schwatzgelber Saisonrückblick

Saison 1999/2000: Borussia zur Jahrtausendwende am Abgrund

12.10.2011, 23:22 Uhr von:  CHS

War die Saison 1998/99 schon nervenaufreibend für die BVB-Fans, so wurde es in der neuen Saison noch schlimmer. Man brauchte drei Trainer, um die Abstiegsgefahr zu bannen. Doch in diesem ganzen Dunkeln der Saison gab es auch ein kleines Licht,nämlich den Co-Trainer von Trainer Nr. 3: Ein gewisser Matthias Sammer.

Das BVB-Logo
Ende Juni gab der BVB bekannt, dass man bereits im Vorverkauf 40.000 Dauerkarten verkauft hatte, was ein hoher Vertrauensvorschuss war. Beim Trainingsauftakt am 05. Juli 1999 gab es in Dortmund dank der Millionensummen vom Rechtevermarkter Ufa viele neue Gesichter: Otto Addo von Hannover 96 (für 500.000 DM), Victor Ikpeba von AS Monaco (12 Mio. DM), Christian Wörns von Paris St. Germain (12,5 Mio. DM), Fredi Bobic vom VfB Stuttgart (11,5 Mio. DM), Sead Kapetanovic vom VfL Wolfsburg (ablösefrei) und Guiseppe „Billy" Reina von Arminia Bielefeld (5 Mio. DM). Dafür verliessen ein paar Spieler die Westfalen : „Icke" Häßler zog es nach seiner Leidenszeit zu 1860 München, Bashirou Salou wechselte zur Eintracht nach Frankfurt, Manfred „Manni" Binz wechselt zu den Offenbacher Kickers und Frank Riethmann wurde reamateurisiert. Dazu musste bekanntlich Harry Decheiver seine Karriere als Sportinvalide beenden. Zwei Tage später fand dann schon das erste Testspiel in der Nachbarschaft statt. Beim SC Aplerbeck gewonnen die Borussen erwartungsgemäß klar mit 16-1.


Das nächste Spiel war schon das erste Pflichtspiel, nämlich das Viertelfinalspiel im DFB-Ligapokal gegen Hertha BSC Berlin, welches die Dortmunder mit 2-1 gewannen. Schon drei Tage später fand das Halbfinale statt. Gegner war der FC Bayern München. Und der Meister gewann das Spiel dann mit 1-0 und warf den BVB raus. Was aber schlimmer für die Borussen war das , Jürgen Kohler sich verletzte (Bänderriss im Sprunggelenk) und fiel zehn Tage aus. Drei Tage nach dem Ausscheiden im Ligapokal trat die Borussia zu einem Testspiel beim SC Paderborn an und gewann mit 2-1. Allerdings verletzte sich dabei Ibrahim Tanko. Dem junge Stürmer riß das Syndesmoseband und warf ihn im Kampf um einen Stammplatz wieder zurück. Zwei weitere Spieler verlassen den BVB. Christian Timm ging für 900.000 DM zum 1. FC Köln, während Stephane Chapuisat nach achtjähriger Vereinszugehörigkeit zu den Grashoppers Zürich wechselte und dort einen Dreijahres-Vertrag unterschrieb. Am 23.07.1999 gab es ein BV-Duell, denn die Dortmunder Borussia spielte und gewann mit 5-1 beim BV Cloppenburg. Drei Tage später hieß der Gegner SV Meppen und die Borussen holten in Meppen ein 2-2-Unentschieden. Im nächsten Testspiel am Ende des Monats hieß der Gegner Benfica Lissabon und die Dortmunder gewinnen mit 2-0.

Am 1. August kam Lars Ricken mit der Nationalmannschaft vom Confederations Cup mit einer Leistenverletzung zurück. Bei dem Turnier gab es für Deutschland, wo auch Jens Lehmann dabei war, eine 0-4-Niederlage gegen Vize-Weltmeister Brasilien, eine 0-2-Niederlage gegen die USA und einen 2-0-Sieg gegen Neuseeland. In Arnheim nahm dann der BVB drei Tage später an einem Turnier teil. Im ersten Spiel verlor man gegen Real Saragossa mit 0-1, dafür gewann man mit 2-0 gegen Vitesse Arnheim. Drei Tage später fand das Abschiedsspiel für Michael Zorc vor 40.000 Zuschauern, der die Seiten wechselte und Funktionär im Verein wurde, im Westfalenstadion statt. Dortmunds Rekordspieler Zorc erzielt dabei einen Treffer, natürlich per Foulelfmeter (1-0). Am Ende trennte man sich schiedlich, friedlich mit 4-4. Die Reise nach Tschechien zur Qualifikation zur Champions League beim FK Teplice verlief erfolgreich, denn drei Tage nach dem Abschiedsspiel gewannen die Borussen mit 1-0. Die Personalplanungen beim BVB gingen weiter. Zum einen erhielt der dauerverletzte Matthias Sammer einen Einjahres-Vertrag. Außerdem verpflichtet Dortmund für 8 Mio. DM den brasilianischen Nationalspieler Aparecido Evanilson von Cruzeiro Belo Horzinte als Alternative für die rechte Abwehrseite.

