Reaktionen auf den offenen Brief an Dietmar Hopp
Kurz nach dem Spiel in Sinsheim und als Reaktion auf all die Verwicklungen darauf, veröffentlichte die schwatzgelb.de Redaktion einen offenen Brief an Dietmar Hopp. Zu diesem Brief haben uns zahlreiche Reaktionen unserer Leser erreicht. Eigentlich war von Begeisterungsstürmen bis zu wüsten Pöbeleien alles dabei. Insbesondere einige der kritischen Zuschriften haben uns auch zum Nachdenken gebracht. Wir stehen zwar weiterhin zu dem, was wir in dem offenen Brief und den anderen Artikeln zu der Schallattacke geschrieben haben, wollen aber im Sinne einer ausgewogenen Diskussion auch andere Meinungen an dieser Stelle zu Wort kommen lassen. Denn unser wichtigstes Anliegen ist, dass die anhand des Beispiels Hoffenheim und seines Mäzens angestoßene Diskussion über schädliche Entwicklungen im deutschen Fußball nicht verebbt. Wir stellen uns auch gerne der Kritik an unseren Positionen, in der Hoffnung, dass auch Herr Hopp sich daran ein Beispiel nimmt.
Jan H. schrieb uns:
Sehr geehrte schwatz-gelbe,
Ich gehe mal davon aus, dass sich schon manch einer aus dem überschaubaren Hoffenheimer Anhang zu der ganzen Problematik geäußert hat. Es mag daran liegen, dass wir wirklich noch nicht lange genug dabei sind und ich deshalb nicht die Weitsicht hatte meinen Urlaub anders zu legen.
Wie auch immer , ich habe schlicht und einfach erst jetzt von dieser „Affäre“ und dem Rattenschwanz der dranhängt erfahren und nach gefühlten 48 Stunden Aufarbeitungszeit erst jetzt genügend Hintergrundinformationen mein Bedürfnis nach einer Stellungnahme zu befriedigen.
Offenbar hat vor mir bereits der eine oder andere versucht zu Euch durchzudringen und, wie ja von Euch explizit gefordert „in einen Dialog zu treten weil mehr übereinander als miteinander geredet wird.
Gerne lass ich mich vom Gegenteil überzeugen, doch offenbar wurden diverse Versuche eine Stellungnahme „vom Fußvolk“ im Keim erstickt, Anmeldungen nicht angenommen.
Zugegeben, es wird auch von unserer Seite ein ordentlicher Haufen zusammenhangloser
Firlefanz gekommen sein – glaubt mir, auch wenn wir sonst in Sachen Fankultur wenig Erfahrung haben mögen – in Sachen unqualifizierte Forumsgäste mit entsprechendem Beitragsniveau können wir es sicher mit jedem Fan-Forum aufnehmen.
Ich kann und will auf gar keinen Fall für das gesamte Hoffenheimer Umfeld sprechen. Ich sehe mich aber als Teil eben dieses Umfeldes, ja sogar als Fan, auch wenn das für Euch schwer nachvollziehbar sein wird. Als Fan/Anhänger/Zuschauer/Konsument/nennt-es-wie-ihr-wollt verspüre ich eben ab und an das Bedürfnis die blau-weißen Fahnen hoch zuhalten, ganz entgegen meiner mittlerweile angeeigneten „was außerhalb der Kurpfalz passiert interessiert mich nicht- Einstellung.
Ein, zwei Dinge noch kurz vorab.
Diese Beschallungsnummer war großer Mist. Egal ob es nun die unüberlegte Aktion Einzelner war oder am Ende wirklich von oberster Stelle abgesegnet – so etwas geht überhaupt nicht und glaubt es oder nicht – sehr viele TSG´ler sehen das genauso.
Ebenso sind viele von uns durchaus kritisch wenn es um die Außendarstellung unseres Vereins geht. Darauf jetzt im einzelnen einzugehen würde den Rahmen sprengen, ist nicht Euer Problem und geht doch zu sehr am Thema vorbei.
