettes Brot freuen. Jahre später spielt Owomoyela nach der Zwischenstation Werder Bremen im schönsten Stadion der Welt beim zurzeit tabellarisch gesehen besten Verein Europas - bei Borussia Dortmund. Nach langer Verletzungszeit steht er wieder auf dem Trainingsplatz, mit ihm der große Rest der jungen Borussen.

Wir haben uns auf den Weg zum Trainingsgelände des BVB nach Brackel gemacht, der Kälte getrotzt und mit Kevin Großkreutz, Felipe Santana und Patrick Owomoyela über die kommenden Wochen gesprochen.

Vor dem Spiel:

Beim Spiel:

Nach dem Spiel:

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