Der erste Bundesligaspieltag beim 1. FC Kaiserslautern ging gründlich schief. Man verlor nicht nur das Spiel mit 0-1, sondern auch Sergej Barbarez durch eine Rote Karte wegen einer Unsportlichkeit. Eine Woche später konnte man dann aber beim Heimspiel gegen VfL Wolfsburg einen 2-1-Sieg rausholen. Vier Tage später trat man im Westfalenstadion zum Rückspiel in der Champions League-Qualifikation an. Auch hier gewann man mit 1-0 gegen FK Teplice und kommt in die Gruppenphase hinein. Weitere vier Tage später hieß der Gegner SSV Ulm und die Dortmunder gewinnen in Ulm mit 1-0 und bauten ihre Erfolgsserie aus. Am 11. September kam der SC Freiburg ins Westfalenstadion. Gegen die Breisgauer konnten die Borussen nur ein 1-1 herausholen. Drei Tage später ging es für die Dortmunder zum ersten Champion League-Gruppenspiel. Gegner war Feyenoord Rotterdam und obwohl die Dortmunder spielerisch überlegen war, konnten sie nur ein 1-1 erreichen. Das Spiel beim niederländischen Meister fand allerdings ohne Dortmunder Fans statt. Aufgrund der bekannten Gewaltbereitschaft der Rotterdamer Hooligans fand sowohl im Hinspiel als auch im Rückspiel kein Verkauf an Gästefans statt. So wurden die gefürchtete Krawalle verhindert. Das Spiel wurde im Westfalenstadion auf den Anzeigenwänden gezeigt, so dass dort die Fans das 1-1 von Fredi Bobic in der 71. Minute bejubeln konnten. Den Führungstreffer für die Niederländer besorgte vier Minuten vorher vor 45.000 Fans van Wonderen. Die Reise nach München am Wochenende danach war dann wieder erfolgreich. Borussia gewann mit 3-0 beim TSV 1860 München und blieb in der Bundesliga seit vier Spielen unbesiegt. Am zweiten Spieltag der Champions League hieß der Gegner im Westfalenstadion Boavista Porto. Die Dortmunder gewinnen mit 3-1 und träumten von der 2. Gruppenphase. Das schönste Tor des Tages erzielte Andy Möller mit einem raffinierten Freistoß aus halblinker Positionen ander Zwei-Mann-Mauer vorbei in den Winkel. Nicht nur der Gegner war überrascht, sondern auch die eigenen Spieler, die mit einer Flanke gerechnet hatten. Vor 38.000 Zuschauern erzielte Fredi Bobic in der 53. und 65. Minute die weitern Dortmunder Treffer. Den zwischenzeitigen Ausgleich erzielte Bento in der 44. Minute. In der Liga kam danach die Frankfurter Eintracht und man gewann knapp mit 1-0. Am dritten Spieltag des Meisterwettbewerbes hieß der Gegner Rosenborg Trondheim. Zwar gingen die Dortmunder im norwegischen „Kühlschrank" mit 2-0 in Führung, am Ende reichte es aber nur zu einem 2-2 bei den Norwegern. Vor 14.000 Zuschauern trafen Barbarez (11. Minute) und Kohler (22. Minute), doch noch vor der Pause konnten Sörensen (35. Minute) und Carew (42. Minute) den Endstand erzielen.