Ich versuche nur deutlich zu machen, dass es vielleicht hilfreich sein kann einmal die klassischen, fussball-typischen Pauschalisierungen außen vor zu lassen. Nicht alle Dortmunder sind blökende Schafe – nicht alle Hoffenheimer sind gleich geschaltete Drohnen von Hopps Gnaden.
Ich mag Euch nicht – Ihr mögt uns nicht. Fakt. Zwar trotzdem wieder pauschlisiert aber eben Fakt.
Und, wie selbst wir mittlerweile gelernt haben, quasi eine Säule der Fussballkultur.
Womit wir auch langsam mal zum Thema zurück kommen, nämlich Eurem „offenen Brief“.
Moment. Der Brief war doch an Dietmar Hopp adressiert – was erlaubt sich denn dieser kleine Infanterist hier einfach so zu antworten?
Ganz einfach. WEIL ICH ES KANN !
Ein ganz wichtiger Punkt, den Ihr wirklich mal überdenken solltet.
Ihr habt völlig recht. Im Stadion darf ich schimpfen, fluchen, den Gegner verfluchen, den Schiri hassen, mich richtig auskotzen. Kann ein sehr befreiendes Gefühl sein, keine Frage.
Doch ist das eine Freiheit die nur wir auf den Rängen haben.
Mal ehrlich, wenn Dietmar Hopp sich an diesem Samstag das Mikro geschnappt hätte, sich vor den Gästeblock gestellt und seinem (sicher auch für Euch verständlichen) Ärger Luft gemacht hätte -
was meint Ihr was dann los gewesen wäre?
Ich würde ihm dieses Ventil von ganzem Herzen gönnen, doch er kann in seiner Position schlicht und einfach nicht so reagieren wie es jeder Fan auf den Tribünen tun kann.
Was ihm bleibt sind eben nur Interviews in denen er zugegebenermaßen nach meiner bescheidenen Meinung auch nicht immer den richtigen Ton trifft, was man ihm aber irgendwie auch nicht übel nehmen kann.
Ihr habt auch völlig recht mit der Feststellung, dass Hopp „das Gesicht der TSG Hoffenheim“ ist.
Gut, in einem offenen Brief ist es fast unmöglich jeden einzelnen Aspekt hinreichend auszubreiten, doch auch hier sollte zumindest der Ansatz von differenzierter Denkweisen sichtbar sein.
Ich kann durchaus die Argumentation verstehen, die Ablehnung des „modernen Fußballs“, den Wunsch nach Erhaltung der alten Werte.
Doch liest sich Euer offener Brief an dieser Stelle wie ein Rede von George W. Bush.
Der Vergleich ist ein wenig überspitzt, ich weiß, doch werde ich das Gefühl nicht los, das für Euch die Person Dietmar Hopp als Zerstörer des Guten und Gerechten, eine ähnlich personalisiert Zielscheibe ist wie es Saddam Hussein oder Osama bin Laden für oben genannten Herrn Bush waren wenn es darum ging dem Terrorismus ein Gesicht zu geben.
Bitte nicht überinterpretieren aber was ich damit sagen will ist, es ist zu einfach schlichtweg nicht ausreichend die gesamte Schuld an der Kommerzialisierung des Fußballs an einer Person festzumachen. Mir ist schon klar, dass der Mensch so tickt, dass er ein sichtbares Feindbild braucht, einen Sündenbock, jemanden der so weit weg von einem selbst ist, dass man problemlos alle Schuld
darauf abladen kann.
Sich eine „Achse des Bösen“ zurecht zu legen mit Wolfsburg, Leverkusen, Leipzig, Hoffenheim
macht die Sache auch nicht anschaulicher. Es mag reichen um das Thema zur Sprache zu bringen, ist aber als wirkliche Diskussionsgrundlage zu leicht, zu offensichtlich, zu durchschaubar.
Hier sei noch hinzugefügt, dass auch in der von Euch angesprochenen Problematik der Investoren und der „gekauften Vereine“ bei mir durchaus Verständnis, wenn nicht sogar Zustimmung vorhanden ist. Doch auch dieses Thema sehe ich differenzierter und das macht es mir unmöglich hier ausreichend darauf einzugehen. Um es aber kurz und knackig zu umreißen:
Hopp ist kein Scheich, kein Öl-Russe, kein amerikanischer Medienmogul.
