Helden in schwatzgelb

Ein Leben für Borussia - Der Ölprinz ist von uns gegangen

14.05.2011, 11:09 Uhr von:  CHS

Mitten in einem der größten Triumpfe, die der BVB in seiner fast 102-jährigen Geschichte vollbracht hat, erfasste uns eine sehr traurige Mitteilung. Denn am Donnerstagabend starb nach langer, schwerer Krankheit Helmut "Jockel" Bracht im Alter von 81 Jahren. Damit starb ein weiteres Mitglied aus der goldenen BVB-Zeit. Der gelernte Mineralkaufmann Jockel Bracht, der auf Grund seiner Tätigkeit bei der Deutschen Shell den Spitznamen "Der Ölrprinz" verpasst wurde, blieb ein Leben lang Dortmund und dem BVB verbunden und starb im Rosendorf Seppenrade an der Seite seiner Ehefrau Karin. Beerdigt wird der Dortmunder Junge am kommenden Freitag in Dortmund-Brechten.

Das BVB-Logo

Am 11. September 1929 wurde Bracht in der Nähe des Borsigplatzes geboren und tritt ziemlich früh dem BVB bei. Dabei spielte er in diversen Schüler- und Jugendmannschaften bis zur Einstellung des Spielbetriebes1943. Nach dem Krieg zieht er mit seiner Mutter und seinen Brüdern aus dem ausgebombten Dortmund weg nach Lünen-Horstmar, wo er bei Preußen seine Karriere fortsetzt. Zwei Jahre später wechselte er zum Stadtrivalen Lüner SV. Aber der damalige BVB-Obmann Dolle verliert Jockel nicht aus den Augen und vermittelt, da bei Borussia Dortmund damals kein Platz war, ihn 1948 zu Westfalia Herne. Im Anschluss spielte er in der zweiten Liga bei der Spielvereinigung Herten (1953 bis 1955), bevor man ihn wieder 1955 zum BVB zurück holte. Dort beerbte er Erich Schanko und konnte gleich auf Anhieb die erste Deutsche Meisterschaft feiern. Auch bei der Verteidigung ein Jahr später stand er auf dem Platz und gehörte zu den wenigen Spielern, auf die Trainer Merkel und Eppenhoff beim Neuaufbau der Mannschaft setzten. Nach dem man 1961 im Finale noch gescheitert war (somit „nur" Vizemeister), konnte man zwei Jahre später das letzte Endspiel um die Deutsche Meisterschaft für sich entscheiden. Das Double konnten die Borussen nicht erreichen, denn im gleichen Jahr verlor man das Endspiel gegen den HSV. Im drauf folgenden Jahr in der Bundesliga wurde er zwar nur selten eingesetzt (er kam auf 11 Bundesligaspiele) und auch bei dem Erfolg im Europapokal,als man Benfica Lissabon mit ihrem Star Eusebio mit 5-0 aus dem Stadion Rote Erde schoss, war er nur ein Zaungast. Wegen der beruflichen Belastung tratJockel in der Folgezeit kürzer, gehörte aber noch zum DFB-Pokal-Finalkader 1965,die schließlich den Wettbewerb auch gewann.

Aber damit beendete er auch seine Profikarriere.

Spielszene zwischen Jockel Bracht und Seeler im DM-Endspiel 1963
In der Folgezeit zeigte er sich beim BVB als Funktionär und sorgte als Talentspäher dafür, dass Spieler wie Emmerich, Neuberger, Libuda und Konietzka den Weg zum BVB finden. Anschließend übernahm er von Heinz Storck den Posten des Fußballobmanns, welche er aber, auch auf Grund der finanziellen Probleme, mit wenig Erfolg bekleidete. Kurzfrist wurde er dann sogar Trainer bei Borussia, als der scheidende Trainer Lindemann schon im Urlaub war und der kommende erst zum 1.7. seinen Job antreten konnte. So war er vom 18.05.70 bis 30.06.70 Coach seines geliebten BVB. Im Jahr 1971 trat der Dortmunder dann als Obmann zurück, weil sein BVB zu einem Hoesch-Werksklub mutierte. Nach seiner Zeit bei Shell baute er einen Betrieb für Rohrreinigung auf. Aber wirklich los kam er nicht von seinem BVB. Bereits seit 1974 gehörte er dem Ältestenrat an. 1994 funkgierte er als Vorsitzender des BVB-Ältestenrates und war dann seit ca. 2000 dort noch normales Mitglied.

In den letzten Jahren wurde es krankheitsbedingt ruhiger um den Westfalen. Am Ende verlor er am Donnerstag diesen Kampf. Sein Credo: „Der Fußball hat uns geformt. Uns Disziplin beigebracht, Teamgeist. Vorallem aber die Erkenntnis: Allein bist du eine Pflaume." Auch wenn heute die Schale in Dortmund verliehen wird, ein Gedanke sollte man an diesem Tag auch bei unseren Dortmunder Jung haben: Jockel,wir werden dich vermissen...!

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