Am 02. Oktober 1999 kam Hansa Rostock ins Westfalenstadion und man siegte klar mit 3-0. Dabei konnte Neuzugang Ikpeba nach langer Durststrecke seine ersten beiden Treffer erzielen. Auch sonst war die Heimbilanz der Borussen beeindruckend. Seit dem 26.09.1998 hatten die Dortmunder 16 Siege und drei Unentschieden bei einem Torverhältnis von 39-11 vorzuweisen. Nach einer Pause von zehn Tagen fand die dritte Runde im DFB-Pokal statt. Die Dortmunder hatten in den ersten beiden Runden jeweils ein Freilos. Für die Borussen ging es nach Stuttgart zum Zweitligisten Stuttgarter Kickers. Der BVB enttäuschte und verlor klar mit 1-3. Kevric schoss die Schwaben in der 09. Minute in Führung, doch sein Mannschaftskollege Cassio sorgte sieben Minuten später für den Ausgleich. Das wollten die Dortmunder nicht auf sich sitzen lassen, so dass kurz vor der Pause Christian Wörns ebenfalls ein Eigentor erzielte. Die Entscheidung fiel in der 47. Minute vor 11.000 Zuschauer erneut durch Kevric. Dazu gab es noch eine Gelb-Rote Karte für Victor Ikpeba in der 55. Minute. Dafür lief es in der Bundesliga weiterhin gut. Bei Arminia Bielefeld gewannen die Dortmunder mit 2-0 und feierten ihren vierten Bundesligasieg in Folge ohne Gegentreffer. Sowas gab es zuletzt vor fünf Jahren (LINK einfügen). Am vierten Spieltag in der Champions League, gespielt wurde am 19.10.1999, kam Rosenborg Trondheim ins Westfalenstadion. Der BVB enttäuschte und verlor klar vor 40.000 Zuschauern mit 0-3. Die Tore erzielten zweimal Sörensen (17. und 58. Minute) und einmal Winsnes (70. Minute). Außerdem sah Lars Ricken in der 69. Minute die Gelb-Rote-Karte. Auch im der Bundesligaspiel kassierten die Dortmunder eine Heimniederlage. Gegen den SV Werder Bremen verlor man mit 1-3. Im nächsten Champions League Heimspiel gegen Feyenoord Rotterdam reichte es nur zu einem 1-1. Die Dortmunder rannten an, doch es gelang nur der Führungstreffer in der 44. Minute durch Otto Addo. Die Niederländer konnten in der 72. Minute vor 39.000 Zuschauer ausgleichen. Damit war das Weiterkommen in die 2. Gruppenphase gefährdet. Beim Hamburger SV reichte es für den BVB auch nur zu einem 1-1. Damit verlor der BVB seine Tabellenführung. Außerdem brach sich Micky Stevic nach einem Zusammenprall mit Cardoso das Nasenbein.

Am 2. November traf der BVB in Portugal zum entscheidenden Gruppenspiel in der Champions League auf Boavista Porto. Borussia Dortmund enttäuschte erneut auf ganzer Linie und die Portugiesen, die nur mit einer B-Elf angetreten waren, gewannen vor nur 5.000 Zuschauern mit 1-0 durch das goldene Tor von Pedro Emanuel in der 16. Minute. Selbst die Gelb-Rote Karte, die Nilton in der 65. Minute für die Portugiesen sah, half nicht. Damit kam Borussia nur auf den dritten Platz in ihrer Gruppe und schied aus der Champions League aus. Obwohl man weiterhin im Uefa-Cup mitspielen konnte, verkündete BVB-Präsident Dr. Gerd Niebaum: „Eine der größten Enttäuschungen der letzten zehn Jahren." Außerdem flüchtete er in den Sarkasmus: „Der UEFA-Cup ist ja auch ein interessanter Wettbewerb – er fehlt uns noch in der Trophäensammlung." Auch später in der Bundesliga reichte es gegen Bayer Leverkusen erneut nur zu einem 1-1 in Dortmund. Am 10.11.1999 verlängerte der BVB, obwohl die Kritik an BVB-Trainer Skibbe immer lauter wurde, den Vertrag bis 2002. Außerdem nahm der 19jährige Amateur Daniel Rios (Spielerdetails )am Profitraining teil. Der Hauptgrund war, dass Rios portugiesisch sprach und somit für Evanilson übersetzen konnte. Das Spiel bei der SpVgg. Unterhaching, welches am 19. November stattfinden sollte, wurde auf den 1. Dezember verlegt, weil die Ränge schneebedeckt waren und die Anfahrtswege nicht geräumt werden konnten. Somit fand das nächste Spiel bei den Rangers aus Glasgow statt. Dortmund verlor klar mit 0-2 und musste im Rückspiel das Ergebnis umdrehen. Zuerst unterlief dem Routinier Kohler ein Eigentor in der 18. Minute, kurz vor der Halbzeit erzielte der Brite Wallace den Endstand vor 49.268 Zuschauern. Der ehemalige Borusse Klos konnte nicht eingesetzt werden, da er wegen eines Haarrisses an der linken Hand, sowohl im Hin- als auch im Rückspiel, aussetzen musste. Da im Rückspiel die Spieler Möller, Dede, Reina, Kapetanovic, Evanilson und Kohler entweder wegen Verletzung oder wegen Sperren nicht eingesetzt werden konnten, bezeichnete Trainer Skibbe die Chancen aufs Weiterkommen bei 10%.