Kann man vortrefflich drüber diskutieren aber es geht ja um den Brief und da haben wir ja noch etwas Material zum durch kauen.
Nämlich die im letzten Absatz direkt an Herrn Hopp gestellten Fragen, die ich in meiner für Hoffenheimer typischen Selbstüberschätzung einfach mal für ihn beantworten möchte.
Die Frage warum nur auf die abgedroschenen Hurensohn-Gesänge eingegangen wird muss ich Euch doch nicht wirklich erklären, oder?
Wenn auf der A6 ein Stau ist interessiert das keine Sau. Wenn´s aber ein Stau nach nem Unfall mit
brennenden Autos etc. ist gibt’s entsprechendes Medienecho.
Soll heißen, die Medien wollen eben nur die Reaktion auf die heftigen Dinge.
Finde ich persönlich sehr schade denn gegen kreativen Gegenwind habt ich rein gar nichts einzuwenden, im Gegenteil. Ich bin sogar der Meinung, dass ein wenig mehr Ironie, Sarkasmus und schlichtweg Witz Eurer Sache viel dienlicher wäre als plumpes Gegröhle mit dem Ihr Euch immer wieder selbst in die Assi-Ecke manövriert. Klassisches Eigentor würde ich sagen, aber mir kann es nur recht sein.
Ein paar Sätze noch zu der Frage wo die TSG ohne Hopp wäre.
Seid bitte nicht so blauäugig zu glauben, dass wir nicht selbst wissen wo wir stehen.
Die TSG Hoffenheim kann und wird nie den Stand eines BVB haben. Haltet uns nicht für naiver als wir sind. Wir wissen, dass die sportliche Entwicklung dem drumherum um Längen voraus ist.
Nicht nur die aktiven Fans, auch der gesamte Verein ist weit davon entfernt mit den großen Jungs mitspielen zu können. Wie denn auch nach so kurzer Zeit.
Ihr habt das schon richtig erkannt. Man kann eine Mannschaft kaufen, man kann ein Stadion bauen, ein Trainingszentrum, ein Internat, kurzum, den sportlichen Aspekt kann man mit den nötigen Investitionen hin bekommen, wie man sieht.
Dazu möchte ich aber kurz anmerken, dass man mit dem selben Geld auch weitaus sinnfreiere Investitionen tätigen kann. Das wisst Ihr selbst und habt das ja auch offen beschrieben.
„Um auf den Rängen mithalten zu können braucht es viel Erfahrung“
Richtig! Die haben wir nicht. Woher auch ?
Was Ihr, und damit meine ich im Prinzip alle die der gesamten Region hier das Recht absprechen Fußballfans sein zu können, aber geschickt überseht ist die Tatsache, das es auch bei uns einige, wenn auch wenige Leute gibt die sich aktiv an einer Entwicklung von „Hoffenheimer Fankultur“ beteiligen.
Man sieht nur das was man auch sehen will, das ist mir schon klar. Ich sehe aber eben auch eine Entwicklung im Umfeld der TSG. Sie mag noch lange nicht Bundesligatauglich sein, aber es gibt sie.
Und einen, wie ich finde, großen Vorteil hat die ganze Sache. Wir sind gänzlich unbelastet. Eben weil wir frisch sind, jungfräulich quasi.
Auch hier werden einige von euch ungläubig den Kopf schütteln, doch genau da liegt für mich der Reiz der ganzen Sache. Ich habe die Möglichkeit, diese Entwicklung hautnah zu verfolgen, Teil davon zu sein.
Wahrscheinlich ist das schwer nachvollziehbar für die „ich-bin-aber-schon-mit-oppa-ins-stadion-gegangen-Fraktion“. Ist auch unwichtig. Einen Teufel werde ich tun mich hier zu rechtfertigen.
Ein nicht unmaßgeblicher Teil der Entwicklungen im Hoffenheimer Umfeld ist nämlich die Erkenntnis, das der Gegenwind und all die Anfeindungen sehr hilfreich sein können wenn es darum geht so etwas wie eine Identität zu entwickeln. „Wir sind die, die alle scheiße finden“.