Am 28. November findet die Jahreshauptversammlung des BVB statt und ein Hauptpunkt war die Ausgliederung des Profisfußballs in eine Kapitalgesellschaft. Die anwesenden Mitglieder stimmen diesem Antrag mit 98,7% zu. Später am Tag fand dann das Heimspiel gegen MSV Duisburg statt und erneut reichte es für die Dortmunder beim 2-2 nicht für einen Sieg. Eine bittere Niederlage kassierten die Borussen beim Nachholspiel bei der SpVgg. Unterhaching. Durch die 0-1-Niederlage beim Bundesliga-Neuling aus Bayern stürzte die Borussia auf den fünften Tabellenplatz ab. Drei Tage später spielten die Dortmunder beim FC Bayern in München und man erreicht ein 1-1-Unentschieden. Mittlerweile mehrte sich die Kritik an den BVB-Trainer, da dies schon das zwölfte, sieglose Spiel in Folge war. Am 07.12.99 fand im Dortmunder Westfalenstadion das Rückspiel in der 3. Runde des Uefa-Cups gegen Glasgows Rangers statt. Nachdem Victor Ikpeba vor 38.000 Zuschauern bereits in der 28. Minute den 1-0-Führungstreffer erzielt hat, mussten die Fans bis zur 90. Minuten warten, eher Fredi Bobic auf Vorarbeit vom Torhüter Jens Lehmann, der mit aufgerückt war, das 2-0 erzielte, was die Verlängerung bedeutete. Da in dieser Zeit kein Treffer fiel, musste das Elfmeterschießen entscheiden. Zwar konnte Christian Nerlinger seinen Elfer nicht verwandeln, aber Jens Lehmann hielt drei Rangers-Elfer (von Van Bronckhorst, Numan und Reyna) und sorgte damit dafür, dass die Dortmunder in die nächste Runde einzogen. Trainer Skibbe sagte darauf: „Es war auf jeden Fall mein schönster Sieg, seitdem ich die BVB-Profis trainiere. Es ging um wahnsinnig viel an diesem Abend. Wir konnten uns rehabilitieren, das ist ganz phantastisch!" Vor allem Otto Addo wirbelte dabei die schottische Abwehr mehrfach durcheinander. Es war das erste Mal in der ruhmreichen BVB-Geschichte, dass man ein 0-2 aufholen konnte.

Vier Tage nach diesem nervenaufreibenden Spiel war bereits die Bundesliga wieder dran und erneut reichte es für den BVB nur zu einem 1-1 gegen den VfB Stuttgart. Da auch am 15. des Monats das Derby in Gelsenkirchen nur 0-0 endete, bedeutete das für die Dortmunder, dass in den letzten sieben Spielen sechs Unentschieden geholt wurden. Ein Tag vor dem 90. Geburtstag des Vereins gab der Verein bekannt, dass die auslaufenden Verträge von Jürgen Kohler und Alfred Nijhuis bis 2001 verlängert werden. Einen versöhnlichen Abschluss gab es für die Borussen am Geburtstag-Spieltag daheim gegen Hertha BSC (Es war das 11.111 Spiel in der Geschichte der Bundesliga). Die Berliner kassierten eine 4-0-Niederlage und die Dortmunder belegten zum Jahreswechsel mit 28 Punkten und einem Torverhältnis von 24-13 den fünften Platz. Damit wiesen sie zusammen mit dem FC Bayern die beste Defensive aus.