Kann zusammenschweißen. Kann eine Gemeinschaft daraus entstehen. Am Ende sogar so etwas wie ein Fan-Gemeinde. Eine selbstbewusste, verschworene Einheit. Träume ich diesen Gedanken weiter sehe ich in ferner Zukunft so etwas wie eine blau-weiße Wand in der Rhein-Neckar-Arena.
All das gibt es aber in Hoffenheim noch nicht – und so viel Fähigkeit zur Selbstreflektion haben wir , dies zu akzeptieren.
Es sollte nur Leuten die voller Eifer für den Erhalt von Fankultur kämpfen zu denken geben ob denn nun eine pauschal Verurteilung der richtige Weg ist – oder ob nicht doch selbst in der Rhein-Neckar-Region Potential und Wille ist den man vielleicht nicht gleich unterstützen, doch zumindest anerkennen sollte.
Doch nun zu Eurem eigentlichen Anliegen.
Ob Dietmar Hopp sich einer Fan-runde stellen würde?
Bestimmt würde er das. Hat er nach dem Winterzauber um Gustavo und Rangnick auch getan.
Das kann man natürlich nicht vergleichen weil es der eigene Anhang war. Doch er hat bemerkt, das Unmut herrscht und hat sich erklärt. Ganz einfach weil er es für nötig, richtig und wichtig hielt.
Es hätte ihm auch scheissegal sein können was das Fußvolk denkt – war es aber nicht.
Ob er nun willens ist nach Dortmund zu reisen kann ich natürlich nicht beurteilen.
Ich kann nur sagen wie ich selbst handeln würde und ich würde mir das genau überlegen.
Wer nimmt Teil an dieser Podiumsdiskussion?
Kann es überhaupt eine Diskussion werden oder läuft es nur auf einen Vortrag von Hopp mit anschließender Zerpflückung durch die eh schon festgefahrenen BVB-Fans hinaus?
Kann so ein Gespräch denn überhaupt helfen Vorurteile abzubauen?
Wollen die denn überhaupt ihre Feindbild aufgeben?
Warum sollte ich mich rechtfertigen vor Leuten die mich und mein Handeln doch so grundsätzlich ablehnen?
Wäre es nicht sogar der Sache dienlicher die Dortmunder Delegation nach Zuzenhausen einzuladen um ihnen zu zeigen was sich hier tut?
Tja, Fragen über Fragen. Ob Herr Hopp die sich auch stellt kann ich nicht beurteilen.
Wir werden sehen. Leider bin ich in keinster Weise in der Position ihm da rein zureden.
Nur eines würde ich ihm mit auf den Weg geben.
Sollte es zu einem Treffen kommen gibt es keinen Grund daraus einen „Gang nach Canossa“,wie in einem Forum geschrieben, werden zu lassen. Rechtfertigung nein – Erklärung ja.
Also Weg von Karl dem Großen und seiner Buße hin zum guten alten Martin Luther:
„Hier steh´ich nun - ich kann nicht anders!“
Sollte Hopp sich also gegen einen Besuch bei Euch entscheiden – ich komme gerne.
Je nach Bedarf stelle ich mich vor Eure Kurve und beschimpfe Euch mit allem was der Kurpfälzische Sprachschatz her gibt, ganz einfach weil ich das darf und es dazu gehört,
oder eben ich setze mich auf ein, zwei Bierchen mit euch zusammen und missioniere mir den Mund fusselig.
So, damit wären die Fühler mal ausgestreckt.
Ich rechne ehrlich gesagt nicht mit einer Reaktion. Auch wir haben unsere Vorurteile, besonders im Umgang mit der Traditionalistenfraktion, und manch einer im Hoffenheimer Lager hat eine äußerst gesunde Leck-mich-am-Arsch-Einstellung entwickelt in der kurzen Zeit unseres Daseins.
Also überrascht mich...
In diesem Sinne, nicht Hochachtungs,- aber respektvoll, Jan
Andreas schrieb uns:
Liebe Borussen,
Was Euch in Hoffenheim widerfahren ist, das ist schlichtweg eine Frechheit. Mit Schallwellen haben die US-Militärs immer wieder interessante Experimente durchgeführt.Es kann mehr verursacht werden als ein wenig Lärm. In den USA werden "Schallwerfer" als Wasserwerferersatz benutzt. Es ist dort immer wieder zu körperlichen Schäden gekommen, da die Menschen sehr unterschiedlich auf solche Schallwellen reagieren. Mal abgesehen davon, dass es gefährlich sein kann, ist es einfach schlicht Selbstjustiz.
Dies ist im Rechtsraum der BRD so nicht vorgesehen. Natürlich hat Herr Hopp das Recht jeden der beleidigenden Personen anzuklagen und keiner dürfte sich darüber beschweren. Das ist der gangbare Weg. Die TSG und ihre handelnden Personen, mit Dietmar Hopp an der ausgelagerten Spitze, haben scheinbar wirklich nicht verstanden wie sich die Welt in die sie investiert haben funktioniert. Mühe dies abzustellen, kann ich dort auch nicht ausmachen.
Den offenen Brief an Dietmar Hopp allerdings, habe ich als Leverkusener, als eine pure Frechheit empfunden. Es wirkt einfach wie der verlängerte Arm von Aki Watzke. Es ist fast ein identischer Tenor der Aussagen. Ohne zu differenzieren werden vier Clubs in einen Sack gesteckt und mit der Populismuskeule wird losgeprügelt. In meiner Wahrnehmung sind Teile der Fanszene von Borussia Dortmund ein bisschen wie Lisa Simpson. Gelb und eine Antwort auf eine Frage die nie gestellt wurde. Das an sich, wäre ja noch erträglich. Hinterfragen sollte sich jeder Mensch selbst, auch die kritischen Fragen Anderer, sofern ordentlich gestellt, sollte man sich gefallen lassen. Das ist absolut nichts Ehrenrühriges. Allerdings habe ich bei Borussia Dortmund immer ein Problem damit.
Das man besonders aus Dortmund immer wieder zu hören bekommt, dass man kein Existenzrecht besitzt, finde ich doch sehr suspekt. Unumwunden zugegeben, Bayer04 ist ein Bestandteil der BayerAG und bezieht auch Geld von dieser. Die ehemalige Betriebssportmannschaft hat also einen Gönner. Ganz klar. Borussia Dortmund nicht? Niemals? Hat nicht unwesentlich nach Vereinsgründung ein lokaler Bierbrauer dem BVB eine moderne Spielstätte ermöglicht? Man kann natürlich anführen, dass dies nicht vergleichbar mit der langfristigen Unterstützung durch einen Weltkonzern ist. Damit läge man wohl auch richtig. Aber in beiden Vereinsgeschichte, Herr Watzke düfte auch mal hinterfragen welche die Längere ist, gibt es immer wieder Gönner.
Genau wie es in beiden Geschichten dunkle Kapitel gibt, in Dortmund scheint man ja im Laufe der Geschichte immer wieder Schwierigkeiten mit dem seriösen Wirtschaften zu geben. Ende der 80er akut finanziell bedroht, Ende der Ära Niebaum finanziell am Ende. Gerettet und am Leben erhalten durch einen Gläubiger zu dem ich auch gehöre. Das Land NRW. Das Argument, das in dem offenen Brief anklingt, man habe sich diese Rettung durch vergangene Erfolge verdient, ist doch absoluter Unsinn. Was hat eine in den 50ern oder 60ern gewonnene Meisterschaft mit den Finanzproblemen der Gegenwart zu tun? Nichts. Das einzige Argument das ich dann immer wieder in Gesprächen zuhören bekomme ist der so sehr unfeste Begriff "Tradition". Was ist Tradition? Tradition ist nicht das sepiafarbene Mannschaftsphoto das in Fankneipen unserer Vereine hängt, Tradition ist etwas, das man lebt.
Geschichten die wir von Erfolg, Misserfolg, Trauer, Kuriositäten und Ähnlichem erzählen können. Ich glaube, da kann ein gleichaltriger Borusse mit einer vergleichbaren Anzahl an Spielbesuchen nicht viel mehr oder weniger an Geschichten erzählen, als ich. Im Moment sehe ich sehr viele gleichaltrige Borussiafans im RE6 oder RE1 sitzen, die alle Trikots und Schals der Ära Jürgen Klopp tragen. Ob diese Menschen auch Geschichten vom Theatre of Dreams bishin zu einem 2-6 in Piräus erzählen können?