Im ersten Spiel des neuen Jahrtausends traf der BVB am 08. Januar auf den DSC Wanne-Eickel und gewann mit 10-1. Das erste Tor in der neuen Dekade erzielt Sergej Barbarez. Ein Tag später gab Borussia Dortmund bekannt, dass man den Ausrüstervertrag mit NIKE nicht verlängern werde. Ein Grund sei die Trikotaffäre, da in deren Trikots das Gift TBT vorhanden war. Im Training zog sich Andreas Möller einen Muskelbündelriss zu und fällt damit eineinhalb Monate aus. Außerdem wurde der langjährige Kapitän und jetziger Sportmanager Michael Zorc von den Lesern des Magazin Borussia live sowie den Besuchern von Borussia online zum Borussen des Jahrhunderts gewählt. Am 15. und 16.01.2000 fand in der Münchener Olympiahalle das DFB-Hallenmasters statt. Der Titelverteidiger aus Dortmund scheiterte aber schon nach einem 2-2-Unentschieden gegen den Zweitligisten Mönchengladbach und einer 3-4-Niederlage gegen Bayer Leverkusen als Gruppenletzter aus. Im Trainingslager in der Türkei fand am 20. Januar der Gazi-Cup statt. Im ersten Spiel in Antalya trafen die Borussen auf den Nachbarn aus Gelsenkirchen und verloren mit 1-3. Auch im zweiten Spiel zwei Tage später gegen Bayer Leverkusen zeigten die Dortmunder eine katastrophale Vorstellung und verloren verdient mit 0-4. In Oberhausen fand nach der Rückkehr aus dem Trainingslager das Revier-Masters statt. Dort feierten sowohl Dede als auch Evanilson nach langer Verletzungspause ihr Comeback. Im Kurzturnier (sprich 2 x 22,5 Minuten Spielzeit) spielten die Dortmunder gegen MSV Duisburg 0-0, verloren aber das Elfmeterschießen mit 7-8. Das letzte Vorbereitungsspiel fand bei Preußen Münster statt und Borussia schaffte gegen den Regionalligisten nur ein 2-2. Im Umfeld des Vereins kam Unruhe wegen der schwachen Leistung in der Vorbereitung auf.

Am 04. Februar fand im Westfalenstadion der Rückrundenauftakt statt. Borussia spielte ganz schwach und verlor mit 0-1. Die Stimmung im Stadion kippte und der Kopf des Trainers wurde gefordert. Zwei Tage nach diesem Spiel nahm Michael Skibbe als BVB-Trainer seinen Hut und übernahmt wieder die Nachwuchs-Koordination. "Auf Grund der massiven Missfallenskundgebungen, die auch hemmend für die Mannschaft waren, ist ein erfolgreiches Arbeiten mit mir als Trainer nicht mehr möglich. Es fehlte die Akzeptanz der Fans", begründete der 34 Jahre alte Coach auf einer Pressekonferenz am Sonntagnachmittag den Entschluss, das Traineramt zur Verfügung zu stellen. Nachfolger wird der ehemalige BVB-Spieler Bernd Krauss. Seine Trainerkarriere in Spanien schien ihn für den Job zu qualifizieren. Aber der Einstand misslingt, denn drei Tage nach seiner Einstellung spielte der BVB beim VfL Wolfsburg und kassierte wiederum eine 0-1-Niederlage. Am 08.02.2000 starb im Alter von 74 Jahren das Mitglied der Meistermannschaft von 1956 und 1957 und langjähriges Mitglied des Ältestenrates, Elwin Schlebrowski. Vier Tage später war in Dortmund der Aufsteiger SSV Ulm zu Gast. Wiederum konnte Borussia nicht gewinnen, man trennte sich 1-1. Das wiederum brachte das Fass bei den BVB-Fans zum überlaufen. Die Dortmunder Spieler wurden verhöhnt, dafür wurde die Mannschaft von Ulm angefeuert. Jens Lehmann meinte nach dem Spiel: „Wenn jetzt die ganze Mannschaft beleidigt wird, hört es auf Spaß zu machen." Eine Woche später ging die Reise ins Breisgau. Borussia holte dank des Ausgleichstreffers von Heiko Herrlich zum 1-1-Endstand einen Punkt beim SC Freiburg und zeigte einen leichten Aufwärtstrend.