Natürlich gibt es Eventfans auch in Leverkusen und selbstverständlich hat es auch in der Geschichte des SVB dunkle Kapitel gegeben. In der Calmundzeit hat man vergeblich versucht sich mit Gewalt die Meisterschaft zu erkaufen. Das waren sicher 5-6 Jahre in denen sich Bayer04 nicht viele Freunde gemacht hat. Aber wenn Bayer Leverkusen so viel Geld hat und auf nichts achten muss, frage ich mal warum Spieler wie Berbatov, Vidal oder Juan immer verkauft werden mussten. Es ist eben nicht so, dass Bayer04 seit Gründung über einen schier unendlichen Geldvorrat verfügt. Ohne wesentlich größere Förderung als Borussia in der Anfangszeit hat man sich bis zu den 50ern ganz ordentlich geschlagen. Es war ein schwaches Jahr zu falschen Zeit, dass verhindert hat, dass Bayer nicht Bestandteil der neugegründeten Bundesliga wurde.
Danach Absturz(auch den gab es beim BVB in Liga zwei) und das Vorkämpfen bis zur Liga 2. Natürlich hat dann Bayer nach dem Aufstieg in Liga 1 mit der Verpflichtung von Spielern wie Tita oder Bum Kun Cha ordentlich unter die Arme gegriffen. Keine Frage. Dafür verfügt der BVB über eine andere gute Möglichkeit des Geldgenerierens. Als börsennotiertes Unternehmen besteht natürlich permanent die Möglichkeit zur Kapitalerhöhung. Wie bitte ist das denn mit derTradition vereinbar? Ist das auch mit dem Pokalsieg Ende der 80er zu rechtfertigen. Oder ist dies nüchtern betrachtet ein Wettbewerbsvorteil den Mainz05 nicht hat?
Ich denke, dass sich Bayer04 es verdient hat nicht dauernd aus Dortmund angegiftet zu werden. Es war ein langer Weg bis zum jetzigen Zustand. Mit Licht, Glück und Schatten. Das sieht in Dortmund nicht anders aus. Für Wolfsburg kann ich nicht sprechen, dazu kenne ich die Geschichte des Vereins zu wenig. RB Salzburg hat einfach eine Lizenz in einer recht hohen Liga gekauft und bei der TSG Hoffenheim hat die Entwicklung sicher ein enormes, gar künstliches wirkendes Tempo. Aber auch hier halte ich mich aus Unwissenheit zurück mit einem Werturteil. Persönlich mag ich diesen Verein aber auch nicht.
Aber als Kind Nordrhein Westfalens und jemand der fast jedes Wochenende mit dem RE6 durchs Ruhrgebiet fährt um Fussball zu gucken, finde ich es schade, dass mann von einem Verein, welcher zwar mehr gewonnen und deutlich mehr Anhänger hat, immer das Existenzrecht abgesprochen bekommt. Ich, als Anhänger eines finanziell sicher gut aufgestellten Clubs, könnte ja auch Clubs wie Borussia Dortmund, euren blau weißen Nachbarn, Arminia Bielefeld, Dynamo Dresden oder dem 1.FC Kaiserslautern das Existenzrecht absprechen.
Bürgschaften und Kredite aus öffentlicher Hand und zu Lasten des Steuerzahlers, oder bei einer Bürgschaft zumindest mit Risiko für den Bürger. Allerdings, will ich als Fan, eine möglichst bunte Landschaft der Fussballvereine, daher habe ich auch für ein Engagement der öffentlichen Hand in gewissen Regeln und Grenzen Verständnis. Engagement auf betriebswirtschaftlicher Prüfung, nicht auf dem schwammigen Begriff "Tradition".
Marius schrieb uns:
Hallo BVB Fans,
als traditionsbewusster Fußballfans muss ich euch leider unterstellen manche Dinge nicht richtig zu differenzieren. Speziell die Vereinsgeschichtehn von Hoffenheim, Leverkusen und RB Leipzig. Diese sind jeweils völlig unterschiedlich und nicht vergleichbar.