Am 27. Februar kam der TSV 1860 München nach Dortmund und die Gäste ging durch einen kapitalen Bock von Torhüter Lehmann, der nach einer Rückgabe von Kohler über den Ball schlägt, durch Max in Führung. Diesmal war es Fredi Bobic, der den Ausgleich zum 1-1-Endstand erzielte. Am 02.03.2000 kam im Achtelfinale des Uefa-Cups der türkische Topklub Galatasaray Istanbul nach Dortmund. Bei der 0-2-Niederlage gab es dann zwei Niederlagen. Zum einen auf dem Platz, wo sich die Mannschaft fast wehrlos in die Niederlage fügte. Das bracht Manager Meier auf die Palme: „Sie haben sogar Herz vermissen lassen." Die zweite Niederlage gab es auf den Rängen denn diese waren nahezu komplett in türkischer Hand. Viele BVB-Fans hatten die schnelle Mark gesehen und ihre Karten zu horrenden Preisen an die türkischen Fans verkauft. Die Torschützen vor 52.400 Zuschauern waren in der 33. Minute Hakan Sükür und in der 45. Minute der Rumäne Gheorghe Hagi.


Allerdings musste man auch feststellen, dass die Borussia reichlich Verletzte hatte und diese halt nicht kompensieren konnte. Zwei Tage später warf BVB-Trainer Krauss die Spieler Evanilson und Dede aus dem Kader und nominiert Fredi Bobic für die Anfangsmannschaft gegen Frankfurt. Die Reise nach Hessen brachte aber wiederum nur ein 1-1, die Dortmunder fallen auf Platz 10 zurück. Am 09.03.2000 fand in Istanbul das Rückspiel im Uefa-Cup vor 35.000 Zuschauern statt. Nach dem 0-0 der Borussen, bei dem keine einzige eigene Torchance herausgespielt wurde, schied man völlig verdient aus. Wie sich aber später herausstellte, war der BVB gegen den Gewinneres des Wettbewerbes ausgeschieden. Nach dem Ausscheiden ging es in der Liga weiter bei Hansa Rostock. Nicht nur, dass Jens Lehmann in der 86. Minute eine Rote Karte kassierte, sondern in der 90. Minute rundete Karsten Baumann mit einem Eigentor zum 0-1-Endstand die Pleite ab. Vor dem folgenden Spiel gegen Arminia Bielefeld titelte der Kicker: „Das Chaos in Dortmund." Man hoffte auf die Rückkehr des verletzten Andy Möller. Außerdem erhielt Victor Ikpeba zum wiederholten Male eine Geldstrafe.
Am 19.03.2000 fand das Heimspiel gegen Arminia Bielefeld statt. Aber wer auf eine Wende gegen den Tabellenletzten gehofft hatte, wurde bitter enttäuscht. Zwar ging man durch den Rückkehrer Möller in Führung, am Ende verlor man jedoch mit 1-3 gegen die Ostwestfalen und fand sich plötzlich im Abstiegskampf wieder.

Eine Woche später reiste man an die Weser zum Auswärtsspiel gegen Werder Bremen. Zwar war eine ansprechende Leistung in der Mannschaft zu sehen, am Ende verlor man nicht nur das Spiel mit 2-3, sondern verlor auch Möller mit einem Muskelfaserriss und Kapetanovic mit einer Gelb-Roten Karte. Drei Tage später verkündete BVB-Manager Michael Meier, dass man schon einmal ein Budget für die 2. Liga kalkuliert hatte. Am 1. April kam der Hamburger SV ins Westfalenstadion und Borussia kassierte erneut eine Niederlage. Der Vorsprung auf einen Abstiegsplatz betrug nur noch drei Punkte. Laut einer Internetbefragung des Kicker rechneten 63% der Teilnehmer mit einem Abstieg der Borussen. Und wo es schon nicht lief, kamen nun auch noch Verletzungen dazu. So musste Christian Nerlinger zum vierten Male operiert werden. Er zog sich im Training einen Kreuzbandriss, einen Außenbandanriss und einen Meniskus-Schaden zu. Am 08. April musste man zum Auswärtsspiel nach Leverkusen und verlor bei Bayer mit 1-3. Obwohl sich das Ergebnis klar anhört, war es eine unglückliche Niederlage beim Tabellenführer. Nicht nur der Fehler von Lehmann beim entscheidenden dritten Gegentor war unglücklich, sondern auch die Leistung des Schiedsrichter Strampe, der die Gäste klar benachteiligt hatte. Die Krönung war die Gelb-Rote-Karte gegen Stefan Reuter. Der nächste Nackenschlag folgte drei Tage später, als man gegen den kleinen, bayrischen Klub aus Unterhaching mit 1-3 verlor. Nach der sechsten Niederlage in Folge sollte Matthias Sammer die Mannschaft mental aufrichten. Aber es kam ganz anders, denn kurze Zeit später wurde Krauss nach nur 67 Tagen wieder entlassen. Seine Bilanz beim BVB war mit vier Unentschieden und gar sieben Niederlagen verheerend. Ersetzt wird er durch einen alten Bekannten und einem Rückkehrer. Neuer BVB-Trainer wurde der Altmeister Udo Lattek, der zu diesem Zeitpunkt mit 65 Jahren der zweitälteste Cheftrainer der Bundesligageschichte war (Mit 74 Jahren ist Bremens Fred Schulz unerreicht). Sein Partner auf der Bank war niemand anderes als Matthias Sammer, der aufgrund seiner Verletzung die Seite wechselte und nun Trainer wurde.