Ich bin Fan von Bayer Leverkusen und habe druch meine Groundhoppingaktivitäten auch Kontakte zu vielen BVB-Fans. Diese fahren mit dem BVB alle Spiele. Daher nehme ich sie als Disskussionspartner ernst. Und sie mich ebenso.
Leverkusen, das damals noch nicht so hieß, war Mitte des 19. Jahrhundert eine Ansiedlung kleiner Dörfer am Rhein. Die gute Lage dort veranlasste zu jener Zeit einen Wuppertaler Industriellen hier seine neue Farbenfabrik zu erbauen. Dieses überschaubare Unternehmen wuchs im Laufe der Jahrzehnte zu einem der größten Konzere Deutschland und der Welt heran. Die Stadt wuchs entsrechend mit, da viele Menschen bei Bayer Arbeit fanden und hier her zogen.
Im Jare 1904 kamen engagierte Mitarbeiter auf die Idee als Ausgleich zum harten Arbeitsalltag, sicherlich vergleichbar mit dem Alltag im Ruhrgebiet, eine "Sportabteilung" zu gründen Die Konzernleitung stimmte dem zu und Bayer 04 war geboren. 1907 folgte die Fußballabteilung. Aus diesem Verein erwuchs im Laufe der Jahre einer der erfolgreichsten Sportvereine Deutschlands. Und natürlich entdeckte auch die Bayer AG irgendwann, vielleicht in den 70er Jahren, die Werbewirksamkeit des Sports und besonders des Fußballs. Also pumpten sie Geld in den verein, wie vile andere Unternehmen, bspw Jägermeister auch. Natürlich kann sich Bayer 04 glücklich schätzen, eine solchen Sponsor im Rücken gehabt zu haben, und natürlich entwickelte sich Bayer 04 rasanter als es andere Vereine taten.
Aber man darf niemals vergaessen: Die Stadt Leverkusen, der Konzern Bayer und der Verein Bayer 04 waren immer untrennbar mit einander verbunden. Bayer war immer und ist es immer noch der größte Arbeitgeber der Stadt. Tausende Menschen identifizierten sich über Jahre nicht nur mit der Stadt sondern eben auch mit Bayer und
schließlich Bayer 04. Das Bayerkreuz, welches jeder Autofahrer kennt, war für die Menschen in dieser kleinen Region immer ein Zeichen von Heimat. Sieht man das Kreuz, weiß man: Gleich bin ich daheim...
Diese Konstellation ist einmalig in Deutschland. Und ich glaube, dass viele sich eine der Art enge und ehrliche, weil über 100 Jahre alte Zusammenwirkung von Stadt - Sponsor und Verein wünschen würden...
Auf eine Antwort bin ich gespannt...
In diesem Sinne
Schwarzrote Grüße in den Pott
Marius
Markus schrieb:
Liebe Redaktion,
bisher habe Ihre Arbeit immer sehr geschätzt. Doch der Brief, der meiner Meinung nicht an, sondern gegen Dietmar Hopp geschrieben wurde, ist nur noch daneben. Es macht sehr wohl einen Unterschied, ob man direkt eine einzelne Privatperson beleidigt. Hier geht es nicht mehr um den Fußball an sich. Dass ein Spieler ein Foul auf dem Platz dem anderen nicht persönlich nimmt stimmt zum einen mal nicht immer, was sie als vermeintliche Fußballexperten wissen sollten. Zum anderen können Sie von sich wohl kaum behaupten, dass Sie sich nicht persönlich angesprochen und folglich auch persönlich beleidigt fühlten, wenn ein halbes Stadion Ihren Namen in Verbindung mit dem Wort "Hurensohn" bringt. Das hat nichts mehr mit dem Verein oder dessen Fußball an sich zu tun, sondern ist meiner Meinung nach nur noch als niveaulos zu bezeichnen. Niveaulos ist dementsprechend auch Ihr Brief. Als Fußballfans sollten sie deeskalierend wirken. Der Brief an Herr Hopp lässt mich ernsthaft an Ihrer Auffassungsgabe und an Ihrem Realitätsbewusstsein zweifeln. Sie sollten sich nochmals ernsthaft Gedanken machen, ob der Brief vielleicht auch durch die 0 Punkte-Fahrt nach Sinsheim zustande gekommen ist.