Teilweise gelang der Einstand am 15. April beim fast schon feststehenden Absteiger aus Duisburg. Beim MSV erreichte Borussia ein 2-2. Glück hatte Christian Nerlinger, der „nur" einen Kreuzbandriss hatte. Dies wurde vier Tage nach dem letzten Spiel festgestellt. Nach dem Jens Lehmann wieder einen groben Fehler gemacht hatte, verloren die Dortmunder am 23. April gegen den FC Bayern mit 0-1. So sahen sich Teile der Südtribüne bestätigt und forderten den Wechsel von Teddy de Beer ins Dortmunder Tor. Drei Tage später konnten sich die Dortmunder Spieler bei der Nationalmannschaft erholen. In Kaiserslautern erreichte Deutschland ein 1-1 gegen die Schweiz. Dabei verschuldete erneut Jens Lehmann den zwischenzeitigen Führungstreffer der Eidgenossen. Außerdem wurde Christian Wörns für den verletzten Babbel eingewechselt. Der Befreiungsschlag für den BVB folgte am 29. April, als man mit 2-1 beim VfB Stuttgart gewann. Denn der Kopfballtreffer von Heiko Herrlich in der 90. Minute besiegelte den ersten Pflichtspielsieg nach 16 Partien. Der Jubel auf der Dortmunder Bank bzw. beim Dortmunder Anhang war natürlich riesengroß.

Der Mai stand dann im Zeichen der Trainersuche. Da Matthias Sammer eigentlich noch nicht Cheftrainer werden wollte und Udo Lattek den Job ablehnte („Um weiter zu machen, müsste ich einen gewissen Grad von Bescheuertheit haben, oder es müsste eine Gehirnwindung bei mir aussetzen."), fielen Namen wie Trapattoni, Berti Vogts, Christoph Daum und Arsene Wenger in Dortmund. Außerdem versuchten die Dortmunder sich die Dienste von Mustafa Dogan von Fenerbahce Istanbul zu sichern. Weiterhin wollte Rekordmeister München sich die Dienste von Christian Wörns, der sich in Dortmund nicht wohl fühlte,zu sichern. Am 13.05.00 fand in Dortmund dann das Derby statt. Nach dem 1-1 von Alfred Nijhuis in der 82. Minute stand fest, dass die Borussen die Klasse halten werden. Aber es stand damit auch fest, dass man in der gesamten Rückrunde ohne Heimsieg blieb. Eine Woche später fand dann in Berlin das letzte Spiel dieser verkorksten Saison statt und die Dortmunder gewannen bei Hertha BSC klar mit 3-0. Das war der fünfte Auswärtssieg (bei nur vier Heimsiegen) und bedeutete, dass die Saison auf Platz 11 mit 40 Punkten und einem Torverhältnis von 41-38 beendet wurde. Der einzige Erfolg blieb, dass , obwohl es keinen Sieg gegen den Erzrivalen aus Gelsenkirchen gab, trotzdem vor ihnen in der Tabelle blieb. Das war natürlich ein schwacher Trost. Aber man konnte nun die Planungen für die neue Saison vorantreiben. So verkündete Manager Michael Meier, dass der neue Trikotsponsor der Stromerzeuger e.on wurde und dieser bis 2003 mindestens 12 Mio. DM zahlen würde. Christian Wörns verkündete erneut, dass er gerne nach München wechseln würde. Der Hammer war jedoch, als Andreas Möller seinen auslaufenden Vertrag nicht verlängerte, sondern zum Erzrivalen nach Gelsenkirchen wechselte. Währenddessen sagten die Bayern die Verpflichtung von Wörns ab, da ihnen die Ablösesumme von 16 Mio. DM zu viel war. Ende des Monats war es dann soweit, Dortmund stellt den neuen Cheftrainer vor. Nach viel Überzeugungsarbeit konnte man Matthias Sammer doch davon überzeugen, diesen Posten anzutreten. Auf die Frage, wie man diesen heißesten Trainerstuhl der Bundesliga antreten konnte, antwortete er trocken: „Ich habe den Trainerstuhl ohnehin lieber ein bisschen wärmer als zu kalt." Der Juni stand dann im Zeichen von Neuverpflichtungen. Es wurde bekannt, dass man sich in Dortmund um die Dienste von Sunday Oliseh (von Juventus Turin) und Jan-Derek Sörensen (vom Champions League Gegner Rosenborg Trondheim) bemühte. Am 6. Juni wurde dann der Fünf-Jahres-Vertrag mit Oliseh unterschrieben. Die Ablöse betrug 12 Mio. DM. Außerdem wurde als zweiter Torhüter der ehemalige Borusse Philipp Laux vom SSV Ulm für 350.000 DM verpflichtet. Außerdem deutet sich die Rückkehr von Jörg Heinrich (AC Florenz) an. Als einziger Borusse wurde Jens Lehmann für die Europameisterschaft in den Benelux-Ländern Niederlande und Belgien nominiert. Vorher bestritt er sein 12. Länderspiel am 7. Juni in Freiburg gegen Liechtenstein (8-2-Sieg für Deutschland), während er bei der EURO 2000 nicht zum Einsatz kam.