Mit "freundlichen" Grüßen
Markus Sch.
P.S. Ich bin kein Hoffenheim-Fan, sondern eigentlich ein großer Fan des Fußballs des BVB's!!
Thomas schrieb uns:
Hallo Redaktion,
erst einmal möchte ich meine Wut einerseits für die Aktion der TSG die nicht entschuldbar ist aber anderes rum für diesen Artikel Äußern.
Ihr schreibt in Eurem Artikel global Ansichten und verkauft sie als allgemein gültige Meinung aller Fußball-Fans. Dies entspricht nicht Realität - vielmehr handelt es sich hier um Boulevar-Sleng bzw. Eurer eigenen Meinung.
" Denn Beleidigungen gehören auf den Rängen eines Fußballstadions so zum Alltag wie Fouls auf dem Rasen."
Genau das bringt mich und den Normalen Fußballfan auf die Palme.
Schüren doch solche Aktionen noch mehr Gewalt und Exzesse und führen zu unbeholfenen/dummen Aktion wie die der TSG. Was passiert nächstes Jahr in Hoffenheim, wird das Stadion als Vergeltungsakt "zerstört"?
Warum gehören Schmähungen/Beleidigungen einzelner Personen zur Fankultur??
Klar gehören Schlachtrufe/Gesänge gegen andere Vereine zum wichtigen Gut der Fanszene. Aber nicht nur und keinen Falls auf einzelne Personen in einer so extrem
aggressiven und beleidigenden Art und Weise.
Beispielhaft ist hier ein Beitrag zum Fantum aus Eurem eigenen Forum:
Link zum BVB-Forum nicht lässt sich so leidenschaftlich diskutieren wie Fußball.
Doch eines muss man Herrn Hopp zugutehalten. Er investiert sein Geld in die Region hat viele Arbeitsplätze geschaffen und hat sein Geld nicht wie viele andere Firmen ins Ausland geschafft..
Leistet vorbildliche Jugendarbeit und hat über 50% deutsche Spieler im Kader.
Das müssen andere "Traditions" Vereine erstmal vorweisen/leisten.
Was erlaubt ihr Euch?
So hat sich der BvB in jüngster Vergangenheit doch selbst an der Börse verhurt und jedem der Geld hatte Pfeil geboten.
Hat seine Identität, Name, Stadion und vieles mehr verkauft und somit die Werte aller seiner Fans mit Füssen getreten.
Gottlob seid Ihr damals nicht in der dritten Liga gelandet. Daher lasst die Steine mal schön auf dem Boden liegen und fasst Euch an die
eigene Nase.
Fazit Ich finde wir sollten alle mal wieder runter kommen Back to the roots -> Wie zu den Guten alten Zeiten.
Fans wie der Willen mit Leib und Seele, Einsatz und Moral die leider im Wirtschaftsunternehmen->Fußball immer schlimmer wird!!!
Dies gilt natürlich nicht nur für den BvB sondern für alle Fans.
Mit nachdenklichen Grüße
Thomas K.
der kein TSG Anhänger ist!
Jörg schrieb uns:
ich bin zwar Bayern München Fan,aber mit Eurem Brief an Dietmar Hopp sprecht Ihr vielen Fans aus der Seele.
Der Brief ist echt gut gelungen...Respekt
Gruß Jörg
Soweit die Reaktionen unserer Leser auf den offenen Brief an Dietmar Hopp. Wir danken allen Lesern für ihre Zuschriften und bitten um Verständnis, dass an dieser Stelle nur einige ausgewählte Beispiele veröffentlicht werden können.
ACHTUNG: Beiträge von Gastautoren müssen nicht die Meinung der Redaktion widerspiegeln, wir sind jedoch der Auffassung, dass auch solche Stimmen hier ein Forum finden sollten.
In der Rubrik „Eua Senf“ veröffentlichen wir in unregelmäßigen Abständen Texte, die uns von unseren Lesern zugesandt wurden.
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