Die Mannschaft 1999/2000

Fazit:

Wieder einmal zeigte die Borussia aus Dortmund in dieser Saison ihr hässliches Gesicht. Querelen auf dem Platz und im Verein, Ärger auf der Tribüne und vor allem auf der Trainerbank zeigten, warum es nicht viele Trainer bei Borussia gibt, die lange Verweilten. Nachdem Michael Skibbe an der Mannschaft gescheitert war, wurde das Experiment Krauss gestartet. Dieser hatte zwar seine Erfolge, vor allem in Spanien, aber wie er im Nachhinein sagte, hätte er nie während der Saison eine Mannschaft übernehmen sollen. So bleibt die verheerende Bilanz, ohne ein Pflichtspielsieg, in Erinnerung. Erst der dritte Anlauf brachte den Erfolg und sorgte dafür, dass man einen neuen Messias in Dortmund in Form des Firehead Matthias Sammer vorweisen konnte. Aber es zeigte auch, dass man nicht immer mit Geld den Erfolg kaufen konnte. Leider lernte der BVB nicht aus dieser Saison, sondern betrieb den Raubbau weiter voran, in dem man den Weg an die Börse forcierte. Was sich ein halbes Jahrzehnt später als der falschen Weg herausstellte.

Dabei fing die Saison eigentlich gut an, denn nach 09. Spieltagen war der BVB Tabellenführer. Aber dieses Feuerwerk entpuppte sich als Strohfeuer, denn es folgten 16 sieglose Spiele und der Absturz in die Abstiegsregion. Sowohl Skibbe als auch Krauss schafften es nicht, aus dem mit 50 Mio. DM aufgerüstetem Kader eine funktionierende Mannschaft zu machen. Bezeichnenderweise überzeugte von den Neuzugängen einer der Billigverpflichtungen (Otto Addo für eine halbe Mio. DM), während die Großausgaben ausnahmslos floppten. So erlebte der BVB die schlimmste Saison seit 1986. Allerdings bleibt auch zu erwähnen, dass der BVB viel Pech hatte. So gab es das berühmte Dortmunder Verletzungspech und zweifelhafte Entscheidungen von Schiedsrichtern und dumme Gegentore durch Fehler der Dortmunder. Gerade die Fehler von Jens Lehmann, der sowieso bei den Dortmunder Fans einen schweren Stand hatte, waren meist spielentscheidend.

Für den BVB war der zweite Trainerwechsel dann richtungsweisend. Für die Medienarbeit und für die Motivation war Udo Lattek mit seiner Erfahrung einfach ein guter Mann. Die Trainingsarbeit wurde aber vom Neueinsteiger Matthias Sammer geführt, der bereits als Spieler wie ein Trainer dachte. Damit beendete der Europameister von 1996 seine aktive Karriere und zeigte dann zwei Jahre später, dass er ein geborener Trainer ist. So gesehen hatte die Saison doch was Gutes.

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